Wer nett ist, hat keinen Erfolg. Warum sollten Hoffenheimer netter als andere sein?
Das System hat versagt. Die Reichen werden immer reicher. So hat Bayern - einst stark suventioniert - eine quasi-Monopolstellung erreicht. Bremen ist nachhaltig dran, weil man sehr gut arbeitet, aber das Umland und die wirtschaftliche Schwäche der Region hindert. So schlägt jeder Rückschlag erbarmungslos doppelt zu, da für die Sponsoren nur der Sieger zählt, nicht der, der fußballerisch die größere Freude bereitet, aber nur den 2. Platz erzielt. Andere mit viel besseren Voraussetzungen waren stets zu dämlich, diese Bayern zu erreichen (z. B. Zuschauerpotenzial Schlacke).
Der Status in Deutschland war bisher, dass Bayern meistens Meister wird, ein paar sich um die europäischen Plätze prügeln dürfen und der Rest gegen den Abstieg spielt. Die ein oder andere Werksmannschaft hat es nach oben geschafft ohne aber wirklich am Thron zu rütteln: Viel Geld und gute Konzepte konnten die Leidenschaft des Fußballs nicht insoweit erschüttern, dass der Thron gefährdet war.
Was jetzt passiert, ist die Anarchie des Kapitalismus. Starre Regelungen, wer erfolgreich sein darf und wer nicht, werden durchbrochen durch den Einen, der sein Herz, seine Leidenschaft in die Waagschale geworfen hat sowie über scheinbar unermeßliche Geldquellen verfügt: Dietmar Hopp!
Sogar Uli Hoeneß hat jetzt Angst und attackiert Rangnick mit sinnfreien Phrasen im DSF-Doppelpaß. Einzig Manni Breuckmann hat Eier und bietet ihm an gleicher Stelle Paroli. Der Rest dieser klugschwätzenden Runde ist ein Haufen von halbwegs eloquenten Opportunisten, die in einer Art Schwurgericht allwöchentliich festhalten, wer dieses Mal der Doofe ist (Spieler, Schiedsrichter, Trainer usw.), aber nicht selber tätig sind, geschweige denn Verantwortung übernehmen wollen (Peinlich: "Sie haben doch geschrieben.." Darauf der Redakteur: "Ich gebe nur Volkes Meinung wieder")
Ich muß sagen, mir macht der gute Lauf von Hoffenheim Spass: Leidenschaft, Geld und Intellekt des deutschen Fußballs haben ein Zentrum gefunden, das Einiges durcheinanderwirbelt, was bereits viel zu verkrustet war. Auch überspitzt und zeigt es auf überdeutliche Weise die Perversion, wie sehr der Fußball einzig durch das Geld beherrscht ist.
Über die Nachhaltigkeit des Hoffenheim-Konzepts kann man rätseln. Zum Einen ist auch das SAP-Füllhorn nicht unbegrenzt (SAP wird bei großen Gesellschaften wegen der Inflexibilität des Systemes z. T. bereits wieder abgeschafft / Wirtschaftskrise geht auch nicht an SAP vorbei), zum Anderen hat Hopp bereits mehrfach angekündigt und betont, dass er sich in überschaubarer Zeit Rendite verspricht, also Geld zurückhaben will. Wir werden sehen, ob sich das Hoffenheim-Konzept dann selbst tragen kann.
Fazit dieser Seuche kann es nur sein, dass wieder ein finanzielles und sportliches Gleichgewicht hergestellt wird, damit der Sport erneut in den Vordergrund treten kann. Da das national nicht funktioniert, ist die EU gerufen, entsprechende Voraussetzungen zu schaffen. Ähnlich wie in den USA in einigen Ligen könnte man eine Deckelung der Spielergehälter ausrufen oder einen Spielerpool einrichten, aus dem sich jede Mannschaft in gerechter Weise bedienen kann.
Allerdings wird sich hier keiner wirklich rantrauen, solange das Hoffenheim-Konzept keine Nachhaltigkeit besitzt und solange die Bayern 10 Jahre nicht mehr Meister werden. Daher drücke ich den "Hoffis" erst einmal die Daumen
