Hier die offizielle Stellungnahme des DFB sowie die Stellungnahme der beteiligten Fanorgansationen.
Ich hoffe das dient der Vesachlichung der Diskussion.
DFB:
Nach Task Force: DFB-Präsidium beschließt Maßnahmenpaket für 3. Liga Das DFB-Präsidium hat im Rahmen seiner heutigen Sitzung umfassende Veränderungen für die 3. Liga beschlossen. Die Maßnahmen folgen den Empfehlungen der Task Force „Wirtschaftliche Stabilität 3. Liga“ und den hieraus abgeleiteten Anträgen des Ausschusses 3. Liga. Die Ergebnisse: Mit modifizierten Ausgabenregelungen für die Klubs soll deren wirtschaftliche Verantwortung gestärkt werden. Deutlich verschärft werden daher die Vorgaben zur Eigenkapitalauflage in der 3. Liga. Ab der Saison 2023/2024 hat ein negatives Eigenkapital die Auflage zur Folge, dass sich das Eigenkapital jährlich um fünf Prozent verbessern muss. Bei Absteigern aus der 2. Bundesliga darf es sich nicht weiter verschlechtern, Klubs mit positivem Eigenkapital müssen dieses erhalten. Verstößt ein Klub gegen die Auflage, kann abhängig von der Höhe direkt ein Punktabzug von bis zu drei Zählern verhängt werden. Bisher war dies frühestens im dritten Jahr möglich, vorher waren ausschließlich Geldstrafen vorgeschrieben. Ebenfalls zur Saison 2023/2024 wird das Financial Fairplay 3. Liga modifiziert und als Auflage in das Zulassungsverfahren integriert. Der Name Financial Fairplay ändert sich, im Zulassungsverfahren firmieren die Regelungen dann unter den Begriffen „Planqualität“ und „korrigiertes Saisonergebnis“. Ab diesem Zeitpunkt handelt es sich nicht mehr um ein reines Belohnungssystem wie bisher, Verstöße haben künftig Sanktionen zur Folge. Die als Folge einer nicht eingehaltenen Auflage fälligen Geldstrafen fließen in den Belobigungstopf für die anderen Klubs. Dieser Topf umfasst ab 2023/2024 einen Grundstock von einer Million Euro und damit 450.000 Euro mehr als bislang. Die Garantiesumme speist sich aus der Vermarktung der Relegationsspiele zwischen 3. Liga und 2. Bundesliga. Die möglichen Strafzahlungen gegen Klubs, welche die Auflage nicht einhalten, kämen noch hinzu. Damit greifen zukünftig einerseits spürbare Konsequenzen bei Nichteinhaltung der wirtschaftlichen Vorgaben zur Erzielung eines positiven Saisonergebnisses, gleichzeitig wird der finanzielle Anreiz zum positiven wirtschaftlichen Handeln für die Drittligisten deutlich verstärkt. Weitere Änderungen greifen bereits für das Zulassungsverfahren zur kommenden Saison 2022/2023. So wird die Mindestkapazität für Stadien in der 3. Liga von 10.001 auf 5.001 Zuschauer*innen angepasst, um Klubs an kleineren Standorten bzw. mit einem geringeren Fanpotenzial eine sinnvolle Reduzierung der Infrastrukturkosten sowie eine nachhaltigere Nutzung, beispielsweise bei einem Wiederabstieg in die Regionalliga, zu ermöglichen. Task Force, Ausschuss 3. Liga und DFB-Präsidium haben damit den größten Kritikpunkt der vergangenen Jahre an den bisherigen Zulassungsvoraussetzungen aufgegriffen. Unangetastet bleiben in diesem Zuge die Mindestanzahl an Sitzplätzen (2.000) und das vorgeschriebene Ticketkontingent für Gästefans. Auch bei einer Kapazität von weniger als 10.000 Zuschauer*innen müssen mindestens 1.000 Karten für die Auswärtsfans zur Verfügung stehen. Bei einer höheren Stadionkapazität sind mindestens zehn Prozent des Gesamtkontingents für Publikum des Gastvereins vorzuhalten. Einher mit dem beschlossenen Maßnahmenpaket geht eine weitere Professionalisierung im infrastrukturellen und technisch-organisatorischen Bereich, um allen Fans und
