„Wir sind nicht das Sozialamt“
VON FRANK NÄGELE, 07.12.06, 21:11h
Profis, die den Trainer nicht überzeugen, werden ungeachtet der Laufzeit ihrer Verträge den 1. FC Köln verlassen müssen.
Köln - Den 1. FC Köln, wie ihn der deutsche Fußball jetzt kennt, soll es nur noch drei Spiele lang geben. Dann kommt der erste Schnitt. Ein Schwung neuer Spieler soll dem Achten der zweiten Fußball-Bundesliga unter Trainer Christoph Daum ein anderes sportliches Potenzial geben. Während die Branche über die Kölner Aktivitäten auf dem Transfermarkt wie den Kampf um das montenegrinische Supertalent Stevan Jovetic (17) spricht, wirken die unter Vertrag stehenden Profis entnervt und verunsichert. Der Lieblingssatz von Trainer Christoph Daum („Jeder hat Gelegenheit, sich bis zur Winterpause zu empfehlen“) klingt angesichts der beim Debakel gegen Duisburg gezeigten Leistungen wie eine massive Drohung und nicht wie ein Versprechen.
Der Trainer kündigte am Donnerstag eine strenge Auslese an. „Wir sind ein Profi-Verein und nicht das Sozialamt“, sagte Daum, „wir behandeln die Spieler mit der gebotenen Fairness und Menschlichkeit. Alle werden an ihren Leistungen gemessen, es kann für keinen eine Ausnahme geben, egal aus welchem Grund.“ Druck, Eingewöhnungszeit, nervliche Probleme werden keine Entschuldigungen sein. Daum: „Irgendwann musst du an einen Punkt kommen, an dem du konsequent bist, sonst nimmt das Unternehmen Schaden. Ich bin nicht hier, um mich bei jedem Spieler beliebt zu machen, ich bin hier, um harte, einschneidende Maßnahmen zu treffen.“
Klingt, als müssten sich alle Spieler, die am Montag gegen Duisburg auf dem Feld waren, massive Sorgen machen. Andererseits ist Daums Querverweis aufs Sozialamt etwas unscharf, denn der 1. FC Köln zahlt mehr. Vor allem, wenn die Verträge noch jahrelang laufen wie bei Haas, Mitreski, Lagerblom, Novakovic, Broich (alle bis 2009), Gambino, Baykal, Madsen (alle bis 2008) oder gar Cabanas (2010). Im Fußball ist es üblich, Abfindungen annähernd in der Höhe des Betrages zu bezahlen, der für die gesamte Laufzeit entsteht, oder die Gehaltseinbußen, die der Spieler beim neuen Klub hinnehmen muss, mit zu tragen. Also wird die Neuordnung auf beiden Seiten teuer. Denn es ist eben nicht nur ein finanzieller Kraftakt, neue Spieler zu verpflichten, sondern auch, sich von Aussortierten zu trennen.
Mit diesen Profis, die nicht wissen, was auf sie zukommt, will Daum aus den letzten drei Spielen des Jahres „die maximale Ausbeute“ holen. Siege gegen Offenbach (Sonntag, 14 Uhr) und Kaiserslautern in der Liga, einen Erfolg im Achtelfinale des DFB-Pokals in Frankfurt. Für diese Last-Minute-Aufgaben kann der Lehr-Ansatz über das kleine Einmaleins des Fußballs nicht hinausgehen. „Ich werde der Mannschaft nur das Nötigste über Offenbach mitteilen“, sagt Daum, „das Wichtigste ist eine erheblich bessere Zweikampfbilanz als zuletzt, denn in der Regel gewinnt die Mannschaft mit den besseren Zweikampf-Werten.“ Erschwerend kommt hinzu, dass Daum bei den Hessen auf die gesperrten
Broich (Rot), Alpay (Gelb-Rot) und Cabanas (fünfte Gelbe Karte) verzichten muss.
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