Zebrastreifenblog

  • Ersteller Ersteller Kees Jaratz
  • Erstellt am Erstellt am
Status
Für weitere Antworten geschlossen.
Manchmal begegnet einem die Schönheit dieses Lebens in einem unerwarteten Moment. Zur Erfüllung gesellt sich dann unweigerlich das Staunen. So brauchen wir die Menschen um uns herum, um uns zu vergewissern, dass tatsächlich wider aller Erwartungen geschieht, was wir erleben. Wir starren ungläubig auf jedes Geschehen vor uns und egal, wie der Tag endet, unsere Begeisterung und unser Glück kann uns niemand nehmen. Wir leben den Moment und fühlen uns ewig.

All das geschah am Sonntag bei einem Fußballspiel. Die Mannschaft des MSV Duisburg erinnerte uns daran, was diesen Sport in seinem Wesen ausmacht. Sie erinnerte uns allerdings ebenso daran, worauf wir seit gefühlten Ewigkeiten verzichten mussten: die sich gegenseitig befeuernde Einheit des gesamten (!) Stadions – ausschließlich der Gästekurve – mit der Mannschaft auf dem Platz.

Zwei Mannschaften standen sich gegenüber in diesem Spiel und beide Mannschaften setzten alles daran erfolgreich zu sein. Unsere Überraschung über diese schlichte Tatsache, die eigentlich selbstverständlich sein sollte, ist ein erster Hinweis darauf, wie korrumpiert wir diesen Fußball sonst auch oft wahrnehmen. Der zweite noch deutlichere Hinweis sind Reaktionen von enttäuschten Saarbrücker Fans. Sie fassen es nicht, dass eine Mannschaft auch am Ende der Saison nicht verlieren will. Sie empören sich darüber, dass wir Anhänger des MSV uns über dieses Unentschieden einer durch zwei rote Karten dezimierten Mannschaft so freuen, als hätten wir eine Meisterschaft gewonnen oder die Bayern besiegt. Anscheinend sind einige der Saarbrücker Fans ebenso korrumpiert wie Teile des Fußball. Es ginge für den MSV doch um nichts mehr. Wer so einen Satz nur denkt, wird durch keine Enttäuschung entschuldigt. Wer das schreibt, hat niemals den Sport geliebt. Wer so etwas schreibt, kennt den Fußball nur als Geschäft.

Ich spiele seit fast 50 Jahren Basketball und immer noch will ich jedes Spiel, das ich beginne, gewinnen. Und zwar mit aller Macht. Mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln. Das ist leicht zu verstehen, meine ich. Warum sonst sollte ich einen Ball in die Hand nehmen? Dass Saarbrücker Fans dennoch mit Bitterkeit über den Einsatzwillen der Zebras schreiben, erinnert an unser eigenes Misstrauen in anderen Spielen, ob diese Fußballer unten auf dem Rasen tatsächlich alles geben, was sie können. Es erinnert daran, dass diese Sportler ein monatliches Gehalt bekommen wie andere Arbeitnehmer auch. Und es erinnert daran, dass dieses Gehalt die ausgeübte Tätigkeit im Wesen verändert. Der Sinn der Tätigkeit wird ein anderer, wenn man dafür bezahlt wird. Mit dem Geld werden Kosten und Nutzen vergleichbarer.

Diese mit dem Geld verbundenen Einflüsse verschwanden am Sonntag. Zurück blieb der reine Fußball. Die Romantik dieses Sports hatte das Geschäft aus den Räumen geschmissen und feierte eine ausgelassene Party. Lasst uns diese zweite Halbzeit in ihrer Reinheit des Spiels in Erinnerung halten. Bewahrt sie euch. Es war ein seltenes Erleben. Dieses Fußballspiel war besonders. Insofern waren die dummen Fouls von Tobias Fleckstein und Marlon Frey gleichsam Opfer auf dem Altar der Fußballromantik. Seien wir beiden dankbar. Betrachten wir sie als selbstlose Gabe, um uns eine in der jüngsten Vergangenheit seltene Erfahrung zu ermöglichen.

Weiterlesen...
 
poster_vol7_msv_kneipenquiz.jpg


Einen Tag vor dem letzten Saisonspiel dürfen wir bei aller Konzentration auf die morgen anstehende Aufgabe in der Kurve, vorm Fernseher oder am Ticker schon an die endlosen Wochen der Sommerpause denken. Schneller vergehen die Wochen, wenn man sich die Zeit in kleinere Einheiten einteilt.

So ist es bis zum 17. Juni deutlich kürzer, und an jenem Samstag gibt es die erste große Ablenkung von fußballloser Tristesse. Der Zebraherde e.V. ruft zur siebten Auflage des Kneipenquiz rund um den MSV. Wie gewohnt beginnt das Quiz um 19.02 Uhr in einem der schönsten Biergärten Duisburgs, dem Hafensturm am Rheinufer in Homberg. Ab 18 Uhr ist Einlass.

5,-€ pro Person beträgt die Teilnahmegebühr. Ihr könnt in Teams bis zu vier Personen antreten. Anmeldung mit eigenem „Teamnamen“ unter kneipenquiz@zebraherde.de.

Der gesamte Erlös des Abends geht dieses Mal an das „Betreute Wohnen“ der Caritas in Dinslaken-Hiesfeld. Dort wird seit 1996 Jugendlichen in schwierigen Lebenssituationen die Basis geboten, ihren Weg im Leben zu finden.

Haben wir es bis zum Kneipenquiz geschafft, sind es nur noch 14 Tage bis zum Familientag an der Westender Straße. Irgendwie wird auch diese Sommerpause schon rumgehen.

Weiterlesen...
 
Nachspielzeit-Entscheidungen in Liga 2 und 3 genügend gewürdigt? Die mangelnde Demut vor dem letzten Spieltag der Bundesliga in der lokalen Berichterstattung und bei manchen Dortmunder Institutionen reichlich bestaunt? Magen nach der klassischen Zebra-Achterbahn-Fahrt wieder an der richtigen Stelle? Zeit fürs entspannte Amusement, bei dem es um nichts mehr geht, allenfalls um ein wenig Optimismus. Zeit fürs Schaulaufen mit dem Tabellenrechner.

Ich wiederhole mich: Nie war der Tabellenrechner wirksamer als in dieser Saison. Vor vier Spieltagen war schon alles in trockenen Tüchern. Womöglich hätte ich auch den SV Meppen retten können, wenn ich einen Spieltag früher begonnen hätte. Allerdings kann ich ja nur sportliche Umstände in Betracht ziehen. Solche Randeinflüsse wie wutentbrannte Zwickauer Sponsoren, die einen vollen Bierbecher in der Hand haben und am falschen Platz im Stadion stehen, kann ich auch in Zukunft nicht berücksichtigen.

Dennoch lasst mich etwas ernsthafter hinzufügen. Ich selbst hielt den Tabellenrechner in dieser Saison nicht für nötig. Erst die um sich greifende Abstiegssorge von vielen Anhängern des MSV bewog mich zu seinem Einsatz. Ich wollte beruhigend wirken. Ihr kennt das Prinzip: MSV-Ergebnisse so schlecht wie möglich bei Erreichen des Saisonziels. Die anderen Vereine so gut wie möglich bei Erreichen des MSV-Saisonziels. Nun hat der MSV sieben Punkte mehr als die Prognose vorsieht. Die anderen Vereine bis auf Meppen hielten sich in etwa an die Prognose. Für mich ist das ein weiterer Hinweis auf Entwicklung beim MSV.

Hinter diesen sieben Punkten versteckt sich mit gewisser Wahrscheinlichkeit, dass die Zebras nicht wie in den zwei Jahren zuvor vom Zitterfuß in den erkämpften Klassenerhaltsmund leben mussten. Diese Mannschaft in ihren unterschiedlichen Besetzungen besitzt am Ende der Saison mehr Struktur und Substanz als die Mannschaften nach der Entlassung von Torsten Lieberknecht. Wir dürfen berechtigt darauf hoffen, von einem höheren Niveau aus in die nächste Saison zu starten. Auf dass die Sommerpause schnell vorübergeht.

Vor der Klammer stehen die erreichten Punkte. In der Klammer stehen prognostizierte Platzierung und Punkte am Ende der Saison. Nach der Klammer die Differenz zwischen Ergebnis und Prognose.

  • 11. FC Ingolstadt 47 (12. mit 44) +3
  • 12. MSV Duisburg 46 (16. mit 39 P) +7
  • 13. Borussia Dortmund II 45 (11. mit 45 P) +/0
  • 14. Erzgebirge Aue 45 (13. mit 44 P) +1
  • 15. Rot-Weiss Essen 42 (14. mit 42 P) +/- 0
  • 16. Hallescher FC 41 (15. mit 41 P) +/0
  • 17. SV Meppen 37 (20. mit 25 P) +12
  • 18. VfB Oldenburg 35 (17. mit 35 P) +/-0
  • 19. FSV Zwickau 35 (19. mit 31 P) +4
  • 20. SpVgg Bayreuth 32 (18. mit 34 P) – 2

Weiterlesen...
 

Foto: Ruthe Zuntz

Seit 1990 arbeitet der 1962 geborene Igal Avidan als Nahostexperte für israelische sowie deutsche Zeitungen und Hörfunksender. In seinem neuen Buch schreibt der in Berlin lebende israelische Autor über das gelingende Zusammenleben von Arabern und Juden.


Im Gegensatz zu üblichen Fernsehbildern und Zeitungsberichten vom konfliktbeladenen jüdisch-arabischen Verhältnis kennt Igal Avidan die Hoffnung gebenden Geschichten aus einer bewegten Gesellschaft, in der Juden und Araber längst ein Zusammenleben gefunden haben, das den Vorstellungen von ewigem Hass nicht entspricht. Politiker auf beiden Seiten haben allerdings ein Interesse am Fortbestehen dieser Bilder, die die öffentliche Wahrnehmung bestimmen. Eine friedliche und zugleich brüchige Co-Existenz auf dem Vulkan – davon erfährt man in Igal Avidans Reportagen aus dem Alltagsleben in Israel. Gewaltsame Übergriffe sind zwar an der Tagesordnung, gegenseitige Hilfe, Solidarität, Nachbar- und Freundschaft aber auch.

Ich freue mich sehr auf die Moderation dieser Lesung, die der Förderverein des Jugendzentrums, Lemonhaus e.V., in Kooperation mit Jungs e. V. ermöglichen konnte. Ich will nicht verschweigen, dass ich als Vorsitzender von Lemonhaus e.V. pro domo spreche. Ich empfinde das Jugendzentrum Zitrone als Ort für die Lesung deshalb so geeignet, weil sich diese Abendveranstaltung einreiht in die tägliche Bildungsarbeit dort gegen Antisemitismus und weitere Diskriminierungsformen.

Im Obermarxloher Jugendzentrum weiß man schon lange, dass der immer offener gelebte Antisemitismus der Gegenwart sich aus mehr Quellen als in früheren Zeiten speist. Dort kennt man die Lebenswelten von jungen Menschen aus den unterschiedlichen Teilen der Gesellschaft. Man weiß, die bei manchen Jugendlichen oft durch den Nahost-Konflikt bestimmten Erzählungen dürfen nicht ignoriert oder ausgeblendet werden. Man muss sich mit ihnen auseinander setzen und andere Perspektiven der Bildungsarbeit entwickeln. Dabei ist es für alle hier lebenden Menschen wichtig, den Blick zu weiten. So werden auch mit einer solchen Lesung notwendige andere Wege beschritten, um ein humanistisches Zusammenleben in unserer heutigen diversen Gesellschaft zu festigen.


Ort: Jugendzentrum Zitrone, Kalthoffstraße 73, 47166 Duisburg-Obermarxloh
Zeit: Donnerstag, den 1. Juni 2023, 18 Uhr, Einlass ab 17.30 Uhr
Eintritt frei. Über Spenden im Hut freuen wir uns.
Anmeldung möglich unter: zitrone@jz.duisburg.de

Weiterlesen...
 
Der Werdegang von Bundestagspräsidentin Bärbel Bas macht sie in den Medien zu einer beliebten Gesprächspartnerin für ausführliche Gespräche. Dabei ist es auffällig, wie mit den jeweils besprochenen Themen zugleich oft auch die Rahmenbedingungen mit in den Blick genommen werden. Bärbel Bas erklärt dann grundsätzlich, wie etwas funktioniert.

Mir kommt es so vor, als ob die für eine Spitzenpolitikerin ungewöhnliche Biografie zu einer besonderen Gesprächshaltung der Fragenden führt. So als ob die für die Öffentlichkeit angenomene Notwendigkeit zu erklären, wie eine Frau mit Hauptschulabschluss aus ärmeren Duisburger Verhältnissen eine erfolgreiche Politikerin bei all den Akademikern im Bundestag werden konnte, weiter wirkt. Wer diese Fragen verständlich erklären kann, wird auch jedes andere Funktionieren dieser Gesellschaft erkären können.

Für den MSV Duisburg hat das eine Nebenwirkung. Denn Bärbel Bas wird in solchen Gesprächen oft auch in die Rolle der ehrenamtlichen Außenministerin des MSV gedrängt. Ihr Interesse für Fußball hat sich herumgesprochen, und öfter als andere Politikerinnen und Politiker mit Interesse an einem Fußballverein wird sie auf ihre Verbundenheit mit dem MSV angesprochen.

baerbel_bas_msv_zeit.jpg


So auch in der ZEIT vom letzten Donnerstag, der Nr. 25, – hinter der Paywall – in der sie in der Reihe „Meine Schule des Lebens“ befragt wird. Über Bildungswege und biografische Erfahrungen bezogen auf die berufliche Karriere wird in dieser Reihe gesprochen.


Gegenüber Bärbel Bas wird der MSV dann noch abrundend erwähnt. Etwas Buntes zum Abschluss. Das meinen die Fragenden. Dabei geht es Bärbel Bas nicht anders als anderen langjährigen Anhängern der Zebras. Ihr ist es mit dem MSV sehr ernst. Unweigerlich – das Gespräch ein Blick auf ihr Leben (!) – erinnert sie, woher sie und wir mit dem MSV kommen und stehen.

Ein weiteres Gespräch mit Bärbel Bas im übrigen, das zeigt, wie politisches Handeln von humanistischen Inhalten getragen wird. Ein Gespräch, das Vertrauen für dieses politische System schaffen kann, das momentan immer wieder so populistisch diffamiert wird.