Partnern ein optimales Fußballerlebnis in der 3. Liga zu ermöglichen und die Vermarktungsgrundlagen zu stärken. Die Anforderungen ans Flutlicht erhöhen sich im Sinne verbesserter TV-Übertragungen, moderne Energiestandards sollen dabei bestmöglich Berücksichtigung finden. Kamerapositionen sind künftig präziser geregelt. Ähnliches gilt für die Pflichtvorgabe zur Rasenheizung. Hier bleibt es bei der Möglichkeit für Aufsteiger aus der Regionalliga, eine Ausnahmeregelung für das erste Jahr der Drittligazugehörigkeit zu erhalten. Voraussetzung ist in diesem Fall ein drittligataugliches Ausweichstadion mit Rasenheizung oder Überdachung des Spielfeldbereiches, das zur Sicherung des Spielbetriebs in der Frostperiode verbindlich genutzt werden muss. Wenn weder Rasenheizung noch ein entsprechendes Ausweichstadion nachgewiesen werden können, würde der betreffende Klub im Falle einer Zulassung 25 Prozent weniger Erlöse aus der zentralen TV-Vermarktung der 3. Liga für die entsprechende Saison erhalten. Auch diese Regelung greift bereits zur kommenden Spielzeit. Eine Reduzierung in Höhe von 25 Prozent der TV-Gelder erfolgt ebenso, sollte ein Klub beim Flutlicht im Hinblick auf die geforderte Lux-Zahl im ersten Jahr nach dem Aufstieg eine Ausnahmegenehmigung in Anspruch nehmen. Reduziert und an die in der Praxis gesammelten Erfahrungen angepasst werden dafür die Mindestkapazitäten für Pressekonferenzraum und Mixed Zone. Empfohlen ist darüber hinaus, dass mindestens ein Prozent der Plätze im Stadion barrierefrei sind und Positionen für Sehbehinderte vorgesehen sind. Hierbei handelt es sich um Soll-Bestimmungen im Zulassungsverfahren der 3. Liga und noch nicht um eine feste Verpflichtung. Ein Muss sind ab der Saison 2022/2023 zwei Maßnahmen, die gemeinsam mit Vertreter*innen von Fanorganisationen und der professionellen Fanarbeit erarbeitet, im Ausschuss 3. Liga ausdrücklich unterstützt und nun vom DFB-Präsidium verabschiedet wurden. Die 20 Drittligisten sind künftig verpflichtet, mindestens dreimal pro Saison einen offenen und offiziellen Fandialog durchzuführen. Ebenfalls verbindlich für jeden Klub ist jetzt die Benennung eines hauptamtlichen Fanbeauftragten in Vollzeit. Ausdrücklich positiv wurde von der Task Force der bestehende Nachwuchsfördertopf 3. Liga bewertet. Das Gremium kam zu der klaren Einschätzung, dass der Nachwuchsfördertopf ein zielführendes Anreizsystem ist, das neben der monetären Belohnung für die Klubs auch zur Senkung von Kosten im Kader und der Generierung von Erlösen in Form von Ablösesummen beitragen kann. Aktuell umfasst der Topf 2,95 Millionen Euro brutto. Für eine effektiviere Nutzung müsste, so die Auffassung der Task Force, die zur Verfügung stehende Fördersumme signifikant erhöht werden. Das Thema Nachwuchsfördertopf soll ab Frühjahr 2022 nach dem 44. Ordentlichen DFB-Bundestag 2022 am 11. März vertieft werden. Vorgesehen ist, im Rahmen des Projekts Zukunft innerhalb einer Arbeitsgruppe die grundsätzliche Rolle der 3. Liga im Kontext der Spitzennachwuchsförderung zu erörtern. Der Nachwuchsfördertopf soll dabei ein zentraler Punkt sein. Aus der Analyse und Arbeit der Task Force hat sich zudem herauskristallisiert, dass die Teilnehmer*innen die 3. Liga, die vor wenigen Tagen als Entwicklungsmitglied in die European Leagues aufgenommen worden ist, in ihrer grundsätzlichen Struktur als
