@svs77
Als Andreas Rüttgers nach dem Pokalaus hier als User "Diplomat" eine Stellungnahme einstellte, wurde er von Kentsch per Presse regelrecht demontiert. Zuvor ging es auch bereits in eine ähnliche Richtung, als die Sache mit Reck zu kippen begann. Ich fand die Ansagen per Presse damals ziemlich erstaunlich, aber auch schwierig bis unmöglich zu bewerten. Dass dann nicht viel nachkam, muss man aus heutiger Sicht aber wohl eindeutig Rüttgers zuschreiben, der sich da extrem zurückgenommen hat.
Ganz offenbar geht es bei Kentsch um die Deutungshoheit, die in solchen Fällen, in welchen das Umfeld der Tätigkeit beständig im Fokus des öffentlichen Interesses steht, mit dem Wort "Macht" gleichgesetzt werden kann. Diese Problematik hat sich im Bezug auf unseren Geschäftsführer seinerzeit offenbar auch schon in Bielefeld ergeben. Ich denke, und interpretiere hier jetzt einfach mal, dass dies von Rüttgers vorwiegend gemeint ist, wenn er Kentsch als "nicht zum MSV passend" charakterisiert.
Rüttgers meint damit den MSV, den er sich vorstellt, der stark dem Gedanken des Gemeinschaftlichen verpflichtet ist. Das ist eben auch die Art von Verein, die man sich als Anhänger nur wünschen kann. Ich bin nach dem ganzen Stress jedenfalls von der Nummer runter, dass die, die sich auskennen, mal machen sollen. Ich denke, Kentsch steht gar nicht so sehr hinsichtlich seiner fachlichen Fähigkeiten infrage, sondern hinsichtlich seiner Art der Kommunikation.
Hier weisst du nicht und weiss ich nicht, was hinter den Kulissen tatsächlich geschieht. Wegweisend ist aber die Methodik von Rüttgers, sich öffentlich ins Plenum zu stellen, seine Ansichten kundzutun und ferner seine Gründe, bestimmte Fakten nicht mitzuteilen, transparent zu machen. Hierbei ist er auch jetzt nicht auf Applaus bedacht. Seine Antworten sind oft kompliziert, lassen aber nichts weg. Und Hellmich nimmt er sogar weiter in Schutz. Unterm Strich finde ich das augesprochen respektabel und der Sache angemessen.
Ich finde das auf dem Dialog beruhende Prinzip, für welches Andreas Rüttgers steht, und offenbar auch eintritt, wie neuerlich ersichtlich wird, beispielgebend und möchte es zur Nachahmung empfehlen. Warum setzt sich ein Roland Kentsch nicht mal an die Mattscheibe und haut auch einen raus? Man sieht gleich - das wirkt irgendwie absurd. Aber wieso eigentlich? Wenn man nicht davon ausgeht, es hätten welche was zu vertuschen (und das sagt Rüttgers nirgends!) bleibt doch nur die Interpretation übrig, dass Leute wie Kentsch sowas für Zeitverschwendung oder sogar Systemgefährdung halten.
Am Ende geht es also um flache oder steile Hierarchie und den Wert des einzelnen im Gesamtkunstwerk. Und hier schliesse ich mich zu hundert Prozent der Linie von Andreas Rüttgers an: steile Hierarchien sind im einundzwanzigsten Jahrhundert obsolet, erst recht in Fussballvereinen, wo es doch am Ende darum geht, dass man gemeinschaftlich grosse Gefühle teilen kann. Diesen Zusammenhang scheint Roland Kentsch einfach nicht herstellen zu können. Meine Meinung: er ist da in der Bringschuld, nicht Andreas Rüttgers.