Gefragt ist jetzt mit Ruhe und Augenmaß die schwierige Kaderplanung in Angriff zu nehmen. Die Voraussetzungen sind dank Ivo wirklich suboptimal. Umso wichtiger ist es, sich möglichst keine einzige Fehlentscheidung zu leisten, da der Spielraum für eine echte Rundumerneuerung leider begrenzt ist.
Goldene Regel #1 muss lauten: Bei allen nicht gesetzten Spielern, die keinen Vertrag mehr haben, muss versucht werden, eine bessere Qualität und/oder bessere Passung zum gewünschten Spielsystem zu verpflichten. Zu den gesetzten Spielern zähle ich nur Yeboah (Verlängerung wird allerdings sehr schwer werden) und mit Abstrichen Stoppel. Bei allen anderen würde ich versuchen, das Ende des Vertrages als Chance zu begreifen und nach Verstärkungen zu schauen. Lassen sich diese nicht realisieren - und nur dann - würde ich ein neues Angebot unterbreiten. Ob wir mit unseren Mitteln eine bessere Qualität als z.B. Steurer oder Frey finden, halte ich nicht für selbstverständlich, aber es muss versucht werden. Bei Leo Weinkauf, Orhan Ademi, Tobias Fleckstein und Nico Bretschneider wäre ich optimistisch, dass wir uns verbessern können und das muss nach dieser Grottensaison auch unser Anspruch sein. Volkmer, Velkov, Schabbing dürften ziemlich sicher sowieso keine neuen Angebote bekommen und Luca Nicolai kann ich überhaupt nicht beurteilen.
Goldene Regel #2: bei Spielern mit Vertrag, die bisher enttäuscht haben, oder aus Verletzungsgründen nicht helfen konnten, sollte versucht werden, eine Leihe oder eine Vertragsauflösung zu verhandeln. Ein R. Ndualu z.B. MUSS nach seinem langen Ausfall zwingend Spielpraxis bekommen. Vielleicht ist er bereit, für seine Karriere wieder einen Schritt zurück zu machen und einer Vertragsauflösung zuzustimmen, um in der Regionalliga einen neuen Anlauf zu unternehmen. Ähnliches gilt für Ekene, bei dem es aber vielleicht Sinn macht, ihn für ein Jahr auszuleihen. Darüber hinaus würde ich ein Gespräch mit Ajani führen, der sich ja angeblich sowieso nicht so glücklich fühlt in Duisburg. So könnte man unter Umständen weitere Handlungsspielräume gewinnen, um den Kader neu aufzustellen. Die viel kritisierten Bakalorz, Feltscher und Knoll dürften angesichts ihres Alters und der vermutlich attraktiven Verträge nicht wechselwillig sein.
Wenn R. Heskamp es geschickt anstellt, kann der Umbruch also doch etwas größer werden, als es die momentane Vertragssituation vermuten lässt. Das wird aber schon eine Herkulesaufgabe, vor allem, wenn bis zum letzten Spieltag der Klassenerhalt nicht gesichert ist. Bei Abstieg wäre sowieso alles vorbei, also gehen wir mal davon aus, dass wir auch dieses Jahr mit einem blauen Auge davon kommen.
Egal aber, ob wir 8 oder 10 oder sogar 12 Neue holen können. Wir benötigen Verstärkungen in ALLEN Mannschaftsteilen, nicht nur in der Defensive. Im Mittelfeld würde ich angesichts der Verträge von Knoll, Bakalorz und Stierlin tendenziell versuchen, ein Upgrade zu M. Frey auf der 6 zu suchen. Sollte Steurer bleiben, wäre mein Anspruch, dass er und Gembalies die Backups für 2 neue IVs darstellen. Ein TW mit größerer Konstanz stünde ebenfalls auf meiner Wunschliste und vorne wünsche ich mir einen anderen Spielertyp als Ademi. Insgesamt täte dem Kader mehr Geschwindigkeit gut und die Basics wie akzeptable Passsicherheit, Einsatzbereitschaft und Spielintelligenz müssen kompromisslos eingefordert werden. Ob das mit einer hohen Trefferquote gelingt? Man darf wirklich gespannt sein. Andererseits sehe ich bei so erfahrenen Spielern wir Bakalorz, Knoll und Feltscher bei einer guten Vorbereitung und einem stimmigeren Gesamtkaderkonzept durchaus Luft nach oben.
Ich würde bei Klassenerhalt mit Hagen Schmidt verlängern. Grundsätzlich traue ich ihm zu, mit einer eigenen Handschrift bei den Neuverpflichtungen die Mannschaft in die richtige Richtung zu entwickeln. Voraussetzung für alles ist natürlich der Klassenerhalt. Das wird schwer genug und dafür muss der Verein auf allen Ebenen - vom Trainerstab über die Mannschaft bis hin zu den Fans- jeder zu 1902% ALLES in die letzten 6 Spieltage investieren. Es geht um nichts geringeres als das Überleben des Vereins. Gelingt das, bin ich vorsichtig optimistisch, dass die deutlich professionellere Aufstellung in der sportlichen Führung sich sukzessive auszahlen wird.