eingleisige Profiliga eindeutig befürworten. Die Entwicklung der Liga seit ihrer Gründung 2008 wird vor allem mit Blick auf die sportliche Qualität und die öffentliche Attraktivität sehr positiv beurteilt. Die Task Force sieht für die dritte Spielklassenebene keine Alternative im aktuell bestehenden Ligensystem, die eine belegbare Verbesserung der wirtschaftlichen Stabilität der 3. Liga zur Folge hätte. Die Expert*innengruppe sieht daher in der Beibehaltung der Struktur eine stabile Basis für die nun getroffenen Maßnahmen. Stimmen aus der Task Force: Peter Frymuth, als DFB-Vizepräsident Spielbetrieb und Fußballentwicklung zuständig für die 3. Liga, sagt: „Wir können mit der Arbeit der Task Force, dem gesamten Arbeitsprozess und den Ergebnissen sehr zufrieden sein. Die Gruppe hat dank ihrer Zusammensetzung und des Engagements aller Beteiligten die Liga ganzheitlich und intensiv beleuchtet. Wir haben viele Facetten behandelt, zahlreiche Perspektiven sind eingeflossen, es war zum Teil kontrovers, aber immer konstruktiv. Die Resultate und die weiteren Anstöße für die Zukunft sprechen eindeutig für die zielführende Arbeit der Task Force.“ Tom Eilers, Vorsitzender des Ausschusses 3. Liga, sagt: „Ich freue mich, dass der Ausschuss 3. Liga und das DFB-Präsidium den Empfehlungen der Task Force umfänglich gefolgt sind. Wichtig ist insbesondere, dass die Struktur der 3. Liga in Zukunft nicht wieder in Frage gestellt wird. Der Fokus der Task Force im Hinblick auf die konkreten Maßnahmen lag auf Qualität, nicht Quantität. Es ging darum, Vermarktungspotenziale zu stärken, mögliche Kosteneinsparungen zu identifizieren und eine verbesserte Selbstregulierung im Ausgabenbereich herzustellen, um das Ziel einer verbesserten wirtschaftlichen Stabilisierung zu erreichen. Wir haben uns bei den Diskussionen an den Anforderungen für die Zukunft orientiert, aber immer auch an den bestehenden Realitäten. Ich bin zuversichtlich, dass wir damit eine weitere Professionalisierung der 3. Liga ermöglichen und eine Grundlage geschaffen haben, auf der sich die Liga weiterentwickelt.“
Oliver Manthey, Vertreter der Fanorganisation Unsere Kurve in der Task Force und Mitglied im Fangremium des MSV Duisburg: „Die Task Force war ein Schritt in die richtige Richtung. Unsere Ideen und Anliegen wurden aufgenommen und diskutiert, einige finden sich in den Ergebnissen wieder. Die Überarbeitung des Financial Fairplay und die Änderungen bei den Zulassungskriterien sind sehr wichtige Schritte. Dennoch haben wir mehrfach darauf hingewiesen, dass eine Task Force für eine einzige Liga zu kurz greift, um die großen Themen im Fußball anzugehen. Deshalb fordern wir eine verbands- und ligenübergreifende Task Force, die zeitgemäße Lösungen für strukturelle Probleme im Fußball erarbeitet. Die Einführung der Hauptamtlichkeit von Fanbeauftragten und die Verpflichtung zum Klub-Fandialog in der 3. Liga sind Meilensteine für die Berücksichtigung von Faninteressen. Hier zeigt sich, dass sich ein langer Atem und kluge Konzepte wie im Fan-Netzwerk Zukunft Profifußball langfristig auszahlen.“
