Ich bin schwer begeistert von
Barney. Er hat es einfach drauf, seine Matches mindestens mal eng zu gestalten. Und was ist das bitte für eine Nervenstärke bei dieser WM?! Über die volle Distanz gegen Bunting, van Gerwen und M. Smith. Vor einer Weile war van Barneveld gefühlt schon auf dem Ende seines Darts-Weges, seit Jahren Diabetes und dann noch die Sehschwäche, die ihn mit der Brille experimentieren ließ, mit der er aber nie so richtig warm wurde. Für mich ist van Barneveld ein wahrer Champion, der gut ein Jahrzehnt nach seiner besten Zeit furios aufspielt. Immer noch unglaublich, wie er den außerordentlich starken van Gerwen mit Ansage aus dem Turnier genommen hat.
Im Halbfinale gegen Lewis wird es wieder mal sehr schwer. Ich hatte meine Zweifel, ob
Barney diese längeren Distanzen noch erfolgreich absolvieren kann, aber er hat es unter Beweis gestellt. Sowohl er als auch Lewis haben große Comeback-Qualitäten. Dennoch glaube ich, dass Ray diesmal wieder einen Verlauf wie gegen van Gerwen braucht, kein großer Rückstand also. Gegen einen Michael Smith mag das geklappt haben, aber Adrian Lewis ist nochmal eine andere Kragenweite. Ich hoffe, dass er diesem mit einer starken Doppelquote und weiterhin gespielten High-Finishes schon früh auf den Sack gehen kann.
Anderson sehe ich gegen Klaasen ehrlich gesagt total ungefährdet. Nicht nur aufgrund der eigenen Stärke, sondern weil Klaasen in meinen Augen überschätzt wird. Ist sicher schön anzuschauen, wenn er einen Lauf hat, mit der 18 außerdem mal ein alternatives Doppel, aber
Jelle de Snelle (genialer Spitzname

) ist einfach zu abhängig von guten Minuten. Die hatte er auch letztes Jahr schon gegen Anderson, um hintenraus von diesem überrollt zu werden. Ich denke, dass da keine wirkliche Spannung aufkommt, wenngleich Klaasen am Ende drei, vier Sätze gewinnen mag.
Was mir bei dieser WM nicht so gut gefällt: Das Publikum. Das fängt mit der zunehmenden Germanisierung im Alexandra Palace an. Dass wir ohne Holland zur EM fahren, ist ja richtig und durchaus amüsant, aber alle 20 Minuten brauch ich dann doch nicht daran erinnert werden. Noch schlimmer sind die „
boooring, boooring tables“, die schon kaum noch darauf eingehen. Außerdem wird der Bezug zur jeweiligen Partie immer geringer. Dass Taylor besungen wird, war schon immer so, aber dass in spannenden Momenten am Oche die van-der-Voort-Melodie aufkommt - na ja. Es verliert irgendwie doch immer mehr seinen Charme aus dem letzten Jahrzehnt. Irgendwelche Jungs müssen ja nachrücken, aber früher war es irgendwie schöner. Korpulente schwitzende Pub-Typen, die dann teilweise von arroganten Jüngelchen wie Lewis & Co herausgefordert wurden. Die Scores nicht ganz so gut, aber beim Treffen der abschließenden Doppel waren sie gewiss nicht weniger nervenstark. Heute strahlen die jungen Kerle à la van de Pas meist eine brutale Verbissenheit aus. Manley, Mardle, B. Anderson, where are you?!
