Nochmal kurz was zum ersten Halbfinale und dem Unterstützen deutscher Mannschaften auch auf Vereinsebene
Ich bin auch für den deutschen Fussball, und deshalb wäre mein Optimum ein neues deutsch-deutsches CL-Finale gewesen. Aber wenn irgendein Club sich so generiert, als wenn es gar keine Verwurzelung im deutschen Fussball gäbe, dann sind das doch die Bayern, die sofort rumzucken, wenn sich national gesehen mal ein Meisterschaftskonkurrent auftut. Die Spieler haben, welche ganz eindeutig die Solidarität zu diesem Verein über die Solidarität zur Nationalmannschaft stellen, egal, wer jetzt wo gerade Trainer ist. Die einen Vorstand haben, dem sich immer wieder die Frage stellt ob der Welt nicht mehr gedient wäre, wenn es eine übernationale europäische Bestenliga gäbe.
Und die nicht zuletzt mit allen ihren Verantwortlichen massiv den australischen Usurpator von Fernsehrechten und erzkonservativen Meinungsmanipulator Rupert Mudoch und sein "Sky"-Projekt unterstützen. Das haben sie alles schon, zugegeben, zu Heynckes-Zeiten getan. Aber Heynckes hat eben auch noch dafür gestanden, dass der Bundesliga-Fussball nicht gering geschätzt wurde. Sie haben ihre Saison anständig zuende gespielt. Don Jupp hat immer wieder seine Herkunft und Verwurzelung in der deutschen Provinz betont. Er war bescheiden, hat nach den glorreichen Siegen zunächst mal die Ersatzspieler hervorgehoben, die nicht dabei sein konnten, und man hatte deutlich das Gefühl, dass der jetzt erst mal nach Hause will und eine Woche im Garten verbringen, wie ältere Herren es lieben. Und es war trotzdem ein ganz moderner Fussball, den er spielen liess. Der zu dem passte, was sich hier neu entwickelt hat in den letzten 10 Jahren. Von dem man hätte sagen können, dass es die neue deutsche Art ist, dieses Spiel zu interpretieren.
Das war den Bayern aber nicht mehr gut genug, und sie haben aus dem van-Gaal-Experiment auch nicht viel gelernt. Von Dortmund kann man sagen, dass sie eine Kontinuität der Entwicklung weiterhin im Auge behalten, Bayern hingegen musste in gewohnter Manier wieder alle anderen in den Schatten stellen: wenn die weltallerbesten Spieler nicht zu haben waren, dann musste es wenigstens der weltallerbeste Trainer sein. Der zwar immer noch völlig unverstehbar ist, wenn er in Stellungnahmen angeblich "deutsch" redet, der aber nichts desto trotz ironisch lächelnd schon öfter angemerkt hat, dass alle Spieler viel zu "deutsch" im Kopf sind. Anscheinend gilt das auch für das spanische Kopfballungeheuer Sergio Ramos: einfach mal so, stumpfsinnig und unintelligent, unter Ausserachtlassung sämtlicher difiziler Regeln für Fussballspielsysteme, zwei Kopfbälle über die Linie gewuchtet. Pep dürfte eine Woche lang "dahoam" nur noch französisch parliert haben, so angesickt wird ihn das haben.
Also ich bin enttäuscht von diesen Bayern, und zwar als ein glühender Anhänger des deutschen Fussballs, und auch traditioneller deutscher Fussballtugenden, die keineswegs immer nur, wie man ihnen nachsagt, aus statischer, aber unbeeindruckbarer Defensive bestanden haben, denn wir hatten auch immer gnadenlos gute Offensivkräfte. Für mich hat gerade Real in diesem Halbfinale "deutsche" Tugenden mustergültig vertreten: taktische Disziplin, Entschlossenheit in der Umsetzbewegung, Effizienz und Klugheit im Abschluss. So sollen die Deutschen auch spielen, in den Clubs, und in der Nationalmannschaft. Missgelaunte Nachtreter, die sofort den Zusammenhang verlieren wenn es mal einschlägt, und hinterher noch beleidigte Grosssprecher sind, die man nicht mal kritisieren darf, wenn sie mit null zu vier untergehen, brauche ich hingegen nicht.