Sicher, die massive Pfeiforgie gegen Scheidhauer mußte nicht unbedingt sein, verständlich war sie aber allemal.
Ich halte auch die Mannschaft (und nicht zuletzt den ebenfalls als Adresse gedachten Trainer!) trotz allem nicht für so dämlich, die Pfiffe tatsächlich einzig und allein Scheidhauer zuzuordnen. Die wissen genau, daß ausnahmslos jeder Einzelne, der sich andererseits vor einigen Monaten noch gerne auf dem Doppeldecker, am Rathausplatz und anderswo feiern ließ, gemeint war. Da brauchen wir uns auch gar nicht zu entschuldigen, denn in Duisburg wird Leistung gewürdigt, Nichtleistung aber kernig und unmißverständlich beim Namen genannt. Ich weiß, ich komme etwas oft mit Stuttgart daher aber was die Spieler dort schon Spruchbändern ertragen mußten, ist noch eine Schippe mehr, schon allein deshalb, weil sie den Text über volle 90 Minuten plus einige Zeit vor und nach dem Spiel ertragen mußten. Und letztlich scheint es ja dann auch geholfen zu haben.
2 Beispiele:
Und damit haben wir dann auch schon die einzig richtige Reaktion eines Fußballers auf eine solche Fanklatsche, nämlich a) auf die Zähne beissen, b) Ärmel hochkrempeln und c) ENDLICH Gas geben. Bis Samstag haben wir alle in dieser Saison davon fast nix gesehen. An fast keinem Spieltag.
Für mich selbst hatten die Pfiffe im Übrigen auch die unschöne Symbolik signalisiert, daß der ganze Verein auf dem letzten Loch pfeift und das darf man den Herrschaften, so sie die Botschaft überhaupt in diesem Sinne deuten, gerne nochmals eindringlich klar machen.
Und zuletzt sollten wir nicht so tun, als seien Pfiffe gegen junge Spieler ein fast nicht wieder gutzumachender Gewaltakt an deren Psyche, Seele und Gemüt. Erst neulich habe ich einen Kfz-Azubi nach erwiesener Nichtleistung schwer ausgepfiffen und bin seinerzeit auch selber ganz schön mit Flötentönen bedacht worden. Wir alle hatten schon unsere Auspfiffe und teilen, wenn berechtigt, auch in anderen Zusammenhängen aus.
Die Zusammenfassung meiner ganz persönlichen Sichtweise auf diesen Teilaspekt des Samstags:
Die Pfiffe waren jedenfalls das einzige lebendige Element während des gesamten Spiels und machten mir seltsamerweise sogar etwas Hoffnung. Hoffnung auf Reflexion und Reaktion. Wahrscheinlich vergebens.
Aber wenn das Spiel ohne diese Pfiffe dahingeplätschert wäre, hätte ich absolut keine Hoffnung mehr. Dann wären Mannschaft, Publikum, Verein schlicht nicht mehr am Leben.