Für mich ist es ein trauriger Moment, dass Jonas den MSV nun endgültig verlässt. Ich habe immer gehofft, dass er wie ein Phönix aus der Asche zurückkommt – ähnlich wie man es bei anderen Spielern gesehen hat, die nach einem Formtief oder Verletzungen wieder voll durchgestartet sind. (Äpfel-Birnen-Paradevergleich: Leon Goretzka bei Bayern) Denn er bringt Qualitäten und Facetten mit, die so kein anderer im Kader hat.
Die Realität ist aber: Wir performen aktuell ohne ihn – vier Spiele, vier Siege. Das macht es schwer, Forderungen nach einem Platz in der Startelf oder überhaupt im Kader zu stellen. So schmerzhaft es ist, unterm Strich ist sein Abschied wohl die beste Entscheidung für alle Seiten. Jonas bekommt jetzt hoffentlich einen Verein, bei dem er seine Fähigkeiten zeigen kann, und wir haben Klarheit. Ich bin fest davon überzeugt, dass er auch in höheren Ligen noch bestehen kann, weil sein Entwicklungspotenzial trotz seines Alters längst nicht ausgeschöpft ist.
Man darf nicht vergessen: Als er damals nach Duisburg kam, galt er als Transfer-Coup. Die Hertha hat lange überlegt, ob sie ihn in den Profikader zieht. (Vertrag mit Buli-Einsätze hatte er ja schon) Beim MSV konnte er leider nie dieses Entwicklungspotenzial ausschöpfen bzw. fortsetzen. Wir waren in einer Abwärtsspirale, die für viele Talente zum Karrierekiller wurde. Dass er da nicht durchgebrochen ist, lag sicher nicht nur an ihm.
Und trotzdem: Unter Schommers hat er mit Castaneda im jungen Mittelfeldzentrum eine tragende Rolle gespielt. Auch am Aufstieg und der Meisterschaft hatte er seinen Anteil – sportlich, aber vor allem menschlich. Wie er Neuzugänge integriert hat, sei es bei Ausflügen, Kinoabenden oder anderen Aktivitäten, war für die Teamchemie extrem wichtig. Das darf man nicht kleinreden. Fußballerisch war er zudem immer wieder in der Lage, Akzente zu setzen, auch wenn er durch Verletzungen und eine unglückliche Vorbereitung im Sommer 2025 viel eingebremst wurde. Mit Hirsch hat es dann nie so richtig gepasst – weder vom Spielstil noch kommunikativ.
Jonas ist ein Künstler am Ball, technisch stark, aber eben nicht der schnellste, während unser jetziges Mittelfeld auf Dynamik setzt (Bulic, Meuer, Viet). Das hat es für ihn zusätzlich schwer gemacht. Trotzdem: Dieses besondere Skillset hätte man durchaus einbauen können.
Am Ende bleibt für mich: Ein richtig guter Kerl, ein Spieler mit Charakter, der hier eigentlich perfekt reingepasst hätte. Der die Karre aus dem Dreck ziehen wollte und zumindest ein 3. Ligaangebot für uns ausgeschlagen hat - frühzeitig. Ich danke ihm für alles, was er für den MSV getan hat – auf und neben dem Platz. Die Debatten um ihn im Sommer haben gezeigt, dass er eine Daseinsberechtigung hatte, sonst hätten so viele Fans nicht über ihn diskutiert und auch für ihn plädiert.
Ich wünsche ihm, dass er jetzt richtig aufblüht, dass er bald auf die große Fußballbühne zurückkehrt und dass er die Karriere einschlägt, die er verdient hat. Jonas Michelbrink darf nicht in der Regionalliga hängenbleiben. Er hat das Zeug, sich oben festzubeißen – und ich drücke ihm die Daumen, dass er genau das schafft.
Danke für alles, Jonas!