Die Leistungsstreuung vieler Akteure in der dritten Liga ist noch grösser als diejenige, an die man sich noch aus der zweiten Liga erinnert. Der berühmt-berüchtigte Christian Tiffert hat im Fernsehen mal was in der Richtung gesagt, dass, wenn er konstanter spielen könnte, er bei seinen Fähigkeiten für die erste Liga gebucht wäre, und das vielen anderen seiner Kollegen ähnlich gehe. Für mich ist der Eindruck von Planlosigkeit insbesondere, wenn das Spiel irgendwie "unglücklich" beginnt, sodass wir etwa sofort unter Druck geraten, oft dem geschuldet, dass die Spieler nicht ausreichend Zutrauen in das, was sie können haben, zu leicht aus dem Konzept zu bringen sind, und mit unerwarteten Varianten nicht kreativ umgehen können. Sie spielen das dann nicht aus dem "Eff-Eff", wie höherklassige Leute, sondern beginnen, nachzudenken. Sofort funktioniert mehr oder weniger gar nichts mehr.
Wenn ein Bajic dann auf hoch und weit umschaltet, dann weil er erkennt, dass es im Einzelnen nicht läuft, die Leute ihre Flanke nicht dicht kriegen, sie in der Gegenbewegung haarsträubende Ballverluste haben. Das ist nicht immer schön, und macht bestimmt Bajic zuallerletzt Spass, aber es sorgt zumindest für kurzfristige Entlastung. Ein erfahrener Spieler weiss zudem, dass die anderen von hinten heraus auch nicht blitzschnell wieder aufbauen, sodass wirklich dann Zeit ist, mal Luft zu kriegen und sich vielleicht wieder zu fassen.
Wegen des schwankenden Leistungsbildes sind Spieler, die ein relativ konstantes Leistungsniveau abrufen können, eminent wichtig, und deshalb spielt immer ein King, ein Bajic, ein Bollmann, ein Gardawski, de Wit etc. Ich hoffe sehr, dass es anders ist, aber ich befürchte, dass die grosse Schwankungsbreite in den Leistungen von Spiel zu Spiel eines Gutteil der Akteure auch bei einem anderen Trainer der Fall bleiben wird, und dass sich seine Qualität am Schluss mehr daran ermessen wird, wie er damit umgeht, als daran, dass alle immer annähernd gleich konstant stark spielen, oder im Spiel dann in hohem Masse das bringen, was man im Training gesehen hat.
Wenn der Baumann-Fussball nicht sehr schön ist, so ist er doch so einer, welcher viele Fehler, die unsere Spieler nunmal machen, effektiv neutralisiert. Das kann nun wirklich niemand bestreiten. Für mich war das Spiel gestern wieder ein Beweis dafür, wie wenig Offensivdrang in der dritten Liga manchmal bringt. Den Osnasen hat die erste Halbzeit ausser Muskelkater nix gebracht, und wir waren dann einfach auch deshalb am Drücker, weil die sich tot gelaufen haben. Wenn es hier mit rauschender Offensive nächstes Jahr weitergeht, besteht genau diese Gefahr, nämlich dass wir jedes Spiel in Schönheit sterben, und am Ende abgeschlagen als Vierzehnter der Drittligist mit der höchsten offensiven "Spielkultur" überhaupt jemals sind. Glaube aber nicht, dass es dazu kommt, sondern dass wir einen ähnlichen Effektivitätsfussi sehen werden wie mit Baumann.
Wenn eine Weiterentwicklung gelingt, dann mit den Leuten, die wir dabei haben, nur allmählich und im Laufe mehrerer Jahre. Ist auch OK so, aber man wird nicht sehen, ohne Baumann, dass mit einem Klick alles anders wird.