Gerade eben habe ich die PK mit Großkreutz gesehen und möchte nun die Gelegenheit ergreifen, zu der Sache ein wenig aus dem lokalen Blickwinkel heraus zu sagen. Daß ich mich dabei hier und da auf das glatte Eis der Spekulation wagen muß, liegt an den leider nach wie vor recht dürren Informationen, die übereinstimmend unzweifelhaft als Fakten gelten können.
1. Großkreutz: Klar, nach längerer Zeit wirklich "dumm gelaufen". Bislang hielten sich seine Verfehlungen beim VfB sehr in grenzen. Das ewige Getwittere kann ja nicht ernsthaft als Verfehlung gelten. Die Vereinsführung (Schindelmeiser) hat ihn zwar einmal darauf hingewiesen, daß "weniger oft mehr sein kann", damit hatte es sich aber auch. Ganz sicher hat dieses Zeug nicht wirklich zu der Entscheidung sich zu trennen beigetragen. Ansonsten: kein Theater im Trainingslager, kein Stress in der Mannschaft, kein Zoff mit den Fans - im Gegenteil. Man hat Kevin hier seine 1893 % ige Identifikation abgenommen und ebenso seinen Willen hier und jetzt und vor allem ganz und gar zusammen mit Mannschaft und Fans aufzusteigen. Und diesen Willen hat er auch in dieser PK noch einmal zum Ausdruck gebracht. Die Identifikation hat mit dem heutigen Tag offnsichtlich nicht geendet. Ganz stark!
2. Verein: Hannes Wolf, der Großkreutz mehr als nur gut kennt, hat ihn bis gestern voll und ganz im kreis seiner Mannschaft gesehen und weitgehende Sanktionen ausgeschlossen. Die Aussagen waren ganz klar ("Wer noch nie um 2 Uhr nachts...... usw."). Niemals hätte Wolf kommentarlos einer sofortigen Vertragsauflösung zugestimmt, wenn, ja wenn, es letztendlich dann nicht doch handfeste Gründe dafür gegeben hätte. Diese Gründe hat es aus meiner Sicht dann wohl unzweifelhaft gegeben, denn heute sagte Wolf ebenso klar "der Verein konnte gar nicht anders handeln". Ich schätze Hannes Wolf nun nicht als charaktrlichen Wurmfortsatz ein, der als vorstandhörige Meinungsamöbe einen Spieler, hier sogar einen Weggefährten aus ganz alten (verhältnismäßig) Zeiten, fallen läßt. Die anderen handelnden Personen des Vereins, Schindelmeiser und Dietrich, kann ich in diesem Punkt zwar nicht beurteilen, halte es aber für schlichtweg ausgeschlossen, daß sie einen Kurs fahren, den der Trainer rundweg ablehnt. Gleichermaßen halte ich es für unmöglich, daß sie zum jetzigen Zeitpunkt die Mannschaft derart brüskierten, wenn es sich um eine Sachlage handelt, die eine solche Entscheidung nicht geradezu erzwungen hätte.
Von den sportlichen Folgen möchte ich nicht reden. Wenn die Entscheidung zwingend war, wäre man auch ganz genauso mit Terrodde oder am "anderen Ende" Ersatzkeeper Nummer 2 Uphoff verfahren. Denn im Gegensatz zu den Zeiten, in denen der Verein tatsächlich "führungsseitig durch Diskontinuität mit Tendenz zur Selbstdemontage geglänzt hat", herrscht darin wieder Einigkeit und Konsequenz, kurzum: ein Plan. Der Verdacht, Großkreutz würde irgendeine Spezialbehandlung vollzogen oder man nutze DIE Gelegenheit, um einen hochbezahlten Reservisten loszuwerden ist nicht nur schäbig, er ist rundum in das Reich der Fabel zu verweisen.
Ich persönlich vemute ganz subjektiv, daß die wirkliche Schuld darin besteht, daß Jugendspieler des VfB in dieser Sache beteiligt sind. Denn der Schaden ist besonders groß, wenn wir uns in die Lage der Eltern versetzen, die ihren Nachwuchs dem Internat des Vereins anvertrauen. Gut, ich selbst würde da etwas anders ticken und in erster Linie meinem Sprössling die Ohren langziehen und ihm eine Lektion in Sachen "Eigenverantwortung" erteilen, andere sehen das aber anders. Ich kann mir nun schon vorstellen, daß bereits 2 oder 3 potentielle Neuschützlinge jetzt eben doch lieber in Hoffenheim unterschreiben.
Leider sind kompliziertere, mehrdimensionale Gedankengänge und Kausalketten Großkreutzens Sache nicht, denn sonst wäre ihm genau diese Problematik sicher bewusst gewesen. Aber dafür kann man ihn nicht bis in den Kern hinein verurteilen. Großkreutz war ein Teil von uns und wird es auch weiter bleiben. Er ist bis zum Ende Teil unserer Aufstiegstruppe, wie err auch Teil unserer Abstiegsmannschaft war. Er ist fest in der Reihe unserer Brustringträger zementiert. Aufgelöst worden ist nur ein Arbeitsvertrag, mehr nicht.