K
Kees Jaratz
Manchmal begegnet einem die Schönheit dieses Lebens in einem unerwarteten Moment. Zur Erfüllung gesellt sich dann unweigerlich das Staunen. So brauchen wir die Menschen um uns herum, um uns zu vergewissern, dass tatsächlich wider aller Erwartungen geschieht, was wir erleben. Wir starren ungläubig auf jedes Geschehen vor uns und egal, wie der Tag endet, unsere Begeisterung und unser Glück kann uns niemand nehmen. Wir leben den Moment und fühlen uns ewig.
All das geschah am Sonntag bei einem Fußballspiel. Die Mannschaft des MSV Duisburg erinnerte uns daran, was diesen Sport in seinem Wesen ausmacht. Sie erinnerte uns allerdings ebenso daran, worauf wir seit gefühlten Ewigkeiten verzichten mussten: die sich gegenseitig befeuernde Einheit des gesamten (!) Stadions – ausschließlich der Gästekurve – mit der Mannschaft auf dem Platz.
Zwei Mannschaften standen sich gegenüber in diesem Spiel und beide Mannschaften setzten alles daran erfolgreich zu sein. Unsere Überraschung über diese schlichte Tatsache, die eigentlich selbstverständlich sein sollte, ist ein erster Hinweis darauf, wie korrumpiert wir diesen Fußball sonst auch oft wahrnehmen. Der zweite noch deutlichere Hinweis sind Reaktionen von enttäuschten Saarbrücker Fans. Sie fassen es nicht, dass eine Mannschaft auch am Ende der Saison nicht verlieren will. Sie empören sich darüber, dass wir Anhänger des MSV uns über dieses Unentschieden einer durch zwei rote Karten dezimierten Mannschaft so freuen, als hätten wir eine Meisterschaft gewonnen oder die Bayern besiegt. Anscheinend sind einige der Saarbrücker Fans ebenso korrumpiert wie Teile des Fußball. Es ginge für den MSV doch um nichts mehr. Wer so einen Satz nur denkt, wird durch keine Enttäuschung entschuldigt. Wer das schreibt, hat niemals den Sport geliebt. Wer so etwas schreibt, kennt den Fußball nur als Geschäft.
Ich spiele seit fast 50 Jahren Basketball und immer noch will ich jedes Spiel, das ich beginne, gewinnen. Und zwar mit aller Macht. Mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln. Das ist leicht zu verstehen, meine ich. Warum sonst sollte ich einen Ball in die Hand nehmen? Dass Saarbrücker Fans dennoch mit Bitterkeit über den Einsatzwillen der Zebras schreiben, erinnert an unser eigenes Misstrauen in anderen Spielen, ob diese Fußballer unten auf dem Rasen tatsächlich alles geben, was sie können. Es erinnert daran, dass diese Sportler ein monatliches Gehalt bekommen wie andere Arbeitnehmer auch. Und es erinnert daran, dass dieses Gehalt die ausgeübte Tätigkeit im Wesen verändert. Der Sinn der Tätigkeit wird ein anderer, wenn man dafür bezahlt wird. Mit dem Geld werden Kosten und Nutzen vergleichbarer.
Diese mit dem Geld verbundenen Einflüsse verschwanden am Sonntag. Zurück blieb der reine Fußball. Die Romantik dieses Sports hatte das Geschäft aus den Räumen geschmissen und feierte eine ausgelassene Party. Lasst uns diese zweite Halbzeit in ihrer Reinheit des Spiels in Erinnerung halten. Bewahrt sie euch. Es war ein seltenes Erleben. Dieses Fußballspiel war besonders. Insofern waren die dummen Fouls von Tobias Fleckstein und Marlon Frey gleichsam Opfer auf dem Altar der Fußballromantik. Seien wir beiden dankbar. Betrachten wir sie als selbstlose Gabe, um uns eine in der jüngsten Vergangenheit seltene Erfahrung zu ermöglichen.
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All das geschah am Sonntag bei einem Fußballspiel. Die Mannschaft des MSV Duisburg erinnerte uns daran, was diesen Sport in seinem Wesen ausmacht. Sie erinnerte uns allerdings ebenso daran, worauf wir seit gefühlten Ewigkeiten verzichten mussten: die sich gegenseitig befeuernde Einheit des gesamten (!) Stadions – ausschließlich der Gästekurve – mit der Mannschaft auf dem Platz.
Zwei Mannschaften standen sich gegenüber in diesem Spiel und beide Mannschaften setzten alles daran erfolgreich zu sein. Unsere Überraschung über diese schlichte Tatsache, die eigentlich selbstverständlich sein sollte, ist ein erster Hinweis darauf, wie korrumpiert wir diesen Fußball sonst auch oft wahrnehmen. Der zweite noch deutlichere Hinweis sind Reaktionen von enttäuschten Saarbrücker Fans. Sie fassen es nicht, dass eine Mannschaft auch am Ende der Saison nicht verlieren will. Sie empören sich darüber, dass wir Anhänger des MSV uns über dieses Unentschieden einer durch zwei rote Karten dezimierten Mannschaft so freuen, als hätten wir eine Meisterschaft gewonnen oder die Bayern besiegt. Anscheinend sind einige der Saarbrücker Fans ebenso korrumpiert wie Teile des Fußball. Es ginge für den MSV doch um nichts mehr. Wer so einen Satz nur denkt, wird durch keine Enttäuschung entschuldigt. Wer das schreibt, hat niemals den Sport geliebt. Wer so etwas schreibt, kennt den Fußball nur als Geschäft.
Ich spiele seit fast 50 Jahren Basketball und immer noch will ich jedes Spiel, das ich beginne, gewinnen. Und zwar mit aller Macht. Mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln. Das ist leicht zu verstehen, meine ich. Warum sonst sollte ich einen Ball in die Hand nehmen? Dass Saarbrücker Fans dennoch mit Bitterkeit über den Einsatzwillen der Zebras schreiben, erinnert an unser eigenes Misstrauen in anderen Spielen, ob diese Fußballer unten auf dem Rasen tatsächlich alles geben, was sie können. Es erinnert daran, dass diese Sportler ein monatliches Gehalt bekommen wie andere Arbeitnehmer auch. Und es erinnert daran, dass dieses Gehalt die ausgeübte Tätigkeit im Wesen verändert. Der Sinn der Tätigkeit wird ein anderer, wenn man dafür bezahlt wird. Mit dem Geld werden Kosten und Nutzen vergleichbarer.
Diese mit dem Geld verbundenen Einflüsse verschwanden am Sonntag. Zurück blieb der reine Fußball. Die Romantik dieses Sports hatte das Geschäft aus den Räumen geschmissen und feierte eine ausgelassene Party. Lasst uns diese zweite Halbzeit in ihrer Reinheit des Spiels in Erinnerung halten. Bewahrt sie euch. Es war ein seltenes Erleben. Dieses Fußballspiel war besonders. Insofern waren die dummen Fouls von Tobias Fleckstein und Marlon Frey gleichsam Opfer auf dem Altar der Fußballromantik. Seien wir beiden dankbar. Betrachten wir sie als selbstlose Gabe, um uns eine in der jüngsten Vergangenheit seltene Erfahrung zu ermöglichen.
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