Im März 1977 war Bärbel Bas acht Jahre alt und ging noch zur Grundschule. Im selben Monat erschien die Jubiläumsausgabe der Ruhrorter Nachrichten. Es war die 50. Ausgabe der durch Anzeigen finanzierten kostenlosen Zeitung. Auch Meidericher Geschäfte inserierten darin stadtteilübergreifend. Betten Ortmann, auf der Baustraße beheimatet, gehörte dazu.

betten_ortmann_msv.jpg


Dass in Meiderich sich das Geschäft mit Anhängern anderer Bundesligisten lohnte, scheint mir heute unvorstellbar. Wie konnte man damals nicht Anhänger des MSV werden? Das mussten schwierige Verhältnisse in den Elternhäusern gewesen sein. Ob die handgestrickt wirkende Anzeige jener Bettwäsche galt, die ich seinerzeit als Weihnachtsgeschenk erhielt, weiß ich allerdings nicht.



bettwaesche_marke.jpg


Auf das eigentümliche Vereinsabzeichen der Bettwäsche hatte ich schon mal hingewiesen. Der Meidericher SV 02 c.V. zeigt uns, dass Bettwäschendesigner manchmal viel zu wenig davon wissen, was wirklich wichtig in dieser Welt ist.

Weiterlesen...
 

Foto: © Havin Al-Sindy

Die mit der Alfed Döblin Medaille ausgezeichnete Karosh Taha erschafft für die Vielfalt der Stimmen im gegenwärtigen Deutschland überraschende erzählerische Perspektiven. Am 28. Juni ist die Autorin um 19 Uhr im Jugendzentrum Zitrone in Obermarxloh zu Gast. Sie liest Auszüge aus ihrem Roman „Im Bauch der Königin“ und spricht mit mir über ihre Arbeit als Schriftstellerin.


Im zweiten Buch der deutsch-kurdischen Schriftstellerin entfalten sich durch die Erfahrungen der zwei Jugendlichen Raffiq und Amal unterschiedliche Wirklichkeiten. Im Zentrum ihres Erlebens steht Shahira, die Mutter ihres gemeinsamen Freundes Younes, die die Regeln der kurdischen Community für sich nicht gelten lässt. Sie interessiert sich nicht für das Gerede anderer Leute, ist allein erziehend, lebt nicht monogam. Diese Wirklichkeit befindet sich im Ruhrgebiet, in einem der Viertel, in dem auch viele Einwandererfamilien leben.

Mit ihrem Roman erzählt Karosh Taha von Frauen und deren Kampf um sexuelle Selbstbestimmung. Ihre Geschichte erinnert an Dorfgeschichten, weil die soziale Kontrolle in den Hochhäusern so groß ist. Sie erzählt aber auch von der Zerrissenheit der Kinder von Einwandererfamilien. Die Sprache der Eltern ist nicht mehr ihre Sprache. Sehr genau nimmt sie die Schwierigkeiten für diese Menschen mit ihren unterschiedlichen Vorstellungen von einem gelingenden Leben in den Blick. Dabei wird auch deutlich, das sind keine Randphänome der deutschen Gesellschaft. Was Karosh Taha beschreibt, bestimmt deutschen Alltag mehr als es einer breiten Öffentlichkeit bislang bewusst ist.

Wenn Karosh Taha in Duisburg liest, kehrt sie zurück in die Stadt, die für sie als Neunjährige zehn Jahre lang zur Heimat wurde. In der kurdischen Stadt Zaxo 1987 geboren, kam sie 1997 ins Ruhrgebiet. Ihr Debütroman „Beschreibung einer Krabbenwanderung“ erschien 2018 beim DuMont Buchverlag. 2020 wurde ihr zweiter Roman „Im Bauch der Königin“ veröffentlicht. Für ihre Werke erhielt sie mehrere Preise und Stipendien, darunter den Hohenemser Literaturpreis, das Werkstipendium des Deutschen Literaturfonds, den Rolf Dieter Brinkmann Preis der Stadt Köln und zuletzt die Alfred Döblin Medaille.

Ich freue mich sehr auf die Moderation dieser Lesung, die der Förderverein des Jugendzentrums, Lemonhaus e.V. dank der Unterstützung vom Deutschen Literaturfonds ermöglichen konnte.

Ort: Jugendzentrum Zitrone, Kalthoffstraße 73, 47166 Duisburg-Obermarxloh
Zeit: Donnerstag, den 28. Juni 2023, 19 Uhr, Einlass ab 18.30 Uhr
Eintritt frei. Bezahlen Sie, was Sie erübrigen können. Über Spenden im Hut freuen wir uns.
Anmeldung möglich unter: zitrone@jz.duisburg.de


Die Lesereihe „Sauer macht lustig und auch stark – Die Lesearena der Zitrone“ wird gefördert durch das Programm Neustart Kultur und unterstützt vom InterCity Hotel Duisburg.






Weiterlesen...
 
cover_klein-e1481558177320.jpg
Mehr als Fußball
ist weiter lieferbar. Mehr als Fußball – so habe ich das Buch genannt, in dem ich vom Zusammenhalt in Duisburg im Sommer 2013 rund um den MSV und von der Zeit bis zum Wiederaufstieg des Vereins in die 2. Liga zwei Jahre später erzähle

Mit einem Klick zu den Informationen zum Buch und zu Leseproben.

Ralf Koss, Kees Jaratz: Mehr als Fußball, 363 Seiten, statt € 14,90 nun € 6,00
ISBN 978-3-00-054423-1, plus 2,50 Euro Versand, wenn ihr bei mir per Kontaktformular bestellt.


Falls ihr Interesse an anderen Fußballbüchern habt:

Nicht mehr im Buchhandel lieferbar ist dagegen 111 Fußballorte im Ruhrgebiet, die man gesehen haben muss. Deshalb finden sich die Leserstimmen zum Buch zwar bei Amazon, das Buch neu und ungelesen in der Hand halten, das könnt ihr nur, wenn ihr bei mir bestellt.

Kees Jaratz/Frank Baade: 111 Fußballorte im Ruhrgebiet, die man gesehen haben muss, statt € 14,95 nun € 6,00, plus 2,50 Euro Versand.

Beide Bücher gibt es im Paket für 11 Euro plus Versand von € 3,00. Je nachdem, wo ihr in Duisburg wohnt, kann ich euch das Paket auch vorbeibringen.

Zunächst habe ich bei Buchbestellungen immer sofort nach dem Mail-Eingang versendet im Vertrauen auf Bezahlung. Leider gab es so viele Besteller, die nicht bezahlt haben, dass ich nur noch nach Vorkasse verschicke. Kontodaten bekommt ihr nach Bestellung

[contact-form]

Rechtliche Hinweise und Datenschutz.

Weiterlesen...
 
Den folgenden kargen Text habe ich am 20. Juni 2013 im Zebrastreifenblog veröffentlicht, einen Tag nachdem der Einspruch des MSV gegen die Entscheidung der DFL zurückgewiesen wurde, dem Verein keine Spielberechtigung in der 2. Liga für die Saison 2013/14 zu erteilen. Zehn Jahre ist das nun her. Lange Wochen des Wartens mit vielen Fanaktionen waren an jenem 19. Juni vorbei.



Viele der damaligen Fankaktionen wurden im Netz dokumentiert. Was heute vor zehn Jahren geschah, gibt es hier. Das sind Reaktionen auf die Nachricht vom endgültigen Zwangsabstieg. Tag für Tag hatte ich aber auch viele andere Spuren im Netz dokumentiert und anschließend auf einer eigenen Seite als Sammlung veröffentlicht. Einige dieser Clips sind wieder verschwunden. Einige sind noch vorhanden. Wer sich durchklicken und erinnern möchte, bitte schön.


Über die Rettung des Vereins nach dieser Nachricht und die zwei Jahre bis Wiederaufstieg habe ich ja ein Buch geschrieben. Um Lektorat, Lay-Out und Druck zu ermöglichen haben fast 300 Fans damals ein Crowdfunding unterstützt. Auch das war eine der zahllosen Belege für den besonderen Zusammenhalt unter MSV-Fans. Die Geschichte der Rettung des MSV war für mich aber ebenso besonders als eine Geschichte des Gelingens in Duisburg. Ich hörte nicht viele gute Geschichten über Duisburg. Das war eine gute Geschichte. Ich habe übrigens den Eindruck, ganz ganz allmählich werden öfter gute Geschichten über diese Stadt erzählt. Aber das ist nur eine anekdotische Erfahrung. Ob das stimmt?




Die für mich runde Geschichte im Buch zusammen mit der weiteren Entwicklung des MSV ließ mich vorhin an die letzte Zeile des Gedicht-Klassikers Danach von Kurt Tucholsky denken. „Und darum wird beim happy end/im Film jewöhnlich abjeblendt.“ Ob er erst diese Zeile dem sprichwörtlichen Erfahrungsschatz schenkte? Was sagen die Volksmundforscher? Der desillusionierte Blick ist jedenfalls nicht nur für Liebe und Ehe gültig, sondern auch für Beziehungen in und Entwicklungen bei Fußballvereinen.

Ganz im Gegensatz dazu brauchte das besondere Engagement von Anhängern des MSV keine Ausblendung. Dieses Engagement findet bis heute unzählige Fortsetzungen des Gelingens. Und natürlich hoffe ich mit euch allen für die Zebras auf vorbildhafte Folgen. Auf dass auch für den Sport selbst bald wieder solche Geschichten des Gelingens erzählt werden können.

Und eine letzte Anmerkung: Wer seinen Sinn für schöne Geschichten bewahrt hat – ich habe noch ein paar Exemplare davon günstig abzugeben.



,

Weiterlesen...
 
Was Mitte der 1980er Jahre Wirklichkeit wurde, hatte der Filmemacher Wolfgang Menge in seinem 1973 ausgestrahlten TV-Film Smog als Dystopie vorweggenommen. Er nutzte Elemente eines Katastrophenthrillers für eine Wirklichkeit, in der die Menschen im Ruhrgebiet akut lebensbedrohlich gewordener Luftverschmutzung ausgesetzt sind. Angesichts der Produktionsbedingungen von Fernsehfilmen heute beeindruckt der Aufwand, mit dem dieser TV-Film damals gedreht wurde. Durch die vielen Szenen aus der Wirklichkeit des Ruhrgebiets erhält die Fiktion der Smogkatastrophe einen dokumentarischen Charakter.

Wer mehr über den Film erfahren will, sollte zum Blog Minus Eins weiterklicken. Dort schreibt Maxi Maria Platz ausführlich über Inhalt sowie Produktionsgeschichte des Films und ordnet ihn zeithistorisch ein.

Atemnot eines Protagonisten nutzte Wolfgang Menge mehrmals als filmisches Mittel, um den unsichtbaren Schadstoffgehalt der Luft zu verdeutlichen. Auch ein Laienschauspieler hatte seinerzeit in Smog seinen Auftritt. Sein Name: Bernard Dietz. Denn der Film zeigt, wie im Ruhrgebiet der normale Alltag weitergeht. Zu diesem Alltag gehört ein Fußballspiel im Wedaustadion. Die Spieldaten finden sich bei Maxi Maria Platz. Bernard Dietz Einsatz beginnt am rechten Flügel, wo er nach Atem ringend zu Boden sinkt. Entsetzen herrscht auf dem Feld. Eine Trage für Ennatz muss her. Das Spiel wird abgebrochen.

Das Spiel des MSV beginnt bei Minute 26.45.


Wolfgang Menges Film ist auch ein Film über Journalismus im TV, erzählt er doch von Sondersendungen, Politikerinterviews und Expertengesprächen, wie es sie im Jahr 1985 dann wirklich gegeben hat, jenem Jahr, in dem im Ruhrgebiet Smogalarm der Stufe III ausgerufen wurde. Der Wirklichkeit 1985 fehlte die Zuspitzung zur Katastrophe. Es fehlte die fiktionale Verdichtung des Geschehens zur Vergiftung mit Erstickungssymptomen, also der schnell auftretenden gesundheitlichen Gefährdung, mit der im Film die Luftverschmutzung immer wieder bebildert wird.

Luftverschmutzung ist manchmal riechbar, klar erfahrbar sind die Schadstoffe in ihrer regionalen Ausbreitung allerding nicht. Die Smogverordnung des Landes NRW bestimmte 1985 den Gefährdungsgrad seiner Einwohner und suggerierte in der Köln-Bonner Bucht Sicherheit alleine deshalb, weil sie dort nicht galt. So greift Maxi Maria Platz die anekdotische Erinnerung eines 1983 geborenen Duisburger Journalisten auf, den die Mutter als zweijährigen nach Bonn evakuierte. Ich lebte in jenem Jahr in Köln. Ohne Smogverordnung gab es dort kein Fahrverbot. Die gesetzliche Grundlage fehlte, die Schadstoffwerte in der Luft waren ebenso hoch wie im Ruhrgebiet. In Köln beließen es die Verantwortlichen bei Appellen. Ob das in Bonn so viel anders war? Im Dezember jenes Jahres wurde das Geltungsgebiet der Smogverordnung dann erweitert.

Vergnügt lächelnd habe ich übrigens den Link zum Blog Minus Eins kopiert. Denn passend zur Fußball-Nebenlinie von Film und Text MSV Duisburg erhielt der Online-Beitrag die Unteradresse „1902“ – eine Zahl, mit der wir uns doch gerne an wichtige Dinge des Lebens erinnern lassen.

Weiterlesen...
 
Momentan verschafft Amazon mir und damit auch euch eine gerade nur schwer vorstellbare Zukunft für den MSV. Denn der oligarchische Versandhandel erkennt offensichtlich für das bei ihm von Tina Halberschmidt und meinem Alter Ego Martin Wedau angebotene Buch über den MSV neue Absatzmärkte.

img_20230628_093315.jpg


Anscheinend weiß Amazon etwas, was Tina und ich noch nicht wissen. Was uns allerdings wahrscheinlich vom Verlag auch nicht bestätigt wird. Unser Buch für MSV-Fans in Italien.

Aber das sind mal Visionen. Zebras, denkt groß, denkt nicht nur an den Aufstieg 2025, denkt an Europa.

Schon allein, damit unsere Bücher endlich wirklich übersetzt werden. Ich hätte da noch ein paar.

Weiterlesen...
 
Kannst Du für die ganz Dummen (wie mich) noch mal etwas ausführlicher formulieren worum es in diesem Thread geht und worin Deine Intention besteht ?
 
Das ist kein Thread sondern ein automatisch vom Portal eingespielter Blogbeitrag des Zebrastreifenblogs. Ich habe damit im Grunde nichts zu tun. Das war vor Urzeiten vom Portal so gewollt

Und der Beitrag selbst nimmt die sehr kuriose Listung des Buchs durch Amazon auf.
 
