Schwulsein als Karriere-Killer
Vorerst sind die Aussichten für homosexuelle Kicker düster. «Langfristig wünscht sich jeder, dass sich ein Spieler outet, aber ich würde es im Moment niemandem empfehlen», sagt selbst der schwule Fan Deker. «Das würde sein Karriereende sein.»
http://www.derwesten.de/nachrichten/sport/fussball/2007/11/13/news-4456330/detail.html
Welch ein herzerfrischendes Thema, wenn man nicht betroffen ist....
Es besteht Handlungsbedarf, doch dazu später mehr. Es hat mich doch ausserordentlich überrascht, dass Homosexualität hier ein kontrovers diskutiertes Thema wird und es überrascht mich noch mehr, mit welcher Intensität hier Meinungen ausgetauscht werden. Dieses sogenannte Tabuthema muss aufgebrochen werden, dass ist klar und der Fussball scheint da stark hinter der internationalen Entwicklung zurück zu bleiben.
In jedem Konzern gibt es eine sogenannte Gleichstellungsklausel, die im Wortlaut etwa so formulier ist: Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Sexualität, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.
Neben dieser Gleichstellungsklausel gibt es zumindest in allen börsennotierten Unternehmen ein Diskriminierungsverbot.
Das Diskriminierungsverbot untersagt, Menschen wegen bestimmter Merkmale ungleich zu behandeln, wenn dies zu einer Benachteiligung einzelner führt, ohne dass es dafür eine sachliche Rechtfertigung gibt. Insbesondere sollen weder das Geschlecht, noch die sexuelle Orienierung, die ethnische Herkunft, die Rasse, Religion und Weltanschauung als Unterscheidungsmerkmale herangezogen werden.
Nun, wir Fussballfans stehen ja häufig in dem Ruf sehr intolerant zu sein. Ich denke da an Spieler mit dunkler Hautfarbe, die sich auch heute noch gelegentlich Schmärufe anhören müssen. Eine Tatsache, auf die ich als Fussballfan überhaupt nicht stolz bin.
Mit Schwul oder lesbisch sein, also mit Homosexualität hatte ich als Heranwachsender auch so meine Probleme. Dies ist wohl in der Nachbetrachtung in dem von Vorurteilen überschwemmten und plakativen Denkweise der deutschen Bürger geschuldet.
Gerade als Jugendlicher füllt man sich am Ende der Gesellschaft. Lehrer, Eltern eigentlich alle versuchen an Dir herum zu erziehen. Tue dies nicht, tue das nicht. Man füllt sich schlecht. Minderheiten gehören dann zu den noch Schwächeren und man ist froh erkennen zu können, dass man doch nicht das Ende der Hackordnung ist. Es gibt Schwächere, die Ausländer, die Schwulen, die Neger. Natürlich ist dieser Denkansatz fehlgeleitet und furchtbar und bei den meisten Heranwachsenden verschwindet er wieder. Irgendwann erkennt man, dass diese Menschen, so anders sie auch sind, nicht blöd oder auch Weicheier sind, nein diese Menschen können auch interresant sein, bereichern das eigene Leben oder aber sie haben mit Ihrer vermeintlichen Andersartigkeit zumindest die selben Rechte wie wir alle.
Als ehemaliger Lindenbergfan kannte man so Sprüche, wie "Ware liebe gibt es nur unter Männer" oder "Bi(sexualität) ist in"
Konkrett hatte ich aber erstmalig bewußt im Alter von 17 Jahren Kontakt zur homosexuellen Szene. Wir waren zu viert im Sommer für drei Wochen auf Deutschlandtour, nächtigten im Zelt oder in der Jugendherberge. Einer aus unserer Klicke hatte Familie in einer großen deutschen Stadt. Der Onkel war homosexuell....!! Wie geht man nun damit um?? Und dann schleppt der uns auch noch Abends in eine Szenekneipe ab. Die Toleranteren zwei von uns vieren betraten dann nach kurzer Diskussion auch die Kneipe, in der gerade ein Stripp lief.
