Der Büffel
Manasseh Ishiaku hat seine Nichtnominierung für den Afrika-Cup längst verwunden und will bei den Zebras für den nötigen Offensivschwung sorgen. Schöne Erinnerungen an das Hinspiel gegen Borussia Dortmund
WINTERTRAININGSLAGER
Wenn Manasseh Ishiaku zwischen den Trainingseinheiten auf dem Balkon vor seinem Hotelzimmer relaxed, dann frönt er seiner Lieblingsbeschäftigung. Der Afrikaner schließt die großen Augen und singt beseelt sein Lied. "Das ist meine große Leidenschaft", sagt der Mann der Offensive, der in Rückrunde in vorderster Front zur Attacke blasen will.
Der stets freundliche Nigerianer mit dem einnehmenden Lächeln ist in Südspanien angekommen. Wieder einmal und zwar binnen weniger Tage. Im gar nicht so weit vom Trainingslagerquartier Ayamonte gelegenen Marbella hatte sich bis vor wenigen Tagen die nigerianische Nationalmannschaft auf den anstehenden Afrika-Cup vorbereitet. Dass "Mana" letztendlich von Nationalcoach Berti Vogts nicht nominierte wurde, hinterlässt keine Narben der Enttäuschung: "Nein, ich bin nicht traurig, sie haben ihre Wahl getroffen. Wichtig ist doch, dass sie mich überhaupt gerufen habe. Ich fühle mich gut. Ich hoffe, dass sie mich wieder einladen, und der Trainer hat mir gesagt, dass ich mich bereithalten soll für den Fall, dass sich ein Spieler verletzt. Natürlich ist es der Traum eines jeden Afrikaners, auf dem eigenen Kontinent zu spielen, aber jetzt bin ich glücklich, wieder hier bei unserer Gruppe zu sein."
Im Schoß des MSV geht es dem "Büffel" gut, zudem fühlt er sich unter den Fittichen seines Trainers Rudi Bommer richtig gut. "Schließlich habe ich es ihm zu verdanken, dass ich überhaupt Nationallspieler geworden bin. Dass der Mann, der so stark in die Saison einstieg, dann aber auch stark nachließ (als Hauprtgrund nennt er die verletzungsbedingte fehlende Spielpraxis beim vorherigen belgischen Verein FC Brügge), fortan kraftvoll ins Horn blasen will, liegt auch an der prallen privaten Zufriedenheit. Von Marbella aus reiste der Mann mit der doppelten Staatsbürgerschaft in die zweite und belgische Heimat, um die auf vier Personen angewachsene Familie kurz zu besuchen. Natürlich im Fokus: der gestern 13 Tage alt gewordene Sohn Jayden. Damit ist übrigens die Familienplanung mit der belgischen Ehefrau Kelly abgeschlossen. "Ich bin sehr glücklich, aber das reicht jetzt", so Ishiaku, der in der ersten Heimat Nigeria ganz andere Dimensionen kennt: sechs Brüder und drei Schwestern.
Nun ist er also nicht beim Afrika-Cup, dafür am Sonntag wieder bei der Familie und im Auftrag des Arbeitgebers MSV zu allem entschlossen. "Ich konzentriere mich voll auf die zweite Runde, und uns muss ganz einfach ein guter Start gelingen." Ja, dieser Einstieg am 2. Februar im eigenen Haus gegen den Revierrivalen Borussia Dortmund und damit das unbedingte Aufkommen von so süßen Erinnerungen. Der derzeit geplagte Zebra-Anhänger erinnert sich mit Wehmut an das Hinspiel in Westfalen, an diese Rückmeldung des MSV, die nicht donnerhafter hätte ausfallen können. 3:1, welch ein Start, zwei Tore von Manasseh Ishiaku und dann diese atemberaubenden Flic-Flacs des turnenden Torjägers! "Das war phantastisch und dazu vor 80 000 Zuschauern. So etwas hatte ich zuvor noch nicht erlebt. "Ich hoffe, dass wir das wieder richten. Aber wenn ich das hier in Spanien so sehe, habe ich großes Vertrauen in unser Team", zieht Ishiaku, der jüngst im Testspiel gegen den Sudan einen Treffer erzielte, die Karte Zuversicht.
Auf die Zahl seiner Tore in der Rückrunde will sich der "Büffel" nicht festlegen. "Das mache ich nicht. Wenn ich sage 10 oder 20 und dann gelingt es nicht, was dann? Und es geht auch ohne Tor, wenn wir die Punkte holen."
Mit dem Blick auf den persönlichen Werdegang mit den Eckpunkten Brügge, Duisburg und Nationalmannschaft steht "Mana" für ungebrochenen Optimismus. "Auf uns warten 17 Endspiele, und wenn wir uns alle auf unsere Arbeit konzentrieren, werden wir es auch schaffen." Und vor diesem Hintergrund denkt er auch nicht an seinen Vertrag, der Liga zwei nicht zum Inhalt hat.
Und der Turner in vorderster Linie denkt im Traum nicht daran, für immer in die afrikanische Heimat zu den vielen Verwandten zurückzukehren. "In Europa ist das Leben doch leichter."
Hoffentlich bleiben dem "Büffel" beim MSV schwere Zeiten erspart.