Brauchen wir gerade eine Spaltung unserer Fanbasis?
Ich krieg die Krise. Reicht die momentane Situation, in die uns Walla&Friends gebracht haben, nicht schon aus? Braucht man am Vortag einer alles entscheidenden Weichenstellung jetzt auch noch einen unversöhnlichen Stellungskrieg pro/contra Hilfe von Schlakke?
Ich denke nein – das können und sollten wir uns nicht erlauben. Zumal es wirklich gute Argumente auf BEIDEN Seiten gibt, die zumindest mal akzeptiert werden könnten, ohne das gleich wieder eine guter Fan – schlechter Fan Diskussion losgeht. Ich unternehme mal einen – vermutlich aussichtslosen – Versuch, die Lage zu beruhigen und die Sichtweise beider Parteien in eine GEMEINSAME Richtung zu bündeln.
Ich selbst habe die wilden 70er und 80er Jahre hautnah miterlebt. Mein eigenes Empfinden in Bezug auf Gesindelkirchen war damals mit Hass völlig unzureichend beschrieben. Während ich Schlakke-Aufklebern auf GE-Autos nur zum Kotzen fand, waren die gleichen Teile auf Autos mit DU-Kennzeichen für mich 1000x schlimmer als Vaterlandsverrat und haben mich oft genug in Form von Sachbeschädigungen an den Rand der Kriminalität getrieben. Schlakke war damals die Ausgeburt der Hölle. Woche für Woche zogen Heerscharen von zahnlosen und arbeitsscheuen – dafür aber umso gewaltbereiteren – niederen Kreaturen durch die Republik, um sich mit Gleichgesinnten im Parkstadion zu treffen. Selbst auf 50,- DM Haupttribünenplätzen herrschte akute Lebensgefahr, wenn man ein anderes Trikot als das der Meineid-Zombies trug. Man MUSSTE diesen 2x sportlich abgestiegenen und durch den DFB jeweils geretteten Drecksverein einfach hassen. So weit so schlecht.
Heute sind wir 2 Generationen weiter und die ganzen Zahnlosen sind weitestgehend ausgetauscht worden durch ein Eventpublikum mit Knappenkarte und sozialen sowie hygienischen Mindeststandards. So richtig hassen kann ich die nicht mehr, selbst wenn ich mir Mühe gebe. Es ist eher eine Kombi aus Rivalität, Unverständnis und Abneigung gegen das Gesindel. Nur mit einer gewissen Mühe und Sorgfalt ist es mir gelungen, meinen Sohn zu nennenswerter Abneigung gegen Schlakke zu erziehen. Der hasst auch auf Grund seiner Geburtsstadt Ratingen und seines Alters eher Fottuna Dummdorf (kann ich verstehen

) und konnte sich nicht einmal über eine Schlakker Niederlage gegen Galatasaray freuen.
Und dann gibt es noch einen wichtigen Aspekt: es gelingt mir immer noch, der anonymen Masse des verbotenen Vereins mit Abscheu zu begegnen. Was mir aber nicht gelingt, ist es EINZELNEN Schlakkern meine Abscheu für deren Verein zu demonstrieren, die aktuell in der besten Absicht zum Wedaustadion fahren, um uns zu helfen. Stellvertretend steht da für mich der Typ aus Gladbeck, der zig-mal mit dem Fahrrad an die Wedau kam, um uns zu unterstützen. Der ist einfach ein netter Kerl und hat mit dem Gesindel aus alten Zeiten aber auch gar nix mehr zu tun und er steht einfach für eine neue Generation von Schlakkern. Will sagen: wir wehren uns ja auch, wenn wir im Ausland immer noch als Nazis bezeichnet würden. Die Zeiten haben sich halt geändert.
Für mich übrigens auch. Als theoretisches Planspiel hätte ich vor einigen Jahren vermutlich mal schnell daher gesagt: Kredit von Schlakke? Dann lieber ab in die Bedeutungslosigkeit. Nach 5 Wochen konkreter, existentieller Angst um meinen geliebten Verein hat sich das gedreht, obwohl mir der Gedanke an einen Schlakke-Kredit immer noch Magenschmerzen verursacht.
Das andere Lager hat mit Schlakke-Hass nicht viel am Hut – vermutlich auch deshalb, weil überwiegend jünger und nicht durch die 70er und 80er geprägt. Denen geht es vor allem FÜR etwas und nicht GEGEN etwas. Die Argumente sind in diesem Fred haufenweise vorhanden. Ich denke mal, der gemeinsame kleinste Nenner beider Lager dürfte aber die Liebe zu unserem MSV sein. So weit, so gut.
Für mich gibt es nur einen Weg, wie man beiden Lagern gerecht werden kann: indem man ganz simpel versucht, mit Spenden von der Fanbasis den Schlakke-Kredit schnellstmöglich zu tilgen. Dabei wäre vermutlich der Antrieb des einen die Genugtuung, in der Blödzeitung zu lesen: „MSV-Fans verhindern (oder tilgen) mit Spendenaktion Kredit des Erzrivalen Schlakke 05“. Die anderen sagen sich ganz pragmatisch: „wir brauchen keine neuen Kredite, sondern frisches Geld.“ Und nicht wenige sehen vielleicht sogar beides als guten Grund für ihr Engagement. Ich wäre dabei, gebe mich aber keinen Illusionen hin, wie schwierig es wäre, das professionell zu organisieren. Der richtige Zeitpunkt wäre natürlich NACH der morgigen Entscheidung und die Grundvoraussetzung wäre eine positive, kämpferische und optimistische Einstellung zu dem Thema. Ist das im tendenziell pessimistischen Duisburg realistisch? Die Alternative wäre, nichts zu tun und den Dingen ihren Lauf zu lassen.
Und bitte NIE vergessen, wer uns überhaupt in diese Situation gebracht hat!
Ewig treu!!!