Ein anderer Kumpel als auch ich blieben draußen. Wir gehen doch nicht in eine Schwulenkneipe....!! War es Angst, war es das Klischee von breitschultrigen Negern, die in Lederklamotten rumstehen und Dich nicht wieder vor die Tür lassen. Keine Ahnung. Nach 15 Minuten betraten wir dann doch das Szenelokal. Wir schauten uns um und stellten fest das da doch ein relativ normales Publikum anwesend war. Lange Rede kurzer Sinn, an diesem Abend habe ich einen richtig geilen Stripp gesehen, war nur sch****, dass da ein Mann auf der Bühne stand. Ich stehe nach wie vor nur auf Frauen.
An diesem Abend habe ich aber auch meine intolerante Haltung zu Homosexuellen überwunden und in der Nachbetrachtung muss ich feststellen, dass nicht die Leute "krank" sind, die so sind wie sie sind, sondern dass ich der Kranke war, weil ich diese Menschen als abstoßend entfunden hatte. Neben meiner Passion als Fan des MSV bewege ich mich sehr viel in der Musikszene. Ich schätze den Anteil an homosexuellen Menschen in der Musik- und Eventszene auf ca. 35 bis 40% . Homosexualität ist in dieser Szene was völlig normales und jeder von euch, auch die, die diese Menschen ablehnen hat CD´s im Schrank, an denen diese Menschen mitgearbeitet haben. Es gibt homosexuelle Menschen in jeder Bevölkerungsschicht und natürlich auch auf dem Fussballplatz.
Dies gilt genauso wie auch für das Thema Ausländerfeindlichkeit. Wer in Deutschland lebt und ausländerfeindlich ist, der lehnt auch unser Land ab mit Ihrem Gyrosschwenkern, Pizzabeckern, schwedischen Möbelverkäufern, amerikanischen Fastfoodketten, chinesischen Restaurants, italienisch-polnisch-koreanischen Autohäusern und japanischen Hardware auf die Ihr gerade rumtippert. Ausländerfeindlichkeit und Fussballfan, das geht eigentlich gar nicht zusammen, es sei denn, diese Leute betrügen sich jeden Freitag, Samstag, Sonntag in Ihrer krummen Ansicht.
Homosexualität und Fussball, klar, wo bitte gibt es da ein Problem? Und alle die hier ein Problem sehen, sollten sich mal überlegen, nach welchen Richtlinien ihr Arbeitgeber handelt und der Staat in dem wir Leben.
In unserem Grundgesetz steht: Artikel 3
(1) Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich.
(2) Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin.
(3) Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.
Die Wirklichkeit sieht viel zu häufig anders aus, aber jeder der ein wenig nachdenkt, wird schnell zu der Überlegung kommen, dass es weitaus wichtigere Dinge im Leben gibt. Ich würde nicht auf einen Rettungsanitäter/in verzichten, nur weil er/sie homosexuell ist, ich würde nicht auf einen guten Arzt/in verzichten, nur weil er/sie homosexuell ist, ich würde nicht auf meine Tochter oder meinen Sohn verzichten, nur weil er/sie homosexuell ist und ich würde nicht auf einen guten Spieler beim MSV verzichten, nur weil er homosexuell ist.
Alle die das tuen, werden kaum glücklicher sein nach so einer Entscheidung.
Aus meiner Sicht sollte ein Passus, wenn es ihn nicht schon gibt, in die Satzung des MSV eingebaut werden, der verbindlich allen Mitgliedern untersagt, Menschen wegen bestimmter Merkmale ungleich zu behandeln, wenn dies zu einer Benachteiligung führt, ohne dass es dafür eine sachliche Rechtfertigung gibt. Insbesondere sollen weder das Geschlecht, noch die sexuelle Orienierung, die ethnische Herkunft, die Rasse, Religion und Weltanschauung als Unterscheidungsmerkmale herangezogen werden.
Gruß Old Man