Der 11-Freunde-Bericht beruht auf einer sehr einseitigen Sichtweise, die dort als allgemeingültig verkauft wird und auf die Zustimmung derer trifft, die sich für die Nationalmannschaft wenig begeistern können. Denn diese soll es ja auch geben.
Einerseits bin ich schon im Kinderwagen an die Wedau mitgenommen worden, habe ungezählte MSV-Spiele gesehen und andererseits Deutschland u.a. bei acht Turnieren quer durch Europa begleitet.
In meiner Wahrnehmung ist der MSV das Lokale, das Ganze, aber nicht das große Ganze, was keineswegs eine emotionale Rangfolge beinhalten soll. Aber ich würde es bei dieser Frage auch nicht drauf ankommen lassen...
Denn 2006 nach dem Bundesligaabstieg des MSV waren ein paar Tränen zu sehen. Nach besagtem Halbfinale der WM 2006 schlugen die Emotionen in und ausserhalb des Westfalenstadions ungleich höher.
Die Fans, welche die Nationalmannschaft begleiten, sind bereit, teilweise Unsummen -u.a. für Eintrittskarten- zu investieren. Ein Indiz dafür, dass ihnen die Sache weniger wichtig ist oder sie weniger emotionalisiert als der Verein? Mitnichten!
Im normalen Alltag sieht man keine oder kaum Autofahnen mit Vereinsbezug. Bei der WM leuchten die Straßen mehr und mehr in Schwarz-Rot-Gold. Ein Indiz für eine mangelnde Emotionalisierung? Ein Indiz dafür, dass Vereinsfußball wichtiger ist? Mitnichten!
Umgekehrt höre und lese ich vielfach in Zusammenhang mit dem modernen Vereinsfußball an sich, aber leider auch stark in Bezug auf den MSV Duisburg Sätze wie:
"Mit diesem Söldnertum kann ich mich nicht mehr identifizieren."
"Es fehlt die Bindung zwischen Fans und Spielern."
"Zwischen Fans und Vereinsführung liegt ein tiefer Graben."
Es war sogar zu lesen:
"Ich kann mich bei eigenen Toren nicht einmal mehr richtig freuen."
Land auf, Land ab erstarken Ultrabewegungen, die sich zu recht gegen
die völlige Kommerzialisierung des Fußballs stellen.
Heile Welt des Vereinsfußballs? Hort der Identifikation und großen Gefühle -selbst im grauen Ligaalltag gegen Augsburg, Ingolstadt und Fürth?
Mitnichten! LEIDER mitnichten! Nur beim MSV? Weit gefehlt! In Bielefeld, Hamburg und Co klingt es nicht anders von den Rängen.
Ich empfinde die großen Turniere der Nationalmannschaft als eine willkomme Abwechslung vom Ligaalltag, aber zugleich auch als die
Krönung dieses Sports. Weil einfach die Besten aufeinandertreffen. Der WM-Titel ist einfach der weltweit begehrteste und schillernste Titel. Weltmeister zu werden ist einfach ein TRAUM. Viele von uns erinnern sich mit feuchten Augen an 1990 zurück. Und wieder würde ich die Frage nach der Wertigkeit eines MSV-Aufstiegs bzw. eines WM-Titels nicht beantwortet wollen.
Welt- und Europameisterschaften bleiben die Krönung, wenn die Größten sich messen, wenn ganze Völker in Bewegung gesetzt werden, wenn der ganze Erdball von Argentinien bis Japan vibriert und der Patriotismus dem Lokalpatriotismus auf Vereinsebene in absolut nichts nachsteht. Was danach Mitte August wieder startet, ist demgegenüber klein und erstmal unbedeutend.
Die enorme Kraft einer WM bzw. EM wird auch dadurch deutlich, dass sie selbst die Fußballmuffel bewegt. Dies sehe ich nicht einmal als verwerflich an. Wenn ich als DEL-Muffel bei der Eishockey-WM mit unserer Nationalmannschaft fiebere, ist es nicht anders.