"Endlich langfristig planen"
MSV-Trainer Rudi Bommer spricht über die vergangene Saison und die Ziele der Zebras vor dieser Saison.Ende nächster Woche wird Rudi Bommer, Trainer des MSV Duisburg, 50 Jahre alt. Nach einer nervenaufreibenden Zweitliga-Saison und der kräftezehrenden Vorbereitung auf die 1. Liga sprach die NRZ vor dem Saisonstart in die Fußball-Bundesliga am morgigen Sonntag bei Borussia Dortmund (17 Uhr) mit dem Fußballlehrer.
NRZ: Herr Bommer, Sie haben bald Geburtstag und können auf ein halbes Jahrhundert zurückblicken. Fühlen Sie sich nach der Zeit beim MSV noch frisch für die neue Liga?
Rudi Bommer: Zwischenzeitlich bin ich mal richtig gealtert, aber die Mannschaft hat auch einiges zurückgegeben und einen aus dem Loch wieder raus geholt. Es war aber sicher das schwierigste Jahr meiner Trainerlaufbahn, weil es auch mal gescheppert hat. In dieser Saison haben wir andere Charaktere, da ist es ruhiger.
NRZ: Es hat sich also schon ein Team gebildet?
Bommer: Nach sechs Wochen ist der Prozess noch nicht abgeschlossen. Es hat sich aber etwas entwickelt, weil wir viele Spieler gehalten haben. Und die Alten wissen auch schon, wie ich ticke. Es ist ganz einfach.
NRZ: Im Laufe der Niederlagenserie in der 2. Liga sah es ja nicht gut für den MSV aus und die Fans hatten nicht das Gefühl, ein Team anzufeuern.
Bommer: Man muss sehen, wie die Siege und Niederlagen zustande kamen. Wir haben es nur gegen Fürth und Burghausen nicht so gut gemacht, da haben wir es mit der Brechstange versucht. In so einer Phase muss man umdenken - das haben wir getan. Es waren aber während der Saison einige Mannschaften, die am Abgrund waren. In Kaiserslautern haben wir es dann zurückgeholt. In schwierigen Situationen war die Mannschaft dann da, muss man sagen.
NRZ: Jetzt betreten Sie mit dem Aufstieg Neuland, nachdem sie die 2. Liga in- und auswendig kannten.
Bommer: Ich war ja Co-Trainer in Frankfurt, von da her kenne ich auch die 1. Liga schon. Außerdem mache ich mir da nicht so einen großen Kopf. Thomas Doll kam zum Beispiel aus der Regionalliga.
NRZ: Bietet die 2. Liga nicht auch eine reizvolle Aufgabe?
Bommer: Ich möchte diese Saison nicht in Guido Buchwalds Haut stecken und ein Unternehmen Aufstieg leiten. Es ist schon brutal. Du kannst auf Rang sechs oder sieben stehen, bist vielleicht fünf Punkte hinten dran und wirst beurlaubt. Das ist mir mit 1860 München passiert. Die kannten die Liga nicht und hatten nicht die Geduld.
NRZ: Als es beim MSV nicht lief, bot Präsident Walter Hellmich eine Vertragverlängerung an, die es bislang nicht gab.
Bommer: Es hat noch nicht gepasst. Ich denke, der Chef wird irgendwann auf mich zukommen, aber er hat das sicher gesagt, weil er überzeugt ist, dass wir gute Arbeit abliefern. Ich kann mir jedenfalls vorstellen, längerfristig hier zu arbeiten.
NRZ: Welche Platzierung wollen Sie in dieser Saison erreichen?
Bommer: Wichtig ist, dass wir drin bleiben. Auf welchem Platz ist mir piepegal. Die Aufsteiger sind von den Buchmachern gleich ans Ende gesetzt worden, aber das ist ja der Reiz. Wir wollen ihnen zeigen, dass es nicht so ist. Wenn wir Duisburg in den letzten zehn Jahren sehen, sind wir zweimal auf- und zweimal abgestiegen. Schon sind wir die graue Maus und eine Fahrstuhlmannschaft. Für Frankfurt ging es öfter auf und ab.
NRZ: Wie sieht das langfristige Ziel des Vereins aus?
Bommer: Wir wollen dahin, dass wir stabil arbeiten können. Wie es zum Start der Bundesliga 1963 war. Und dann vielleicht im Uefa-Cup spielen. Dazu wollen wir mit diesen besseren Grundlagen weiter investieren, auch ins Umfeld. Dazu sollen die Hartplätze an der Westender Straße weg, die Rasenplätze der Jugend müssen besser werden.
NRZ: Dazu wird immer wieder der Ruf nach einem Manager laut.
Bommer: Wir haben in der Vorbereitung auf die Saison einen Manager nicht vermisst. Es waren so kurze Wege, das ist sehr gut gelaufen. Der Mann, der zu uns kommt, muss auch passen. Sonst gibt es Stress. Es ist aber dadurch auch etwas sehr Enges entstanden. Im Trainerteam und mit dem Präsidenten. Das ist mit dem Aufstieg alles enger geworden.
NRZ: Wie sah das konkret aus?
Bommer: Wir haben nicht nur Spiele beobachtet, um sicher aufzusteigen. Wir haben auch nach Spielern geschaut. Da ging es einfach danach: Was habe ich, was kann ich mir leisten? Den zu Dortmund gewechselten Petric haben wir zum Beispiel beobachtet, lange bevor ein Slomka oder Doll kamen. Da haben wir gesagt, das passt. Er war dann zu teuer.
NRZ: Jetzt haben Sie dafür Ailton geholt.
Bommer: Ich wollte noch einen Konterstürmer. Es hat lange gedauert, auch weil ich noch Infos eingeholt habe. Wir können davon ausgehen, dass wir nicht das Spiel machen, so wie in der 2. Liga. Jetzt kommt er immer besser in Schwung, dass war im Spiel gegen Eindhoven zu sehen. Nun soll er sich mal konzentrieren, auch da werden wir versuchen, seine Termine mal etwas zu kürzen. Allein der Name Ailton auf dem Platz zieht Aufmerksamkeit an. Wichtig ist, dass er fit ist.
NRZ: Worauf freuen Sie sich zum Start am meisten?
Bommer: Den Kampf richtig aufzunehmen und die Leute eines Besseren zu belehren, darauf freue ich mich.
NRZ: Haben Sie einen Meistertipp und wer steigt ab?
Bommer: Ich möchte mich raushalten, wer Meister wird. Und unten wird es ähnlich zur letzten Saison. Aachen hatte ich frühzeitig nicht mehr auf der Rechnung und anders herum hatte ich Bochum abgeschrieben. Wir wollen nur schnell unten weg. Es ist mir auch egal, wer absteigt oder Meister wird. Wir wollen unser Ziel erreichen, um mal langfristig in der Bundesliga planen.
Quelle: NRZ, 11.08.2007
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