Oh je, oh je, oh je.... wie komm ich denn aus der Nummer wieder raus?
Sehr geehrte Damen und Herren,
ist vielleicht mal an der Zeit, sich zu Wort zu melden, ich hab den Quatsch schließlich verzapft, und daher will ich mal ein paar Informationen liefern und ein paar Dinge erzählen, die letzten Monate waren gelinde gesagt der helle Wahnsinn, und ich finde, dass hier jeder wissen sollte, auf was er sich einläßt, das ist das mindeste, was ich tun kann. Und da ich von meinem Verein ja auch immer Transparenz fordere, muss ich mich wohl mindestens einmal dafür gerade machen. Also, let´s go...
Zum Inhalt: Das Buch ist die Verquickung meines Lebens mit dem MSV Duisburg. Es ist Heldenverehrung und Heldenverachtung zugleich. Den Spagat zwischen Michael Tönnies und Peter Neururer zu schaffen, war nicht einfach, aber ich hoffe, dass jeder genau das abbekommen hat, was er sich verdiente. Hier mal die Kapitel:
1. Als ich anfing, den Dicken zu lieben: Klein-Micha verliebt sich in den MSV Duisburg. Nachdem er langsam rafft, was der MSV Duisburg bedeutet, verfällt er mit acht Jahren heillos einer Liebe, die nie wieder aufhören wird. Grundsätzlichen Anteil daran hat der Dicke, für mich der größte Kerl, der dieses Feld jemals betreten hat, und ich hoffe, dass es ihm gut geht und er sich wieder erholt, wir brauchen euch, Freunde. Die Geschichte endet mit dem Aufstiegsspiel gegen Blau-Weiß 90 Berlin und mit der Hommage an einen Mann, der vollkommen zurecht eine der größten Legenden ist, die dieser Verein jemals hervorgebracht hat.
2. Niedertracht und Seelenheil: Liebeserklärung und Verachtung zugleich. Der MSV als Geliebte, Hure, Hexe, Schlange, ein Parforceritt durch alle Emotionen, die ich der Hure MSV jemals entgegengebracht habe, beispielhaft dargestellt an persönlichen Episoden. Joachim Hopp kommt genauso vor wie Icke Hoersen. Wann hat dieser Verein auf mich aufgepasst, wann wäre ich am liebsten schreiend davongerannt. Solche Dinge.
3. Wir sind alle Duisburger Jungs: Hommage an das Meiderich, das ich kennengelernt habe, und jeder der Kerle, die dort auftauchen, wird genau wissen, was ich meine. Meine Sozialisation in Meiderich hatte unweigerlich Einfluß darauf, dass ich den ersten Nebenjob meines Lebens in einer Münsteraner Spielothek antrat, was nur die logische Fortsetzung dessen war, was ich von zuhause kannte. Dort turnte auch Marek Lesniak herum, eine Geschichte ganz eigener Art...
4. Frankfurter Nacht: Aufstiegsspiel in Frankfurt. Die schlimmste Autobahnfahrt, die ich jemals mitgemacht habe, danach die schönste Nacht der letzten zehn Jahre, trotz Freundin. Ich werde nie vergessen, wie dieses Stadion nach dem 4:3 gegen Burghausen vollkommen eskalierte, und ich werde nie vergessen, was wir nach Frankfurt in diesem Stadion abzogen.
5. Ich tue das, weil ich ein absolut reines Gewissen habe: Persönliche Hommage an das Krisenmanagement des MSV Duisburg nach dem Kopfstoß Norbert Meiers und persönliche Schilderung aller Emotionen, die einem so durch den Körper knallen, wenn man sieht, wie Präsident und Trainer den Verein gerade dermaßen verbal gegen die Wand knallen, dass man nur noch durchdrehen will. Eigentlich ist es aber auch die Erzählung einer der lustigsten Episoden der jüngeren Vereinsgeschichte. Meine Herren, was hab ich nach etwa einer Woche darüber gelacht...
6. It´s derby time: Aufstiegsspiel 2007 gegen Rot-Weiß Essen. Ich wohnte damals im Feindesland, was in Bezug auf Anreise zu den Spielen immer eine etwas eigene Form von Konfliktpotential ergab, naja, am Bahnhof stehen halt immer ein paar von denen rum, und meine Herren, Essener sind aber auch.... Der zweite Teil der Geschichte wurde vom Verlag herausgenommen, weil ich die Persönlichkeitsrechte der im Bolero anwesenden Spieler verletzt hätte, wenn ich erzählen würde, wie damals Georg Koch.... (kann in persönlichen Gesprächen erfragt werden). Schade. Aber egal...
7. Die Geschichte des Rudi B.: Erklärt sich von selbst. Rudi Bommers Komplettdemontage. Vom Auftaktsieg in Dortmund bis hin zum Begräbnis im Spiel gegen Ahlen.
