Bei aller Wertschätzung angesichts vieler guter Beiträge von Dir, hier liegst Du m.E. mächtig daneben. Unter Vural war schnell erkennbar, dass die Mannschaft ihn versteht, es war ein sehr kurzer Weg, an dessen Ende das erste richtig zählbare Ergebnis stand. Natürlich ist es spekulativ, daraus die künftige Entwicklung abzuleiten, aber die Mannschaft war da, wo sie jetzt erst wieder ist. Es sah also gut aus. Natürlich sieht jeder Trainer in seiner Position die Übernahme einer ersten Mannschaft als die Chance in seinem Berufsleben, da möchte jeder hin. Er hat geliefert, hatte die Fans auf seiner Seite, sein Weg war noch nicht zuende. Dann unmittelbar vor einem finanziell so bedeutsamen Spiel wie dem in Ödingen bekommt er einen Kollegen vor die Nase gesetzt statt ihm das weigstens zu lassen. Das war nicht nur in sportlicher Hinsicht bescheuert sondern auch menschlich daneben.
Wer sich jetzt auch noch darüber beklagt, dass er ausgerechnet nach D'dorf wechselt sollte sich fragen, weieviel Solidarität er selbst unter solchen Umständen leben würde. Es geht hier um eine berufliche Chance, bestimmt auch um menschliche Enttäuschung. Weder Trainer noch Spieler leben dieses Konkurrenzdenken annähernd so exzessiv wie die Fans, so viel Toleranz sollte selbst in unserer immer intoleranter werdenden Gesellschaft möglich sein. Es geht hier nicht um Religionskriege oder um parteipolitiscvhe Schlachten, es geht um eine berufliche Chance, die ihm verwehrt wurde und die er nun anderswo nutzen möchte. Wenn mich meine Vorgestzeten so behandelt hätten, wäre mir das Hemd näher als die Hose, auch wenn das Hemd D'dorf heißt.
Absolut legitim und auch nachvollziehbar, damit ist Chris Schmold ein denkbar schlechter EInstieg in seine neue Veratwortlichkeit gelungen. Dahin muss der erhobene Zeigefinger gerichtet werden, nicht aber auf Vural
Es gibt hier in meinen Augen in Bezug auf Vural einfach mehrere „Lager“, was legitim und völlig normal ist. Die einen haben die Situation nüchtern und sachlich betrachtet, die anderen haben gesagt, dass er perspektivisch der richtige Trainer ist, er aber jetzt eben Gefahr läuft, sich zu verbrennen und nicht „SEINE“ richtigen Rahmenbedingungen für einen Start beim MSV vorfindet (davon war ich einer), dann gab es aber eben auch die, die ihn zum Toptrainer gemacht haben, und das resultierte eben zum Teil daraus, dass er den Duisburg-Bonus besitzt. Als Jugendtrainer hat er sich kontinuierlich hochgearbeitet, war fleißig und hat geliefert. Er hatte, und da gehe ich mit, stets diese Chance verdient und sich erarbeitet.
Er hat zu jederzeit beim MSV ein Standing gehabt. Der MSV hat ihm aber einst, und da wiederhole ich mich, die Chance gegeben, diese berufliche Vita -ohne großes Back-up wie bspw. eine Karriere als Profifußballer – aufzubauen. Lehrgänge, Lizenzen und Co. dazu die Verantwortung, in so jungen Jahren sich die Chance überhaupt zu erarbeiten, einen U19-Posten zu übernehmen. Hier hat Engin auch wieder geliefert, während unsere Führungsetage die Profiabteilung in die Niederungen der 3. Liga geführt hat und zu einem Abstiegskandidaten gemacht hat.
Welche Rahmenbedingungen hat hier ein junger, unverbrauchter Trainer vorgefunden? Der Kader ist von Ralf Heskamp dermaßen unrund zusammengestellt worden: Wir waren abgeschlagen, die Fans eskalierend, und auch im Umfeld (Stichwort SIL) brennte es lichterloh. Engin hat sich ursprünglich hier eine echte Chance erarbeitet. War das die Chance? Beim MSV hat man die Sorge gehabt, dass man diesen jungen Trainer – dessen Ziel immer der Profibereich war – verbrennt. Man könnte jetzt meinen, die 4 Wochen sind bzgl. Diese Intention, ihn nicht verbrennen zu wollen, ein absolutes Contra-Argument, aber das ist es nicht. Engin hat hier als Interimstrainer ausgeholfen und zumindest in Bezug auf seine Personalie hat der Verein in der Öffentlichkeit eine Lobeshymne auf ihn abgefeiert. Zu recht. Vural hätte diese vier Spiele allesamt verlieren können, es hätte in meinen Augen in Bezug auf seinen Ruf keinen Unterschied gemacht. Sein Standing hätte in meinen Augen darunter nicht gelitten, weil die Mannschaft in dem Momentum irgendwie kaum zu bändigen war. Anders hätte es aber ausgesehen, wenn Engin mit dem MSV abgestiegen wäre. (natürlich auch nur Spekulation, ich glaube auch, er hätte den Turnaround packen können - verstehe aber auch unsere Führungsetage)
Deine „schnell erkennbare“ Verbesserung habe ich so nicht gesehen und wie du es selber sagst; Wie es unter Vural weitergegangen wäre, ist einfach spekulativ. Er hat hier dennoch für seine vier Spieltage ein Standing genossen, was in MEINEN Augen überdimensioniert war und jenseits von sachlich. Faktisch haben wir gegen Viktoria Köln nicht performt und gegen Dortmund 2 ein grauenhaftes Spiel gezeigt. Tendenziell wurde es dann besser, man konnte 4 Punkte einfahren, aber der Verein hat sich bewusst für Schommers ausgesprochen. Hört euch die Worte von Wald bzgl. Engin noch einmal im Podcast oder in der PK an. Man hat ihm sehr viele Worte gewidmet. Das war pure Wertschätzung.
