Björn Schlicke hat in seiner Zeit beim MSV mal gesagt, dass man innerhalb einer Mannschaft nach 10 bis 12 Spieltagen ein ziemlich gutes Gefühl dafür bekommt, wo man steht – und wo die Reise hingehen kann. Ich muss mich heute mal outen: Die Angst vor Enttäuschung/Schmerz will es zwar noch nicht so richtig zulassen, aber ja diese Mannschaft kann m.E. den Durchmarsch packen.
Sie ist einfach zu gefestigt, zu erwachsen, zu solide. 8 Siege, 5 Unentschieden und nur 1 Niederlage als Aufsteiger, dazu 14 Gegentore bei 26 eigenen Treffern und einer Tordifferenz von +12. Ja, wir hatten zuletzt eine kleine Ergebniskrise, aber man darf nicht vergessen, gegen wen wir da gespielt haben. Meiner Meinung nach hätten wir die Spiele gegen Saarbrücken, Rostock und RWE gewinnen können – auch gegen Sechzig war ein Dreier drin.
Insgesamt fallen mir vielleicht zweieinhalb Spiele ein, in denen wir wirklich nicht performt haben: Verl, Osnabrück und Havelse. Und selbst aus diesen „Schlechtperformance“-Spielen haben wir fünf Punkte geholt. Das zeigt: Selbst an einem schlechten Tag ist die Mannschaft so stabil und erwachsen, dass sie das Spiel noch auf ihre Seite ziehen kann.
Sechzig bleibt für mich das einzige Spiel, in dem wir nicht erwachsen gespielt, einen schlechten Tag hatten und uns letztlich selbst geschlagen haben. (Schlecht Fußball gespielt, haben wir da aber nicht!) Aber auch dieses Spiel hat gezeigt, an welchen Stellschrauben wir drehen können und ich kann mir kaum vorstellen, dass so ein naives Spiel häufiger passiert.
Die Mannschaft wird dieses Gefühl auch in sich tragen. Die Brust ist breit, sehr breit. Zwar fehlt uns, selbst nach dem Mannheim-Spiel, noch dieses absolute Selbstverständnis während der ersten Spiele, aber es ist immer noch da.
Spannend wird jetzt, wie das Team auf diesen Sieg reagiert. Folgt – wie schon in der vergangenen Saison – nach einer Ergebniskrise wieder eine Erfolgswelle? Mit Hoffenheim und Cottbus warten starke Gegner, aber das härteste Programm liegt in der Hinrunde bereits hinter uns. Jedes Spiel mit 1902 % Fokus angehen und dann wird man am 19. Dezember sehen, wo wir nach der Hinrunde stehen.
Ich für meinen Teil spreche es aus: Wir sind im November angekommen, 14 Spiele sind gespielt und auch wenn sich die Erwartungen nicht in Übermut verwandeln dürfen, mit dieser Mannschaft ist einfach alles möglich. Wenn ich diese Mentalität sehe, diese Gier, diese Souveränität.
Diese Hahns, Flecksteins, Coskuns, Bitter, Fußballpsychopath Bulic, Baller wie Noß, Sussek – ein Heike, der Gras frisst, bis er kotzt. Und ein Krüger, der binnen weniger Monate genau diese Mentalität auf den Platz bringt. Letzterer ist ein Paradebeispiel dafür, was Didi von den Jungs verlangt. Die ersten Spiele von Flo wurden auseinandergerissen – jetzt siehst du, wie er nach hinten arbeitet, vorne presst, Verantwortung übernimmt.
Ich glaube, diese Grundbasics für Erfolg, die eine Aufsteiger-, Meister- oder Überraschungsmannschaft ausmachen, bringen wir einfach mit.
Das ist unser größter Vorteil gegenüber Teams wie Saarbrücken, Sechzig oder RWE, die sich Erfolg teuer einkaufen müssen und sich in der Gesamtqualität des Kaders den ein- oder anderen Vorteil haben.
Der Gedanke, dass Spieler wie Bookjans, Symalla oder Borkowski zurückkehren – Wahnsinn, was da noch an Qualität schlummert. Auch wenn die Jungs natürlich ihre Zeit brauchen werden, um wieder voll fit zu werden. Ich bin optimistisch und egal wie es ausgeht – ob wir am Ende auf Platz 1, 2, 3 oder 8 stehen – diese Mannschaft wird wieder ihre eigene Geschichte schreiben.
Eine Geschichte, die mich unabhängig von der Platzierung stolz macht. Wir werden in dieser Saison keine Abstiegssorgen haben und allein das ist schon der Wahnsinn. Also halten wir’s wie unser Verein: Erst mal die 45-Punkte-Marke knacken und dann weiterschauen. Aber eines steht fest: Sie kommt immer näher.