Für die jüngeren, die mit dem Namen Günter Stork nichts anfangen können, ist dieses kurze Portrait Storks aus dem Buch „Das Revier der Zebras“ ganz interessant „ …es erschien im Jahre 2000…
Stadionsprecher Gunter Stork
Mit 79 Jahren ist Günter Stork nicht nur der älteste Stadionsprecher der Bundesliga, sondern auch der mit der markantesten Stimme. Sein gewandter Humor, immer in etwas nasalem Ton vorgetragen, seine unzähligen Versprecher sind mittlerweile über das Wedaustadion hinaus Kult.
Helge Schneider parodierte in seinem Film „Texas“ die unvergleichliche Art von Günter Stork. Das Duisburger Publikum will ihn nicht in die verdiente Rente gehen lassen.
Mitte der Neunziger war Stork nicht mehr im Stadion zu hören. Der Sprecher alter Prägung passte mit seinen „in Stein gemeißelten Sätzen“ plötzlich nicht mehr in das moderne Programmkonzept. Als Ersatz verpflichtete der MSV den Stadionsprecher des Drittligisten SC Verl. Der Wechsel trat eine Lawine los. Fan-Clubs und die Bundesweite Fanzineszene erklärten den neuen Sprecher zum „scheußlichsten Stadionsprecher Deutschlands“. Die Spontaneität und Gewitztheit eines Günter Stork gingen dem neuen völlig ab. Stork kehrte in seine Kabine zurück. Der Verein sparte die 500 DM Gehalt, denn Gentlemen Stork machte den Job bis heute nur für die Fahrtkosten. Zwar hat mittlerweile Allrounder Bülent Aksen den Hauptjob übernommen, doch Stork agiert vor dem Spiel und in der Halbzeitpause weiter- quasi als Standby-Ansager. So wird er wohl bis an das Ende seiner Tage die Werbung vortragen und das Publikum mit herrlichen Durchsagen wie “Die Dame mit der Scheckkartennummer….möchte uns bitte ihre Schecks übergeben, ihre Scheckkarte haben wir schon…“ erfreuen.
Die Sprecherkarriere von Günter Stork begann im Krieg in Griechenland. Er moderierte einen bunten Abend für deutsche Soldaten, und der deutsche Sender in Saloniki wurde auf ihn aufmerksam. Bei Radio Belgrad, dem damaligen Hauptsitz der Wehrmachtssender in Südosteuropa, bekam er eine professionelle Ausbildung.
Stork kehrte ins heimische Hamborn zurück. Es war wiederum einer dieser damals sehr beliebten „bunten Abende“, an denen Stork das Programm begleitete und stante pede überredet wurde, den Stadionsprecher für Hamborn 07 zu machen.
Die Bundesliga kam, die Zebras spielten unter den großen mit und holten Stork aus Hamborn ins Wedaustadion. Stork, obwohl gebürtiger Hamborner, war von Beginn an Sympathisant des Meidericher Spielvereins. Aus Sympathie wurde über die Jahre eine zurückhaltende Liebe. Die Neutralität wich trotzdem nie aus der „Stimme der Wedau“ Bei den spannendsten Spielen blieb er fair und sachlich. Auch wenn er bekennt,“ dass der Stadionsprecher mit heißem Herzen bei der Sache ist. Freilich darf er das bei seinen Ansagen nur sehr zurückhaltend zeigen. Denn er muss die gegnerische Mannschaft – ich habe immer `Gastmannschaft` gesagt – und ihre Anhänger anständig und fair behandeln. Aber glauben sie mir, ich habe manchmal in meiner Kabine gegen die Wand getreten, so wütend war ich über eine Schiedsrichterentscheidung gegen den MSV.“
Einpeitscher war Günter Stork nie. Das passte nicht zu seinem Selbstverständnis. „ Der Stadionsprecher als Person ist nichts weiter als das Futteral seiner Stimme.“ Seit 1963 hat sich daran nichts geändert. Wenn die Zebras in das Stadion einliefen, stand auch Günter Stork in der Kabine. „Die Spieler sitzen doch auch nicht“, entgegnete er jedem der ihn aufforderte sich doch hinzusetzen. Für seine überaus große Höflichkeit ist Stork im gesamten MSV-Umfeld bekannt. Bei Dienstantritt begrüßt er jeden Anwesenden per Handschlag.
Ende der siebziger Jahre initiierte Günter Stork zusammen mit dem damaligen Sprecher von Scha*ke 04, Werner Hansch, eine Vollversammlung der deutschen Stadionsprecher. Die Krawalle im Fußball nahmen zu. Auch vor den Sprecherkabinen machten die Gewalttäter nicht Halt. Es galt, im Vorfeld Maßnahmen zu ergreifen, um den Schutz der Stadionsprecher zu gewährleisten. Der DFB sagte eine Versicherung zu, die es bis heute nicht gibt. Man einigte sich schließlich auf gemeinsame Ansagen gegen Gewalt. In der Saison 1977/78 mahnten die Stadionsprecher in allen Arenen mit der Parole“ Begeisterung ja- Krawalle nein“.
Die Möglichkeit, beruflich im Medienbereich einzusteigen, zog Günter Stork nicht in Betracht. Seine Sprecherqualitäten blieben immer ein Hobby. Im täglichen Lebenkümmerte er sich als Werbeberater um die Wirksamkeit von Slogans, die er dann im Stadion auch schon mal selber unters Volk brachte. Erfindungen wie der berühmte „Teppichriese“ für ein Duisburger Geschäft waren seine Kreation und führte dazu, dass mittlerweile jeder zweite Teppichgroßhandel ein „Riese“ ist. Sein kleines Gedicht für einen Gebrauchtwagenhandel ist der Klassiker im Wedaustadion: „… ob Transporter oder PKW – Feykes Wagen sind Ok.“
Quelle: siehe oben ,Autoren: Gerd Dembowski-Dirk Pieszek-Jörg Riederer