Das ist kein Thread sondern ein automatisch vom Portal eingespielter Blogbeitrag des Zebrastreifenblogs. Ich habe damit im Grunde nichts zu tun. Das war vor Urzeiten vom Portal so gewollt

Und der Beitrag selbst nimmt die sehr kuriose Listung des Buchs durch Amazon auf.
Ahhh....sorry, manchmal macht's ja auch Sinn die Überschrift zu lesen "Zebrastreifenblog" :Doh!: .
Eigentlich ein interessantes Thema. Habe letztens in der WR etwas über ein Buch gelesen, in dem MSV-Fans vorkommen. Klang sehr interessant. Wollte eigentlich mal fragen ob darüber hier mal gequatscht wurde. Mal gucken ob ich den Artikel noch finde und damit den Titel des Buches. Ging irgendwie um rechte Hools (glaube ich) aber nicht mit dem moralischen Fingerzeig, dass gehörte nur irgedwie zur Geschichte.
 
neben meinen Büchern, in denen bei zweien mit meinen Stehplatzkumpeln auch MSV-Fans vorkommen ;), meist du vielleicht das hier:

https://zebrastreifenblog.wordpress...ausengesprach-kurzer-roman-uber-hooligan-til/
Verdammt .. ja, ich glaube datt isset !
Hört sich nach einer extrem interessanten Geschichte abseits der ganzen sonst üblichen Heldengeschichte und klein- und großbürgerlichen Sagen und Fabeln an,.die man sonst um die Ohren geschmissen kriegt.
 
Die bunte weite Youtube-Welt hat sich mir neulich mit ihrer sympathischen Seite gezeigt, als der Algorithmus mir etwas vorschlug, dessen eigentlicher Wert im Anwendungsziel nicht mitprogrammiert gewesen sein kann. Ich schreibe bewusst nicht, von dessen eigentlichem Wert der Algorithmus nichts wusste. Mir ist in diesem Zusammenhang nämlich nicht nach einem launigem Ton. Zu unklar ist das öffentliche Sprechen über die Zukunft von Künstlicher Intelligenz, für deren Entwicklung Algorithmen ja die Grundlage sind. Zu metaphorisch wird von KI gesprochen, so mächtig erscheint dadurch eine Technik, die schon durch die Sprache dann dem menschlichen Zugriff sich zu entziehen scheint. Dabei bleibt KI eine Technik, also menschengemacht, und wir entscheiden, wie sie eingesetzt wird. Aber all das führt hier zu weit. Denn eigentlich geht es um die eine hoch geladene Folge der ARD-Vorabendserie Fußballtrainer Wulff, die sicher wegen meines in diesen Räumen hier nicht unbekannten Interesses an dem Sport mir vorgeschlagen wurde, aber eben nicht wegen eines sehr viel wichtigeren Details dieser Serie aus den 1970er Jahren.

Von Oktober 1972 bis April 1973 wurde die erste Staffel gesendet, und die Folge mit dem Titel „Der Sündenbock“ ist die 13. und letzte Folge dieser Staffel. Damals habe ich die Serie nicht gesehen, sonst wäre ich sicher schon mit meinen 11 Jahren von einer Szene hellauf begeistert gewesen. Sie spielt in der Geschäftsstelle des FC Neuenberg, jenem fiktiven Verein der Bundesliga, von dem die Serie handelt. Der von Georg Hartmann gespielte Vereinsschatzmeister Gerd Kapock kommt zum Vereinspräsidenten Friedrich Tügel, gespielt von Hermann Lenschau, und möchte ihm eine vermeintliche Neuigkeit zur Zukunft von Trainer Wulf erzählen. Die beiden gehen durch das Büro und im Hintergrund fängt die Kamera die Unterseite eines Spielplakats ein. Der Vereinsname ist zunächst nur im unteren Drittel lesbar. Ich stutze und denke, das kann doch nur MSV Duisburg heißen. Die Kamera wackelt sich ein wenig hoch, bis das MSV Duisburg ganz im Bild ist.

fussballtrainer_wulff_msv.jpg


Jetzt ist es an euch, herauszufinden, um welches Spiel es sich handeln könnte.

Die Schwierigkeiten des FC Neuenbergs in dieser letzten Folge ließen sich übrigens heute mit demselben Plot erzählen. Der Spielerberater müsste allenfalls etwas weniger schmierig angelegt sein. Fast der ganze erzählerische Rahmen und die Konflikte könnten dieselben bleiben. Der Film ist neben dem Fußballinhalt ein wunderbares Zeitdokument, das einem die 1970er Jahre durch viele Details in den Bildern und dem für die Zeit sehr typischen Verhalten der Figuren nahe bringt.

Der FC Neuenberg ist abgestiegen, und die Frage stellt sich, wie geht es weiter? Geht der Verein ins Risiko und häuft Schulden an, indem Spieler für den Wiederaufstieg gehalten werden? Oder verkauft der Verein vor allem den besten Spieler und kann sich so soliden Wirtschaftens sicher sein? Dass dabei Intrigen gesponnen werden, um die Ziele zu verfolgen, versteht sich von selbst. Festzustellen ist aber, bei den Konflikten geht es – mit Ausnahme der Ziele des Spielervermittlers – immer um Ziele für die Gemeinschaft. Der Blick auf die eigene Karriere spielt noch keine große Rolle.

Etwas kurios wirken die Fußballszenen zu Beginn. Unsportliche Schauspieler können sich dann doch nur sehr unzulänglich wie durchtrainierte Fußballer bewegen, geschweige denn mit einem Ball auf selbstverstsändliche Weise umgehen. Und ich spreche hier nur davon, einen Ball in die Hand zu nehmen und ihn auf einen Elfmeterpunkt zu platzieren. Ich rede nicht davon, ihn mit dem Fuß zu spielen.

Film ab! Die letzten drei, vier Minuten fehlen allerdings. Das Plakat ab Minute 14.50.

Weiterlesen...
 

Sicher, man kann sich entscheiden, ob man jetzt jeden unbedingt regelmäßig sehen muss. Mancher bricht ja sogar den Kontakt zu den Eltern ab. Aber sie bleiben deine Eltern. Der du bist, bist du auch durch sie. Neben vielem anderen. So ähnlich geht es mir mit dem MSV.

Ralf Koss alias Kees Jaratz: Fußballfibel – MSV Duisburg, Culturcon medien, 2022​

Als ich mir vor ein paar Wochen Lesungs- und Vortragstermine zum MSV im Kalender notierte, dachte ich kurz, hoffentlich brauchen die Gäste dann nicht mal wieder eine besondere Aufhellung ihrer Stimmung. Das war mehr ein Gag für mich selbst, gar nicht ernsthaft gedacht. Schließlich halte ich zu Beginn der Saison immer maximalen Erfolg für möglich, so überraschend der dann auch sein mag. Nun könnte ich am Donnerstag beim Vortrag zur Eröffnung der 60-Jahre-Bundesliga-Ausstellung doch gefordert sein. Das Ergebnis heute Abend gegen Halle könnte meine Aufgabe allerdings erleichtern.

klapphouse_ankuendigung.jpg


Wie es dann am 6. September bei der Lesung im Meidericher Klapphouse aussieht, werden wir sehen. Auf dieses besondere Heimspiel auf der anderen Seite des MSV-Geländes freue ich mich natürlich sehr. Ab 19.02 Uhr wird es neben den Ausschnitten aus der MSV Duisburg Fußballfibel auch Komisches aus der sonstigen Fußballwelt geben.

Zeit: 6. September, 19.02, Einlass ab 18 Uhr
Ort: Klapphouse, Borkhofer Straße 47a, Meiderich

Eintritt frei.



Schauen wir mal, ob die Ergebnisse bis dahin der Stimmung eine gute Grundlage verschaffen. Ich selbst bekomme bis zum Heimspiel gegen Verl kaum was vom MSV live mit. An eine solche Flut von Termindopplungen kann ich mich nicht erinnern. Die Krönung ist meine Auswärtsfahrt nach Regensburg, bei der ich vor Terminierung der Spiele das Risiko eingehen musste, die Begegnung wegen der notwendigen Rückfahrt am Sonntag um 17.30 Uhr zu verpassen. Und natürlich, wann muss der MSV spielen? Ihr wisst es. In Regensburg wird es also allenfalls Freitag- oder Samstagabend ein bisschen Zebragemeinsamkeit in Kneipengeben. Das muss als Unterstützung für den Auswärtssieg reichen, damit am Mittwoch danach im Klapphouse von Anfang an gute Laune herrscht.

Hier der Link zur Ankündigung der Veranstaltung am 6. 9. um 19,02 Uhr bei Facebook.


  • fussballfibel.jpg
  • 1976_auswaertsfahrt_frankfurt_udenbreth.jpg
  • 272740656_1558187954514574_6996505146707058714_n.jpg
  • 2022-05_clip_lokalzeit.png
  • img_20220228_131756_web.jpg

Weiterlesen...
 
Ein Spiel beginnt bei null zu null.
Immer ist dann alles möglich.
Noch mehr gelingt nur vorm Saisonstart.
Dann sehe ich lebendig vor mir,
wie eins zum anderen kommt und Sieg
um Sieg sich aneinander reihen.
Enttäuschung nur durch Unentschieden.

Spätestens nach zehn Erfolgen
kann das Ziel nur Aufstieg heißen.
Nicht gleich zurück in Liga eins.
Fantastisch bin ich realistisch.
Wenn es doch sein kann, dass die Außen
auf Strafraumstürmerköpfe flanken
und sie nicht mehr so selbstverständlich
den Ball ins Aus weit drüber schießen,
kann doch Wirklichkeit mir folgen.
kann doch klappen, was ich denke.
kann geschehen, was ich träume.

Bis dann das erste Spiel beginnt.
Das zweite folgt, das dritte, bis nach
dem vierten Spieltag ich beginne
mich vorzufreuen auf das nächste
Jahr, wenn vorm Saisonstart noch jedes
Spiel bei null zu null beginnt
und alles wieder möglich ist.

Weiterlesen...
 
Anhänger des MSV Duisburg zu sein, heißt momentan, beim Weg zum Bäcker am Samstag vor dem Spiel gegen Jahn Regensburg an einer Baustelle in der Auswärtsstadt nicht vorbeigehen zu können, ohne sofort an ein passendes Symbolfoto für die mögliche Stimmung nach dem Spiel zu denken.

img_20230902_091803.jpg


Nutzen junge Menschen die hier gezeigte Redewendung überhaupt noch? Oder überlebt sie nur noch in Tageszeitungen als fester Bestandteil von launigen Meldungen, um die letzten vorhandenen Papierseiten zu füllen? Sicher lässt sich ihre Herkunft übrigens nicht erklären. Im Netz kursiert die Deutung „Herkunft Jägersprache“. In den Dachsbau, Röhre genannt, schafft es der Jagdhund nicht hinein. Hund und Jäger gehen also leer aus.

Was wir Anhänger der Zebras ja in letzter Zeit zur Genüge von unserem Herzensverein kennen. Der Dachsbau Regensburg war für die Zebras von besagter unzureichender Größe. Allerdings bauen nach Ansicht beider Trainer in der PK nach dem Spiel die Regensburger Dachse ihre Gänge wohl so groß, dass selbst Zebras einigermaßen komod drin rumrennnen können, ehe es tiefer im Inneren wohl zu eng wird. Diese Meinung findet sich bei nur wenigen Anhängern des MSV. Dort herrscht große Ernüchterung und Ratlosigkeit. Nur wenige hatten den Eindruck, die Mannschaft hätte etwas gewinnen können bei diesem Auswärtsspiel. Die Stimmung ist im Arsch. Wo diese Redewendung herkommt, kann sich jeder selbst erklären.

Was da jetzt wie meiner Meinung entspricht, kann ich gar nicht sagen, weil ich das Spiel gar nicht sehen konnte und mein Wochenendausflug nach Regensburg nur zur Städtetour wurde. Schon vor dem Spiel musste ich zurückfahren. Womöglich ist auch das der wahre Grund für die Niederlage: Meine Leistungsbereitschaft als Zuschauer war nicht groß genug. Zu einer Rückfahrt mit der Bahn während der Nacht war ich nicht bereit, und eine weitere Nacht konnte ich nicht in Regensburg bleiben. Das passiert, wenn Spiele terminiert werden, nachdem ich meine sämtlichen Register für die Auswärtstour schon gezogen habe.

Zum Stimmungsausgleich schaue ich übrigens Basketball. Sowohl mein Kölner Heimatverein DTV Basketball Köln als auch die Nationalmannschaft enttäuschten mich am Wochenende nicht. Sieg im ersten Saisonspiel gegen Salzkotten 2 zum einen, zum anderen Einzug ins Viertelfinale der Basketball-WM. Die Zebras arbeiten hoffentlich in der Länderspielpause so an ihren Schwächen, dass ich nach dem Spiel gegen Verl keinen Stimmungsausgleich mehr brauche. Die WM ist dann nämlich vorbei.

Weiterlesen...
 
Seit der Entlassung von Hansi Flick blicke ich mich immer wieder fragend um. Doch niemand scheint so irritiert wie ich. Schon in den ersten Gesprächen von irgendwelchen Fußballmoderatoren mit irgendwelchen Fußballexperten schwangen die Köpfe zweifelnd hin und her, wenn der Name Nagelsmann fiel. All diese Menschen schienen von einer Grundannahme auszugehen, die mir völlig neu war. Und dabei sind wir in Duisburg seit einigen Jahren große Experten im Umgang mit entlassenenen Trainern und sogar einem entlassenen Sportdirektor.

Bislang bin ich immer von zusätzlichen finanziellen Belastungen für den MSV nach einer Entlassung ausgegangen. Denn die ist ja eigentlich eine Beurlaubung. Ständig wurden Gehälter weiter gezahlt. Trainer brauchten nichts zu tun und konnten bis zum Vertragsende ein gutes Leben führen. Wenn wir nun hören, wie über ein potentielles Verpflichtungsdreieck DFB, Bayern München und Nagelsmann gesprochen wird, sollten meckerlustige Anhänger des MSV aufhorchen. Dann es gibt eine weitere Gelegenheit über verpasste Chancen vom MSV zu schimpfen. Von Anfang an wurde ganz selbstverständlich über eine Ablösesumme gesprochen, die der DFB den Bayern für Nagelsmann zu zahlen hätte.

Hätte der MSV von Ingolstadt für Ivo Grlic eine Ablösesumme fordern sollen, weil er noch unter Vertrag stand? Waren da schon wieder Amateure am Werk, während die wahren Profis schon ein anderes Geschäftsgebaren an den Tag legen. Oder verstehe ich an der Causa Nagelsmann etwas nicht? Dann klärt mich auf. Normalerweise müsste es doch rentabler sein, Nagelsmann von der Gehaltsliste zu bekommen, als ihn weiter zu bezahlen. Oder bewegen wir uns auf der Ebene von Symbolik und Politik? Geht es gerade um eine Machtdemonstration, wenn wir so viel über eine mögliche Ablösesumme für Nagelsmann hören?