8. Peter N. Reloaded: Persönliche Rache an Peter Neururer und dem Unsinn, den er hier alle naselang in ein Mikrofon stotterte, grölte, nölte, oder was auch immer. Von Fahrenhorst bis Caiuby, alles dabei, all diese furchtbaren Leute. „Mit der Verpflichtung Frank Fahrenhorsts haben wir Markus Brzenskas Abgang überkompensiert“ (Peter Neururer)
9. It´s an elevator team: Schilderung des Versuchs sich irgendwie durch Urlaube vom MSV zu erholen, was aber leider nie gelang und nie gelingen wird, live dabei war man immer. Schilderung des Versuchs einem unglaublich dicken Mexikaner im Aztekenstadion während der Partie Mexiko gegen Jamaika zu erklären, wodurch sich mein Verein besonders hervorhebt.
10. Wodka-O in Bilbao: Schilderung meiner Fahrt zum UEFA-Cup Spiel Athletic Bilbao gegen Werder Bremen, was zwangsläufig die Frage zur Folge hat, warum in Bilbao die Spieler ausnahmslos geliebt werden, derweil wir hier gerne mal den kompletten Kader mit Pflastersteinen bewerfen.
11. Heimatgefühle: Melancholischer Abgesang auf die letzte Saison, als es hier so aussah, als würde alles zusammenbrechen. Die Geschichte endet mit der Person, die diesen Verein damals vor dem Untergang gerettet hat: Ente.
Wer sich einen genaueren Einblick über die Art der Texte verschaffen will, kann ab nächster Woche die „Blick in den Text“-Funktion bei Amazon benutzen. Da es etwas komplett anderes ist, als das, was ich hier so verzapfe, empfehle ich jedem, der überlegt, sich die Nummer zuzulegen, dort mal einen Blick reinzuwerfen, bevor ihr unnötig euer Geld raushaut...
Zum Cover: Meine Herren, was war das eine Diskussion... ich erkläre mal den Hintergrund: Der Verlag hätte es gerne noch „heftiger“ gestaltet, also noch „plakativer“ in die Kerbe gehauen, die Sascha gemeint hat und die man zurecht kritisieren kann, wenn man von einem anderen Standpunkt ausgeht. Ich habe mich richtig schwer damit getan, das durchzuwinken, aber ich konnte irgendwann mit dem Cover sehr gut leben, weil es ziemlich symbolisch für das steht, was hier in der Hellmich-Ära passiert ist. Der Grundtenor des Buches ist auch leicht melancholisch (daher: So lonely), an manchen Stellen erinnert es an „meinen MSV“, also die Truppe 89-92, die für mich immer noch die tollste Truppe der Welt ist, um dann zu sehen, was man hier über Jahre kaputtgemacht hat. Und da es die persönliche Rache an Peter Neururer, Rudi Bommer, Norbert Meier und Walter Hellmichs Krisenmanagement ist, konnte ich nicht anders. Ich hoffe, die haben alle das abbekommen, was sie verdient haben...
Warum schreibt man so was?
Erstens: Weil es Spaß macht. Es hat hier vor dem Laptop verdammt lange Nächte gegeben, in denen ich mich durchs MSV-Portal gearbeitet habe, in der ich die Archiv-Funktion genutzt habe, um mich an ganz viele Dinge zu erinnern. Und ich habe selten so gelacht, wie in jener Nacht, als ich mich mit Norbert Meier und den darauf folgenden Presseerklärungen, Interviews und sonstigem Krimskrams auseinandergesetzt habe.
Zweitens: Weil ich ein paar Leute ehren möchte, Leute aus meinem persönlichen Umfeld, die ich sehr schätze, weil sie immer da waren und ziemlich großartige Menschen sind und die einen Heidenspaß daran haben werden, sich in dem Buch wiederzuentdecken. Gute Jungs.
Drittens: Und das war der wichtigste Grund, das Ding ist in erster Linie für den MSV geschrieben...
Für den MSV? Bist du bescheuert? Was soll das denn heißen?: Eigentlich ist es ganz simpel. Der Grundimpuls, die Nummer anzugehen, war ein Hamburg-Besuch. Als ich damals mit Freundin durchs Schanzenviertel schlenderte, mich mal wieder dem Fußball widmete und mir mal ansah, was es so alles an Pauli-Devotionalien gibt, überkam mich gelinde gesagt das Kotzen. Ich ging in den Buchhandlungen die Literatur über diesen Verein durch und entdeckte ganze Regalreihen. Ich schnappte mir also das Buch eines St.Pauli Fans und begann zu lesen. Und dann dachte ich mir: Ok, dann wollen wir unser Regal mal langsam auffüllen... Mir geht es in erster Linie darum, dass wir auf dieser Fußballlandkarte auftauchen, und dazu muss auf und neben dem Feld was getan werden. Während also die Zebraherde, die Zebrakids und viele andere viele verschiedene Jobs auf vielen verschiedenen Ebenen angehen, -Luette dreht fantastische Videos, Kees Jaratz schreibt einen tollen Blog, Gerd Demboski und Harald Steffen haben ebenso wie ich Bücher geschrieben, die Kohorte und der Block 10 bringen dieses Stadion zum Tanzen, andere sind in Fanclubs und Vereinigungen organisiert, die Forevers sind auch wieder da und so weiter und so weiter-, beackere ich halt diese Baustelle. Und ich kann jedem, der diesen Verein liebt, nur empfehlen, sich seine Baustelle zu suchen, egal, wie diese aussieht und wenn es nur der Erwerb einer Dauerkarte ist. Denn dann kommt auch der Moment, wo Bücher über den MSV nicht mehr „So lonely“ heißen müssen...
