Der Mann mit der Binde Der Ruhige Der Harte Der Aufsteiger
MSV. Trainer Rudi Bommer lässt sich mit der Ernennung des neuen Kapitäns Zeit. Drei Kandidaten dürften das Rennen unter sich ausmachen.
IULIAN FILIPESCU. Trotz seiner Sprachprobleme ist der Innenverteidiger ein Kandidat.
MIHAI TARARACHE. Der Rumäne ist als Stammspieler gesetzt und gilt als Favorit.
IVICA GRLIC. Der Mittelfeldspieler steht auch nach der Sommerpause hoch im Kurs.
Vielleicht liegt es daran, dass es im neuen Kader des Fußball-Bundesligisten MSV Duisburg keinen "Lautsprecher" gibt, die Rollen der Führungsspieler noch nicht endgültig vergeben sind. Trainer Rudi Bommer lässt sich mit der Nominierung des neuen Mannschaftskapitäns Zeit.
Björn Schlicke will nicht mehr
Die Binde ist auf dem Markt, weil Björn Schlicke, der nach der Absetzung von Georg Koch im Januar Kapitän der Zebras war, dieses Amt nicht mehr ausüben will. Während der Vorbereitungsphase wechselten sich mehrere Spieler ab. Am Samstag, im Spiel gegen den PSV Eindhoven, war Mihai Tararache Mannschaftskapitän. Beim Test am Mittwoch zuvor in Kleve trug Iulian Filipescu die Binde in der ersten Halbzeit, Ivo Grlic übernahm sie nach dem Seitenwechsel.
Wahrscheinlich dürften diese drei Spieler das Rennen unter sich ausmachen. Der Trainer wird den neuen Kapitän bestimmen, ebenso seine beiden Stellvertreter. Es liegt in der Natur der Sache, dass der neue Spielführer Stammspieler sein muss. Ein Torhüter steht diesmal nicht zur Position, zumal das Rennen zwischen Tom Starke und Marcel Herzog auch noch nicht entschieden ist.
Am Sonntag spielt der MSV im DFB-Pokal beim Regionalligisten SV Babelsberg. Im Karl-Liebknecht-Stadion wird der neue Kapitän der Zebras seine Pflichtspiel-Premiere feiern.
Iulian Filipescu (33) geht bei den Zebras in seine zweite Saison. Der Rumäne zählt zu den Gewinnern der Vorbereitung. Der MSV Duisburg verstärkte sich mit Fernando Santos, um die Innenverteidigung zu stabilisieren. Nach Lage der Dinge wird Filipescu nicht um seinen Platz in der Stammelf bangen müssen, wenn Santos seinen Trainingsrückstand aufgeholt haben wird.
Bei Trainer Rudi Bommer steht Filipescu hoch im Kurs, im Test gegen den PSV Eindhoven lieferte der 52-malige rumänische Nationalspieler eine solide Leistung ab. Für den WM-Teilnehmer spricht seine Konstanz. In der Zweitliga-Saison verpasste er lediglich zwei Partien. Fehlende Schnelligkeit muss er mit Technik und Auge wettmachen.
Gegen den Rumänen sprechen Sprachdefizite. Nicht nur, dass Filipescu ein ruhiger Zeitgenosse ist - seine Deutsch-Kenntnisse sind weiterhin limitiert. Die Verständigung auf dem Platz funktioniert dennoch, zumal vor der Abwehrreihe Filipescus Landsmann Mihai Tararache agiert - und den kennt er seit Jahren.
Mihai Tararache (29) steht seit Januar 2006 beim MSV unter Vertrag. Der Rumäne war in der Abstiegssaison einer der wenigen Lichtblicke im Zebra-Stall. Die Zweitliga-Saison verlief für ihn durchwachsen, zumal er bedingt durch Gelb- und Rotsperren in der letzten Spielzeit nur auf 23 Einsätze im Bommer-Team kam.
Im entscheidenden Moment übernahm "Tara" Verantwortung und verwandelte im letzten Saisonspiel gegen Rot-Weiß Essen den Elfmeter zum 1:0. Damit war der Weg zum Aufstieg für den MSV frei.
Der defensive Mittelfeldmann, der vier Länderspiele für Rumänien bestritt, dürfte Favorit auf den Posten des Kapitäns sein. Seinen Stammplatz hat Tararache sicher, sein Status als Führungsspieler ist unumstritten.
Als Kapitän stände er auf dem Platz im Dialog mit dem Schiedsrichter. Ob ihm das die eine oder andere gelbe Karte ersparen würde?
Am Samstag trug Tararache gegen den PSV Eindhoven bereits die Kapitänsbinde - gut möglich, dass er sie nicht mehr abgeben muss.
Ivica Grlic (31) wechselte 2004 aus Aachen zum MSV und gehört damit zu den dienstältesteten Zebras. Noch im Frühjahr schien das Kapitel Grlic beim MSV beendet gewesen zu sein. Eine Vertragsverlängerung stand bei den Verantwortlichen nicht mehr auf der Agenda.
Doch ohne Grlic hätte der MSV den Aufstieg wohl nicht geschafft. Der Mittelfeldmann blühte in den letzten Wochen auf und hielt die Zebras mit seinen Toren am Leben. Grlic erhielt beim MSV einen neuen Kontrakt und bestätigte seine gute Form auch in der Vorbereitung auf die Bundesligasaison. Der 19-fache Nationalspieler für Bosnien-Herzegowina, der im Frühjahr aus der Nationalmannschaft seines Heimatlandes zurücktrat, dürfte auch beim Saisonauftakt in Dortmund das Vertrauen des Trainers genießen.
Die Frage ist, ob Grlic seine gute Form langfristig bestätigen kann. Der MSV-Kader ist im Mittelfeld breit und stark aufgestellt. Mit einer langfristigen Stammplatzgrarantie startet Ivo Grlic nicht die Bundesliga-Saison.
Quelle: NRZ, 30.07.2007
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