Die Geschichte hat sich weiter entwickelt. Heute morgen lese ich in der Süddeutschen Zeitung, dass BILD mal wieder als erstes Medium was zu wissen behauptet. DFB und die Bayern hätten sich geeinigt. „Demnach würden die Bayern dem notleidendenden Verband mit dem Verzicht auf eine Ablösesumme entgegenkommen.“

Ein Verzicht. Ich verstehe es nicht. Wir sehen hier ein Geschäftsmodell im Fußball, das noch in den Kinderschuhen steckt. Trainer reihenweise verpflichten, beurlauben und dann Ablöse verlangen. Der MSV war in dem Fall ohne es zu wissen eine Art Vorreiter mit seinen zahlreichen Trainerentlassungen. Dabei war es wie im richtigen Fußball. Die Anschlusshandlung fehlte leider. Keiner der beurlaubten Trainer wurde meines Wissens bei anderen Vereinen angeboten. Die Finanzoffensive war im Keim erstickt, stattdessen die finanzielle Belastung. Hätte der Verein die für uns unverzichtbaren Ablösen für all die Trainer erhalten, wären wir jetzt immer noch steinreich. Wir hätten in der Sommerpause unglaubliche Erstligaspieler verpflichtet und ständen mit 15:0 Punkten an der Tabellenspitze. So aber sind wir mal wieder ins Hintertreffen geraten, während die Bayern generös auf Ablöse verzichten, um das Gehalt von Nagelsmann zu sparen. Das ist mal eine Logik. Ungewöhnlich und innovativ.

Weiterlesen...
 
Erst dachte ich vorhin, man, was bist du alt geworden. Jetzt fragst du dich schon, ob du über den umgestoßenen Bock in den langen Jahren hier im Zebrastreifenblog nicht längst schon was erzählt hast. Dann schlag ich nach und sehe, och, jüngere MSV-Fans haben vielleicht nur ein besseres Gedächtnis, selbst die könnten sich aber die Frage stellen. Fünf Jahre ist es erst her, da stand schon einmal ein Bock auf dem Rasen des Stadions. Der war Ilia Gruev anscheinend schon mal untergekommen. Er wirkte vertraut mit der Absicht, ihn umzustoßen.

Torsten Ziegner hingegen scheint nicht ganz sicher zu sein ob der Existenz eines solchen Bocks. „Ominös“ nennt er ihn. Umgestoßen werden soll er sicherheitshalber auf jeden Fall dennoch. Man weiß ja nie, ob es ihn nicht doch gibt diesen Bock. Allerdings lässt sich Torsten Ziegners leichte Distanzierung von klischierten Sprachspielen des Unterhaltungsbetriebs als Hinweis auf das Vertrauen in die Mannschaft interpretieren. Sprich: Da gibt es nichts umzustoßen. Wenn die abrufen, was der Trainer ihnen zutraut, klappt alles wie von selbst.

Mir selbst war schon zu Gruevs Zeiten der umgestoßene Bock als Bild für das Vorhaben, endlich ein Spiel zu gewinnen, zu unsicher. Schließlich liegt der Bock dann in der Gegend rum. Womöglich behindert er Offensivaktionen für zweite Tore oder fälscht Distanzschüsse des Gegners unhaltbar ins eigene Tor ab. Der Brustlöser ist mir sympathischer, weil dabei das Aufbrauchen unabdingbar ist und deshalb nach seiner Nutzung nichts weiter stören kann. Selbst der der geplatzte Knoten hinterließe nur leichte Fetzen, die das Spiel der Zebras nicht behindern.

Hoffen wir darauf, dass ich nicht auch noch auf den Beitrag zurückkommen muss, den ich vor fünf Jahren zwei Wochen nach Gruevs Bock-Umstoßen-Spiel Nummer 1 geschrieben habe. Die Statistik-Freaks unter euch wissen es längst. Zwei Wochen später hatte der Bock die Auswärtsfahrt nach Berlin mitmachen können. Für den MSV jenes Jahres war der mehr störrisches Huftier, das Geduld und Zuwendung brauchte, um den Weg frei zu machen, als ein starres, unbelebtes Ding, für dessen Beseitigung nur Willen und Kraft nötig ist. Deshalb mussten neue Bilder her und Lukas Fröde wollte seinerzeit mit der Mannschaft in Berlin ein Feuerwerk abbrennen.

Hoffen wir darauf, dass es dieses Mal anders wird und sich erfüllt, was ich vor fünf Jahren schon einmal schrieb: „Alle wissen, was von ihnen erwartet wird. […] Also, hoffen wir darauf, dass die erste Hürde genommen wird, die Flaute mit dem Durchbruch der Mauer im Kopf endet und die bisherige Durststrecke nicht in den Tunnel führt, an dessen Ende erst ein Licht erscheint. So lange wollen wir doch nicht warten.“ So viel Hoffnung. Da muss doch was gehen gegen Verl.

Weiterlesen...
 
Geschichte ist manchmal die Wiederkehr des Immergleichen. So wiederholte sich für Torsten Ziegner, was Ilia Gruev fünf Jahre zuvor schon erlebte. Trotz allen Vorsatzes blieb der Bock nicht endgültig umgestoßen. Allenfalls hatte er im Spiel gegen den SC Verl ein paar Mal kurz am Boden gelegen. Dabei muss er dreimal zwischen die Füße der Spieler des MSV geraten sein, die deshalb dem Gegner Tore zum Sieg ermöglichten. Ich meine, Gruev durfte sich seinerzeit noch zwei weitere Spiele um diesen Bock kümmern.

Torsten Ziegner kann das nun seinem Nachfolger Engin Vural überlassen. Neben der fachlichen Qualifikation wirkt Branimir Bajic an seiner Seite dabei als eine Art Rudi Völler des MSV. Was mir nicht das Schlechteste zu sein scheint in der auf vielen Ebenen belasteten Atmosphäre beim MSV. Auch wenn Branimir Bajic nicht die volksnahe völlersche Sprachgewalt auszeichnet, so war er immer ein Ruhepol in Mannschaft sowie Verein. Und bei den Fans wirkt immer noch sein Ruf als Spieler nach. Wie lange die beiden das Training leiten werden, hat der Verein offen gehalten.

Mehrere Dinge sind an dieser Entwicklung bemerkenswert, weil sie offenbaren, wie widersprüchlich Fußballanhänger auf das Geschehen rund um ihren Verein blicken und wie widersprüchlich sich auch die Verantwortlichen des Vereins verhalten, vielleicht verhalten müssen, wieviel Gerücht als Tatsache in der Welt ist, wie oft Beteiligte des Geschehens etwas irgendwem privat sagen, wie das privat Geäußerte ins öffentliche Reden sickert und Begleitumstand der zukünftigen Arbeit auf den verschiedenen Ebenen ist.

Ein Gerücht etwa besagt, alle drei Geschäftsführer hätten sich gegen die Entlassung Ziegners ausgesprochen. Was einige als Entmachtung des Verantwortlichen Sport Ralf Heskamp deuten. Das mag stimmen, interessiert mich aber dabei gar nicht. Mir geht es um die fußballerische Expertise von Ingo Wald beziehungsweise jenem dann maßgeblichen Gremium, eine Expertise, die im Gegensatz zur Zeit mit Ivo Grlic nun in den Hintergrund gerückt ist. Denn diese Expertise soll das Vereinsgremium ja nicht besitzen. Was nun aber nicht mehr vorrangig kritisiert wird. Was zuvor ein Hemmnis der Entwicklung war, gerät nun zum Motor. Denn Ziegners Beurlaubung ist unter den Anhängern fragloser als Grlics weiteres Herumprobieren. Darüber hinaus wird deutlich, im deutschen Fußball gibt es keine allgemein gültige Lösung für das Strukturproblem, wie die Handlungsmacht zwischen dem Wirtschaftsunternehmen Fußball und dem Verein dauerhaft konstruktiv verteilt ist.

Bei der Frage einer Trainerentlassung offenbart sich zudem einmal mehr die Besonderheit der professionellen Strukturen in einem Verein wie dem MSV. In diesem Verein mit seiner finanziellen Situation und den lokalen Bedingungen des Vereinsstandorts, müssen die Verantwortlichen der KGaA die enge Zusammenarbeit mit den Vereinsverantwortlichen suchen. In den lokalen Netzwerken wird den Vereinsverantwortlichen das Vertrauen entgegengebracht. Wodurch es übrigens schwierig wird, solch eine Person zu ersetzen, selbst wenn ein Ingo Wald den Vorsitz nicht mehr wollte. Wenn das Gerücht also stimmt, der Verein habe gegen die Meinung der KGaA-Geschäftsführer gehandelt, halte ich es für eine offene Frage, ob Ralf Heskamp die Entscheidung gegen Torsten Ziegner als Machteinschränkung empfunden hat. Er weiß um die Bedingungen seiner Arbeit beim MSV.

Eine andere Debatte ist ebenfalls interessant. In Ruhe arbeiten und Entwicklung sind die Stichworte. Gerade unter der Prämisse, ein Jugendtrainer des eigenen Vereins übernimmt die erste Mannschaft und der Verein spekuliert auf eine positive Entwicklung, ließ bei manchem Anhänger die Hoffnung aufflackern, mit der Zeit könne Engin Vural über Jahre eine immer erfolgreichere Mannschaft entwickeln.

Die realistischeren Anhänger des MSV geben dem keine Chance, weil Unmut und damit der Druck der Fans bei Phasen des Misserfolgs zu groß würden. Wir brauchen nur fünf Jahre zurückzuschauen, um genau das festzustellen. Ilia Gruev besaß große Sympathien unter den Anhängern des MSV. Solche Sympathie nutzte aber schon nichts mehr, als er das Erreichen des unbedingten Ziel jener zweiten Saison unter seiner Führung, den Aufstieg, mit allen Mitteln verfolgte. Er schaffte es zwar, die Mannschaft recht stabil auf diesen Aufstiegsplätzen zu halten. Die Zuschauer bei den Heimspielen mitten in der Saison hielt das aber nicht davon ab, die Mannschaft auszupfeifen, weil sein sehr kontrollierter Defensivfußball oft nicht schnell zum Sieg führte und zudem nicht schön anzusehen war. Im Zweifel war ihm das Unentschieden lieber als der unbedingte Sieg. Souverän erreichte er so das Saisonziel. Als er in der zweiten Zweitligasaison die taktischen Möglichkeiten seiner Mannschaft erweitern wollte, folgten Niederlagen zu Beginn der Saison. Innerhalb weniger Spieltage wurde aus dem Klassenerhaltstrainer der Vorsaison der Misserfolgstrainer, der entlassen werden musste. Er war der einzige Trainer der letzten Jahre, der zweimal bewies, er kann mehrmals Saisonziele erreichen. Keinem anderen Trainer ist das gelungen. Genutzt hat das weder für seinen Verbleib, noch für die Entwicklung von professionellen sportlichen Strukturen, in denen stimmungsunabhängig entschieden wird. Seine Erfolge haben auch an der Bereitschaft vieler Zuschauer nichts geändert, Misserfolge als immer mögliche Rückschläge während einer stetigen Entwicklung anzusehen. Mit dieser Stimmung unter den Zuschauern ging also ein Verein um, dessen Ziel der Klassenerhalt der Profimannschaft war. Damit war er von Stimmungen viel abhängiger als andere Vereine mit starker konzeptioneller Orientierung oder starken sportlich Verantwortlichen, die ihr Handeln den Zuschauern erklären. Beides führt zu Freiraum gegenüber einem missmutigen Publikum, beides gibt einem Trainer Zeit, selbst wenn die dann auch irgendwann mal zu Ende ist.

Beim MSV gab es weder konzeptionelles Handeln noch einen sportlich Verantwortlichen, der sein Handeln kraft seiner Persönlichkeit glaubwürdig hätte machen können. Wenigstens eine der zwei Bedingungen hätte Ilia Gruev Rückhalt geben können. Zuschauer und Vereinsverantwortliche aber befeuerten gemeinsam jene von Stimmungen getriebene Fußballkultur, die mit einer Entwicklung anhand von langfristig angelegten Plänen nichts anfangen kann. Dass das fehlende Geld des MSV das Verfolgen solcher Pläne behindert, soll nicht unerwähnt bleiben.

Was die Gegenwart betrifft, so hoffe ich im weiteren Verlauf auf eine deutlich unterscheidbare Variation der Geschichte von vor fünf Jahren. Ilia Gruevs Nachfolger Torsten Lieberknecht schuf jedenfalls gute Voraussetzungen, damit Engin Vural erfolgreicher als er damals die Saison abschließt und sich so Spiel für Spiel eine Grundlage für eine lange Zeit beim MSV erarbeiten kann.

Weiterlesen...
 
Geschichte ist manchmal die Wiederkehr des Immergleichen. So wiederholte sich für Torsten Ziegner, was Ilia Gruev fünf Jahre zuvor schon erlebte. Trotz allen Vorsatzes blieb der Bock nicht endgültig umgestoßen. Allenfalls hatte er im Spiel gegen den SC Verl ein paar Mal kurz am Boden gelegen. Dabei muss er dreimal zwischen die Füße der Spieler des MSV geraten sein, die deshalb dem Gegner Tore zum Sieg ermöglichten. Ich meine, Gruev durfte sich seinerzeit noch zwei weitere Spiele um diesen Bock kümmern.

Torsten Ziegner kann das nun seinem Nachfolger Engin Vural überlassen. Neben der fachlichen Qualifikation wirkt Branimir Bajic an seiner Seite dabei als eine Art Rudi Völler des MSV. Was mir nicht das Schlechteste zu sein scheint in der auf vielen Ebenen belasteten Atmosphäre beim MSV. Auch wenn Branimir Bajic nicht die volksnahe völlersche Sprachgewalt auszeichnet, so war er immer ein Ruhepol in Mannschaft sowie Verein. Und bei den Fans wirkt immer noch sein Ruf als Spieler nach. Wie lange die beiden das Training leiten werden, hat der Verein offen gehalten.

Mehrere Dinge sind an dieser Entwicklung bemerkenswert, weil sie offenbaren, wie widersprüchlich Fußballanhänger auf das Geschehen rund um ihren Verein blicken und wie widersprüchlich sich auch die Verantwortlichen des Vereins verhalten, vielleicht verhalten müssen, wieviel Gerücht als Tatsache in der Welt ist, wie oft Beteiligte des Geschehens etwas irgendwem privat sagen, wie das privat Geäußerte ins öffentliche Reden sickert und Begleitumstand der zukünftigen Arbeit auf den verschiedenen Ebenen ist.

Ein Gerücht etwa besagt, alle drei Geschäftsführer hätten sich gegen die Entlassung Ziegners ausgesprochen. Was einige als Entmachtung des Verantwortlichen Sport Ralf Heskamp deuten. Das mag stimmen, interessiert mich aber dabei gar nicht. Mir geht es um die fußballerische Expertise von Ingo Wald beziehungsweise jenem dann maßgeblichen Gremium, eine Expertise, die im Gegensatz zur Zeit mit Ivo Grlic nun in den Hintergrund gerückt ist. Denn diese Expertise soll das Vereinsgremium ja nicht besitzen. Was nun aber nicht mehr vorrangig kritisiert wird. Was zuvor ein Hemmnis der Entwicklung war, gerät nun zum Motor. Denn Ziegners Beurlaubung ist unter den Anhängern fragloser als Grlics weiteres Herumprobieren. Darüber hinaus wird deutlich, im deutschen Fußball gibt es keine allgemein gültige Lösung für das Strukturproblem, wie die Handlungsmacht zwischen dem Wirtschaftsunternehmen Fußball und dem Verein dauerhaft konstruktiv verteilt ist.

