Beim Spekulieren darüber, wer es vielleicht nicht schafft, wer vielleicht doch, hilft schon mal ein Blick auf die isolierte Rückrundentabelle. Darmstadt ist wohl weg, egal, welches Kriterium man anlegt. Frankfurt ist die Puste eindeutig ausgegangen, aber sie haben sich durch die gute Hinrunde schon in Sicherheit gebracht. Bremen, Hamburg und Gladbach waren in der Rückrunde sogar besser als Dosenpfand-RBL, und

repräsentiert wie festgenagelt das absolut graue Mittelmass der Liga (was dafür, welche Welle die im Bezug auf das Team Heidel/Weinzierl im Vorfeld gemacht hatten, und auch dahingehend, wieviel Geld dieser Verein eigentlich hat, nochmals eine Katastrophe für sich selbst darstellt).
http://www.kicker.de/news/fussball/bundesliga/spieltag/1-bundesliga/2016-17/spieltag.html
Wirklich im Quark drin hängen Wolfsburg, Leverkusen und Augsburg. Bei den Legionärstruppen der beiden Werksvereine ist ein wirkliches Aufbäumen im Abstiegskampf eigentlich kaum denkbar, hier hilft nur noch Dusel. Bei Leverkusen war der Wechsel zu Korkut eigentlich eine absolute Katastrophe, wie sich klar ableiten lässt. Wenn die am Ende doch überm Strich landen werden, dann lediglich, weil der alte Trainer Roger Schmidt zwar aus der teuren Truppe auch denkbar wenig rausholte, aber die Tendenz wenigstens Richtung obere Tabellenhälfte zeigte. Auch noch, als er gehen musste. Umso unverständlicher, ihn zu dem damaligen Zeitpunkt gegen den "reinen Abstiegstrainer" Korkut auszutauschen. Der sie jetzt gezielt in die Zone der ersten Liga geführt hat, in der allein er sich auskennt.
Und bei Wolfsburg hat die Verpflichtung von Andries Jonker auch nur isoliert Gomez etwas genützt. Wieviel bei Augsburg immer allein an Weinzierl hing, sah man bereits in der Hinrunde. Mainz ist für mich hingegen eine ganz andere Kiste, Martin Schmidt muss hier leider ausbaden, dass sie finanziell anscheinend unverändert nur unzureichend konkurrenzfähig sind. Hier hat Christian Streich sehr recht, wenn er drauf verweist, wo die Freiburger jetzt wieder stehen. Weil sie eben auch in bedrohlichster Lage, und selbst dann beim Abstieg zu ihrem Trainer Streich hielten! Nach meinem Dafürhalten sollten sie Martin Schmidt in Mainz einfach eine Jobgarantie geben, und es ihn dann in Ruhe versuchen lassen, alles andere wird die Katastrophe höchstens beschleunigen!
Neulich hab ich in einem Wartezimmer in einem noch ziemlich aktuellen Stern ein Interview mit Phillip Lahm gelesen, wo es unter anderem auch um mangelnde Professionalität bei einigen Bundesligavereinen ging. Das wirkte wie auf Leverkusen,

und Wolfsburg gemünzt. Die beiden Nordvereine Hamburg und Bremen sind im Vergleich zu dem Chaos, was namentlich in den beiden aufgepumpten Werksclubs hervorgebracht wird, zur Zeit geradezu ein Hort des gediegenen Fussballsachverstandes.
Leider, leider: Bayer wird es wohl doch irgendwie schaffen, mal sehen, für welchen Trainer sie sich dann entscheiden, ob Favre oder Nagelsmann. Oder vielleicht Klopp, oder doch lieber Guardiola?! Man darf gespannt sein, wer Bock drauf hat, vielleicht wird es ohne Europa doch eher wieder einer vom Kaliber Mirko Slomka, Michael Frontzeck, usw. In der Tendenz scheint so oder so dafür gesorgt, jedenfalls solange sie sich nicht von "Tante Käthe" Völler trennen, dass sie endgültig zu einer der traurigen Erscheinungen im Profifussball werden, bei denen Anspruch und Wirklichkeit immer ganz besonders weit auseinanderklaffen - was war man eigentlich noch professionell unterwegs zu "Vizekusen"-Zeiten, als einem höchstens schon mal Christoph Daum wg. Koks abhanden kam, aber man wenigstens wirklich vorne mitspielte?!
"Verdient" haben den Klassenerhalt Wolfsburg und Leverkusen nicht, persönlich würde es mich freuen, müssten die beide runter. Leverkusen wird es aber wohl schaffen, den kleinen Vorsprung irgendwie über die Ziellinie zu tragen. Bei Mainz wäre es sicher schon jammerschade, und im Grunde genommen ja auch wahrscheinlich finanziell gesehen deutlich schwieriger mit dem direkten Wiederaufstieg. Da wäre die Frage, ob sie tatsächlich so in sich gefestigt mit so etwas umgehen, wie sie es in Freiburg schon lange drauf haben. Ingolstadt kann aber gern wieder von der Bildfläche verschwinden, trotz des honorigen Walpurgis interessiert sich für die wahrscheinlich noch nicht mal, wer einen Audi fährt.
Ein Abstieg von Wolfsburg wäre einfach ein grandioses Scheitern des modifizierten Werksclubskonzeptes. Wo die Konzeption "Werksclub" nicht mehr Ausfluss der sozialen Verantwortung ist, in die sich grosse Firmen früher stellten, und dabei auch tiefgreifend die Fussballkultur mit prägten (siehe Bayer früher), sondern wo der Anklang an alte Zeiten etc. lediglich als Werbeträger auf der ganzen Linie verhunzt wird. Daher kann man sich als ein Fan den Abstieg von diesem "Wolfsburg nach der Masche Winterkorn" an sich nur wünschen.