Cheftrainer Dietmar Hirsch

Netter Randaspekt: Didi kann mittlerweile auch sehr gut Interview!
Emotional, aber nicht überdreht. Sachlich, aber nicht langweilig.
Das gestrige Interview nach dem Spiel bei Magenta war mega. Er vertritt den Emmes nach außen professionell und sympathisch - jedenfalls in der Verfassung von gestern. Darf gerne so bleiben :kuesschen:
 
Zum gestrigen Traum eeehm Spiel fällt mir eines ein 🤔🤔
HEAVY METAL !!!

Auf jeden Fall. Erste Halbzeit war Hirsch-Fußball in Vollendung. Und das ist an dieser Stelle wertschätzend gemeint. Die Zweite war dann ergebnis- und unterzahl-bedingt eher defensiver Heldenfußball im Diego Simone-Style. Aber das die Mannschaft das kann wissen wir ja nicht erst seit gestern.
 
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Die ersten drei Spieltage fand ich uns taktisch überraschend variabel, was ich Hirsch so kaum zugetraut habe.

Wir haben den Underdog-Fußball mit schnellem Umschalten gegen Stuttgart ll gesehen. War erfolgreich. Wir haben in den ersten 10 Minuten und erst recht nach der Roten gg. Kühlwetter Regensburg mit enorm viel Ballbesitz beherrscht und gezielt/sehr gekonnt lange Bälle eingesetzt. Sehr erfolgreich. Gestern in der ersten Halbzeit dann tatsächlich Heavy Metal. Erfolgreich.

Die Krönung war für mich gestern die zweite Hälfte, die m.E. genau so gewollt war: zunächst wurde Ulm nur sehr zurückhaltend Kräfte schonend ab der Mittellinie angelaufen. Im Grunde haben wir nur sehr effektiv in Richtung Außenlinien verschoben. Ulm fand keine Mittel, zu Chancen zu kommen, trotz jetzt natürlich viel Ballbesitz. Spätestens in unserer Viererkette war Schluss. Das 1:1 war ärgerlich. Aber man kann mit 10 Mann auch nicht alles wegverteidigen. Mit zunehmender Spielzeit haben wir dann aber doch wieder mutiger nach vorne verschoben und situativ höher angelaufen, was Ulm sichtlich überrascht und sogar teils überfordert hat. Das war genau so gewollt. So kamen wir in der Schlussphase schon vor dem 2:1 zu den besseren Chancen durch Sussek und Symalla. Ich hatte den Eindruck, Ulm hatte nicht mehr viel zuzusetzen. Die waren mit 11 gg. 10 stehend K.O. Habe ich so auch noch nicht gesehen. Daher war der Siegtreffer in der Entstehung vielleicht glücklich, aber sogar verdient. Bezeichnend auch, dass den unser Kopfballungeheuer Symalla auflegt.

Ich finde, diese zweite Hälfte war taktisch die beste Leistung von Hirsch bisher. Den Gegner sich beim Anrennen verausgaben lassen und dann selbst nochmal aktiv werden und die eigene Überlegenheit in Sachen Fitness ausspielen. Chapeau, Herr Hirsch.

Sehr passend finde ich momentan auch unsere Wechsel. Da wird nicht der bessere durch den schlechteren Spieler ersetzt. Gerade gestern fand ich Töpken in Sachen Anlaufen, Verschieben und Bälle behaupten noch besser als Heike (im Abschluss sowieso), Symalla noch quirliger als den gestern mal ein wenig überspielt wirkenden Sussek, Tugbenyo noch präsenter und mit den besseren öffnenden Bällen als Meuer und Göckan sowohl hinten stabiler als auch mit mehr Zug nach vorne als Coskun. Auch das war für Ulm zu viel des Guten.

Hinzu kommt: von acht Toren in dieser Saison waren sage und schreibe fünf Jokertore (2 von Sussek gg. Stuttgart ll, Symalla und Töpken in Regensburg, gestern wieder Töpken).

Hirsch macht derzeit absolut alles richtig und holt das Optimum aus der Truppe heraus. Mehr geht nicht. Das erkenne ich gerne an, auch wenn ich phasenweise zu den größten Kritikern gehörte.
 
Gestern ist eigentlich das was wir im Trainingslager von @Schimanski beschrieben bekommen haben in Perfektion aufgegangen. Zumindest in Halbzeit 1. Die 2.Halbzeit ist dann natürlich viel Mauern, zulaufen und dann ein 4-2-2-1 mit dem Versuch den Ulmern das Zentrum zu nehmen, damit die über Außen spielen müssen. Lange Zeit gut verschiebender tiefer Block und dann ab der 75. Helden Fußball gegen weit aufgerückte Ulmer die mit dann 4er Kette auch Schwierigkeiten in der Restverteidigung hatten.
Bezeichnend die Szenen mit fast Eigentor oder der Sussek Chance nach Fehlpass.

