Ich war mal im Lauterner Transfermarkt-Forum spionieren. Die haben da auch einen
Taktikthread mit einigen lesenswerten Beiträgen (gerade der User "Kohlmeyer" tut sich hervor).
Interessant ist mit Sicherheit, dass Runjaic eine für die 2.Liga ziemlich ungewöhnliche Spielphilosophie bevorzugt. Er verzichtet weitestgehend auf lange Bälle, möchte die Spielkontrolle, arbeitet mit viel Kurzpass, um planvoll und strukturiert anzugreifen, versucht also schon ein Ballbesitzfussball alà Barca oder Bayern durchzudrücken. Auch die Jungs von spielverlagerung.de ließen mal durchblicken, dass Lautern eine der spielstärkste Mannschaften der abgelaufenen 2.Liga-Saison sei (ich erinnere mich gerade nicht mehr, wo das war).
Teil der Spielweise ist auch, auf hektisches und riskantes Umschalten zu verzichten und den Ball lieber in den eigenen Reihen zu halten. Dafür rückt der ganze Mannschaftsverbund geschlossen Richtung Ball, um die Verbindungen aufrecht zu erhalten, was aber auch die Räume verdichtet, weil die gegnerische Mannschaft mitgezogen wird. Obwohl sich dadurch große Räume im Rücken der Abwehr ergeben, sind die Gegentore in Runjaic` Amtzeit immer weiter zurück gegangen, vermutlich weil man durch die kompakte Staffelung schnell ins Gegenpressing kommt und so Konter gut unterbinden kann.
Erstaunlich finde ich auch, dass Runjaic oft ein 4-3-3 mit Doppel-Acht spielen. Auch diese Formation ist im Doppel-Sechs geprägten Deutschland eher selten, wird aber in Holland und Spanien viel gespielt.
Wie so oft, wenn man auf diese geduldige Weise zum Tor kommen will, liegen die Probleme dann im letzten Spielfelddrittel. Ohne schnelles Umschalten oder lange Bälle steht der Gegner dort meist sehr gut organisiert und es gibt kaum ein Durchkommen. In Verbindung mit Runjaic sachlicher und ruhiger Art (am Spielfeldrand) wurden deswegen im Lauterer Umfeld nicht wenige Stimmen laut, die die Leidenschaft und das Herzblut im Spiel ihrer Mannschaft vermissen. Eine typische Fehleinschätzung, weil Taktik mit "Emotionalität" vermischt wird.
Was bedeutet das für uns am Freitag? Eigentlich sollten die Rollen klar verteilt sein. Der MSV überlässt den Lauterern den Ball und versucht mit schnellem Umschalten Torgefahr zu erzeugen. Das sollte beiden Trainern-Philosophien und auch den zu erwartenden Kräfteverhältnissen (Aufstiegs- gegen Abstiegskandidat) entgegen kommen.
Fraglich ist aber, wie sich der MSV defensiv positioniert, ob man eher passiv und tief bleibt oder ein aggressives Mittelfeldpressing spielt. Ersteres dürfte den Lauterer wenig schmecken (Tendenz zum drögen 0:0), zweiteres dürfte die Chancen auf einen Torerfolg unserer Mannschaft steigern, aber auch Risiken birgen, wenn Lautern unser Pressing umspielt. Ich schätze, unsere Mannschaft wird da durchaus variantenreich agieren und den Rhythmus wechseln.
Ebenso interessant ist das Verhalten bei unserem Spielaufbau. Spielt man flach raus, um die Lauterer rauzulocken und sie mit langen Bälle zu überspielen oder will man den Lauteren keine Chancen im Pressing ermöglichen und Rata schlägt die Bälle sofort lang nach vorne. Gerade auch weil die Lauterer nur mittelgut umschalten, tippe ich da auf Variante 1. Sollten wir in Führung gehen, könnte Lettieri aber wieder zu seiner bekannten "hinten dicht und alles weit weg vom eigenen Tor"-Taktik greifen. Also lasst die Fingernägel lang, damit ihr was zu knabbern habt
Zu den Personalfragen und der Duisburger Formation kann ich nur ins Blaue tippen, da ich nur das Porto-Spiel gesehen habe und diese Eindrücke kaum ausreichen dürften. Im Gegensatz zu den meisten anderen bin ich bei Feltscher-Bohl ziemlich unentschlossen. Man sollte es vom direkten Gegenspieler und der Taktik abhängig machen. Bomheuer hat mich im Rausrücken am Samstag hingegen nicht überzeugt. Da fand ich Meißners Timing und Abstimmung in der Drittligasaison wesentlich besser, aber die Gegner waren auch ein anderes Kaliber
Auf rechts würde ich weder Klotz noch Bröker wählen, sondern beide als Option auf der Bank lassen (Bröker als wuchtiger, ballhaltender Spieler bei Rückstand bringen, Klotz zum Kontern bei etwaiger Führung). Dausch wäre auf rechts mein Favorit, da er sehr weiträumig-laufstark und fleißig im Pressing ist. Das sollten den Lauterern in ihrer tiefen Ballzirkulation wenig gefallen. Wenn er nach innen zieht, hat er den Ball auf dem starken Linken. Als Nebeneffekt kann man Albutat neben Hajri auf die Doppel-Sechs stellen, was gegen eine etwaige Doppel-Acht der Lauterer keine schlechte Idee sein dürfte. "Zentrum schließen" ist gegen Ballbesitzmannschaften immer zielführend. Also würde ich so aufstellen:
-------------------- Rata ----------------
- Feltscher - Meißner - Bajic - Wolze -
---------- Hajri -------- Albutat -------
---- Dausch ---- Janjic ---- Grote ----
----------------- Onuegbu --------------
Ohne Neuzugang

Urlaub für die Nachtschicht am Freitag ist eingetragen. Die Vorfreude ist riesig...