Dr. Markus Merk, Beiratsvorsitzender des Drittligisten 1. FC Kaiserslautern und einer der Vereinsvertreter in der Task Force: „Für mich ist die 3. Liga ein attraktiver Bestandteil des deutschen Fußballs: offen, ehrlich, ausgeglichen, unberechenbar. Die 3. Liga kann und sollte eine Liga der Chancen für Vereine und vor allem junge Spieler sein. Um dies zu festigen, bedarf es einer Stärkung im Bereich der Vermarktung, aber auch der Selbstregulierung, verbunden mit Alleinstellungsmerkmalen und innovativen Maßnahmen. Der Nachwuchsfördertopf als Anreizsystem sowie die Fanbindung sind zentrale Themen zur
weiteren Steigerung der sportlichen und wirtschaftlichen Attraktivität. Ich habe in der Task Force einen vielschichtigen Expertenkreis erlebt, der intensiv, konstruktiv und zielorientiert miteinander diskutiert hat. Der Abpfiff der Task Force sollte mit den erzielten Ergebnissen der Anpfiff einer stabileren 3. Liga sein, die sich kontinuierlich weiterentwickelt.“
Zur Task Force „Wirtschaftliche Stabilität 3. Liga“: Die Task Force „Wirtschaftliche Stabilität 3. Liga“ war durch den Außerordentlichen DFB-Bundestag 2020 auf Anregung des DFB-Präsidiums und Antrag des Ausschusses 3. Liga eingesetzt worden. Die Task Force setzte sich zusammen aus Vertreter*innen der Klubs der 3. Liga, des DFB, der Regional- und Landesverbände, der Regionalliga, der Spieler, Fanorganisationen und Politik sowie externen Experten aus der Vermarktung. Insgesamt gehörten mehr als 20 feste Teilnehmer*innen der Gruppe an, hinzu kamen je nach Themenstellung weitere Expert*innen verschiedener Fachbereiche als Gäste. Als Aufgaben und Zielvorgaben für die Task Force waren durch den DFB-Bundestag formuliert: die Sicherung der wirtschaftlichen Stabilität der 3. Liga, eine klare Verankerung und Positionierung der 3. Liga im Profifußball sowie die Beratung des Ausschusses 3. Liga für weiterführende Entscheidungen. Nach der konstituierenden Sitzung im November 2020 hatte sich das Gremium unter Moderation der DOSB-Führungsakademie in der ersten Arbeitsphase in drei Schwerpunktgruppen mit den Bereichen Sport, Struktur und Finanzen beschäftigt - stets unter dem Aspekt der wirtschaftlichen Stabilisierung der 3. Liga. In einer zweiten Arbeitsphase widmete sich die Task Force vertiefend dem Zulassungsverfahren der 3. Liga sowie der Nachwuchsförderung. Ende September legte die Task Force ihren Abschlussbericht dem Ausschuss 3. Liga und dem DFB-Präsidium vor. Als antragsberechtigtes Gremium erstellte der Ausschuss auf dieser Grundlage die Beschlussvorlagen für das Präsidium, die nun verabschiedet worden sind. Die Task Force „Wirtschaftliche Stabilität 3. Liga“ ist damit abgeschlossen. Themenfelder, die über das Wirken der Task Force hinaus reichen, sind identifiziert und sollen in Arbeitsgruppen weiterbehandelt werden. Dazu zählen unter anderem eine mögliche Modifizierung der Qualifikationskriterien in der 3. Liga für den DFB-Pokal sowie die Behandlung von zweiten Mannschaften. Ausdrücklicher Wunsch der Fanvertreter*innen ist es, grundsätzliche Strukturfragen zum professionellen Fußball und Übergangsbereich in den Amateurfußball zu erörtern. Klar ist zudem, dass Themen der Nachhaltigkeit für die Zukunft der 3. Liga von hoher Relevanz sind und forciert werden müssen. Mit der kürzlich erfolgten Veröffentlichung des Klima-Fanguides für die 3. Liga durch den DFB und Empfehlungen im Zulassungsverfahren ist ein erster Schritt gemacht. Weitere sollen und müssen laut einhelliger Meinung der Task Force folgen. Der Abschlussbericht (LINK) und alle Ergebnisse der Task Force 3. Liga (LINK) sind vom DFB veröffentlicht und einsehbar.