Zur Halbzeit 1 - Aus einem 4-1-2-3 mit Bulic der sich hat permanent zwischen die IVs hat fallen lassen - diesmal nicht asymmetrisch nach außen sondern zentral - und der permanenten Dreiecksbildung. Wir hatten 10min den Köttel in der Hose und mussten uns erst an das Pressung gewöhnen - Grüße an Kollege Neuer :D - aber dann waren wir drin. Wenn wir bestimmte Angriffe besser ausspielen, können wir auch höher führen. Aber wir waren gut in den Zweikämpfen, hatten permanent die zweiten Bälle und die Ulmer waren heftigst genervt von unserer Bissigkeit. Das 1:0 dann eine unfassbare Aktion von Viet im Gegenpressing und dann mit der perfekten Flanke

Ich bin auch nicht als Didi Fan bekannt, aber bis hier hin ist das einfach ne schöne Geschichte.
 
Ich würde gar nicht so viel Taktik in die erste Hälfte rein interpretieren. Das war schon ganz viel "Gegner per Flachpass anlocken"-langer Ball-zweiter Ball. Das aber in Perfektion umgesetzt.

Die Mannschaft hat mittlerweile ein unfassbar gutes Gespür dafür, wann sie das Spiel beruhigt oder beschleunigt, wann sie zirkuliert und wann sie vertikal attackiert, wann sie vorwärts verteidigt oder sich fallen lässt und nur Räume blockiert, wer die Tiefe für das Attackieren des anderen absichert, wann sie ein Foul zieht oder man laufen lassen kann, wann Heldenfußball probiert wird oder die vernünftige Lösung sinnvoller ist.

Ich würde das einen kollektiv einheitlichen Spielinstinkt nennen.

Ich habe gestern zur Halbzeit zu @Pawel geschrieben, dass die Schwächen der Mannschaft zwar zu sehen sind, aber kaum Relevanz für das Spiel haben.

Das lag natürlich auch Ulm, die kaum Lösungen fanden. 5-3-2 fand ich jetzt gegen den Ball auch eher mittelgut geeignet als Antwort auf die Stärken des MSV. Klar, die Tiefe und die Gefahr Sussek haben sie damit kontrolliert bekommen, aber dafür in der Breite kaum Druck auf unseren Aufbau. Wir konnten immer wieder über die AVs oder Braune auflösen und dann wieder etwas zirkulieren, Druck anlocken, kam der Druck, wurde vertikal lang drüber in die jetzt offeneren Räume dahinter gespielt und die Spieler konnten sich in vielen Zweikämpfen um die Bälle kloppen. Das war der Männerfußball von dem Hirsch oft spricht (wobei Frauen sich natürlich genauso um die Bälle streiten können).

Und im Ballbesitz haben die Ulmer zu wenig auf die Kette gekriegt, um ihr Spiel durchzuzudrücken. Also mussten sie sich fast ständig nach dem MSV richten und sich auch ein wenig an der Nase herumführen lassen (auch in Bezug auf Fouls, Nickligkeiten und Revanche immer nur reagiert).

Martin Rafelt sagte mal so treffend: Die Defensive bestimmt das Spielfeld, die Offensive spielt das Spiel.

Will sagen: Ulm nahm dem MSV in Halbzeit zwar die Tiefe für Sussek, aber dann spielte der MSV halt woanders. Und in Halbzeit 2 war die Defensive des MSV, die das Spielfeld bestimmte. Kette und Doppel-Sechs blieben ausnahmslos tief, die Außen und der Stürmer durften Unterzahl-Konter fahren. Wenn Ulm spielte, war das Motto mit alle Mann hinter den Ball und immer nur den Ballführenden anlaufen.

Ich habe vor dem Spiel zu @shanghai geschrieben, dass das Spiel eine Standortbestimmung für den MSV ist, weil das erste Spiel glücklich gewonnen wurde und das zweite wegen der roten Karte schwer zu bewerten war. Nach dem Spiel schrieb er mir, dass die Reifeprüfung bestanden wurde. Sehe ich in Bezug auf die erste Hälfte auch so. Die Zweite ist wieder schwer zu bewerten, da Hirsch und Höner in Unterzahl und in Führung liegend klassischen Underdog-Fußball spielen konnten. Und der birgt natürlich immer eine gewisse Abhängigkeit vom Spiel des Gegners (in Halbzeit war es eher umgekehrt).

Beeindruckend dann natürlich der Glaube und die Ausführung des Siegtreffers. Vorbereitung war zwar wieder Marke Brechstange, Töpken dann aber ganz klar in seiner Aktion (ein - im Kopf - "frischer" Stürmer trifft auf müde Verteidiger). Dieser sekündlichen Switch zwischen kämpfenden Hau-Ruck-Fußball und rasiermesserscharfer Coolness gelingt der Mannschaft im Moment in einer beeindruckenden Weise, die ich in der Form auch nicht für möglich gehalten habe.
 
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