Was also wirft man dem MSV hier vor? Strategisch einen jungen Trainer nicht verbrennen zu wollen, weil die Lage eigentlich prädestiniert dafür gewesen ist? Ich bin mir 100 % sicher, dass bei einem Abstieg und der fehlgeschlagenen Rettung von Schommers, Engin unser Regionalliga-Trainer geworden wäre. Dann aber mit einem gesunden Neuanfang und nicht einer unausgewogen zusammengestellten Mannschaft, die sich abgeschlagen in der Abstiegsregion befand. Das wird auch die Ansicht von unserer Führung gewesen sein.
Dementsprechend ist mir dieses „Vor die Nase gesetzt“ zu einfach. Der einzige Fehler, der in der Kommunikation gemacht wurde, war, dass Ingo immer und immer wieder betont hat, dass eine langfristige Beschäftigung von Vural als Headcoach möglich ist. Das ist natürlich öffentlich dann doch ein Tritt in die Magengrube für Engin, wenn dann ein Kandidat verpflichtet wird, der erst einmal vom Umfeld skeptisch wahrgenommen wird. Anderseits kannte er intern die Eventualitäten um den Posten des Cheftrainer. Es wurde intern also zumindest in dieser Personalie offen und ehrlich kommuniziert.
Und so kommen wir zu seinem Abgang: Ich rede immer nur aus meiner Perspektive, und ganz ehrlich, jeder Mensch ist individuell, deshalb akzeptiere- und respektiere ich die Entscheidung von Vural, habe hier aber geäußert, dass ICH seinen Abgang NULL nachvollziehen kann. Wenn ich mich als waschechten Duisburger bezeichne, selber im Interview sage, seit Kindesbeinen ein echtes Zebra zu sein, bereits ein Job habe bei einer Truppe, die mich brutal wertschätzt, dann höre ich mir Offerten an, klar, aber ich muss NICHT zweimal überlegen, ein Engagement bei der Fortuna U19, Bundesligist, abzulehnen. Das geht einfach als Zebra nicht. Zumal ich ja eigentlich einen Job bei meinem Herzensverein habe, immer noch mit der Chance im Sommer etwas aufzubauen. Dann bleibe ich meinen Jungs und Team treu und warte bis zum Sommer ab, ehe ich einen Cut mache oder die Chance MSV- „Herzensverein“ ergreife. Das hat Engin über Bord geworfen, stattdessen wechselt er im Winter zum direkten Konkurrenten ohne kurzfristige Aussicht auf den Chefsessel bei der Profielf, als bei uns. Für mich einfach nicht nachzuvollziehen, nein – sorry. Wenn ich ein MSV-Amt inne hätte, dann könnte ich es nicht. 100%. Also sollte man sich von der Lovestory, Vural, das personifizierte Zebra als Chefcoach, einfach mal verabschieden.
Seine Zeit war nicht jetzt, seine Zeit wäre noch gekommen. Das zeugt eben auch von Wertschätzung. Den richtigen Zeitpunkt abzuwarten, wenn Engin das nicht so sieht, OK. Ist halt auch nur meine Meinung.
Ob der Einstieg von dem mir kritisch angesehenen Chris Schmoldt über die Vural-Entscheidung definiert wird, wird sich im Endeffekt darin zeigen, ob das Projekt Schommers aufgeht. Aber auch da sehe ich einen Trainer, der für diesen Verein brennt. Mit aufsteht und schlafen geht. Und nur darum ging es in meinen Beitrag auch: Lasst uns die Akte Vural sachlich zu ende bringen. Ihm für geleistetes danken, sachlich drüber austauschen aber keinen Nebenkriegsschauplatz draus machen.
Dem sympathischen Engin Vural, wünsche ich nur das Beste. Danke für die geleistete Arbeit.