Sicher ist das Herausspielen gelegentlich suboptimal, und Rata ist nicht in Personalunion Libero und Torhüter, aber das war weder früher Olli Kahn, noch ist es z.B. ein Weidenfeller damals gewesen, als der BVB Championsleaguefinale spielte, noch war es unser Felix Wiedwald, dessen Abschläge noch mindestens drei Stufen unter denen eines Ratajczak gestanden haben.
Der Unterschied zu Jetzt hängt wohl konkret damit zusammen, dass zu Wiedwalds Zeiten im Mittelfeld Sukalo und Koch die Lufthoheit und Gegenpressing-Hoheit in anderer Weise behaupteten, als dies momentan bei uns der Fall ist. Und nebenbei gab es noch die antizipierenden Mittelstürmer Jovanovic und Brandy, deren Effektivität im Bezug auf Ballbehauptung einer anderen Kategorie entsprach, als uns nun zur Verfügung steht. Hier sind Scheidhauer, Obinna und Grote längst nicht so gut eingespielt, und werden wahrscheinlich auch im Optimalfall nicht so beissen, wie die drei anderen seinerzeit.
Seitliche Abschläge mit dem Risiko, dass sie auch ins Aus gehen können (
@47057) sieht man zudem auch bei anderen Mannschaften auf unserem, sogar auf viel höherem Niveau. Ich denke, auch ein blitzschnell antizipierender mitspielender Torhüter würde unsere Abwehr und unser Mittelfeld eher überfordern, als Gutes dazu beitragen, dass wir mal schnell(er) nach vorne spielen können.
Wenn Rata per Abwurf das Spiel mal schnell zu machen versucht, gibt es oft Probleme, und neulich gab es deshalb sogar von denselben Leuten, die ihn jetzt wieder kritisieren, einen Verriss eben dafür.
Wie ich es sehe kriegt er vorwiegend richtige Gurkenzuspiele, meist in Bedrängnis, muss beständig drauf aufpassen, dass einer wieder den Kontakt zu seinem Angreifer verliert und er im eins-zu-eins Kopf und Kragen riskieren muss, um auszubügeln, was auszubügeln geht. Nach vorne ist der langsame Spielaufbau einfach den Notwendigkeiten geschuldet, selbst damit entstehen noch genug Lücken, müssen wir zu oft in hohem Tempo die Richtung wechseln.
Unser Gegenpressing funktioniert nur rudimentär. Die Spieler in unserer Abwehrkette sind bis auf den unüberlegten Wolze langsam, das Mittelfeld repräsentiert einen reinen Kompromiss, die Angreifer müssen ohne präzise Zuspiele oder etablierte Automatismen permanent improvisieren. In Zeiten, in denen die Arbeit gegen den Ball fast alles geworden ist, bleibt dies unsere grösste Baustelle, und es würde mit keinem anderen Torhüter viel besser aussehen. Vielleicht aber sogar schlechter (siehe damals Fromlowitz, der es auch immer viel zu eilig hatte).