Gerät die Erinnerung an Ivo Grlic allmählich wieder in ein Gleichgewicht? Schafft die Begeisterung für die Entwicklung beim MSV so eine Entspannung, dass Ivos Leistungen als Spieler wieder in den Vordergrund rücken können? Oder werden mit seinem Namen immer noch zu viele Erlebnisse der letzten drei Jahre wieder lebendig? Mir geht es nämlich so, dass Ivos Sportdirektoren-Dasein durch die Leistungen des MSV in der zweiten Jahreshälfte verblasste gegenüber seinem Spieler-Dasein. Zumal er bei meinen Lesungen durch ein Gedicht immer wieder ausschließlich als Spieler präsent ist – neben einem der früheren Torhüter vom TSV 1860 München, nämlich
Gabor Kiraly.
Die Angst des Tormanns vor dem Freistoß. Die ist größer als die vor dem Elfmeter. Das war mir im August 2010 vor dem Spiel des MSV gegen den TSV 1860 München am 3. Spieltag der Saison in den Sinn gekommen. Denn Ivo Grlic erzielte am ersten Spieltag auswärts gegen den VfL Osnabrück mit einem Freistoßtor die 1:0-Führung. Beim VfL stand Tino Berbig im Tor. Der MSV gewann 3:1. Seinerzeit habe ich auf dem Weg nach Berlin in Osnabrück einen Zwischenhalt gemacht. In diesen Räumen schrieb ich dann über einen
Saisonauftaktauswärtssieg in der Habe-ich-ohnehin-vergessen-Arena
Am zweiten Spieltag beim Heimspiel gegen den FC Ingolstadt führte der MSV nach einem Freistoßtor von Ivo Grlic erneut mit 1:0. Bei Ingolstadt stand Sascha Kirschstein im Tor. Der MSV gewann 4:1. Während der MSV gegen Ingolstadt spielte, besuchte ich an diesem Tag in Wolfenbüttel die Herzog-August-Bibliothek. Dort konnte ich feststellen, dass ich während eines
Spiels der Zebras mit ganz anderen Augen auf Folianten und alte Bücher blicke.
Nach diesen zwei Spielen dachte ich jedenfalls, wenn Gabor Kiraly an Ivo Grlic denkt, kann nur eines geschehen:
Gabor Kiraly bekämpft seine Angst
Wie kriegt es nur der Trainer
in alle Spielerköpfe rein?
In unser´m Strafraum foulen: Ja!
In Strafraumnähe aber: Nein!
Wie ändert er für´s Spiel in Duisburg
die Kampf-um-Ball-Normalität?
Das Grätschen nur nach Strafraumgrenze!
Nicht früh das Tackling, sondern spät!
Beim Sondertraining Defensivverhalten,
ist immer einer, der´s vergisst.
Doch nur der Elfer lässt mir Chancen.
Ein Freistoß macht mich zum Statist.
Was nutzt die Zehn-Mann-Freistoßmauer
bei Grlics Schüssen mit Effet?
Nichts ist zu sehen. Dann Ball im Tor
und IvoIvo-Ruf-Tournee.
So Ivo, Ivo: Das will keiner.
Da könnt ihr
Tino Berbig fragen,
Kollege
Kirschstein, wen auch immer.
Ein Torwart will das nicht ertragen.
Nach außen stark, Mund abgeputzt
und Grlic-Freistoß-Trauma innen.
Zu siebzehnt etwa nächstes Jahr
die Gruppentherapie beginnen?
Wie kriegt es nur der Trainer
in alle Spielerköpfe rein?
Wenn überhaupt kann ich in Duisburg
nur der Elfmetertöter sein.
Wer sich so auf einen Spieler konzentriert, kann die Schüsse anderer Spieler vielleicht weniger gut halten. Die Zebras gewannen 2:1 gegen die Münchner Löwen, auch wenn Ivo Grlic kein Freistoßtor schoss. Mein Fazit zu dem Spiel in diesem Räumen:
Noch schöner zufrieden sein. Im
MSVPortal wurde der Sieg so diskutiert. Leider setzte sich diese Erfolgsserie in jener Saison 2010/2011 nur im DFB-Pokal fort. Der Einzug ins Finale ein Trost für den erneut nicht gelungenen Aufstieg. Heute wissen wir zudem, die Zusatzeinnahmen im Pokal verhalfen dem MSV zur Atempause in seiner desaströsen Finanzsituation. Zwei Spielzeiten später wurde daraus der Zwangsabstieg.
Leider gibt es aus diesen Jahren kaum TV-Bewegtbilder im Netz. Nur das Freistoßtor in Osnabrück findet sich. Aufgenommen aus der Kurve. Zum einen als Einzelstück:
Zum anderen eingebunden in eines der Spieltagsvideos mit viel Atmo, die damals regelmäßig von „
luette“ ins Netz gestellt wurden. Bitte schön, Film ab!
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