Hat sich gelohnt, mal wieder ein Spiel der Nationalelf zu besuchen.
Im stimmungsvollen Irish Pub vor dem Spiel habe ich gesagt: So, jetzt muss ich hier nur noch den Iren finden, der eine Karte abzugeben hat. Drei Minuten später einfach mal die Iren am Nebentisch angesprochen und siehe da: Ich sitze jetzt zum Originalpreis mitten im iririschen Block.
Die Iren so wie ich sie von diversen Touren kenne: Absolut korrekt. Ähnlich wie die Schotten deutsch-affin und mit uns in inniger Abneigzung zu den Tommis verbunden.

Sing- und trinkfreudig. Brave und bescheidene Menschen.
Etwa 3.500 hatte es nach Köln verschlagen. Sie bevölkerten und beflaggten den Alter Markt in der Domstadt. Überall mischten sich sangesfreudige Fans beider Lager. Die ganz große Dimension wie in Stuttgart 2007, als 15.000 Iren der Schwabenmetropole einheizten (viele ohne Karte), war es nicht, aber es war schon nett.
Am Stadion hätte man auch noch knapp über Orignalpreis fündig werden können.
Auf deutscher Seite das übliche Heim-Eventpublikum aus ganz Deutschland. Da war die ganz große Laola- un Klatsch - Atmosphäre mal wieder garantiet.
Mitten im irischen Block angekommen, hatte ich -wie erwartet- null Probleme in meiner weißen Deutschland - Trainingsjacke. Als Exot löste ich allenfalls gelegentliche Verwunderung aus, die augenblicklich in Begeisterung umschlug. Ob das auch noch so beim 1-0 bleiben sollte? Ja! Insgesamt dreimal gejubelt und ein Spiel mit vielen Chancen gesehen. Bin mit unserem Spiel einigermaßen zufrieden, aber es war mir persönlich schon wieder zu viel "den-Ball-in-das-Tor-Getrage" in Halbzeit 2 und zu viele zugelassene Chancen gegen einen allenfalls zweitklassigen Gegner. Beim abgefälschten Schuss zum 1-0 habe ich beim Jubeln schon gedacht: So glücklich möchte man auch mal mit dem MSV in ein Spiel starten. Aber es kommt einfach nicht vor.

Khedira und Kroos haben mir sehr gut gefallen. Der Münchener bestätigte seine gute Form unter Pep. Das 2-0 war das Eintrittsgeld wert.
Was ich gut fand, war, dass man wie gegen Österreich dem Gegner mit den eigenen Mitteln geschlagen hat und das Zweikampfverhalten im Mittelfeld aggressiv war. Das hatte zwischenzeitlich -beispielsweise beim 4-4 gegen Schweden- noch ganz anders und total körperlos ausgesehen. Khedira hat da wirklich viele Zweikämpfe gesucht.
Neuer hatte ein oder zwei Weltklasseparaden dabei. Meine Fresse, ist der stark. Zumindest auf der Linie und in der Spieleröffnung. Den mal wieder live zu sehen... nicht übel.
Ja, war trotz gelegentlicher guter Chancen der Iren doch sehr souverän. Auch muss man unserer Truppe zu Gute halten, dass die Iren brutal komprimiert und tief gestanden haben. Trotzdem hat man in Halbzeit 2 häufig Mittel gefunden, sich durch den Abwehrverbund zu kombinieren.
Ja, wie war die Stimmung im irischen Block? Ja, das war schon ein guter Mob, der durch die Medien allerdings ein wenig zu weit in den Himmel gehoben wird. Ich habe schon lautstärkere und motivierte Gästeauftritte unser Zebras in Köln erlebt. Ganz ehrlich. Man muss allerdings berücksichtigen, dass die Iren mal wieder nach wenigen Minuten zurücklagen und sich 90 Minuten auf der Verliererstraße befanden. Und das war das Beeindruckende. Diese Begeisterung und Dankbarkeit für jede gelungene Aktion. Das Liedgut ist gar nicht mal dem deutschen Liedgut (auswärts!) so haushoch überlegen. Die singen auch alle drei Minuten "Come on your boys in green", zwischendurch auch ein reines "Ole, ole, ole" ohne Text und immer wieder das UEFA-gekürte Fields Of Athenry. Letzteres kommt allerdings gut. Ebenso das I Can´t Get Enough (Celtic!

). Eher peinlich: In der Köln - Kruve eine fette England - Fahne mit "Arsenal Cologne". ( Ne, Ried, lass mal stecken...

)
Das Besondere an den irischen Fans ist meines Erachtens weder Lautstärke noch Liedgut, sondern die Art und Weise, wie sie auf Rückstände und Niederlagen reagieren. DAS ist vielleicht einmalig und macht sie (noch) sympathischer. Sie wissen, dass sie immer gebeutelt waren und sind (Fields Of Athenry), aber sie lassen sich einfach niemals unterkriegen.
Deutschland fährt also an den Zuckerhut (135.000 Kartenvorbestellungen in der ersten Verkaufsphase aus Deutschland.

). Irland -was längst feststand- leider nicht. Die Ösis auch nicht.
Ja und danach? Party im Irish - Pub. Ein paar nette Lieder und Gespräche. War schon gut.