@Wittsiepe
Persönlich möchte ich in deine Richtung mal loswerden, dass ich sowohl dein Engagement beim MSV als auch das in der Duisburger Lokalpolitik ganz ausgesprochen respektiere. Und du hast dich auch nicht lumpen lassen, als die Frage nach einer Alternative zu den Wegen, die andere gehen wollten, kam, und ein eigenes Konzept vorgelegt. Nur fand ich das eben nicht überzeugend.
Ebenso wenig stichhaltig finde ich, wenn du unter der Massgabe, in Sachen Uhlemann aufklären zu wollen, mit dem "Argument" kommst, er sei ein erfolgreicher Unternehmer. Das kann man für viele in Anspruch nehmen, gute wie böse, auch vor allem für Rüttgers. Der ist zwar nicht Chef, aber ein wichtiger Typ bei Schauinsland, und der Laden brummt wohl. Natürlich kannst du im Gegenzug behaupten, Schauinsland mache auch nur soviel Gewinn, weil es dem MSV so schlecht geht, das wird dir aber kaum einer glauben. Fakt ist, dass wir mit Schauinsland einen dicken Spatz in der Hand haben, Uhlemann aber eine Taube auf dem Dach war, die im entscheidenden Moment davonflatterte.
Wieso Kremers mehr Fussballsachverstand und spezielle Kontakte haben soll als unsere Leute, erschliesst sich mir überhaupt nicht. Weil er bei

war? War Ennatz übrigens auch! Und Bernard Dietz war als Fussballer zwei Klassen besser als Kremers. Wir haben einen Dietz, einen Grlic, einen Gruev, einen Willi, einen Weidemann, etc., alles alte Hasen. Wieso haben die keine Kontakte? Sind sie zu verklemmt?
Kremers hatte, oder hat, auch eine Spielervermarktung. Damit war auch seinerseits ein vitales privates Interesse und von vorneherein die Gefahr eines latenten Interessenskonfliktes da gewesen. Die Möglichkeit, dass Kremers Spieler an die eigene Profiabteilung zu lancieren versucht hätte, ist zumindest naheliegend. Vielleicht hätte er auch lieber seine Talente im Kader des MSV gesehen, als Nachwuchsspieler aus dem Amateurbereich, wie Wiedwald oder Hoffmann. Auch hier spricht die Erfahrung mit Walter Hellmich und seine Einmischung in Aufstellungen etc. eher dagegen, das nicht sauber getrennt zu halten. Was hätte Kremers gemacht, wäre er auf einen Trainer gestossen, der keinen Bock auf seine Spieler gehabt hätte?
Du gibst an, der Zugewinn aus dem Pokal wäre in den MSV investiert worden, wäre Uhlemann ans Ruder gekommen. Das ist schön, dass du das glaubst, aber erhellend ist dieser Glaube keineswegs. Warum Uhlemann und seine Freunde uns offenbar ganz selbstlos eine Menge Hilfe und schwer verdientes Geld zuteil werden lassen wollten, bleibt weiter unbeantwortet. Und selbst, wenn alles stimmt, wie du es sagst, hätte Tomalak erst auf Nummer sicher gehen müssen, ob es mit Uhlemann klappt. Hier hat er va banque gespielt, aber nicht auf eigenes Risiko, sondern auf Risiko vom MSV.
Uhlemann hat eine Zeitarbeitsfirma. Für mein Empfinden wäre es beim Engagement auch darum gegangen, hier einen neuen Standort zu verankern. Das hätte bedeutet, dass zigtausend Drei-Euro-Putzkolonnen-Arbeiterinnen und Lohndumper in der Industrie und im Handwerk in Massen auf dem Ticket MSV in der Berichterstattung aufgetaucht wären. Ein Verein mit der Ausrichtung der Meidericher Zebras hätte dies schon irgendwie erklären müssen. Oder ist Uhlemann die einzige Zeitarbeitsfirma in Deutschland, die achtzehn Euro die Stunde bezahlt? Dann nehme ich dieses Argument natürlich zurück.
Die Pokalgelder sind in Spielereinkäufen verplempert worden. Hierzu braucht man nur einen Taschenrechner und ein Blatt, auf dem man die Transfers nach der Saison untereinander schreiben kann. Der Kader ist nicht mit Augenmass und einer Sicherheitsreserve zusammengestellt worden, sondern im Hinblick darauf, ganz schnell durchzustarten. Schon im Vorfeld des Pokalfinales ging die Auseinandersetzung los, und Tomalak war schon hier mittenmang dabei. Hätte man hier eine ruhige Hand gehabt, wie sie jetzt Grlic hat, wäre ein Maierhofer eventuell sogar zu halten gewesen, wer weiss. Statt dessen hat man Sensationseeking mit Leuten wie Jula, Domovchyski und Shao betrieben.
Für mich ist die Schlussfolgerung aus der ganzen Sache, dass ich immer dann misstrauisch werde, wenn mir einer ganz schnell, ganz sicher und ganz umfassend einen totalen Umbruch als grosse Chance auf einen Sechser im Lotto verkaufen will. Der moderne Profifussball fordert ein solches Risikodenken sehr heraus, wir sind aber damit schon mehrfach krachend baden gegangen. Rüttgers ist deshalb die Option, die ich unterstütze, weil er für eine Politik der kleinen Schritte und allmählichen Entwicklung zu stehen scheint.