Es wäre die finanzielle Rettung für den FC Carl Zeiss Jena - die Frage ist nur, ob die Fans dazu bereit sind: Die Clubführung hat mit dem belgischen Unternehmer und Sportinvestor einen Einstieg von Roland Duchâtelet ausgehandelt, den die Mitgliederversammlung absegnen soll. Das Problem: Duchâtelet betrachtet und führt sein bisheriges "Kind" Standard Lüttich wie ein Wirtschaftsunternehmen und hat damit zahlreiche Anhänger gegen sich aufgebracht.
Die Führung des FC Carl Zeiss Jena will auf einer Mitgliederversammlung am 15. Dezember einen Investor vorstellen. Nach Informationen von MDR THÜRINGEN handelt es sich um den belgischen Unternehmer Roland Duchâtelet, dem die Mehrheit am belgischen Erstligisten Standard Lüttich gehört und dessen Holding Elex Mehrheitseigner des Erfurter Chipherstellers X-Fab ist. Duchâtelet wolle 49 Prozent der Spielbetriebs-GmbH des FC Carl Zeiss übernehmen und in den kommenden Jahren vier Milllionen Euro investieren, um der Mannschaft in die zweite Liga zu verhelfen. Nach Ansicht der Führungsspitze des Vereins gibt es keine Alternative zu dem Belgier - er verstehe etwas vom Geschäft und habe bewiesen, dass er Vereine aus der Talsohle führen kann.
Andreas Wiese, Präsidiumsmitglied des FC Carl Zeiss, wollte den Namen Duchâtelet am Montag nicht bestätigen. Wiese verwies bei MDR THÜRINGEN auf eine Pressekonferenz am Donnerstag mit Präsident Rainer Zipfel. Wiese bestätigte jedoch, dass es einen möglichen Investor gibt. Die Verträge für seinen Einstieg seien unterschriftsreif und könnten geschlossen werden, wenn die Mitglieder zustimmen. Der Deutsche Fußball-Bund, die Deutsche Fußball-Liga und der Nordostdeutsche Fußballverband hätten die Vertragsentwürfe bereits geprüft und grünes Licht gegeben.
Wiese sagte, was die Vereinsführung den Mitgliedern vorschlage, sei sehr seriös. Wörtlich sagte Wiese: "Wir verhandeln mit Sicherheit nicht mit jemandem, der genauso klamm ist wie wir." Mit Geld im Rücken könne der Verein ganz anders planen und wolle insbesondere mehr in die Jugendarbeit investieren.
Präsident und Mehrheitseigner bei Standard Lüttich - noch
Duchâtelet ist auch Präsident des Europa-League-Clubs Standard Lüttich. Wegen seiner raubeinigen und unnachgiebigen Art ist er bei den Fans des Clubs sehr umstritten. Duchâtelet betrachtet Fußballclubs als Wirtschaftsunternehmen - und führt sie auch so: So hat er bei Standard einem erfolgreichen Trainer kurzfristig den Stuhl vor die Tür gestellt, obwohl der gerade mit einem 7:0 das Saisonziel erreicht hatte, die Qualifikation für den Europapokal. Kürzlich stürmten 5.000 Anhänger das Stadion von Standard und verlangten ein Gespräch mit Duchâtelet. Eine Anti-Roland Duchâtelet-Seite hat bei Facebook rund 6.000 Fans.
Inzwischen hat der Unternehmer die Lust an seinem Engagement bei Standard Lüttich verloren und bietet die Anteile am Verein zum Kauf an. Erst kürzlich gab der Präsident bekannt, dass es mehrere Interessenten für seine Mehrheit an Standard Lüttich gebe. Er wolle noch vor Ende der laufenden Saison verkaufen