Bei der Frage einer Trainerentlassung offenbart sich zudem einmal mehr die Besonderheit der professionellen Strukturen in einem Verein wie dem MSV. In diesem Verein mit seiner finanziellen Situation und den lokalen Bedingungen des Vereinsstandorts, müssen die Verantwortlichen der KGaA die enge Zusammenarbeit mit den Vereinsverantwortlichen suchen. In den lokalen Netzwerken wird den Vereinsverantwortlichen das Vertrauen entgegengebracht. Wodurch es übrigens schwierig wird, solch eine Person zu ersetzen, selbst wenn ein Ingo Wald den Vorsitz nicht mehr wollte. Wenn das Gerücht also stimmt, der Verein habe gegen die Meinung der KGaA-Geschäftsführer gehandelt, halte ich es für eine offene Frage, ob Ralf Heskamp die Entscheidung gegen Torsten Ziegner als Machteinschränkung empfunden hat. Er weiß um die Bedingungen seiner Arbeit beim MSV.

Eine andere Debatte ist ebenfalls interessant. In Ruhe arbeiten und Entwicklung sind die Stichworte. Gerade unter der Prämisse, ein Jugendtrainer des eigenen Vereins übernimmt die erste Mannschaft und der Verein spekuliert auf eine positive Entwicklung, ließ bei manchem Anhänger die Hoffnung aufflackern, mit der Zeit könne Engin Vural über Jahre eine immer erfolgreichere Mannschaft entwickeln.

Die realistischeren Anhänger des MSV geben dem keine Chance, weil Unmut und damit der Druck der Fans bei Phasen des Misserfolgs zu groß würden. Wir brauchen nur fünf Jahre zurückzuschauen, um genau das festzustellen. Ilia Gruev besaß große Sympathien unter den Anhängern des MSV. Solche Sympathie nutzte aber schon nichts mehr, als er das Erreichen des unbedingten Ziel jener zweiten Saison unter seiner Führung, den Aufstieg, mit allen Mitteln verfolgte. Er schaffte es zwar, die Mannschaft recht stabil auf diesen Aufstiegsplätzen zu halten. Die Zuschauer bei den Heimspielen mitten in der Saison hielt das aber nicht davon ab, die Mannschaft auszupfeifen, weil sein sehr kontrollierter Defensivfußball oft nicht schnell zum Sieg führte und zudem nicht schön anzusehen war. Im Zweifel war ihm das Unentschieden lieber als der unbedingte Sieg. Souverän erreichte er so das Saisonziel. Als er in der zweiten Zweitligasaison die taktischen Möglichkeiten seiner Mannschaft erweitern wollte, folgten Niederlagen zu Beginn der Saison. Innerhalb weniger Spieltage wurde aus dem Klassenerhaltstrainer der Vorsaison der Misserfolgstrainer, der entlassen werden musste. Er war der einzige Trainer der letzten Jahre, der zweimal bewies, er kann mehrmals Saisonziele erreichen. Keinem anderen Trainer ist das gelungen. Genutzt hat das weder für seinen Verbleib, noch für die Entwicklung von professionellen sportlichen Strukturen, in denen stimmungsunabhängig entschieden wird. Seine Erfolge haben auch an der Bereitschaft vieler Zuschauer nichts geändert, Misserfolge als immer mögliche Rückschläge während einer stetigen Entwicklung anzusehen. Mit dieser Stimmung unter den Zuschauern ging also ein Verein um, dessen Ziel der Klassenerhalt der Profimannschaft war. Damit war er von Stimmungen viel abhängiger als andere Vereine mit starker konzeptioneller Orientierung oder starken sportlich Verantwortlichen, die ihr Handeln den Zuschauern erklären. Beides führt zu Freiraum gegenüber einem missmutigen Publikum, beides gibt einem Trainer Zeit, selbst wenn die dann auch irgendwann mal zu Ende ist.

Beim MSV gab es weder konzeptionelles Handeln noch einen sportlich Verantwortlichen, der sein Handeln kraft seiner Persönlichkeit glaubwürdig hätte machen können. Wenigstens eine der zwei Bedingungen hätte Ilia Gruev Rückhalt geben können. Zuschauer und Vereinsverantwortliche aber befeuerten gemeinsam jene von Stimmungen getriebene Fußballkultur, die mit einer Entwicklung anhand von langfristig angelegten Plänen nichts anfangen kann. Dass das fehlende Geld des MSV das Verfolgen solcher Pläne behindert, soll nicht unerwähnt bleiben.

Was die Gegenwart betrifft, so hoffe ich im weiteren Verlauf auf eine deutlich unterscheidbare Variation der Geschichte von vor fünf Jahren. Ilia Gruevs Nachfolger Torsten Lieberknecht schuf jedenfalls gute Voraussetzungen, damit Engin Vural erfolgreicher als er damals die Saison abschließt und sich so Spiel für Spiel eine Grundlage für eine lange Zeit beim MSV erarbeiten kann.

Weiterlesen...
Gefällt mir❗Bis auf den letzten Satz, den ich vielleicht auch nicht verstanden habe.
"Ilia Gruevs Nachfolger Torsten Lieberknecht schuf jedenfalls gute Voraussetzungen, damit Engin Vural erfolgreicher als er damals die Saison abschließt und sich so Spiel für Spiel eine Grundlage für eine lange Zeit beim MSV erarbeiten kann."
Die guten Voraussetzungen waren, dass TL mit dem MSV abgestiegen ist ❓
 
Ein zeitloser Text, dessen erste Fassung ich vor fast genau 9 Jahren geschrieben habe und den ich immer mal wieder wegen der zufälligen Begegnung mit dem Song in die Gegenwart holen muss.

In meiner Jugend gehörte das Electric Light Orchestra nicht gerade zu meinen bevorzugten Bands, auch wenn man schon Anfang der 1970er Jahre als Hörer der Diskothek im WDR mit Mal Sondock wegen ihres Chuck-Berry-Covers Roll over Beethoven nicht an ihnen vorbeikam. Dazu muss man wissen, damals gab es noch eine für alle Pop- und Rockmusikstücke wirksame Vergänglichkeit. Jeder Hit, der ein Jahr zuvor herausgekommen war, begann in eine namenlose Übergangszeit von unbestimmter Dauer einzutreten, um schließlich in der Sphäre der „Oldies“ anzukommen. Dort war das Alte, hier war das immer Neue. Deshalb konnte in einer wöchentlichen Rubrik der Diskothek im WDR an das Alte erinnert werden. In einer Endlosschleife wurden die Künstler alphabetisch abgearbeitet und die Oldies der Woche gewählt.

Kam der Buchsstabe „B“ an die Reihe, war unweigerlich Chuck Berrys Roll over Beethoven zu hören, und der Verweis auf die Aufnahme des Electric Light Orchestra blieb nicht aus. Nach dem ersten Hit mit dem Chuck-Berry-Cover entwickelte sich die Musik des Electric Light Orchestera in eine andere Richtung. Die Rockeinflüsse und Experimentelles gingen zurück, die Melodien wurden eingängiger und populärer. Meinen Geschmack trafen sie immer noch nicht. Ein Song aber sprang mir dennoch irgendwann in die Ohren: The diary of Horace Wimp.

Weder wusste ich damals, dass Fußball den Text dieses Songs bestimmt, noch machte ich mir Gedanken über den Grund für meine besondere Aufmerksamkeit. Heute erfahre ich, der musikalische Laie, es gab gute Gründe, warum ich den Song mochte. ELO-Kopf Jeff Lynne variierte mit diesem Song den Beatles-Klassiker A Day in the life hier bei youtube – und präsentierte mir damit eines meiner Lieblingsstücke der Beatles in neuem Gewand.

Und nun zum Fußball, der im Song abwesend ist und doch das Leben von Horace Wimp bestimmt. Jeff Lynne nimmt den Verlauf einer Woche, um zu erzählen, wie aus einem einsamen Menschen, der noch nie eine Freundin hatte, ein glücklicher Bräutigam wird. An jedem Wochentag geschieht etwas neues, mit dem wir Horaces Wimps Leben etwas näher kennnenlernen. Nur was er samstags macht, erfahren wir nicht. Als der Song 1979 erschien, wurde kein TV-Programm täglich mit der Unterhaltungsware Fußball bestückt. Es gab einen einzigen Spieltag, und das war der Samstag. Jeder Fan eines Fußballvereins weiß, dass wenigstens so ein Fußball-Samstag die Tristesse des Alltags erträglich macht. Horace Wimp ist samstags im Stadion. Dieses Stadion ist der einzige Ort, wo Horace Wimp seinem Leben bis dahin hat entfliehen können.

Deshalb schreibt der Fan von Birmingham City Jeff Lynne nichts darüber, was Horace Wimp am Samstag erlebt. Das liegt auf der Hand. Darüber brauchen wir Ende der 1970er Jahre nicht zu reden. Ein Mensch wie Horace Wimp sieht samstags ein Fußballspiel. Dass das auch noch so bleibt, nachdem er sonntags geheiratet hat, kommt mir sehr wahrscheinlich vor. Hoffen wir, dass seine große Liebe für diesen Stadionbesuch auch heute noch Verständnis hat. Und lassen wir es offen, ob Jeff Lynne beim Schreiben schon im Kopf gehabt hat, wieso der Samstag im Liedtext fehlt. Seine Erklärung Jahre später für den fehlenden Samstag im Songtext ist jedenfalls eine schöne Geschichte.


Ein großer Hit wurde The diary of Horace Wimp für ELO nicht. Richtig erfolgreich wurde erst die Variation der Variation: Mister Blue Sky.

Weiterlesen...
 
img_20230927_185718.jpg


Seit 15 Jahren schreibe ich neben manchem anderen in diesen Räumen vor allem über mein Erleben mit und beim MSV. In diesen Jahren gab es immer wieder schlechte Leistungen von Mannschaften über längere Zeiträume. Doch ich bin ein zuversichtlicher Mensch. Das ist mein Wesen, und so habe ich bei jeder dieser manchmal länger schlecht spielenden Mannschaften immer noch etwas Gutes gesehen. Etwas was mir Hoffnung machte, der Sieg im nächsten Spiel würde schon gelingen. In dieser Saison ist das zum ersten Mal anders. Ich bin leer und habe keine Hoffnung. Bislang habe ich nichts gesehen, was mir heute hilft an den Erfolg morgen zu glauben.

Das Spiel gestern gegen BVB II war ein Offenbarungseid. Waren es vier oder lang geschlagene Bälle in den ersten vierzehn Minuten? Jeder dieser Angriffe hätte schon ein Tor sein können. Die Führung der Dortmunder kam mit Ansage. Und danach kam in der ersten Halbzeit nichts. Anstrengung sah ich in der zweiten Halbzeit. Es klingt für mich aber verzweifelt, wenn Engin Vural die Chancen in der zweiten Halbzeit zusammenklaubt. Ball neben das Tor, über das Tor. Chancen? Ahnungen von Chancen. Einzig ein großes Glück hätte den Zebras zu einem Tor verholfen. Und zwar ein Glück, bei dem sie selbst weniger beteiligt gewesen wären als die Dortmunder, denen ein dicker Fehler passiert. Der Torwart schießt sich beim Abschlag den Ball ins eigene Tor. So eine Art Glück wäre nötig gewesen.

Denn über Spielglück brauchen wir nicht zu sprechen. Es wäre ein vom Himmel gefallenes Glück gewesen, für das die Gläubigen unter uns eben dorthin die Dankesgebete geschickt hätten. Spielglück hat Voraussetzungen im Spiel einer Mannschaft. Voraussetzungen, die es beim MSV nicht gegeben hat. Ein Beitrag zum Spielglück etwa ist Gedankenschnelligkeit, instiktive Orientierung im Raum und geistige Präsenz bis zum allerletzten Moment einer Spielsituation. All das ist beim MSV nicht vorhanden. Spieler schalten vorschnell ab. In der Defensive vertrauen sie auf bereinigte Situationen, während der Gegenspieler dem Ball noch hinterrennt und ihn vor der Außenlinie dann doch noch bekommt. Oder wie scharf passe ich im Mittelfeld auf die Gegenseite und ist der Mitspieler bereit, dem Ball, wenn nötig, entgegen zu kommen?

Oder was geschieht beim freien Ball im Strafraum? Gerade zu solchen freien Bällen im Strafraum kommt es bei fortgeschrittener Spieldauer, wenn eine der Mannschafter unstrukturierter, immer wilder anrennt. Manchmal kommt Müdigkeit in Köpfen der Verteidiger hinzu. Ich meine, es waren drei solcher Situationen im Dortmunder Strafraum. Der Ball war frei und sprang kurz herum. Jedes Mal aber schlugen die Dortmunder den Ball vom Tor weg, ohne dass ein Duisburger Spieler torgefährlich wurde. Kein Zebra schaffte es aus dem jeweiligen Gewusel heraus, den Ball entscheidend zu berühren, geschweige denn nennenswert in Richtung Tor zu bewegen. Gerade diese Momente des Spiels machen mich so hoffnungslos. Denn die nötigen Eigenschaften in diesen Situationen sind nicht einfach beeinflussbar. Gedankenschnelle, Raumorientierung und Präsenz gehören aber zu den Grundvoraussetzungen beim Spiel. Ich hatte das Heimspiel gegen Verl vor Augen, in dem es vor dem Tor des MSV auch zu solchen Situationen kam und die Verler jedes Mal zumindest am Ball waren. Mael Corboz schoss aus so einer Situation heraus das Siegtor. Wie sollen Taktiken funktionieren, wenn es auf dieser Ebene der Voraussetzungen schon mangelt?

Belehrt mich eines besseren, ihr Zebras. Ich möchte Unrecht haben in dem Fall. Ich möchte im Spiel gegen Münster sehen, dass nichts von dem stimmt, wie ich diese Gewusel in Dortmund deute. Damit ich doch wieder an so eine Möglichkeit im Spiel gegen Münster glauben kann, muss ich allerdings schnell vergessen, was ich über Sebastian Mais Stellungnahme nach dem Spiel gelesen habe. Die Zebras hätten das Spiel dominiert. Ich kann das gar nicht glauben, dass so ein Satz gefallen ist. Sebastian Mai muss eine sehr individuelle Vorstellung davon haben, was dominieren bedeutet. Ich bezweifel, dass sein Verständnis von diesem Wort jemals Erwähnung im Duden finden wird. Chancenlosigkeit müsste das ja umfassen, und die lässt sich längst mit ganz anderen Wörtern ausdrücken. Unterlegen kommt mir gerade als nur ein Beispiel in den Sinn.

Weiterlesen...
 
