Desaster von Augsburg
Sehr geehrte Damen und Herren,
in erster Linie hat der MSV gestern eine geschlossene Mannschaftsleistung präsentiert. Bis auf Tom Starke, der mit ein paar Glanzparaden mal wieder aus der Reihe tanzen musste, haben sich ja eigentlich alle mehr oder minder lächerlich gemacht.
Allen voran natürlich ein Abwehrverbund, der Fehlerketten produzierte, die ich mir leider nicht alle merken konnte. Ich weiß noch, wie Schlicke das Abseits aufhebt, weil er der einzige ist, der nicht rafft, was los ist; ich weiß auch noch, wie Frank Fahrenhorst in ein Kopfballduell ging, was sich vornehmlich dadurch auszeichnete, dass er zwei Meter von seinem Gegenspieler entfernt stand, was dann im Endeffekt wie fröhliches In-die-Luft-Gespringe oder Schattenköpfen aussah. Und das waren Szenen, die noch nicht einmal zu Gegentoren führten. Mann, mann, mann...
Von diesen sind mir zwei besonders ans Herz gewachsen. Beim 1 zu 0 in der 44.Minute rennen die Sportskameraden Torghelle und Thurk geschlossen los, über sich ein Schild mit der Aufschrift: "Aufgepasst, wir ziehen jetzt zu zweit auf den langen Pfosten". Thurk trägt dabei eine rote Alarmlampe auf dem Kopf und Torghelle schreit es durch ein Megaphon. Hat übrigens die gesamte Kneipe kapiert, nur der Verbund hatte da wieder irgendwas gründlich missverstanden. Warum der Ball beim 3 oder 4 zu 0, man verliert ja leicht den Überblick, übrigens nach einer Ecke genau dort landen kann, wo er dann schließlich aufschlug, bleibt eines der Rätsel, die man nicht wird lösen können.
Im Endeffekt weiß man nicht, wo man anfangen soll. Bernd Korzynietz war faktisch nicht im Bild, versuchte sich irgendwie in die Offensive einzuschalten und überschätzte seine läuferischen Fähigkeiten komplett. Ich weiß ja nicht, was im Hirn eines Fußballers so vorgeht, aber wenn gefühlte 15 Angriffe über die Löcher auf meiner Seite eingeleitet werden, sollte ich mir im Laufe der Partie vielleicht irgendwann die Frage stellen, ob ich etwas verändern muss. Tat er nicht. Und so durfte man sich eine grausam lange Zeit ansehen, wie ein Angriff nach dem anderen über die Seite lief und sich Bernd wie ein kleiner dicklicher Schuljunge aufführte, den man gerade aus Mitleid in der großen Pause mitspielen ließ. Veigneau wusste weder wo er war, noch was er dort sollte und somit hatte man eine Viererkette, die sich die Bezeichnung Totalausfall redlich verdiente.
Von Bodzek kam überhaupt keine Entlastung, Tiffert gelang keine Flanke, kein Standard, einzig und allein Ben-Hatira und Yankov zeigten ansatzweise, aber wirklich nur ansatzweise, denn dann war es das meistens auch, so etwas wie Offensivbemühungen, derweil Caiuby lustig grinsend und Kaugummi kauend übers Feld trabte und sich eigentlich aus dem Kader, von der Bank und aus dem Stadion gespielt haben sollte. Diese Art von Fußballspielern nervt und ich sehe da kaum Berechtigung zu zukunftsnahen weiteren Einsätzen.
Ein paar Szenen waren von besonderer Belustigung, wenigstens ihren Humor hatten sie nicht verloren. Neururer nicht, als er Soares, Schlicke und Fahrenhorst gleichzeitig auf dem Feld ließ, Ben-Hatira, Tiffert und Larsen nicht, als sie den Ball innerhalb von drei Minuten viermal mit der Hacke spielten, obwohl man gerade schon fröhlich an die Wand gespielt wurde. Lustige Bande. Also, was man so lustig nennt.
Das Spiel war natürlich eine Katastrophe. Sie konnten das Tempo nicht gehen, sie schafften es nicht, in die Zweikämpfe zu kommen, sie ließen sich vorführen. Sie erkannten ihre Fehler nicht und sie trugen keine Sorge dafür, dass diese abgestellt wurden. SIe produzierten Fehler am laufenden Band, luden die Augsburger ein, fröhlich Fußball zu spielen und wunderten sich dann, dass sie irgendwann nicht mehr mitkamen. Es war Pokal, es war Achtelfinale, es war eine riesige Chance. Ihr dämlichen Idioten....
So, und jetzt passiert leider was besonders Bescheuertes, und das hat man davon, wenn man immer lautmalerisch "Feuerwerke" verspricht und von "Gras beissen" redet. Denn nehmen wir doch einfach mal an, dass diese Mannschaft den Rest der Saison unkonstant über die Bühne bringen wird. Sie holen einen Punkt in Koblenz oder gewinnen dort, vielleicht gewinnen sie auch gegen Ahlen und dann werden sie abermals vorgeführt. So läuft ja gerade die Dynamik. Unter diesen Umständen gebe ich Neururer noch drei Wochen. Denn jedes Mal, wenn er sich wieder aus dem Fenster lehnt und großspurige Ankündigungen macht, wird ihm gegenüber eine kopfschüttelnde Fanschar stehen, die sich langsam aber sicher verarscht fühlt.
De facto haben sie sich in 4 der letzten 7 Partien an die Wand spielen lassen. Bielefeld, Lautern und Augsburg haben phasenweise eine Spielanlage präsentiert, von welcher der MSV meilenweit entfernt ist. Wenn man das in seiner Gesamtheit betrachtet, dann sind sie spielerisch nach und nach ein bis zwei Schritte zurückgegangen. Und wer dafür Sorge trägt, das darf sich jeder selber ausmalen.
Extremst entnervte Grüße aus Neudorf
Micha