Das traurigste am heutigen Tag ist dass es objektiv betrachtet eins der besseren Spiele der letzten Wochen war und es trotzdem nicht reicht um den Tabellenvorletzten zu schlagen
Sehe ich eigentlich ähnlich. Es war auf jeden Fall das Bemühen zu erkennen, wieder mehr Fussball zu spielen statt zu arbeiten (was ja schon die Aufstellung mit Michelbrink und Jander zusammen irgendwie andeutete). Und auch Ziegner hat mit seinen Aussagen nicht komplett unrecht. Chancen gab es auf beiden Seiten, mit dem Unterschied, dass der BVB sie nutzte.
An dieser Stelle muss man aber trotzdem den Finger in die Wunde legen. Bei beiden Toren hatten wir genügend Spieler hinter dem Ball bzw. in Ballnähe. Wir waren eigentlich geordnet und haben die Dinger nicht aus Umschaltmomenten oder Konter, wie z.B. gegen Sechzig bekommen.
Und das ist das, was mir wirklich Sorge macht, weil eigentlich war das doch die größte Stärke dieser Mannschaft im bisherigen Saisonverlauf: Eine stabile Defensive in den geordneten Spielphasen. Und jetzt wird sie zweimal vom kriselnden Vorletzten geknackt? Das war wirklich schwach verteidigt und die letztjährige Defensive hätte für diese Gegentore ordentlich Häme kassiert.
Sinnbildlich an dieser Stelle auch wie die Tore herausgespielt wurden. Beim 0:1 wird der Ball in den Rückraum gelegt. Beim 0:2 gibt es einen schönen kreuzenden, vorderlaufenden Tiefensprint, der die Zuordnung für einen kurzen Zeitraum aufbrach und den Torschützen blank spielte. Das sind leider Dinge, die unserem Spiel fast völlig abgingen. Weil wir gefühlt alles immer nur mit Macht direkt in Richtung Tor spielen wollten und uns dabei manchmal selbst über den Haufen liefen, wenn einer (wie z.B. Stoppel oder Michelbrink) mal fast kreatives oder überraschendes versuchte.
Ich habe mich während des Spiels gefragt, wieso der BVB immer so gut in die Zweikämpfe gekommen ist und wir eigentlich nie Ruhe bei der Ballverarbeitung hatten. Waren die so stark oder lag das auch an unserem Spiel? Ich vermute beides ein bisschen.
Unser Offensivspiel ist leider sehr vorhersehbar (geworden). Es gab ganz wenige Momente, wo mal abgebrochen oder verlagert wurde. Eigentlich ging es meist straight Richtung Strafraum (zum Glück wieder etwas mehr mit Flachpässen), aber halt relativ plump und mit einem ziemlich ungeduldigen, fast schon überhasteten Charakter. Vieles wurde auf eigene Faust gemacht und es gab wenige gruppentaktische Synergien (also zum Beispiel gegnermanipulierende oder -bindende Bewegungen und Läufe). Selten sah man Aktionen, die dazu dienten, die Mitspieler besser zu machen oder sie in bessere Positionen zu bekommen. Viel zu oft liefen die Spieler in "tote" Räume und fanden sich dann in isolierten Situationen wieder und verhaspelten sich (selbst Jander). Oft wurde in den Druck rein gelaufen oder gespielt, statt heraus.
Und da kann ich auch Ziegner nicht von Schuld freisprechen. Denn bei seinen Analysen dreht sich oft vieles um Entschlossenheit, Konsequenz, Boxbesetzung und Zielstrebigkeit. Kann es sein, dass wir es in dieser Hinsicht fast schon verkrampft erzwingen wollen und deswegen so leicht zu verteidigen sind?
P.S. In der Phase nach der Pause bis zum 0:2 war ich mir eigentlich ziemlich sicher, dass das 1:1 bald fällt. Wir kamen dem Tor immer näher und hatten ein klares Ballbesitz- und Chancenplus. Das das nächste Tor dann doch auf der anderen Seite fällt, ist irgendwie typisch Fussball, zeigt aber auch, dass das Matchglück heute nicht auf unserer Seite und nicht alles schlecht war.