Es gibt einen kleinen Aspekt für Dominanz, der mich etwas ratlos macht, weil ich auch nichts davon gespürt habe, aber immerhin:
15 Ecken für uns! Ich habe jetzt keine Statistik parat, aber das ist schon außergewöhnlich❗
 


Lange Jahre habe ich nur spaßhaft erwähnt, dass Spiele des MSV nichts für meine Gesundheit sind. Die Lage des Vereins momentan hat mir den Spaß aber verdorben. Anhaltende Kopfschmerzen nach den Spielen gegen Dortmund und Münster erlebte ich zum ersten Mal. Das nehme ich ernst. Mein Blutdruck war zu lange viel zu hoch. Meine Ohnmacht angesichts der Erfolgslosigkeit der Mannschaft war unaushaltbar. Momentan beruhigt mich, dass ich am Samstag nicht ins Stadion kann. Zudem kümmere ich mich gerade um sehr angenehme Dinge. Zusammen mit Maxi Maria Platz und Jonathan Bodenstein arbeite ich an einem Newsletter, der Kulturveranstaltungen im Norden Duisburgs monatlich vorstellt.

EreignisReich heißt er. Die Termine für die erste Ausgabe sind nun zusammen gestellt. Der Newsletter zur Kultur in Duisburg Nord steht zum Abonnement bereit.

Maxi Maria Platz und Jonathan Bodenstein und ich denken, Kultur im Duisburger Norden muss sichtbarer werden. Wir wollen eine Reichweite für Kultur schaffen, die über Social Media und Printmedien nicht mehr möglich ist. Die kleinen mit viel Herzblut ausgerichteten Kulturabende werden immer weniger wahrgenommen. Deshalb wollen mir mit EreignisReich einmal im Monat über Lesungen, Konzerte, Vorträge und viel mehr im Duisburger Norden informieren. Es sind vor allem die ehrenamtlich organisierten Veranstaltungen, die von Vereinen und der freien Szene vor Ort auf die Beine gestellt werden, die mehr Aufmerksamkeit verdienen.

Aber nicht nur an die öffentliche Wahrnehmung einzelner Veranstaltung denken wir dabei. Es geht uns auch um das Selbstverständnis von Duisburgern, von denen viele einfach nicht wissen, wie viel Kultur diese Stadt trotz aller Widrigkeiten bietet.

Diese Kultur schafft Gemeinschaft. Wenn Konzerte in den Vierteln besucht werden, wenn sich bei Lesungen begegnet wird, dann entsteht meist ein Austausch im Publikum. Es entsteht das, was ihr im Stadion mit euren Freunden auch sucht und was für einige sogar wichtiger ist als den MSV immer siegen zu sehen. Und damit findet ihr eine Antwort auf eine der zentralen Fragen der Gegenwart, wie gelingt Gemeinschaft in einer immer individualisierteren Welt. Was den MSV betrifft, sei aber noch gesagt, natürlich hat es eine Gemeinschaft ganz ohne Erfolg deutlich schwerer.

Hier ein Blick in den ersten Newsletter.

Mit dem Link zu EreignisReich könnt ihr den Newsletter abonnieren, teilt den Link und erzählt von dem Projekt weiter.

Weiterlesen...
 
Immerzu träume ich von einem MSV, der mutig entscheidet und auf allen Ebenen Talente entwickelt, die zu gegebener Zeit mehr Verantwortung erhalten. Ich denke nicht nur an Spieler und einen Trainer wie Engin Vural. Ihr merkt, für mich wäre der weitere Weg Engin Vurals mit den Senioren folgerichtig gewesen.

Trotz dieses immer vorhandenen hoffnungsvollen Traums stellte ich die Verpflichtung von Boris Schommers nicht in Frage. Ich verfolge die Karrierewege anderer Menschen in diesem Unterhaltungsbetrieb Fußball im Grunde genommen nicht. Ich war also unvoreingenommen. Der MSV braucht Erfolge. Ich wünschte ihm und damit uns nur das Beste.

Allerdings wurde diese Unvoreingenommenheit auf der Pressekonferenz schon erstmals getrübt. Zur Fußballfolklore gehört das Einstimmen auf Gemeinsamkeit im Verein. Boris Schommers machte dabei keine Ausnahme. „Wir müssen alle gemeinsam dafür sorgen, dass wir schnellst möglich da unten rauskommen“, sagte er, um später auf die Frage, wie Engin Vural in die Arbeit mit der ersten Mannschaft integriert werden könnte, ein Gespräch in Aussicht zu stellen. In den nächsten Tagen. Das war vage und klang nicht nach notwendiger Dringlichkeit vor einem Spiel, das zwei Tage später stattfindet. Auch Chris Schmoldt versuchte, das Gespräch auf Boris Schommers zu konzentrieren, als es ihm überlassen war, zu beschreiben, was Engin Vural bei der Mannschaft bewirkt habe.

Nun erlauben Aufstellung und Ergebnis des Spiels im Niederrheinpokal gegen Uerdingen leider die Anmerkung, das Gespräch mit Engin Vural hätte eine der ersten Amtshandlungen von Boris Schommers sein müssen. Dieses Ergebnis unterstreicht aber nur das, was ich schon während der PK gedacht habe. Wieso redet man derart über die gemeinsame Anstrengung und über die Wertschätzung von Engin Vural, während man gleichzeitig auf Teufel komm raus darum bemüht ist, Engin Vural hinter eine Stellwand zu platzieren, die von den PK-Anwesenden Jugendbereich genannt wird. Wieso geht man mit dem Elefant im Raum nicht offensiv um? Er war nicht nur eine Hilfe, wie Ingo Wald es immer wieder formuliert. Eine Hilfe, um Zeit zu gewinnen. Das war im Jubel der Mannschaft nach dem Sieg gegen Münster zu erkennen. Das war in Engin Vurals Worten auf besagter Sieg-PK zu spüren.

Wie wenig Inhalt besitzt diese Fußballfloskel von gemeinsamer Anstrengung, dass Engin Vural in dieser Übergangszeit nicht noch im Boot ist. Ein Trainer, der der Mannschaft erkennbar eine Struktur gegeben hat, die zuvor nicht vorhanden gewesen ist. Es geht mir um die gelebte gemeinsame Anstrengung für den Erfolg. Ich sage nicht, bestimmt hätte Engin Vurals Beteiligung einen Sieg gegen Uerdingen ermöglicht. Aber ich möchte, dass beim MSV Fußballfloskeln mit Leben gefüllt werden. Gemeinsamkeit muss man wollen. Momentan vertraue ich diesem Anspruch auf gemeinsame Anstrengung nicht. Boris Schommers muss ihn erst noch beweisen.

Und diese für mich vorhandene Bringschuld erinnerte mich an Milan Šašić. Nach seiner Verpflichtung in Duisburg konnte man schon einmal bei den Fans vom 1. FC Kaiserslautern etwas über eine Trainerpersönlichkeit erfahren. Das klang bei Šašić nach einem sehr eigenen Verständnis von Menschenführung und zunehmenden Konflikten mit Vereinsmitarbeitern im Misserfolgsfall. Die Stimmen in Kaiserslautern zu Boris Schommers und auch Presseberichte, wie der zu seiner bevorstehenden Entlassung, klingen nach ähnlichen Problemen wie bei Šašić. Damals hoffte ich auf Persönlichkeitsentwicklung. Die Geschichte zeigte uns, Milan Šašić veränderte sich nicht allzu sehr.

Mal schauen, wie das mit Boris Schommers wird. Weder die Pressekonferenz schuf bei mir Vertrauen noch das Ergebnis im Pokalspiel. Aber was noch nicht ist, kann ja noch werden. Im Zweifel hilft sportlicher Erfolg sicher. In der Hinsicht lässt sich die Šašić-Zeit als ganz passabel erwähnen – sein Engagement, ein klassischer Fußballzyklus der Beschäftigung. Das wäre im Fall Schommers schon mal mehr, als wir in den letzten Jahren gewohnt sind. Für die anspruchsvollere Aufbauarbeit müsste allerdings noch etwas hinzukommen, was mich zurückführt zu der ewigen Menschheitshoffnung, aus Erfahrung werde einer klug. Dann hätten Boris Schommers und Milan Šašić aus ihrer jeweiligen Zeit in Kaiserlautern unterschiedliche Schlüsse gezogen.

Weiterlesen...
 
Vermutlich hängt auch das Geschehen beim MSV mit der technischen Entwicklung in den letzten Jahrzehnten zusammen. Die Beschleunigung aller Lebensverhältnisse wird ja oft auch damit begründet. Wir sind in Filmen etwa schnellere Schnitte gewohnt und machen am Tag sehr viel mehr als frühere Generationen. Schneller, immer schneller leben wir unsere Tage.

Deshalb entwickelt sich auch das Engagement von Boris Schommers in deutlich höherem Tempo als zu seiner Zeit beim 1. FC Kaiserslautern zwischen 2019 und 2020. Dauerte es dort etwa ein Jahr, bis die meisten Anhänger des Vereins seine Wertungen eines Spiels nicht mehr verstanden und die Stimmung in und um den Verein im Keller war, so befinden wir uns beim MSV schon nach gut 14 Tagen in einer sehr ähnlichen Lage. Nachteile hat die Beschleunigung allerdings auch. Denn die entsprechend beschleunigte Zeit seines Erfolgs beim MSV muss um die 36 Stunden gedauert haben. In der Zeit hatten die Zebras leider kein Spiel.

Mich älteren Menschen überfordert dieses Tempo der Entwicklung beim MSV. Was meiner Gesundheit allerdings zugute kommt. Ich hatte große Sorge vor dem Spiel gegen Bielefeld, dass mein Blutdruck erneut in gesundheitsgefährdende Höhen schnellen könnte. So war es gegen Dortmund und Münster. Meine Kopfschmerzen hatten nach den Spielen noch Stunden angehalten.

Mein fester Vorsatz, das dürfte nicht noch einmal geschehen, wurde durch das Spiel des MSV unterstützt. Dank Boris Schommers strikten taktischen Vorgaben konnte ich mich schnell – Die Beschleunigung! – vom Spiel distanzieren. Nichts geschah auf dem Spielfeld, was mich aufregte. Offensiv passierte so gut wie nichts. Ich wusste also, Torchancen für den MSV würde es nicht geben. Der Gegner aber könnte immer ein Tor erzielen. Daran hatte ich mich unter Torsten Ziegner gewöhnen können. Ich wurde zudem in meiner begründeten Vermutung der letzten Woche bestätigt, Boris Schommers interessiere sich nicht für die Erfahrungen der Mannschaft unter Engin Vural. Die eigene Meinung bestätigt zu sehen, gibt Sicherheit und beruhigt.

Als die Arminen schließlich führten, wurde ich noch gelassener. Deshalb konnte ich mir auch unaufgeregt anschauen, wie den Gesetzen der Beschleunigung gemäß, auch die Spieler des MSV mit ihrem Trainer nicht mehr einer Meinung waren, als in der zweiten Halbzeit etwas mehr Offensivenergie im Spiel des MSV bemerkbar war und beim Abstoß der Arminen Boris Schommers den Spielern nicht erlaubte, die zurückgezogene, stabile Ordnung des MSV zu verlassen. Niemand durfte die Arminen stören, während sie sich den Ball zweimal über etwa zwei Minuten in ihrem eigenen Strafraum hin und her spielten. Beim zweiten Mal kamen die Ersatzspieler dem Trainer zuvor und animierten ihre Kollegen auf dem Spielfeld anzugreifen. Boris Schommers schloss sich dieser Ermunterung schließlich an. Boris Schommers schien es nicht für so wichtig zu halten, die Zuschauer im Stadion auf die Seite der Mannschaft der Mannschaft zu ziehen. Dummerweise hatten nur wenige Zuschauer wie ich in dieser Spielphase schon zur inneren Gelassenheit gefunden. Ihr Unmut war deutlich zu hören.

Man sieht daran, auch wenn sich jemand im einzelnen Moment wie Boris Schommers mit seiner Passivität nicht den beschleunigten Lebensverhältnissen gemäß verhält, so verhindert das dennoch nicht die gesellschaftliche Gesamtentwicklung. Der einzelne mag glauben, er handelt selbstbestimmt, individuell und erfolgreich. Wenn jemand keinen Sinn für das Gemeinschaftliche besitzt, scheitert er meist. Natürlich kann es dennoch zu glücklichen Fügungen kommen – in dem Fall überraschende Siege für den MSV. Boris Schommers wird sie wie die meisten Menschen als Ergebnis seines Handelns ansehen. Auch das würde ich hinnehmen, wenn es den Abstieg des MSV irgendwie noch verhindern kann. Überzeugt wäre ich erst nach mehreren Jahren seines Erfolgs.

Ansonsten sage ich jetzt schon, ich halte mein Versprechen aus der MSV Duisburg Fußballfibel. Die habe ich im Herbst 2021 geschrieben. Nun befinden wir uns mitten in der entscheidenden Zeit.

img_20231023_0819351.jpg


Weiterlesen...
 
Meine gesunde Haltung zum MSV macht Fortschritte. Ich werde mich bei Spielen nicht mehr aufregen. Nach nur kurzer Zeit der Lustlosigkeit bin ich bereit für das Spiel gegen Rot-Weiss Essen, weil ich mir über sportlichen Erfolg keine Gedanken mache. Ich freue mich auf meine Stehplatzkumpel und lasse mich von den kleinen Dingen rund um den MSV begeistern. Wenn dann aus dem kleinen Ding was überregional Großes wird, habe ich noch mehr Spaß. Das Spiel gegen die Arminia hatte heute nämlich eine überraschende Folge.

Genauer gesagt ein Interview nach dem Spiel gegen die Arminia. Der MSV ist dank Sebastian Mai ein Thema auf Seite 1 der Süddeutschen Zeitung. In einer Zeit der Trostlosigkeit erleben wir einen Hoffnungsschimmer. Die Zebras interessieren noch. Zugegeben, es geht nicht um das Kerngeschäft Fußball. Und der MSV taucht auch nur im „Streiflicht“, der Glosse auf Seite 1, auf. Doch weil Sebastian Mai sich im Interview nach dem Spiel gegen die Arminia für seine Körpergröße entschuldigt hat, werden seine Worte bei den launigen Überlegungen zu innerer und äußerer Größe von Politikern mit Wertschätzung betrachtet. In eine Reihe mit Helmut Kohl und Gerd Schröder gestellt kommt sein Verhältnis zur eigenen Größe sehr gut an.

So wird dank Sebastian Mai die Niederlage in einen Sieg verwandelt. Wir müssen die Perspektive nur ändern. Der Fußball darf dann leider nicht allzu ernst genommen werden. Mal schauen, ob mir das im Spiel gegen RWE tatsächlich gelingt.

img_20231024_0917101.jpg

Süddeutsche Zeitung, 24.10. 2023, Seite 1

Weiterlesen...
 


Am Freitag, den 3. November 2023, bin ich in der Buchhandlung Tausendundein Buch zu Gast mit meinem Lesungsprogramm „Warum uns Duisburg wie geworden ist“. Einlass ab 19 Uhr, Beginn 19.30 Uhr. Duisburg ist für mich eine erzählenswerte Stadt im Sachbuch und in literarischen Texten. Eine Auswahl aus meinen Büchern sowie unveröffentlichte Texte werden zu hören sein.

