Auch wenn ich es auf Teufel komm raus versuche, ich kann mich mit dem Gedanken DOC irgendwie nicht anfreunden. Der Einzelhandel in unseren Städten wird es ohnehin immer schwerer haben. Hand auf's Herz: Wer kommt aus den Niederlanden zum shoppen nach Duisburg, parkt am DOC und geht nach seinem Einkauf noch auf der Kö ein Eis essen? Also ich war noch nie in der Roermonder Innenstadt, höchstens mal zum Gras kaufen. Und die Oberhausener Marktstrasse (?) kenne ich ebenfalls nur aus Erzählungen. Wie soll das DOC die Innenstadt beleben bitte? Liest hier zufällig ein Studierter mit und klärt mich über diese wilden Planertheorien auf? Völlige Utopie.
Bevor ich auf die Beantwortung deiner Frage eingehe, fange ich mal so an:
Ich bin der Meinung, dass man die Outlet-Standorte in Zweibrücken, Wertheim oder Roermond nur bedingt mit Duisburg vergleichen kann. Diese drei Orte sind Mittelstädte mit einem entsprechenden Einzelhandelsangebot. In Duisburg sind die Rahmenbedingung jedoch andere: Duisburg ist eine Halbmillionen-Stadt und vor allem als Oberzentrum ausgewiesen, weshalb das Einzelhandelsangebot im Vergleich mit den drei Outlet-Städten wesentlich größer ist. Hinzu kommen natürlich noch weitere Oberzentren in der Region. Um in dieser Region wettbewerbsfähig zu sein, muss das Konzept für das Outlet-Center am Güterbahnhof breiter aufgestellt sein.
Der Investor plant an dieser Stelle deshalb auch kein reines Outlet-Center, sondern ein Shopping Center. In nicht geringem Umfang (bis zu 30 %) soll im DOC zentrenrelevantes Sortiment angeboten werden. Hierzu zählen Spielzeug, Schmuck und Ähnliches. Dadurch ergibt sich für den Investor der Vorteil, dass potentielle Kunden aus dem Umland sowie die Kunden aus Duisburg Einkäufe im Outlet erledigen können, dessen Besorgung sonst nur in einer Innenstadt möglich wäre. Für unsere Innenstadt hätte das folgende Konsequenzen: Der erhoffte Impuls, dass auswärtige Besucher später noch weiteres Geld in der Innenstadt ausgeben wird erheblich eingeschränkt. Im Hinblick auf die Duisburger Kundschaft hat der Investor dagegen die Möglichkeit sogar noch Kaufkraft aus der Innenstadt abzuziehen.
Um nun zu deiner Frage zu kommen: Mit den gegenwärtigen Planungen wirkt der Investor auf jeden Fall einer Belegung der Innenstadt entgegen. Die Stadt könnte eine entsprechende Entwicklung durch Vorgaben im Bebauungsplan theoretisch unterbinden. Nur würde sie dann gegen das Interesse des Investors handeln. Allerdings kann ich mir nicht vorstellen, dass es darüber zu einer Einigung mit dem Investor kommt. Schon bei der "Causa Möbelhaus" ist die Stadt Duisburg in Sachen "zentrenrelevantes Sortiment" Herrn Krieger sehr entgegengekommen und hat dabei geltende Vorgaben des Landes missachtet...
Zudem stellt sich für mich die Frage, ob sich zwei konkurrierende Zentren in der Stadt funktionieren? Ich gehe davon aus, dass sich auf Dauer nur eines durchsetzen wird. Ob es die Innenstadt wird, hängt sicherlich auch von zukünftigen Investitionen ab. Im schlimmsten Fall entstehen für Duisburg aber zwei schlecht laufende Zentren...
Alles in allem bin ich von diesem Projekt in keinsterweise überzeugt, wobei ich betonen möchte, dass ich ein (reines) Outlet Center nicht grundsätzlich ablehne. Nur sollte es meiner Meinung nach in der Innenstadt entstehen, denn nur so könnte die Innenstadt durch ein Outlet gestärkt werden. Im Studium haben wir uns zum Beispiel in einem Seminar näher mit der Stadtentwicklung in Wolfsburg befasst. Dort ist man bewusst einen anderen Weg gegangen, denn hier wurde das erste innerstädtische Outlet Center Deutschlands errichtet. In meinen Augen wäre das
Designer Outlet Center in Wolfsburg ein gutes Vorbild für Duisburg. Architektonisch wurde das DOC als Kaufhaus errichtet und wirkt dadurch wesentlich urbaner als ein Outlet Village, womit es auch besser zu einer Großstadt passen würde. Als Standort könnte ich mir die alte Stadtbibliothek vorstellen, wodurch ein Outlet dort die Funktion der Verknüpfung zwischen Forum und Königsgalerie übernehmen könnte.