Aber du bist doch bestimmt jetzt reich? Als ich mal Arbeitsaufwand und Ertrag gegeneinander gerechnet habe, versuchte ich mitten in der Nacht jemanden bei Amnesty International zu erreichen, um sofortige Hilfe anzufordern. Kurz und knapp: Nein.
Aber muss so ein Buch gerade jetzt erscheinen, du Depp?: Das Veröffentlichungsdatum lag nicht in meiner Hand (es erscheint übrigens in der kommenden oder darauffolgenden Woche), und mein Lachen wurde von Woche zu Woche irrer, als ich bemerkte, wie diese Truppe sich plötzlich wie die Reinkarnation der alten Tönnies-Bande gebärte. Nichts liegt mir ferner, als einen von diesen Jungs anzugehen, und was hier in diesem Jahr passiert ist, hat nichts, aber auch rein gar nichts mit dem zu tun, was ich in diesem „Machwerk“ demontiere. Diese Mannschaft hat Informationen des Buches einfach überrollt und während im Buch selber noch der MSV als dreimaliger Pokalfinalist vorkommt, haben sie es geschafft Geschichte zu schreiben. Es ist jammerschade, dass ich diese Truppe nicht gebührend ehren kann, dass ich nicht erzählen kann, wie hier nach Jahren des Trübsinns plötzlich der „Meidericher SV“ wieder entsteht. Und nichts wäre mir lieber gewesen, als das Buch mit Berlin enden zu lassen. Aber die Geschichte wird geschrieben, sie lautet: „Die Saison der tausend Gesten“ und ich werde sie auf irgendeine Art und Weise zugänglich machen. Und es wird eine Heldengeschichte sein, denn das haben die Jungs sich trotz der jüngsten Entwicklungen auf dem Spielfeld schlichtweg verdient, denn auch hier gilt: Ehre wem Ehre gebührt...
Schlusswort: Ich bin ein paar Leuten zu Dank verpflichtet. Den Leuten, die sich die Kapitel meines Buches angetan und mir ein ziemlich geiles und ehrliches Feedback gegeben haben, ich danke euch allen, ihr wisst, wer gemeint ist. Dieses Portal ist nicht nur eine Ansammlung von Geisteskranken, sondern beherbergt auch ein paar ziemlich tolle Gestalten, und es wurde in dieser Saison nicht nur auf dem Feld gute Arbeit geleistet. Macht alle weiter so, jeder auf seine Art und Weise. Die Nummer läuft gerade ziemlich gut, und wenn wir alle weitermachen, dann können wir hier noch ganz andere Dinge auf die Beine stellen. Ich will schließlich noch öfter sehen, wie dieses Stadion in weißblau erstrahlt und ich will immer wieder erleben, wie mehr als 20 000 Leute gemeinsam dieses „Meidericher SV“ singen. Da ich schon diese hochgradig abstrusen Signier-Anfragen bekommen habe: Klar, können wir machen, kein Problem, auch wenn ich weder weiß, wie das geht, noch wie man diesen Stift halten muss und mir dabei höchstwahrscheinlich hochgradig bescheuert vorkomme, aber klar. Alle weiteren Fragen über das Werk oder Kritik gerne per PN an mich, stehe gerne jedem Rede und Antwort.
Am Ende möchte ich mal eine Sache erzählen: Irgendwann an diesem Wochenende tickerte mich ein Mitarbeiter des Verlags an und schrieb: „Ähm, dein Buch ist gerade in der Amazon Bestseller-Liste der Sportbücher auf Platz 1 geschossen. Du stehst gerade vor Ronald Rengs Enke-Biographie“ Als wir uns auf die Spur begaben, wie das passieren konnte, entdeckte ich dieses Thema, und da Amazon seine Listen stündlich aktualisiert, war klar, was passiert ist. Ihr habt den MSV für ein paar Tage auf den ersten Platz geschossen. Und die komplette Chefetage des Verlags saß kopfschüttelnd vor dem PC und sagte: „Das haben wir hier noch nie erlebt. Wie geil sind eure Fans denn?“. Dem kann ich mich nur anschließen. Und ziemlich demütig Danke sagen.
So, und jetzt Mund abputzen, weiter machen. Wir haben hier schließlich noch ein paar Aufgaben zu erledigen, wir müssen wieder in dieser Liga bestehen und wir werden eins der wichtigsten Spiele in der Vereinsgeschichte angehen müssen. Also, let´s roll....
Gruß aus Neudorf
Micha