Wer sein Interesse dokumentieren will, kann das bei FB in der Veranstaltungsankündigung machen.

Warum uns Duisburg wie geworden ist
Die erzählenswerte Stadt



Seit Deutschland die Industrieregion im Westen Ruhrgebiet nannte, war sich Duisburg seines Selbstbilds nicht mehr sicher. Die einen fühlten sich weiter vor allem mit der Rheinschiene verbunden, während die anderen Bedeutung und Stärke durch eben dieses Ruhrgebiet suchten. So rang Duisburg schon lange vor dem Strukturwandel regelmäßig neu um seine Identität. Dabei verstellte die mächtige Industrie den Blick auf die vielfältige Vergangenheit. Wer seinen schwarzen Hals von Kind an waschen musste, beschäftigte sich normalerweise vornehmlich mit den Verursachern des Drecks.

Der Schriftsteller Ralf Koss zeigt in seinem Programm „Warum uns Duisburg wie geworden ist“, wie bedeutsam Geschichten über die Stadt für den Alltag eines jeden Duisburgers sind. Er findet dabei Überraschendes aus der Vergangenheit und Hoffnungsvolles in der Gegenwart. Mit literarischen Arbeiten voller Humor und Texten aus seinen Sachbüchern erzählt Ralf Koss die Biografie Duisburgs, einer Stadt im steten Wandel und mit offener Zukunft.

Weiterlesen...
 
Lobt mit mir die Zeitumstellung.
Dieser Sonntag dauert länger.
Eine Stunde mehr hat jeder Zeit,
etwas in sich zu entdecken,
was nach nächster Niederlage
endgültig verschwunden schien.
Eine Stunde mehr, um kleinsten
Fortschritt groß und größer sich zu
denken und Beschränktheit klein.
Eine Stunde sinnvoll nutzen.
Sprichwortweisheit wirken lassen.
Der Tabellenkeller wurde
nicht an einem Tag erbaut.
Abgerechnet wird erst dann,
wenn fat ladys über Zebras
Arien vom rein Rechnerischen singen.
Ein Tag mit 25 Stunden
kommt zur rechten Zeit,
Spuren Zuversicht zu suchen.

Weiterlesen...
 


Die zweite Ausgabe von EreignisReich steht online. An die ersten Abonnenten wurde er verschickt. Lasst mich die einleitenden Worte des Newsletters aufgreifen:


Wenn in Köln etwas ein zweites Mal passiert, dann heißt es sogleich, dat hat et immer schon jejeven, wat für en schöne Tradition. So große Worte scheuen wir im Ruhrgebiet meist, aber beim Zusammenstellen unseres zweiten Newsletters zur Kultur in Duisburg Nord verstanden wir die Kölner ganz gut. Wieder sammelten wir viele Veranstaltungshinweise, wieder sahen wir, wie vielfältig die Angebote sind, und wieder erlebten wir in derselben Zeit auf den von uns besuchten Veranstaltungen, wie Kultur auch Gemeinschaft stiftet. Was wir in diesen Zeiten gut brauchen können. In alter Tradition erhaltet ihr also unseren monatlich erscheinenden Newsletter. Von nun an verschicken wir ihn am letzten Donnerstag des Vormonats.

EreignisReich, November 2023​



Maxi Maria Platz, Jonathan Bodenstein und ich sind weiter der Ansicht, Kultur nördlich der Ruhr braucht mehr Sichtbarkeit. Teilt unseren monatlichen Newsletter mit Kulturtipps für den Duisburger Norden. Abonniert und erzählt weiter.






Hier ein Blick in den Newsletter.

Mit dem Link zu EreignisReich könnt ihr den Newsletter abonnieren, teilt den Link und erzählt von dem

Weiterlesen...
 
In Mannheim und Duisburg herrscht Einigkeit. Sowohl dort als auch hier hieß es während des Spiels, wenn wir gegen die nicht gewinnen, gegen wen sollen wir überhaupt noch gewinnen? Im Fanradio der Mannheimer wurde diese Frage in der zweiten Halbzeit noch von Erleichterung begleitet. Man war angesichts der vielen Mannheimer Fehler froh, gegen den MSV zu spielen. Nach Ansicht der Kommentatoren hätte jede andere Mannschaft diese Fehler mit einem Tor bestraft.

Die Entwicklung beim MSV gibt mir weiter keine Hoffnung. Kleine Fortschritte sah Boris Schommers wieder. Die geben mir keine Zuversicht, weil ich diese kleinen Fortschritte schon einmal unter Engin Vural gesehen habe. Boris Schommers baute darauf nicht auf. Insofern bewegen sich seine kleinen Fortschritte in meinen Emtionshaushalt immer noch unterhalb jener Stimmungslage zum Zeitpunkt seiner Verpflichtung.

So früh in der Saison aufgeben ist aber auch keine Lösung. Ohne direkten Einfluss auf das Geschehen komme ich aus der Ohnmacht nur durch ungewohnte Wege heraus. Passend dazu kam mir mal wieder das Ergebnis einer wahrnehmungspsychologischen Studie in den Sinn. Denn der MSV erzielt keine Tore.

Nur wenige Torchancen erspielt sich die Mannschaft, und bei diesen wenigen Chancen geht der Ball bevorzugt neben das Tor oder auf den zentral stehenden Torwart. Das Spiel gegen Essen mit den Paraden von Golz war nur die Ausnahme von der Regel. In die Mitte des Tores zielen Stürmer des MSV wegen der gesteigerten Wahrscheinlichkeit, die Fläche des Tores überhaupt zu treffen. Ein Spieler, der dorthin zielt, macht möglichst wenig falsch. Etwas weiter nach links oder rechts zu zielen erfordert unweigerlich eine verminderte Streubreite des Torschusses. Dazu braucht es erstens die Schusstechnik und zweitens das Selbstbewusstsein. Beides hängt unlösbar zusammen. Wer das eine verbessert, nutzt dem anderen.

Schon vor einigen Jahren las ich von einer wahrnehmungspsychologischen Studie, bei der die Auswirkung einer optischen Täschung auf die Zielgenauigkeit von Golf-Spielern untersucht wurde (hier im englischen Original). Vielleicht kennt ihr aus Kindertagen diese optische Täuschung noch: Welcher Innenkreis ist größer? heißt die Frage.



Natürlich sind beide Innenkreise gleich groß. Den Golfern wurde diese optische Täuschung als Versuchsanordnung auf den Rasen projiziert mit dem Ergebnis, Golfer putten besser, wenn sie der Illusion erliegen, das Loch im Rasen sei größer. Die Wissenschaftler glauben, die Golfer putten dann mit mehr Selbstvertrauen.

Diese Erkenntnis gehört ins Handlungswissen von uns Fußballanhängern. Praktiker also nach vorne. Gerade das der Fankurve gegenüber liegende Tor bietet sich für jedwedes Experimentieren an. Mir fehlt momentan die Fantasie, wie die optische Täuschung gelingen kann. Denn jede optische Vebreiterung von Pfosten und Latte durch dahinter sitzende Personen lässt die Fläche des Tores kleiner erscheinen. Spieler des MSV brauchen aber jede Unterstützung für den Torschuss auf das Tor. Diese Saison bin ich so hoffnungslos, da müssen alle Register gezogen werden. Her mit euren Ideen.

Kein Vorbild kann eine Fanaktion vor einigen Jahren beim 1. FC Magdeburg sein. Die Aktion wirkt sehr nach ironischem Bewältigungsversuch eigenen Frusts. Eine lustige Idee. Wenn wir den Stürmern des MSV helfen wollen, müssen wir die Fläche des Tores auf statische Weise optisch vergrößern. Pfeile in Bewegung wie im Clip unten sind keine Hilfe.

Weiterlesen...
 
Wie pietätvoll vom SV Sandhausen. Im Vorort von Heidelberg weiß man um die Grundstimmung rund um den MSV. Entsprechend wurde die Eintrittskarte für die Gäste gestaltet. Wenn ein Brief mit ähnlichem Umschlagdesign uns erreicht, erschrecken wir und wissen um die Endgültigkeit eines Abschieds.

img_20231113_081839.jpg


In vierzehn Tagen bin ich in Heilbronn. So weit entfernt ist Sandhausen davon nicht. Also werde ich mal vorbeischauen bei diesem mitfühlenden Gastgeber. Vielleicht stehen am Rand des Rasens schon sämtliche Beteiligten im schwarzen Anzug und machen ernste Gesichter. Dabei weiß ich jetzt schon, ich werde dorthin fahren in der irrealen Hoffnung, eine besondere Mischung aus unfassbarem Glück und fussballerischen Restqualitäten vom Trainer sowie der Mannschaft verhelfe zu einem Sieg. Nichts anderes als diese besondere Mischung bringt mir noch etwas Hoffnung.

Wenn ich in den sozialen Medien die Debatten rund um Boris Schommers und die Vereinsverantwortlichen lese, gibt es im Groben zwei Parteien. Die einen sprechen fast allen Spielern die Drittligaqualität ab und sehen in Schommers nur ein Opfer der Umstände. Die anderen halten Schommers für einen schlechten Trainer und nehmen auch Stimmen aus Kaiserslautern als Beleg. Diese Debatten spiegeln für mich den Zustand des Vereins. Sie kreisen um die immerselben Argumente nicht nur, weil die Mannschaft unter Boris Schommers bislang erfolglos ist. Die Diskussion unter den Fans findet auch keine Richtung, weil das Handeln der Verantwortlichen getrieben wirkt. Der einzig sichtbare Maßstab ist der sportliche Erfolg, der natürlich nötig für den Klassenerhalt ist. Das Ausbleiben braucht eine Einordnung besonders dann, wenn ein Trainer mit der Botschaft Perspektive verpflichtet wurde.

Natürlich sah man im Spiel gegen Ingolstadt, dass viele Spieler des MSV nicht die Handlungsschnelligkeit und das technische Vermögen des Gegners hatten. Aber die Aufgabe des Trainers ist es, den mit besseren Einzelspielern ausgestatteten Gegner mit einem besseren mannschaftlichen Spiel zu begegnen. Nun gab es in diesem Spiel Chancen für den MSV. In denen könnte man ein verbessertes mannschaftliches Spiel erkennen. Diese Mini-Entwicklung kitzelt in mir das Wort Restqualität hervor. Dass aber großes Glück hinzu kommen muss, liegt daran, dass mir der Glaube fehlt, jemand in diesem Verein, sei es die Verantwortlichen oder der Trainer selbst, besitzen ein Bild für ein Ziel, was über den Klassenerhalt hinausgeht.

Nichts in den Wochen seit Schommers Verpflichtung hat mir einen Hinweis darauf gegeben, dass sämtliche Kräfte dieses Vereins in einen Gesamtzusammenhang gestellt und genutzt werden. Nur Erfolg hätte meine Zweifel beseitigen können. Den Erfolg gab es nicht. Die kleine Entwicklung unter Engin Vural ist deshalb noch immer so wichtig für mich, weil nichts in den Verlautbarungen aus dem Verein heraus darauf hindeutet, dass irgendjemand es anscheinend für nötig gehalten hat, sich genau anzuschauen, was in der Mannschaft unter Engin Vural geschehen ist. Es war so, als hätte es diese Wochen nicht gegeben. Das betone ich nur noch einmal, weil Boris Schommers Verpflichtung mit dem Argument der Zukunftsperspektive unterstrichen wurde. Entwicklung solle her, Entwicklung bedeutet aber eben nicht, der Öffentlichkeit gegenüber so zu tun, als müsse man bei Null beginnen.

Alles bleibt Stückwerk. Schon die erste Pressekonferenz hatte mich skeptisch gestimmt, weil es keine Kontinutiät in einer begonnenen Entwicklung gab. Mich machte das skeptisch gegenüber Schommers Gespür, seinem Wissen, dem Talent, was auch immer, für das Zwischenmenschliche, dem im Weiterdenken die Menschenführung folgt. Nun höre ich die Pressekonferenz nach dem Spiel gegen Ingolstadt und muss hören, wie abschätzig der Name Jander aus seinem Mund klingt, wenn er darüber spricht, dass Carsten Jander seine Chance nicht genutzt hatte, während der Ingolstädter Spieler zwischen noch mehr Abwehrspielern hindurch ins Tor trifft. Das mag manchem egal sein, mancher mag das nicht mal hören, weil es ja um Fakten geht. Aber der Ton macht die Musik. Weil weder Erfolg noch ausreichende Erkärung mir Vertrauen in die Arbeit des Trainers geben, muss ich solche Wahrnehmungen deuten.

Es bleibt also das rein fussballerische Wissen des Trainers, das er ja in Düren zeigte, im ersten Jahr in Kaiserslautern vielleicht – da scheiden sich die Geister – in einer Situation des MSV, in der die Psychologie eine so große Rolle spielt; in der es darum geht, dass die Spieler möglichst in einen Flow auf dem Spielfeld kommen. So lange ich keinen Beleg dafür erhalte, dass momentan die Spieler auch psychisch gestärkt werden, kann ich nur auf noch mehr Glück hoffen und davon noch einmal etwas mehr.

Weiterlesen...
 
Weil mich der Dauerregen am Wochenende rund um Antwerpen durchnässte, las ich gestern erst den neuesten Artikel über den MSV in der neuen Hauszeitung des Spielvereins aus München. Neulich waren die Zebras in der Süddeutschen Zeitung auf Seite 1 ein Thema, nun schon wieder, dieses Mal auf der Medienseite. Zugegeben, man muss Spielernamen auch aus der frühen Bundesligageschichte des MSV kennen, um die einzig wichtige Stelle in der Besprechung einer TV-Serie über den FC Bayern München zu bemerken.

besprechung_bayern_serie.jpg


Besagter Rudolf Schmidt war vom Meidericher SV zum FC Bayern München gewechselt. Mit seinen 49 Spielen für die Zebras gehörte er in der zweiten und dritten Bundesligasaison meist zu den Stammbesetzungen im Sturm des Meidericher SV. Sein Tod beim Autounfall könnte für die Macher einer TV-Serie ein erzählerischer Moment gewesen sein, einer Erfolgsgeschichte des Fußballs zusätzliche Tiefe zu verleihen. Was anscheinend nicht ganz gelungen ist. Sonst allerdings klingt der Tenor der Besprechung in der Süddeutschen Zeitung grundweg positiv.

