Bevor wir hier einige Vereine maximal möglich beleidigen, indem wir sie mit Mateschitzens Dosenprojekt auf eine Stufe stellen, sollten wir doch in jedem Fall kurz darüber nachdenken, welche Wurzeln diese Vereine haben, welche Absichten dahinterstecken, sowie vor allem eine genaue Abgrenzung zwischen "normalen Sponsoren" und "In-allen-Dingen-das-Sagen-Habern" vornehmen.
Eintracht Braunschweig hat beispielsweise diese Gleichsetzung in keinster Weise verdient. Dort hat sich nämlich einfach nur Hauptsponsor Günter Mast als Pionier betätigt, indem er die bis dahin blanke Brust eines Bundesligisten mit dem allbekannten Hirsch verziert hat. Übrigens gegen hartnäckige Widerstände des DFB, dert heutzutage nicht einmal mehr weiß, wie "Widerstand" geschrieben wird. Dieser Günter Mast hätte jeder Sponsor der damaligen Zeit gewesen sein können und wäre die Trikotwerbung bis Mitte der 90er Jahre ausgeblieben, hätte es auch "unser aller Waller" sein können. Wäre der MSV dseshalb ein Retortenclub oder ein Werksclub "Hellmich"? Wohl kaum.
Werksklubs
Die beiden Bayertruppen aus Leverkusen und Uerdingen, wie auch der VfL Wolfsburg, werden als Werksclubs bezeichnet und waren genau das einmal auch. Leverkusen seit 1904, Uerdingen seit 1905. Die Stadt Wolfsburg hat es zu dieser Zeit noch nicht gegeben. Dafür kann das Käffle ja nix. Daß die Werksclubs heutzutage keine Werksclubs im engeren Sinne mehr sind, dürfte unumstritten sein. Daß man auf diese Werksclubs im Zweifel auch gerne verzichten könnte, ist außerhalb deren Anhängerschaft (die sich logischerweise hauptsächlich aus deren Werksangehörigen rekrutiert) ebenfalls mehrheitsfähig. Ja, die heutigen Werksclubs braucht kein Mensch und der Verlust von Bayer Uerdingen wurde dann ja auch bundesweit (mit Ausnahme von Krefeld) klaglos hingenommen. Vorsicht aber bei der gedankenlosen ungeprüften Zuordnung von Ingolstadt: Zwar ist Audi dort Hauptsponsor, es gibt aber keine generöse "Anschubfinanzierung", die Bayer Leverkusen oder der VfL Wolfsburg genossen haben und zum Teil noch genießen. Abgesehen davon handelt es sich bei Ingolstadt nicht um einen ehemaligen Verein aus Werksangehörigen von Audi oder meinetwegen noch Auto-Union, sondern um einen Fusionsverein der glorreichen ehemaligen Zweitligisten MTV Ingolstadt und ESV Ingolstadt. Der 1. FC Köln, den es ja so erst seit 1948 gibt, ist so gesehen nix anderes.
Hoffenheim
Auf der Sympathieleiter eine Stufe niedriger ist wohl die TSG Hoffenheim. Hier können wir weder von einem aus den Wurzeln eines Werksclubs gewachsenen, noch von einem Hauptsponsor finanziell getragenen wirklichen Verein sprechen. Im Fall Hoffenheim handelt es sich um ein Projekt. Ein seit angeblich 1899 ausnahmslos weit unterklassiger Dorfverein wurde von einer milliardenschweren Person dazu ausersehen, seine Vision von "Bundesliga im Heimatort" zu verwirklichen. Zunächst wollte Hopp allerdings, vielleicht sogar auch "nur" als "normaler" Sponsor (man weiß es nicht genau) den erheblich namhafteren SV Waldhof Mannheim zu diesem Zweck nutzen. Warum genau auch immer hat dieser Plan nicht geklappt und das Projekt Hoffenheim wurde gestartet. Der Unterschied zu Leipzig besteht nun aber vor allem darin, daß es sich hier nicht um eine Marketingmaßnahme zugunsten SAP handelt, sondern schlicht um eine Vision eines finanziell omnipotenten Ruheständlers, der glaubt, mit diesem Projekt seiner Heimatregion eitel Freude und Segen zu spenden. In und um Zuzenhausen kann man das vielleicht auch so sehen, anderswo allerdings ganz und gar nicht. Wenn nämlich jeder Tycoon für seine eigene Region so handelte, bestünden die Ligen nur noch aus diesen "Herzensprojekten". Immerhin: Hopp hat mittlerweile bewiesen, daß er keineswegs (mehr) dazu bereit ist, den Erfolg mit allen Mitteln erkaufen zu wollen und wäre Dortmund vor Jahren nicht so dämlich gewesen (was in mir noch heute blanken Zorn hervorruft), wäre Hoffenheim abgestiegen.
