Eine reine Katastrophe. Statt möglichem Platz 13 wieder durchgesackt auf 17. Fällt einem schwer, dazu überhaupt noch was zu sagen. Was einen vor allem entsetzt ist, dass es immer wieder nach dem gleichen Muster passiert. Mittlerweile ist wirklich die Frage zu stellen, ob welche von den Spielern vorher kiffen, oder was da sonst los ist.
Wie üblich zu Beginn hektische Aktivität, aus der aber nicht der gewünschte Druck auf den Gegner resultiert. Hier ist immer einer besonders fahrlässig, in diesem Fall Domo (Zynisch könnte man anmerken: da sieht man erst mal, was wir mittlerweile an Pamic haben). Es ergibt sich eine Mega-Torchance, die wir sogar richtig gut rausspielen.
Das Problem wird aber offenkundig, wenn man sich den konkreten Fall noch mal vergegenwärtigt: Baljak setzt sich über den Flügel gegen einen statischen Berliner durch, stösst im Stil eines Ribery raketengleich in den Strafraum vor, hat Platz, gutes Licht, den Ball auf dem starken linken Fuss, braucht nur noch kräftig abziehen. Sogar, wenn der Torhüter abklatschen kann, wäre für den zweiten Ball Domo gefährlich vor dem Tor (selbst der würde in dieser Situation tatsächlich gefährlich sein). Baki, der erfahrene Mann, der früher die Buden mit tödlicher Präzision einnetzte, knallt aber, ohne jegliches Gefühl im Schlappen, den Ball in die Beine von Domo, der gar nicht frei steht, und natürlich auch verstolpert hätte, wäre er frei gestanden.
So macht man sich gegenseitig öffentlich zum Deppen. Da muss Baki die Verantwortung übernehmen. Warum kann der das nicht mehr? Was hindert ihn? Naja. Nach dem das mit der eigenen Führung nicht geklappt hat, kommt, das Spiel soll ja nicht verflachen, die Aufbauhilfe für den Gegner. In diesem Fall war es Brandy mit einem wirklich artistischen Eigentor. Ein Klassetreffer mit viel Druck hinter dem Ball, absolut unhaltbar. Kann natürlich passieren, so ein Ding. Nur, bei uns ist das, so früh im Spiel auch immer es geschieht, die Vorentscheidung.
Beim zweiten Tor ein Abstimmungsproblem, das den winzigen Kern alleine mit dem riesigen Stossstürmer des Gegners zurücklässt. Da hätte Wiedwald vielleicht gehalten, aber auch nur vielleicht, weil er eingespielter ist als Müller. Das ist Müller nicht anzukreiden, der bis auf einen leichten Patzer am Anfang fehlerfrei und absolut solide agierte. Respekt für den Jungen, in dieser Lage hat er schon jetzt bewiesen, dass er nicht nur was drauf hat, sondern ein stabiles Nervenkostüm besitzt.
In der zweiten Halbzeit wurde dann, als die Zeit langsam schon knapp wurde, die relative Limitiertheit der Berliner im Spielerischen deutlich, als man im Bayern-Style ein flottes Kurzpassspiel rund um den Strafraum aufzog und immer wieder versuchte, durch spektakuläre Steilpässe und Tempovorstösse hinter die Abwehr zu kommen. Das war gefällig, entsprach aber nicht der Dringlichkeit der Situation. Für mich zeigten sich nur der sichtlich stinkwütende Exe und der vielgeschmähte Exfortunate Rani echtes Aufbäumen. Rani zudem trickreich und mit dem Selbstbewusstsein, dass man als Meidericher Zebra im Moment wohl nur mitbringt, wenn man lange nicht mitspielen durfte.
Auch der "Ehrentreffer" kurz vor Schluss, der in der Mixed-Zone hinterher ein etwas besseres Gefühl macht, ansonsten ohne Relevanz bleibt, war wieder zu sehen. Alles in allem reicht das so nicht. Taktische Analysen erübrigen sich, da es, bitter, aber Tatsache, auch mit jeder alternativen Taktik ebenfalls nicht gereicht haben würde. Hinten zu viele Abstimmungsfehler, vorne ungenügend im Torabschluss. Harmlos bei eigenen und gegnerischen Standards. Einige wollen zwar mehr, aber die kriegen keinen Zugriff, weil die Gegner nur Fehler vermeiden müssen, um am Ende drei Punkte sicher zu haben.
Für einige ist es immer schade, wenn sowas vergeigt wird. Koch, jetzt zum dritten Mal auf einer anderen Position, der sich bemühte, Ruhe und Struktur im Ameisenhaufen zu generieren. Der kämpferisch starke Öztürk, von dem man in der Zukunft bei der Konkurrenz noch viel Gutes sehen wird, Exslagers (und Brosinskis) Antritte. Warum passt das nur alles nicht zusammen, auch jetzt noch nicht, nachdem in zwei Jahren drei ganz unterschiedliche Trainer damit befasst waren? Es bleibt ein grosser Baukasten, überall schweift das gierige Auge über schöne Elemente und stellt sich vor, wie das zusammengebaut aussehen würde.
Und nu? Wie immer, Mund abwischen und weiterwurschteln. Darauf hoffen, dass Sukalo vielleicht wieder mitmachen kann, dass mit Perthel und Koch die Aussenpositionen demnächst bestimmende Qualität gewinnen, dass der deutliche Sieg von Sandhausen eine Ausnahme bleibt, dass wir gegen noch schwächere als die Berliner in Schweinespielen die einzige Bude machen werden. Noch drei Spiele bis zur Winterpause, da hat Runjaic womöglich mal Zeit zur Aufbauarbeit und Neuorientierung. Ob er es kann, wird man danach bald wissen.