Allerdings sieht Klaas Reese bei Blue Sky auch bei anderen Figuren der Serie, was für die Nebenlinie Rudolf Schmidt in der Süddeutschen festgestellt wurde.

screenshot_2023-11-21_klaas.jpg


Es gibt nun einen triftigen Grund, warum ich Klaas Reese mehr vertraue als dem Rezensenten der Süddeutschen Zeitung. Man muss doch einer Besprechung mit Skepsis begegnen, in der Ruhrgebiet statt Meiderich genannt wird und der Spielverein als Herkunftsort von Rudolf Schmidt verschwiegen. Da dürfen wir doch vermuten, dass Blicke auch sonst getrübt waren, wenn an dieser Stelle das Wesentliche fehlt. Das gilt für die Besprechung auf jeden Fall – und ich habe den starken Verdacht, wahrscheinlich auch für die Serie. Zumal die Bayern in jenem Jahr gerade das DFB-Pokalendspiel gegen den Meidericher SV gewonnen hatten. Was wir natürlich nicht verschweigen.

Weiterlesen...
 
Was für die Geschichtschreibung gilt, trifft nicht weniger auf historische Romane zu, die mehr sein sollen als schnell wieder vergessene Unterhaltungsliteratur. Die Gegenwart bestimmt den Blick auf das historische Geschehen. In solchen Romanen ist die Historie auch mehr als exotisch anmutende Kulisse für eine beliebige Geschichte. Die erzählte Vergangenheit verschafft Erkenntnis für die Gegenwart. Peter Kersken schreibt mit diesem hohen Anspruch seine Kriminalromane, und deshalb entfaltet er in „Die Tote aus der Emscher“ die Wirklichkeit des Septembers 1816.

Das Wetter war in jenem Jahr dramatisch verändert. Es herrschte Dauerregen, und es war deutlich kälter als sonst. Zu ernten gab es so gut wie nichts. Hunger drohte. Menschen suchten nach Erklärungen für dieses Geschehen. Das rationale Denken der Wissenschaft war noch nicht weit verbreitet. Die Religion bot sündhaftes Verhalten als Ursache an. Auch mit Hexerei wurde oft noch jegliches Unglück erklärt. Egal welcher Sinn, irgendeiner musste beruhigen. Die Parallelen zur Gegenwart mit Corona und Klimakatastrophe liegen auf der Hand, und Peter Kersken lässt mit dem rational ermittelnden Untersuchungsrichter aus Werden, Anton Demuth, keinen Zweifel, welcher Weg zur Erklärung der sinnvollste für eine Gesellschaft ist.

Anton Demuth denkt humanistisch, folgt den Wissenschaften und steht in der Tradition der Aufklärung. So ein Mann des Bürgertums stößt in Preußen an Karrieregrenzen, wenn der Adel bei höheren Posten weiter bevorzugt wird. Am Schloss Oberhausen muss er ermitteln, weil die Bewohnerin eines Kottens nach einem Schlag auf den Kopf in der Emscher ertrunken ist. Deshalb verbringt er einige Tage vor Ort und übernachtet in der Poststation. Dort kreuzen überregionale Postkutschenstrecken, die viele Reisende auch übernachten lassen. Das Wetter zwingt dann manchmal zu mehrtägigem Aufenthalt.

Die Ermittlungen geben Peter Kersken die Gelegenheit, die Wirklichkeit rund ums gräfliche Schloss in ihrer sozialen Vielfalt zu entfalten. Das ärmliche Leben in den vereinzelten Kotten rundherum kontrastiert zum gräflichen Wohlstand, der bürgerlichen Welt begegnet man bei den Reisenden. Mit der Auswahl seines unterschiedlichen Personals wird die historische Wirklichkeit detailliert lebendig. Wie umfassend Peter Kersken seine Welten schafft, zeigt die Begegnung von Anton Demuth mit einem jungen Reisenden, der sich als Harry Heine entpuppt. Heinrich nennt er sich erst später, Gedichte schreibt er aber bereits in jenen Jahren.

Allenfalls in den Dialogen macht sich gelegentlich modern anmutendes Sprechen bemerkbar, eine Marginalie angesichts der Qualität dieses Romans. Auch die Spannung der Ermittlung behält Peter Kersken bei der Konstruktion der Geschichte souverän im Blick. Die Historie reduziert er in keinem seiner Bücher auf die Variante eines Genremusters. Seine Kriminalfälle haben Motive und Ursprung immer aus der erzählten Zeit heraus. Das ist die hohe Kunst des historischen Kriminalromans. Peter Kersken beweist sich in „Die Tote aus der Emscher“ erneut auf diesem Niveau.



Peter Kersken

Die Tote aus der Emscher
Broschur
320 Seiten
ISBN 978-3-7408-1963-7
14,00 €

Weiterlesen...
 
Bis auf weiteres werde ich mir – wenn überhaupt – nur noch Pressekonferenzen vom nächsten Gegner des MSV anschauen. Bei jeder der letzten Pressekonferenzen des MSV verlor ich wieder meine mühsam zurückgewonnene Zuversicht vor einem Spiel, je länger ich Boris Schommers zuhörte. Ich möchte betonen, ich sehe diese Pressekonferenz mir unvoreingenommen an. Ich lauer nicht darauf, meine frühe Skepsis ihm gegenüber bestätigt zu bekommen. Boris Schommers bleibt der Trainer des MSV, und ich wünsche mir einfach Sätze von ihm, mit denen ich Vertrauen gewinnen kann. So bleiben alleine die erhofften Siege des MSV. Deshalb bis auf weiteres keine PK mehr vom MSV für mich.

Wenn Boris Schommers zu Beginn seiner Arbeit auf indirekte Weise um sechs Wochen Zeit bittet, weil dann die Trainingsarbeit erkennbar wäre, dann muss ich nach diesen sechs Wochen auf Nachfrage nachvollziehbare Antworten geben können. Sonst entstehen weitere Zweifel an meiner Arbeit. Schließlich sprechen auch die Ergebnisse nicht für mich. Ich muss mir also überlegen, wie ich mit so einer erwartbaren Frage umgehe. Diese Frage hat Hermann Kewitz auf der Pressekonferenz gestellt, und sie war berechtigt. Boris Schommers hat sie unbefriedigend beantwortet. Zunächst wich er aus, dann war es nicht so gemeint, wie Hermann Kewitz – und auch ich und wahrscheinlich noch ein paar andere mehr – es verstanden hatten. Nämlich so, dass nach sechs Wochen in der Spielweise der Mannschaft etwas von seiner Arbeit sichtbar hätte sein sollen, eine Struktur sich entwickelt hätte. Nun ging es ihm nur noch um die Struktur der Beziehungen innerhalb der Mannschaft, die er hatte kennenlernen wollen. Nichts, was mir Hoffnung gibt. Denn erst im Januar nun wissen wir mehr.

Jetzt mache ich mir meine Hoffnung wieder selbst. Ich ignoriere die Wirklichkeit dieser PK und freue mich auf Sandhausen. Heute Abend fahre ich schon nach Heilbronn, ganz gelassen und mit innerer Ruhe. Denn zumindest aus Sandhausen kommen gute Nachrichten, wie ich in der Pressekonferenz kurz vor Schluss hören konnte.

Die Toiletten im Gästeblock werden morgen wieder funktionstüchtig sein. Wir müssen nicht in Ecken pinkeln. Der Tag wird also zweifellos dieses Gute mit sich bringen. Ich hoffe, dabei wird es nicht bleiben, und das Spiel trägt weiter zur guten Laune durch den möglichen Klogang bei. Nur ganz kurz ploppt gerade dennoch mein Wunsch auf, dass wir aus Duisburg uns bei jedem Spielausgang es nicht den Mannheimer Fans mit ihrer idiotischen Zerstörungswut gegenüber unschuldigen Sanitäranlagen gleichtun. Das war es aber auch schon mit diesem im Grunde so überflüssigen Gedanken. Warum sollte morgen nicht endlich das Ergebnis mir Vertrauen in die Arbeit von Boris Schommers geben?

Weiterlesen...
 
Verstehe ich, aber hatte ich bei Ziegner irgendwann auch. Nur bei Schommers schon eher. Ich glaube das liegt an der sportlichen Lage und dem Misserfolg und weil man klare Aussagen hören will wie das man schlecht ist und keine Durchhalteparolen.
 
Auswärtsfahrten unternehme ich seit einigen Jahren nur noch mit einem aussichtsreichen Rahmenprogramm. Wenn ich in der Stadt etwas erleben kann, macht mir die zu erwartende Spielweise des MSV samt Endergebnis nicht mehr so viel aus. Sandhausen konnte in der Hinsicht glänzen. Ein geöffnetes Eiscafé im November bietet statt Eis einen Cappuccino. Was brauche ich mehr? Im Rahmenprogramm muss nicht viel passieren, damit ich rund ums Spiel den Spaß habe, den ich im Stadion vermissen könnte. Zumal ich meine Symbolbildsammlung, um Spiele des MSV zu kommentieren, erweitern konnte.


Kreative Fenstergestaltung bietet Anregung über die Zukunft beim MSV nachzudenken.




Der MSV – Auf Sicht entscheiden



Vorverträge für Verstärkung in der Winterpause möglich



Schindelschnitzer in der Hopfenbauer- und Zigarrenfabrikstadt Sandhausen. Kaderzusammenstellung?



Lichtblick des Tages im Stadion: Die Sanitäranlage im Gästebereich mit ansprechender Leistung. Einsatzbereit und voll funktionsfähig, obwohl am Mittwoch zuvor durch Anhänger von Waldhof Mannheim zerstört.



Zustand der Mannschaft bei 2:0-Niederlage gegen den SV Sandhausen.



Weiterlesen...
 


Die dritte Ausgabe von EreignisReich steht online. Die lebendige städtische Kultur in Duisburg, gerade nördlich der Ruhr, wollen wir mit dem monatlich erscheinenden Newsletter sichtbarer machen. Er ist kostenlos abonnierbar und wird ehrenamtlich verantwortet. Gerade bei kleineren Kulturveranstaltungen ergeben sich viele Begegnungen. Menschen lernen sich kennen. Gemeinsinn ist erlebbar. Was momentan überaus notwendig ist.




Maxi Maria Platz, Jonathan Bodenstein und ich sind der Ansicht, Kultur nördlich der Ruhr braucht mehr Sichtbarkeit. Teilt unseren monatlichen Newsletter mit Kulturtipps für den Duisburger Norden. Abonniert und erzählt weiter.






Hier der Blick in den Newsletter.

Mit dem Link zu EreignisReich könnt ihr den Newsletter abonnieren.

Weiterlesen...
 
camus_harcourt_1945.jpg

Studio Harcourt, Public domain, via Wikimedia Commons

Der französische Schriftsteller und Philosoph Albert Camus wusste es schon in den 1940er Jahren. Als er an seinem philosophischen Essay Der Mythos vom Zebrafan arbeitete, kam er zu dem damals wie heute als mögliche Befreiung wirksamen Schluss, man müsse sich einen Anhänger des MSV Duisburg als glücklichen Menschen vorstellen. Dass wir heute sein Werk als Der Mythos des Sisyphos kennen, ergab sich nach langen Diskussionen mit seinem Verleger. Dem fehlte die Fantasie, das Buch unter dem Originaltitel vermarkten zu können.


Wie wir aus den Briefen von Albert Camus an seine zweite Frau Francine Faure wissen, fiel es ihm schwer, auf das anschauliche Beispiel MSV Duisburg als Ausweg für die Absurdität des Lebens zu verzichten. Er kannte sich im Fußball aus. Zwei Jahre, von 1929 bis 1930, hatte er als Torwart in der Mannschaft von Racing Universitaire Algeruios (RUA) gespielt. Sein Leben lang interessierte er sich sehr für den internationalen Fußball. Für ihn lag die enge Verbindung von neuer Hoffnung schöpfen vor einem Spiel und der Sinnlosigkeit auf der Hand. Doch der Verleger war ein Kind seiner Zeit und hielt den Fußball für zu unbedeutend, um verkaufsfördernd ein Beispiel für eine neue gewagte Philosophie geben zu können. Zumal es um den Ruf Deutschlands auf dem Weltmarkt in den 1940er Jahren nicht zum Besten stand.

Nach einer dieser Diskussionen erwog Albert Camus, sich die griechische Mythenwelt näher anzusehen. Für seine Generation gehörte sie noch zum klassischen Bildungsgut. In der mythischen Gestalt Sisyphos fand er schließlich eine Figur, die den Zebrafan ersetzen konnte, ohne dass er die Bildhaftigkeit für seinen gedanklichen Ausweg verlor. Sein Gedanke erschließt sich sofort, wenn wir unsere Hoffnung auf das Erreichen eines Saisonziels mit der ewigen Aufgabe des Sisyphos vergleichen. Einen massigen Stein muss er ja unter großer körperlicher Anstrengung auf den Gipfel eines Berges bewegen, nur um diesen Stein oben angekommen jedes Mal ins Tal herrunterrollen zu sehen. Ohne zu zögern beginnt er von vorn.

Wir Anhänger des MSV Duisburg erkennen gerade während dieser Saison die Genialität von Albert Camus bei seiner Entscheidung für die Mythengestalt des Sisyphos. Prophetisch und voller Menschenkenntnis wusste Camus, dass ein Anhänger des MSV Duisburg nach einer Niederlage unweigerlich mit großer Anstrengung allmählich beginnt, erneut Hoffnung zu schöpfen auf einen Erfolg der Zebras. Zugleich kannte er diesen Moment des Anpfiffs an jedem neuen Spieltag. Der Gipfel der Hoffnung ist in dem Moment erreicht. Der Stein ward den Berg hochgerollt. Für kurze Zeit befinden wir uns in gewisser Ruhe. Mit jeder Spielminute erleben wir aber, wie die Mannschaft immer mehr in Bedrängnis gerät. Der Stein hat sich in Bewegung gesetzt und rollt unaufhaltsam ins Tal wieder runter. Das sichere Gegentor verdeutlicht uns nur die Vergeblichkeit, die Sinnlosigkeit unserer noch vor kurzem vorhanden gewesenen Hoffnung. Der Stein rollt und rollt hinunter. Unsere Hoffnung ist irgendwann komplett verschwunden. Wir stehen wieder im Tal. Der Schlusspfiff ertönt, und alles beginnt von vorn.

Albert Camus bietet einen Ausweg aus dem ewig gleichen sinnlosen Handeln. Auch wir Anhänger des MSV als sein ursprüngliches Beispiel müssen uns selbst als glückliche Menschen vorstellen. Hätten wir früher schon von diesem ersten Entwurf seines philosophischen Werks gewusst, gelänge uns das sicher deutlich leichter. Seine Philosophie hätte über Jahrzehnte wirken können. Mit Sisyphos gelang mir diese Vorstellung nämlich schon früh. Ich sah seine lächelnde Miene geradezu vor mir, wenn er sich schwitzend am Stein abarbeitete. Wenn ich allerdings an den Schlusspfiff heute Abend im Spiel gegen den 1. FC Saarbrücken denke, habe ich große Zweifel, ob meine Vorstellungskraft gegenüber meiner eigenen Stimmung angesichts einer erneuten Niederlage mächtig genug ist. Glücklich sein im Moment fühlt sich dann doch irgendwie anders an.

Weiterlesen...
 
Status
Für weitere Antworten geschlossen.
Zurück
Oben