Flammendes Plädoyer für Norbert Meier
Ich halte Funkel und Lienen in keiner Weise für eine Option. Die sind einfach zu weit weg von Liga drei und den vorwiegend ganz jungen Spielern, die wir wohl zunächst haben werden, sofern es überhaupt noch klappt.
Lienen habe ich für seine Eigenständigkeit immer bewundert, aber er ist auch ganz klar einer, der für bestimmtes steht, und für bestimmtes andere nicht. Ich denke, seine ziemlich kleinteiligen, aber nachhaltig vertretenen Prinzipien sind einer Situation wie bei uns, wenn es denn noch kommt, eher abträglich. Zudem arbeitet er wahrscheinlich nicht deshalb im Süden, weil die Trainingsbedingungen und -voraussetzungen da so viel besser sind, sondern weil es da schön warm ist und man nachts am Meer Rotwein trinken kann.
Er war jahrelang nicht in Deutschland, das macht definitiv was aus. Einen Trainer, der erst noch acht Wochen alles mögliche in Athen abwickeln muss, während hier die Hütte brennt, brauchen wir bei aller Sympathie für den Mann in unserer ernsten Situation am allerwenigsten.
Funkel wäre etwas naheliegender, auch von der Betonfussballphilosophie her, und ich glaube, der kann auch mit jungen Nachwuchsspielern. Er hat aber zuletzt nur Bruchlandungen gehabt und wird sich schlicht eine weitere Mission Impossible nicht geben. Glaube nicht, dass der was macht unterhalb obere Hälfte der Liga zwei, allein schon, um die Preise im Hinblick auf die eigene Person nicht zu verderben. Und sein Ruf, so nett man ihn findet, ist reichlich ramponiert gewesen, zuletzt. Wäre kein Zugpferd, sondern am Ende würde immer wieder Aachen mitschwingen. Hab ich kein Bock drauf!
Wären wir bei Norbert Meier: für mich von den alten Extrainerschlachtrossen mit Abstand der vielversprechendste, lässt man persönliche Animositäten mal beiseite. Meier hat permantenten Aufstiegskampf in dem Bereich, in dem wir uns befinden werden (wenn, ja wenn) über Jahre erfolgreich bestritten, und sich, weiss Gott nicht mit einer Übermannschaft, zäh wie eine mit Atomkraft bestrahlte Zecke immer ins Fell des Hundes gekrallt, ohne den Weg Richtung Kopf auch nur ansatzweise zu verlieren. Nicht schön, aber selten, das ist Meiers Grundphilosophie.
Zudem ist er krankhaft ehrgeizig, das spricht aus jeder Faser seiner medialen Existenz, und entspricht genau der Art von Wahnsinn mit Methode, den wir brauchen werden. Er hat, auch wenn das letzte Fortuna-Jahr nicht vom Feinsten war, durchaus noch den Ruf eines Erfolgstrainers, wäre also ein magnetischer Anziehungspunkt für ehrgeizige Spieler.
Sein Fussball ist nicht der schönste, aber er kann eine richtige Mannschaft bauen, die zusammen spielt und die begrenzten Möglichkeiten ganz und gar ausnutzt, in dieser Hinsicht scheint er Kosta Runjaic wenigstens ebenbürtig zu sein, und das wäre im Moment das wichtigste überhaupt. Dass diese Philosophie bei der Fortuna in den höheren Regionen der Liga zwei respektive in Liga eins ihr vorläufiges Ende fand, muss uns nicht jucken. Für "unsere" Liga, daran besteht nicht der Hauch eines Zweifels, wäre Nasen-Nöppi der Hit schlechthin und der denkbar angemessendste Ersatz für Coach Kosta. Vielleicht, vielleicht, wäre er für Liga drei sportlich gesehen sogar der bessere Kosta, einfach, weil er schlichter denkt und handelt.
Da wären wir beim einzigen Malus: als schlichter Typ neigt er dazu, in schlichter Weise den Frust abzubauen, und die Geschichte, die rund ging, mit Spielerfrau, und so, zeigt doch ein bisschen wieder auf den legendären Kopfstoss. Wer sich wegen einer Blitzbirne wie Albert Streit fast den ganzen Lebenslauf ruiniert hätte, der ist tief drinnen eine empfindliche, schnell mal einsame und gekränkte Seele. Ohne Meiers Wäsche öffentlich waschen zu wollen, muss doch klar sein, dass nicht irgendwelche psychischen Nöte noch nachschwingen, die sich infolge der Überforderung im Job im letzten Amtsjahr bei der Fortuna manifestiert haben könnten. Ein bitterer Abgang war das für den.
Und klar, schwierig, sich vorzustellen, dass Meier auf Geld verzichtet, jetzt, nach frischen Trennungen. Aber nicht unmöglich. Hier käme Marbach mit einer D.Dorf-Connection ins Spiel, die sicher noch lebt. Ich kann mir einen Meier jedenfalls nicht in Schluffen im Garten sitzend vorstellen, wie er an der Glotze verfolgt, wie Büskens seine Fortuna neu aufbaut. Nach der Kopfstoss-Geschichte hat er die Hinterbacken richtig zusammengekniffen und es allen gezeigt. Man kann das eher mögen oder eher nicht (ich mag es eher nicht), aber pathologischer Ehrgeiz ist eine eminente Triebfeder, wenn nicht die wichtigste aller Triebfedern überhaupt.
Meier wäre für mein Empfinden auch jedem anderen Nachwuchstrainer vorzuziehen. Da kommt mir schlicht zu viel Nachwuchs zusammen, wenn ein U-irgendwas-basierter Haufen mit einem milchgesichtigen Trainerrookie auf die Reise geschickt wird. Dann lieber einer wie Weidemann, Scholz, Gruev. Aber die drei doch am liebsten als Assistent vom Nasen-Nöppi.