Leipzig
"Wiederholungen gefallen nicht" meinte schon manch Römer auf DEM Forum, was sich dann ja auch in sämtlichen virtuellen Foren der heutigen Zeit als beherzigenswerte Maxime gehalten hat. Deswegen enthalte ich mich hier auch weiterer Erklärungen und Ausführungen. Es ist alles schon wiederholt bis ins Detail dargelegt worden. Die Unterschiede zwischen dem "Marketingschachzug vom Reissbrett ohne jeglichen Regionalbezug und ohne jegliche Mittelbudgetierung" zu JEDEM anderen Mitbewerber und Konkurrenten in den Ligen sind allesamt hier in diesem Thread nachzulesen. Ebenso ist aufgeführt wieso die Mär von der "segensreichen Jugendarbeit" wohl selbst von Pinocchio und dem Baron Münchhausen neidvoll als Meisterstück ihrer Kunst gesehen werden. Wer Leipzig nun noch immer als "primus (oder von mir aus auch ultimus) inter pares" sieht, hat für mich persönlich (und NUR für mich), tut mir leid, den Status eines gerne auch widerborstigen Diskussionspartners verloren. Es fehlen einfach die Grundlagen, Kenntnisse und insgesamt die Objektivität, die sich aus den offenkundigen Fakten zwangsläufig ergeben muss. Ganz ohne irgendwelche ideologischen Zutaten. Das heißt nun nicht, daß ich diese Leute irgendwie herabsetzen will, es heißt nur völlig wertfrei, daß ich an diesem Punkt höflich damit aufhöre eine Diskussion zu führen. Das ist alles. Es gibt ja noch andere Themen und nicht zuletzt einen gewissen gemeinsamen Nenner. Alles gut.
Traditionsvereine
Bei allen Diskussionen um die Vorhergehenden, sollte immer auch klar sein, daß die Traditionsvereine, die Stand heute mehr oder weniger den Anschluss verloren haben, diesen trostlosen Zustand nicht Erdbeben, Vulkanausbrüchen, Springfluten oder sonstigem Zorn der Götter zu verdanken haben, sondern langjähriger Misswirtschaft, unfassbar albernen Profilneurosen und Grabenkämpfen und teilweise auch mehrjährigen Offenbarungseiden der jeweiligen Mannschaften. Ja, es ist heute sehr schwer wieder hochzukommen, es war aber auch andersherum damals schwer beispielsweise Rot Weiss Essen, die Offenbacher Kickers oder jüngst den 1.FC Kaiserslautern mehr oder weniger zugrundezurichten. Wir selbst wissen anhand unseres Meidericher Spielvereins da durchaus Bescheid. Um es klar zu sagen: Die damalige Horror-Lage in der sich unser MSV befunden hat, lag vielleicht im Mikrobereich an Leverkusen, Hoffenheim oder Leipzig, die erforderlichen Bruttoregistertonnen haben "Andere" dazu beigetragen. In vielen Fällen habe ich jedenfalls nur wenig Mitleid und wer eine Art Bestandschutz für solche Vereine haben möchte, müßte konsequenterweise auch Auf- und Abstieg als zentralen Punkt des sportlichen Wettbewerbs ablehnen oder zumindest sehr stark verwässern.
Wie immer ohne Gewähr

, ohne Begehr

und (leider) ohne Salär
