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Gelöschte Mitgl. 718
Heimspiel ohne den Tornado - du wirst fehlen. R.I.P. Michael
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und sein unvergesslicher Hattrick gegen Oliver Kahn
In München waren wir auch vor Ort, ein unvergesslicher Abend, der mir so viel Freude bereitet hat, Micha war wirklich super drauf und hat sich für jeden Zeit genommen und hat den Kontakt mit seinen Fans sichtlich genossen, unvergessen!Vor etwas mehr als einem Jahr hatte ich noch die Ehre seiner Vorlesung beim Auswärtsspiel in München zu lauschen. In der Pause stand er für die Fans bereit. Er signierte Bücher und plauderte mit den Mitgereisten. Ich erzählte ihm von meinem Onkel, dem ein ähnliches Schicksal widerfahren ist. Er schrieb eine Widmung in mein Buch, das ich dann meinem Onkel schenkte. Für jeden einzelnen nahm er sich Zeit, beantwortete Fragen und hatte immer ein offenes Ohr. Ein unglaublicher Typ. Ruhe in Frieden.
Alter. Jetzt muss ich heulen. Toll geschriebenDer Kopf ist pervers. Vor etwas mehr als zwei Stunden bekam ich die Nachricht, dass Michael Tönnies tot ist. Und ich weiß nicht, ob es an dieser Schockstarre liegt, ob mein Hirn gerade die Trauer verdrängt oder die ersten Tränen unterdrückt, aber ich empfinde neben dieser Trauer voll allem eines. Stolz...
Ich weiß noch, wie ich auf dem Garagenhof den Dicken mimte. In meiner Kindheit warst du mein größtes Vorbild, der Grund, warum ich mich Hals über Kopf in diesen Verein verliebte. Ich weiß auch noch, wie nervös ich war, als ich an der Westender Straße das erste Mal neben dir stehen durfte. Ich erzählte dir, dass ich für eine Schülerzeitung schreiben würde, stellte dir stammelnd ein paar Fragen, ein Trick, der bis heute funktioniert und den ich seinerzeit zum ersten Mal zur Anwendung brachte. Wie alt war ich da? Neun, zehn? Ich wies dich darauf hin, dass deine Zeit aufder letzte Scheiß gewesen sei, dass man dir aber mittlerweile verziehen hätte und erbettelte mir mein Autogramm, das ich hegte und pflegte, bis es mir in der Pubertät abhanden kam, wofür ich mich bis heute noch nackt auspeitschen könnte.
Die Jahre vergingen, du verschwandest von der Bildfläche, ich drehte mein Pubertäts-Ding und es dauerte etwas mehr als zwanzig Jahre, bevor sich unsere Wege abermals kreuzten. Du hattest irgendeiner Regionalzeitung ein Interview gegeben, erzähltest den Leuten, wie dreckig es dir ginge, dass deine Lunge dahin sei und dass keine Aussicht auf Genesung mehr bestehen würde. Fin de partie, aus und vorbei, Abpfiff und Ende.
Aber dann passierte etwas. Ein paar Monate später saßen wir in einer Eckkneipe in Essen, du neben uns, ein Häufchen Elend, das auf seinen Tod wartete. An diesem Tag durften wir dir etwas übergeben. Es war ein Buch, hunderte von Fans hatten dir geschrieben und dir geschildert, was du ihnen bedeutest. Es waren Menschen, die dir Danke sagten für alles, was du für sie getan hast, Fans, die dir Kraft schenkten und die sich klammheimlich wünschten, dass du anfängst für dein Leben zu kämpfen.
Du erzähltest mal, wie du immer wieder in diesem Buch gelesen hast und wie du es nach ein paar Sätzen wieder zumachen musstest, weil dich die Worte so bewegten. In den Wochen und Monaten danach trafst du ein paar Entscheidungen. Du setztest dich auf die Liste zur Lungentransplantation, schlußendlich lagst du auf einem OP-Tisch und verschwandest für ein paar Stunden im Dunkeln, bevor du wieder aufwachtest und das erste Mal seit langem wieder tief und ruhig atmen konntest. Und du wurdest weiter begleitet. Von Fans und diesem Verein, es waren viele, die dir dabei halfen, die Schritte zurück ins Leben zu gehen. Aber vor allem gingst du diese Schritte alleine und zeigtest uns so, dass es sich immer lohnt zu kämpfen, auch wenn es auf den ersten Blick manchmal aussichtslos erscheint.
Und vielleicht bin ich genau deswegen in einem traurigen Augenblick wie diesem unfassbar stolz. Stolz auf einen Menschen, der die Massen verzaubern konnte und der dabei er selbst blieb. Der lange vor dem Abgrund stand und hineinstarrte und der schließlich dennoch den Kampf annahm und sich wieder aufrichtete. Ich bin stolz, dass ich dir beim Fußballspielen zusehen und dich kennenlernen durfte, stolz auf einen Verein, der dir die Möglichkeit bot, zurück ins Leben zu finden und stolz auf eine Fanszene, die ihre Legenden nicht vergisst und die mit die Ursache dafür war, dass du diesen Kampf dann doch annehmen konntest.
Deswegen bin ich stolz. Und jetzt heule ich eine Runde oder auch zwei oder drei. Und wenn es vorbei ist, dann denke ich daran, wie ich irgendwann mit meinen Kindern ins Stadion gehen werde. Vielleicht werden sie mich fragen, wie eigentlich bei mir alles begann. Sollte dem so sein, dann werde ich ihnen die Geschichte von einem ganz besonderen Menschen erzählen, vom Dicken, der die Wedau anzünden konnte, der einen Freistoß nach dem anderen versenkte und der Oliver Kahn das Fürchten lehrte. Und ich werde ihnen erzählen, wie ich als kleiner Junge da stand und wie sich der Virus in diesen Momenten in mir einnistete...
Danke für alles, Tornado. Danke...![]()