@Jin1985
Für mich ist der Affenaufstand (siehe nur mal wieder die Meinungsmacher von Bild

) eine logische Folge davon, dass der Videobeweis bei vielen Leuten zunehmend den Eindruck verstärkt, es gäbe bei Schirientscheidungen so eine Zone von nahezu einhundert Prozent, wie sie die Wissenschaft sogar nur in Ausnahmefällen erreicht. Leider sind viele Fernsehreporter, unter anderem auch Tom Bartels, fleissig dabei, aus diesem Abdriften in völlig irrationale Kategorien noch einen eigenen Sport zu machen. Meist wird dabei exzessiv die Superzeitlupe in Anspruch genommen, die allerdings die Dynamik der Situation zum Teil komplett verzerrt. So war es auch hier bei beiden strittigen Entscheidungen zugunsten Frankfurts, in denen jedesmal Boateng (Fussballgott!!) mitwirkte.
Beim "Handspiel" vor dem Führungstor für die Eintracht wurde der Ball allerdings von Boatengs Hand kaum entscheidend abgelenkt, ferner ist es so gut wie unmöglich für ihn, vorauszusehen, dass der Ball so hochspringt, wie er es dann tut. Und die Szene ist ein Dreikampf im Mittelfeld, niemand erwartet bei energischem Körpereinsatz in dieser Szene wohl ernstlich, dass alle ihre Hände an der Hosennaht haben.
Beim "Elfer" sieht Boateng den Ball direkt auf sich zufliegen, als Aufklärer im Strafraum ist wohl die einzig naheliegendste Option, das Ding so wuchtig und weit weg wie möglich rauszutrümmern. Wozu Boateng auch ansetzt, und während sein Fuss nach vorn schnellt, springt Martinez von seitlich mit vorgestrecktem Fuss seinerseits dazwischen, auch er komplett auf den Ball fokussiert. In der Superzeitlupe sieht es danach aus, als ob beide Spieler endlos Zeit hätten, während der Aktion noch andere Entscheidungen zu treffen und diese zu verwirklichen, allerdings geschieht alles in Bruchteilen von Sekunden, und die beiden Füsse prallen genau zeitgleich aufeinander, ohne dass einer irgendwie noch zurückziehen könnte.
Das kann ein Foul des Verteidigers (Boateng) sein, ebenso gut aber ein Stürmerfoul (Martinez). Wenn ein Schuss unterbunden wurde, dann derjenige von Boateng, denn Martinez will einfach nur dazwischen kommen, er steht komplett mit dem Rücken zum Tor und hat keinerlei direkte Abschlussoption. Am ehesten würde ich die Sache so bewerten, wie sie Zwayer auch bewertete, nämlich als schlichten Unfall.
Dass Boateng und Kovac beide sagten, dass sich niemand hätte beschweren können, wenn es dort Elfer gegeben hätte, respektive wegen Handspiels in der ersten Szene abgepfiffen worden wäre, erachte ich als eine noble Geste. Welche die Bayern wegen ihres wenig sportlichen Verhaltens, im Nachgang betrachtet, eigentlich gar nicht verdient gehabt hatten. Dass man die Medaillen für den zweiten Platz symbolisch "nicht annimmt", ist wohl so üblich, aber einfach abzuhauen und Neuer und Heynckes die Repräsentanz allein zu überlassen (wobei Heynckes sich sogar noch eine Ausrede aus den Rippen leierte, stets umsichtig und leidensfähig, wie er sogar am letzten Arbeitstag noch ist), zeigt einen ganz anderen Charakter, als ihn die Eintracht-Spieler unter Kovac mittlerweile angenommen haben.