Für mich sind die vier, welche in dieser Qualiphase den Hebel umgelegt haben, Müller und Götze vorne, und Hummels und Boateng hinten. Alle anderen spielten ganz gut mit, und Gündogan wird wohl, wenn er sich nicht wieder schwer verletzt (Toi,Toi,Toi) der neue Chef werden. Plus Reus noch dazu, den pomadigen Özil vielleicht mal gegen Kevin Volland eingetauscht, ruhig mal wieder ein bis zwei Benders dazu, und die Sache wuppt sich auf ein würdiges Niveau hoch.
War ich auch direkt nach dem WM-Triumpf noch kein richtiger Jogi-Fan, könnte ich es neuerdings wieder werden: wie er nach diesem Durchhänger jetzt die Mannschaft neu erfunden hat, mehr wie etwa ein Tuchel in Dortmund über die Kontrolle kommt, statt dauernd nach vorne jagen zu lassen, oder durch totale Kontrolle alles im Mittelfeld einzufrieren. Herzerfrischend, wie effektiv unser Angriffsspiel mit einzelnen Nadelstichen funktioniert, wie wir nach Versuchen, uns gegen meist dicht massierte Abwehrverbunde durchzuspielen, abgeklärt alles weiter zurück verlagern, und dort die Spielkontrolle behalten, bis der Gegner uns eine weitere Lücke eröffnet: das sieht schon sehr nach einer klaren Linie in einer selbstbewussten Fussballmannschaft aus, die auch das Gefühl verbreitet, dass sie eine titeltragende Macht repräsentiert.
Wobei nichts perfekt war, fand ich, bei vielem die Improvisation einfach auch genügte, weil der Gegner nicht mehr abverlangte. Aber ein roter Faden ist, nach langem endlich wieder, klar zu erkennen.
Interessant auch, wie Löw die langen, präzise das Mittelfeld überbrückenden Flanken direkt aus dem Abwehrverbund heraus, die zuerst Real, dann Barca international wieder Salonfähig gemacht hat, nun übernimmt, wenn man bedenkt, dass er selbst dieses ganz früher mal als ein Sakrileg schlechthin gebranntmarkt hatte. Hieran erweist sich, dass Löw ein Trainer ist, der mehr als andere lernfähig ist, weniger davon lebt, einen eigenen Stil zu prägen, und mehr davon, aus diversen Stilen die richtige Mischung herauszufiltern. Genau so sollte es der Bundestrainer machen!
Ich fand die Schotten kämpferisch viel stärker als die Polen, allerdings technisch und auch in jeglicher sonstigen spielerischen Beziehung gegen eine im Kopf ziemlich klar agierende deutsche Nationalmannschaft mehr oder weniger chancenlos. Die zwei Buden von denen muss man mehr oder weniger als unglückliche Zufälle abbuchen, und eigentlich hätten wir natürlich noch eine machen müssen, zur Absicherung. Ich glaube aber, man kann hier nicht noch mehr erwarten, bei zwei wichtigen Spielen in so kurzer Zeit hintereinander.
Danach hatte ich ein klares, einfaches Gefühl von Stimmigkeit, welches ich mir nicht wieder damit verdorben habe, dass ich mir Florian König gab. Selbst wenn Jens Lehmann wieder interessantes gesagt haben sollte, für mich war dieser Abend genau mit dem Schlusspfiff optimal rund, und ich hab die Glotze ausgeschaltet.