Erstmal danke dafür. Ich bin auch voll euphorisiert, aber tatsächlich reden wir hier über fünf Pflichtspiele. Die großen MSV-Mannschaften sollte man da noch nicht als Vergleich heranziehen. Auch haben diese in Liga 2 oder gar 1 bestanden.
Das wiederum kann ich schon nachvollziehen. Die Zeit unter Gruev hatte ihre Erfolge, wurde aber meines Erachtens in guten Tagen auf einen viel zu hohen Sockel gestellt. Das MSV-Volk lechzt nach besseren Zeiten und so ließen reine Ergebniserfolge meiner Meinung nach den Griff in zu hohe Bewertungsregale zu. Wenn wir ehrlich sind, war das Spiel unter Gruev meist bieder und unansehnlich. Wenn es der Sache dient, in Ordnung. Aber vom Hocker wurde man nun wahrlich nicht gerissen.
Die Mannschaft jetzt ist dagegen eine, die zu fesseln weiß. Selbstredend müssen sie es erstmal über einen längeren Zeitraum beweisen. Doch es zeichnet sich ab, dass man im Regelfall unterhalten wird. Und ich finde es auch gut, dass wir jetzt diesen starken Kontrast zur letzten Saison haben. Weil da hieß es nicht selten, dass die Leidenschaft der Mannschaft eher so ein klassisches Fanthema sei. Klar befinden sich keine 13.500 Guardiolas im Stadion, aber dass die Herren davor in Sachen Einsatzbereitschaft Luft nach oben hatten, war keine Einbildung. Was ich jetzt sehe, schafft große Identifikation. Da ist dann auch viel mehr Nachsicht im Spiel, wenn es mal nicht rund läuft.
Bestimmt hat das alles am meisten mit deiner Forderung von vor knapp drei Wochen, Grlic müsste sich jetzt erst mal um Vergebung flehend in den Staub werfen, und sich darin gründlich herumwaelzen, zu tun...
Kleiner Reminder Richtung Diskurskultur, nix für ungut. Im Ernst geht es aber wohl darum, dass die Konsequenz, die in der Mannschaft als gemeinsamer "Spirit" so erkennbar einwirkt, mit Sicherheit nicht aus dem Boden gestampft, sondern Resultat einer Saison- und ligauebergreifenden Konzeption ist. Auf einmal wirkt auch Rüttgers mit seinem Versprechen einer hochspannenden Saison gerechtfertigt.
Dass diejenigen, die es jetzt mit der Lobhudelei fast schon übertreiben, die gleichen sind, die noch vor drei Wochen alles zu einer durchschaubar abgegriffenen Masche, die weg muss, erklärten, ist schon interessant. Dabei haben wir uns den Ruf, der einen Mickels undsoweiter zu uns führte, und bei Stoppelkamp nach einer verlorenen Saison anscheinend ein unbedingtes Verpflichtungsgefuehl auslöste, es nochmal allen zu zeigen, hart erarbeitet.
Deshalb können wir uns jetzt auch Torsten Lieberknecht in die Auslage stellen und sein gutes taktisches Auge und Feingefühl als Spielerfluesterer genießen... Wobei namentlich Grlic einer uebermaessigen Euphorisierung nach eher kurzer Zeit bereits wieder klare Absagen erteilt, wie er es immer getan hat... Und wobei ihm selten zugehört wurde.
Was die Spielkultur direkt angeht: ich glaube nicht mal, dass wir unser Spiel dem Gegner "aufzwingen". Vielmehr haben wir einen bemerkenswert klaren Blick für unsere Möglichkeiten, und eine bemerkenswerte Geduld dabei, auf diese zu warten. Das ist die berühmte "Reife der Spielanlage". Wir lassen den Gegner nicht ins Spiel kommen, agieren klug im Mittelfeld, schalten bei Chancen schnell und kontrolliert um. Stehen in der Rueckwaertsbewegung sofort wieder gut geordnet hinterm Ball. Und wissen, ab wann es Zeit ist, anzuziehen. Oder auch, die anderen etwas kommen zu lassen...
Hier geht es um Basics, wie es sich für einen anständigen Ausbildungsverein auch gehört. Und das wird uns auch nach der grossen Hurra -Phase weiter tragen, rueber ins ernste Fach eines Anwärters für höhere Weihen, prophezeie ich...! Wo die Karten dann neu gemischt werden müssen...