Wenn man sich die Fragen, die Thorsten Richter in dem Artikel sehr schön gebündelt in einem Absatz am Schluss zusammenfasst, durch den Kopf gehen lässt, wird der ganze Zwiespalt doch klar: keineswegs scheint so ganz sicher zu sein, ob Reck und Schubert tatsächlich die Wurzel allen Übels sind. Daher ist es für mich eine Katastrophe, sollten sie nur deshalb hinwerfen müssen, weil die Geduld vieler Fans jetzt überstrapaziert worden ist. Es ist ja wirklich so, dass die Anhänger der Meidericher Zebras in den letzten Jahren arg gebeutelt worden sind (was übrigens für eine ganze Menge anderer Vereine und deren Anhänger nicht minder gilt). Gerade deshalb wäre es fatal, würde sich die ganze angesammelte Unbill jetzt in Richtung Reck und Schubert entladen. Wichtig ist auch der im Artikel genannte Gedanke, dass es eine Möglichkeit für die Mitglieder der Mannschaft sein kann, eigene Inkonstanz und Leistungsschwächen unter vermehrter Anforderung nicht mehr infrage zu stellen und sich einfach hinter Reck, Grlic und Schubert zu verstecken.
Zu überlegen ist, was danach kommt: ein neuer Trainer wird keine Wunderdinge erreichen. Vermutlich muss ein Spieler dann später noch verkauft werden, um die Lizenzauflagen zu erfüllen, vermutlich wird es ein Leistungsträger sein. Wenn es soweit kommt, dass die Abreise von Reck unter Polizeischutz geschehen muss, wird sich ein potentieller Nachfolger ein paar mal überlegen, ob er sich das antun will, was den ohnehin wohl eher engen Kreis der Bewerber mutmasslich weiter einengt. Der Neue hat kaum Spielraum, was Umbesetzungen angeht, und die jetzt schon stark verunsicherte Truppe wird vielleicht in die Duldungsstarre verfallen, die sie unter Sasic gezeigt hat.
Wenn ich mir die tatsächliche Situation nach zwei Spielen ansehe, und selbst, wenn wir aus dem Pokal fliegen (Halle ist ja kein Selbstläufer, auch nicht unter Normalbedingungen), dann ist das eigentlich unangemessen. Man muss einfach nochmal bewerten, wie sehr doch die Verletzten in der Vorbereitung negativ zu Buche geschlagen haben und dass es, da muss man einfach fair bleiben, in den beiden ersten Spielen auch Dinge gegeben hat, die geklappt haben, beziehungsweise, dass die Analyse der Fehler möglich und diese damit korrigierbar sein dürften. Es geht alles in allem nicht um ein Totalversagen der Truppe, sondern um ein, allerdings kollektives, Versagen unter einem ganz bestimmten Aspekt. Punktum, meine Meinung, jetzt, am dritten Tag nach dem Horror von Regensburg, ist, dass Reck mehr Zeit braucht. Selbst, wenn auch Halle schief geht. Vielleicht bis Dresden, vielleicht sogar bis Bochum.