Pressemitteilung der an der DFB-Task Force „Wirtschaftliche Stabilität 3.Liga“ beteiligten Fan-Organisationen
Zum heute veröffentlichten Abschlussbericht der DFB-Task Force „Wirtschaftliche Stabilität 3.
Liga“ nehmen wir, die in der AG Fankulturen vertretenen Fan-Organisationen, wie folgt Stellung:
Die DFB-Task Force “Wirtschaftliche Stabilität 3. Liga” hat einerseits wichtige Ergebnisse und
Empfehlungen erarbeitet, die nun konsequent angegangen und umgesetzt werden müssen.
Andererseits wurde durch die thematische Engführung erneut eine Chance verpasst, den
Fußball im Gesamten in den Blick zu nehmen und ihn endlich grundlegend zu reformieren.
Unsere Kritik: Entgegen unseren Erwartungen und der öffentlichen Ankündigung über die
Ziele der Task Force wurde der Schwerpunkt der Diskussionen in der Task Force auf
Möglichkeiten der Ertragssteigerung statt auf wirtschaftliche Nachhaltigkeit gelegt. Wir
haben im Prozess zudem wiederkehrend angemahnt, dass es notwendig ist, die gesamte
Struktur unterhalb der 1. und 2. Bundesligen in den Blick zu nehmen, vor allem die
Schnittstelle zwischen Amateurbereich und 3. Liga. Auch diesem Anliegen wurde nicht
nachgekommen.
Gleichwohl können wir einige Erfolge und Meilensteine identifizieren, an deren
Ausarbeitung wir aktiv beteiligt waren:
Klares Bekenntnis zu verbindlichen Financial-Fairplay-Regeln zur Stärkung
wirtschaftlicher Nachhaltigkeit und der Bekämpfung von Finanzdoping: Eine
konsequente Ausgestaltung der neuen Regel verhindert, dass Vereine mit reichen
Geldgebern den Wettbewerb verzerren oder gar die 3. Liga als einfache
Durchgangsstation betrachten können – wie es bei Leipzig und Hoffenheim der
Fall war.
Verlängerung der Task Force über März 2021 hinaus, um in Arbeitsgruppen weitere
Themen wie Zulassungskriterien zu bearbeiten
Verbesserungen für Menschen mit Behinderung durch Konkretisierung der
Stadionanforderungen bei gleichzeitiger Reduktion anderer Anforderungen
(Zulassungskriterien)
Darüber hinaus hat das DFB-Präsidium zwei wichtige fanpolitische Forderungen
beschlossen:
Einführung eines verpflichtenden Club-Fan-Dialogs in der 3. Liga sowie
Einführung der Hauptamtlichkeit bei Fanbeauftragten in der 3. Liga
Diese Beschlüsse waren durch zahlreiche Gespräche in den vergangenen Jahren vorbereitet
und dieses Jahr in einem Workshop mit Fanvertreter*innen konkretisiert worden. Die
Einführung eines verpflichtenden Club-Fan-Dialogs entspricht exakt der Empfehlung des Fan-
Netzwerks Zukunft Profifußball. Wir freuen uns sehr über diese wichtigen Beschlüsse.
Weiterer Handlungsbedarf: Einberufung einer verbandsübergreifenden Task Force
Aus unserer Sicht ist eine substanzielle Problemanalyse des gesamten Fußballs, d.h. von
Bundesligen, 3. Liga und des Amateurbereichs als Gesamtes, weiterhin unerlässlich. Ohne
eine solche Analyse können immer nur Teillösungen, aber keine umfassenden, strukturellen
und nachhaltigen Gesamtlösungen erarbeitet werden. Deshalb fordern wir DFB, DFL sowie
Regional- und Landesverbände auf, eine verbandübergreifende Task Force einzurichten, die
die Entwicklung des Amateur- und Profibereichs, seine Schnittstellen, Abhängigkeiten und
Verschränkungen in den Blick nimmt. Dies betrifft in besonderem Maße der für 2024 zu
verhandelnde Grundlagenvertrag, der dringend neu justiert werden muss.
