Die Tendenz geht ja anscheinend doch.irgendwie dahin, dass diese "Newcommervereine" in Sachen sponsoring gar nicht so schlecht unterstützt werden. Die TV-Gelder sind heute viel entscheidender als die größe des Stadions (Zuschauerzahl) und einer Stadt. Im Marketing ist es das A und O , dass dein Name nicht mit irgend etwas negativen im Erscheinung tritt. Dein Konzern-Logo in den Sozialen Kanälen im Zusammenhang mit Begriffen wie "Insolvenz", "Ausschreitungen", "Krise" u.ä., das kommt nicht gut. Ein Grund weshalb solche unbelasteten Clubs wie Heidenheim oder Elversberg für potentielle Sponsoren interessanter werden könnten. Ich traue dem FCH und anderen da langfristig durchaus etwas zu. Die Tendenz, dass immer mehr größere Clubs in Schwierigkeiten geraten und da kaum noch raus kommen scheint ja gegeben. Und die geringen Unterhaltkosten machen natürlich mehr Gelder für den Mannschaftsaufbau frei.
Ich glaube, man sollte da mehr auf die individuelle Situation der einzelnen Ligen eingehen. In Deutschland hat speziell die Sommermärchen-WM 2006 ja überall in der Provinz diese zum Teil manischen Aktivitätssteigerungen hervorgerufen. In England hängt sehr viel an der Vermarktung der Premier-League im asiatischen Wettanbieterraum. In Spanien ist Steuerbegünstigung für Fussball im Highend-Profibereich anscheinend hochpopulär für die Politik, in Frankreich hat man sich als Kompensation für eine vorhersehbare Liga extrem stark auf anhaltende Erfolge der Nationalmannschaft eingeschossen.
Ich finde, in Deutschland ist der klassische, befehlsgewohnte, geschäftlich erfolgreiche Provinzler, der weitgehend mit den Mitteln, mit denen er seine ererbte Fleischfabrik schon nach vorn gebracht hatte, auch "seinen" Fussballverein managt, deutlich in die Jahre gekommen. Aber die Presse hält nach wie vor unbeirrt daran fest, und dem DFB fällt leider überhaupt nichts Neues ein. Also läuft es da eben auch weiter - mit einem wie Neuendorf leider sogar mit der peinlichen Unterwürfigkeit von Hofnarren, die sich vom Tisch der Reichen ungeniert die Brocken zuwerfen lassen.
Wirklich interessant ist Heidenheim allerdings eigentlich auch nicht für das Fernsehen. Was es wirklich nochmal bringen würde - eine Umverteilung von Fernsehgeldern, eine andere Struktur bei Transfers, Gehältern etc. - wird von Bayern, und inzwischen wohl auch dem BVB und Leipzig, geblockt. Die wollen die maximale Omnipräsenz als Alleinunterhalter der deutschen Provinz genauso, wie das internationale Geschäft, die Tassen, Trikots und Schlüsselanhänger ebenso wie die fette Fernsehknete. Uli, Kalle, Aki und Rudi wollen von den Fans geliebt werden, immerzu was Wichtiges in der Öffentlichkeit vermelden oder austragen - und zugleich knallhart die Machtschraube dort mit weiterdrehen, wo längst smarte Finanzberater und Corporate-Identity Fachleute das Zepter schwingen.
insofern erstickt der deutsche Fussball zwischen dem durchaus richtigen Verlangen, seine Traditionen und Eigenheiten zu bewahren und der Verweigerung der schon unverschämt Reichen und Einflussreichen, sich endlich klar für oder gegen die Tradition zu entscheiden, und dann auch danach zu handeln. Ich persönlich hätte nix gegen eine "Farmliga", die zugunsten von Bayern, BVB und Leipzig junge bis mitteljunge Spieler heranzieht und dann mit dicken Gewinnmargen an eine europäische Spitzenliga veräussert, und von mir aus könnte auch Heidenschleim ein Teil davon sein.
Aber dann wären die deutsche Meisterschaft und der DFB-Pokal definitiv Veranstaltungen ohne diese grossen Walfische. Und sie hätten eine Stange mehr zu bezahlen, damit sie die richtigen Topspieler mit Mitte bis Ende 20 auch bekommen könnten - und bezüglich "Traditionspflege" wären sie halt draussen. Es wären dann halt, zusammen mit Real, Barca, PSG und City undsoweiter, "All-Time European Legends", oder was auch immer.