Hier lohnt ein Blick in die DEL oder in die Schweizer Eishockeyliga. Stichworte „Freiwillige Selbstbeschränkung“. Die DEL Vereine sind sich einig nur eine bestimmte Anzahl ausländischer Spieler zu verpflichten. Da interessiert irgendwelches EU Recht nicht wenn sich alle Vereine an die selbst aufgestellten Regeln halten.
Es werden dann nur Top Ausländer Verpflichtet, von denen die „heimischen Spieler“ profitieren. Und viele deutsche Spieler werden gefördert und gefordert.
Ergebnis welches aber selbstredend nicht von heute auf morgen erzielt werden kann sondern Jahre braucht: Die Deutsche Eishockey-Nationalmannschaft rückt immer näher an die Weltspitze ran und die Schweizer Mannschaft gehört zu den besten der Welt.
Das braucht aber Geduld und würde bedeuten dass die Bundesliga erstmal international weiter zurückfallen würde aber dieser Trend ist auch derzeit schon abzusehen.
Ich glaube, dass du schon ein wichtigen Punkt hast. Der Fussball muss mal von seinem hohen Ross runter und von den anderen erfolgreichen deutschen Nationalmannschaften lernen. Das wären aktuell eben auch Eishockey und insbesondere Basketball.
Dieser Schritt, den die DEL mit dem Importstatus getätigt hat, ist bei DFL aber aus verschiedenden Gründen unrealistisch. Zu einem kurzfristig auf Grund der internationalen Fleischtöpfe, aber auch langfristig. Die DEL ist den Schritt mit der Selbstbeschränkung der Ausländer und dann auch der U23-Regel gegangen, weil die Vereine gesehen haben, dass alle Eishockeyvereine davon profitieren, wenn die Nationalmannschaft erfolgreich ist. Wenn die Nationalmannschaft erfolgreich ist, schauen mehr Deutsche die Länderspiele. Und von denen bleiben dann auch einige hängen, die dann die DEL oder den Verein in ihrer Umgebung verfolgen. Und dadurch hat die DEL mehr Zuschauer und dadurch mehr Umsatz. Daher war die Strategie für die DEL auch sehr erfolgreich. Dazu hat das deutsche Eishockey mit Magenta Sport einen Partner, der selber vom Wachstum im Eishockey profitiert und dieses Wachstum unterstützt. Daher geht es aktuell für das Eishockey insgesamt nach oben.
Und dieser langfristige Effekt ist beim Fussball nicht so sicher, weil so viele Deutsche eben bereits Vereinsfussball verfolgen. Daher sind die zu erwartenden positiven Effekte einer erfolgreichen Fussballnationalmannschaft für die Vereine deutlich geringer als beim Eishockey. Die DFL profitiert eben nicht so groß von einer erfolgreichen Fussballnationalmannschaft wie es die Frauen tun - oder viele andere Sportarten hier.
Wo der Fussball aber kurzfristig sehr viel lernen kann, ist vom Teambildung und Charakterauswahl. Das funktioniert beim Eishockey deutlich besser, aber das große Vorbild muss dort der Basketball sein. Bei Basketballnationalmannschaft gibt es eben diese Spieler, die mit dem Adler auf der Brust deutlich besser spielen als im Verein. So ist zum Beispiel Dennis Schröder zwar ein guter NBA-Spieler, aber für Deutschland ist er der beste Point Guard der Welt. Oder auch die Dreier-Maschine Obst. Diese Spieler hatte auch mal der Fussball. Aus der letzten Generation ist Lukas Podolski das beste Beispiel. In seinen schlechten Phasen im Verein ein Durchschnittsspieler wird er für die Nationalmannschaft herausragend. Und genau das fehlt aktuell. Diese Spielertypen müssen bei den Vereinen herausgesucht werden, damit kurzfristig das Beste herausgeholt wird. So muss ein Team gebildet werden, welches eben besser ist als seine Einzelteile. Da passt eben das Vorbild Basketball.
Der Einsatz von Collins passt da ja perfekt ins Bild. 21 Jahre jung und entwickelt sich gerade bei einem deutschen CL-Verein zum Stammspieler. Natürlich lässt man ihn gegen die Slowakei spielen. Dass Frankreich, Spanien oder Brasilien zu früh waren, dem stimme ich zu. Sportlich passt er da gegen einen Gegner wie die Slowakei rein als Rollenspieler. Nur braucht er eben für seine Entwicklung in dem Alter da die Unterstützung seiner Nebenleute. Das sind Tah, Rüdiger und Kimmich. Die müssen ihn führen und anleiten. Nur haben sie ihn alleine gelassen. Wenn bei uns plötzlich Sadlek als LV spielen muss, weil die Alternativen fehlen, kann man sicher sein, dass Ali und Bulic ihn unterstützen und führen - weil bei uns die Mannschaft stimmt.
Was hilft denn nun der Talentausbildung? Am Ende ist es die Spielpraxis im Herrenbereich. Eine gute Lösung für den Fussball zu finden, ist schwierig. Von dem, was der DFB vorgeben kann, ist es meiner Meinung nach eine Idee für die Juniorennationalmannschaften Quotenplätze für die Jugendabteilungen der Nicht-Bundesligisten vorzugeben, um so zu signaliseren, dass Spielpraxis wichtiger ist als der Name, bei dem man unter Vertrag ist.
Ein Abstieg der deutschen Vereine im internationalen Geschäft kann da aber aktuell nicht schaden. Wenn das Geld für internationale Talente und Spieler fehlt, bekommen so vielleicht wieder mehr heimische Talente Chancen. Ein Punkt, warum DFB und DFL nicht umbedingt immer am gleichen Strang ziehen.