BUNDESBEHINDERTEN FAN-ARBEITSGEMEINSCHAFT (BBAG E.V.)
F_IN – NETZWERK FRAUEN IM FUßBALL
QUEER FOOTBALL FANCLUBS – QFF
UNSERE KURVE
Zitate der beteiligten Fanvertreter*innen:
Stephanie Dilba (F_in): „Dass wir als Fanvertreter*innen in die Task Force eingeladen und als
legitime sowie gleichberechtigte Interessenvertreter*innen wahrgenommen wurden, ist ein
Erfolg der vergangen Jahre kontinuierlicher fanpolitischer Arbeit. Durch einen Fan-Online-
Kongress und den regelmäßigen Austausch im Netzwerk Zukunft Profifußball haben wir
versucht sicherzustellen, die vielfältigen Anliegen organisierter Fans in die Task
Force einzubringen und wechselseitigen Informationsfluss zu gewährleisten.”
Oliver Manthey (UK): „Die Task Force war ein Schritt in die richtige Richtung. Unsere Ideen
und Anliegen wurden aufgenommen und diskutiert, einige finden sich in den Ergebnissen
wieder. Die Überarbeitung des Financial Fairplays und die Änderungen bei den
Zulassungskriterien sind sehr wichtige Schritte. Dennoch haben wir mehrfach darauf
hingewiesen, dass eine Task Force für eine einzige Liga zu kurz greift, um die großen Themen
im Fußball anzugehen. Deshalb fordern wir eine verbands- und ligenübergreifende Task
Force, die zeitgemäße Lösungen für strukturelle Probleme im Fußball erarbeitet. Die
Einführung der Hauptamtlichkeit von Fanbeauftragten und die Verpflichtung zum Club-Fan-
Dialog in der 3. Liga sind Meilensteine für die Berücksichtigung von Faninteressen. Hier zeigt
sich, dass sich ein langer Atem und kluge Konzepte wie im Fan-Netzwerk Zukunft Profifußball
langfristig auszahlen.”
Hintergrundinformationen zur DFB-Task Force sowie zur Teilnahme der Fanorganisationen
Der DFB hat seine Task Force am 25.05.2020 angekündigt. Die Gründung der Task Force war
vor allem durch die Erkenntnis von und Kritik an mangelnder wirtschaftlicher Stabilität in der
3. Liga und ihrer Vereine seit deren Gründung veranlasst. Durch die Liga-Pause aufgrund der
Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 wurde dieses Thema noch verschärft
und intensiver diskutiert.
Entsprechendes Ziel der Task Force sollte es sein, die 3. Liga als Profispielklasse zu stärken
und ihre nachhaltige Entwicklung zu fördern. Dabei sollte die Task Force sich „neben dem
Aspekt des nachhaltigen Wirtschaftens in der 3. Liga (…) mit der Weiterentwicklung der 3.
Liga als Profispielklasse sowie der gesamten Struktur des Profifußballs unterhalb der 2.
Bundesliga beschäftigen.” (Pressemitteilung des DFB vom 25.05.2020).
Zu den vom DFB-Präsidium am 11.09.2020 benannten 21 Mitgliedern der Task Force zählten
neben Vertreter*innen des DFB, der DFL, der Regional- und Landesverbände und der
Vereine auch zwei Spieler-Vertreter, ein externer Experte, ein Vertreter der Politik, ein
Vertreter der TV-Partner sowie zwei Fan-Vertreter*innen. Die Benennung der beiden
Fanvertreter*innen – Stephanie Dilba (Fan des TSV 1860 München, Netzwerk Frauen im
Fußball – F_in) und Oliver Manthey (Fan des MSV Duisburg, Unsere Kurve) – erfolgte durch
eine interne Abstimmung der an der AG Fankulturen beteiligten Fanorganisationen