Ja, nicht ausgeschlossen. Auch beim taktischen Schlingerkurs in der Rückrunde (z.B. Dreierkette in Lautern) war nicht klar, wer da federführend war. Genauso die Idee, zur neuen Saison auf eine 4-1-4-1 zu setzen oder in der Innenverteidigung ein anderes Stellenprofil, wie Ivo es nennen würde, zu erstellen, kann von Lieberknecht gekommen sein. Es wissen nur die Beteiligten und der "Staff".
Aber für mich passten die letzten Monate nicht mehr zu den Werten und Ideen, die Lieberknecht über Monate in den PKs vertreten und die uns letzte Saison stark gemacht haben. Deswegen habe ich die Schuld eher nicht bei ihm gesucht.
Fest steht nur, dass die Beteiligten sich anscheinend nicht einig waren und der Kader deswegen unrund ist. Für mich besteht er aus ein bisschen Lieberknecht und ein bisschen "einfacher Drittligafussball", wie ihn Ivo und Andreas hier sehen wollen.
Wobei selbst das weiß man ja nicht genau. Ivo steht ja für keinen konkreten Fussball. Er war immer nur Zuarbeiter und kein Visionär. Und das wird immer dann zum Problem, wenn es nicht läuft. So wie jetzt.
P.S. Auch bei Albutat kann es sein, dass er geflüchtet ist, als er gemerkt hat, dass man sich uneinig ist und er das derzeitige Chaos schon hat kommen sehen. Er kann aber auch vor der Person Lieberknecht geflüchtet sein.
Wobei er eigentlich seine beste Saison beim MSV unter ihm gespielt hat und trotz der vielen "Albu!Albu!"-Rufen noch nie so viele Freiheiten zur offensiven Entfaltung gehabt hat wie letzte Saison.
Ich sehe das genau wie du, wir Fans müssen uns aus einigen hingeworfenen Brocken etwas zusammenreimen. Insofern jetzt wieder nach den geheimnisvollen und zugleich allseits omnipräsenten "Gesetzen des Marktes" gearbeitet wird, und Ivo Grlic exakt die Person ist, welche für die Trainerentlassung an einem für mich eher willkürlich als geplant zustande gekommenen Dienstag diese "Gesetze des Marktes" als das allein massgebliche mittlerweile ausdrücklich bekräftigt hat, gibt es kein "alternatives Projekt" der besonderen Beständigkeit und des klar zu identifizierenden Fussballs mehr, an das wir uns halten können. Was also übrig bleibt, ist die strenge Leistungsbewertung. Das verändert das, was ich persönlich von Grlic denke, denn jetzt ist er einfach nur noch ein Teammanager (Wort so gemeint wie im deutschen Fussball üblicherweise angewendet), dessen Wohl und Wehe an der zureichenden Definition von Saisonzielen und deren Erreichen oder Nichterreichen gemessen werden muss.
Grlic hat, von Reck über Runjaic bis Lettieri, Lieberknecht und Gruev immer einfach nach der taktisch schlichtesten Massgabe Trainer geholt, die möglich ist. Nach offensiveren Leuten sind defensivere gekommen, nach eher konzeptorientierten eher bodenständige, nach aufbrausenden ruhige. Und oft waren Spieler dabei, die nach Vorgaben, die auch ein Peter Neururer nicht anders setzen würde, früher mal eins höher für Highlights sorgten, die Ivo schon kannte, und auf deren Zuverlässigkeit er nicht immer durchweg berechtigt vertraute, ergänzt um eine Reihe ambitionierter Rookies, die sich an den alten Leitwölfen orientieren sollten. Wobei aus so manchem Leitwolf aber eher ein chronischer Lazarettfall wurde, das übliche Risiko, was du in solchen Fällen gehen musst. Insofern das hoch achtbare Projekt "Ausbildungsverein" die Coronakrise nicht überlebt hat, aber, wie man konstatieren muss, schon zu Beginn der letzten Rückrunde einen stillen Tod gestorben ist, sollten die Fans gewisse Illusionen, so sie welche hatten, ad acta legen.
Für mich heisst das aber im Umkehrschluss nicht, dass ich jetzt auf eine Schiene wechseln werde, die eigentlich auch illusionärer denn je geworden ist, nämlich den Aberglauben, wir könnten, wenn wir hier in so einem Portal nur alle geschlossen für oder gegen irgendetwas oder irgendjemand votieren würden, wirklich definitive Verhaltensänderungen bewirken. Das ist ganz bestimmt nicht so, liebe Leute! Albutat ist ja ein hier angeführtes Beispiel par excellence, das habe ich schon vorher geglaubt, dass die Ansagen, Lieberknecht wäre viel zu ambitioniert und weitschweifig, aber auch zu anstrengend für unsere Spieler gewesen, wirklich in Zweifel zu ziehen sind. Solche Zweifel an Kernaussagen von Sportdirektoren seitens der Fans entsprechen eben auch den "Gesetzen des Marktes", und Ivo hat ja klar zum Ausdruck gebracht, dass er ganz genauso eingeschätzt werden willl und den netten Versuch von Ingo Wald, ihm heimlich still und leise eine kleine Extrawurst zu braten, entschieden zurückgewiesen.
Insofern ist jetzt "Tabula rasa"! Lettieri hat drei oder vier, von mir aus auch fünf Spiele Zeit, nicht wie ein Strohfeuer zu verbrennen. Wenn er es nicht so zügig aus dem Tabellenkeller schafft, dass es auch wie ein echtes Turnover riecht, schmeckt, sich anfühlt, wird kein Mensch, ob hier drin oder auswärts, Grlic abkaufen, dass die Entlassung von Lieberknecht irgendetwas über eine unangemessene Panikreaktion hinaus war. Nicht bei der Vorgeschichte, nicht bei dem Verlauf der letzten drei Spiele, nicht bei dieser Grosswetterlage zur Zeit, durch die Pandemie und andere Umstände. Darauf läuft es für mich hinaus.