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DFB-Team
24.05.2006
Heiße Phase bei der Taktik- und Personalsuche
Genf - Immerhin: Die deutsche Nationalmannschaft hat den langen Weg zum vierten WM-Titel mit einem Sieg begonnen.
Bundestrainer Jürgen Klinsmann (l.) und sein Assistent Jogi Löw grübeln über die Taktik
Das mühsame 2:1 gegen den Schweizer Zweitliga-Aufsteiger Servette Genf am Dienstagabend konnte allerdings nach den intensiven Trainingsbelastungen der vergangenen Tage kein Maßstab sein.
Einer der Gründe, warum die Partie über 70 Minuten unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfand.
Klinsmann weiter zuversichtlich
Darüber hinaus wollte sich die DFB-Auswahl aber auch nicht in die Karten schauen lassen. Denn es ist die entscheidende Phase beim Einstudieren der Taktik und der Vergabe der Plätze für die Startformation im WM-Auftaktspiel am 9. Juni gegen Costa Rica.
Jürgen Klinsmann ist zuversichtlich, dass sich sein Team bis dahin in Top-Form befinden wird. „Wenn die Spieler weiter so hoch konzentriert arbeiten, muss uns im eigenen Land erst mal einer schlagen“, sagte der Bundestrainer.
„Ich kann versprechen, dass sich die Mannschaft zerreißen wird, um die Fans zu begeistern. Sie wird immer Vollgas geben.“
4-4-2 bleibt „Variante Nummer eins“
Grundlage für das offensive Spiel ist eine stabile Defensive. Dafür bleibt das 4-4-2-System „unsere Spielvariante Nummer eins“, so Klinsmann.
Dafür steht die erste Mannschaft nach jetzigem Stand größtenteils fest: Neben Jens Lehmann im Tor sind Arne Friedrich (rechts) und Per Mertesacker (zentral) in der Abwehr, Michael Ballack und Torsten Frings im Mittelfeld und Miroslav Klose im Sturm gesetzt.
Huth hat leicht die Nase vorn
Zudem haben derzeit Marcell Jansen aufgrund der Verletzung von Philipp Lahm auf der linken Seite, Bernd Schneider im rechten und Bastian Schweinsteiger im linken Mittelfeld sowie Lukas Podolski die Nase vorn.
Offen scheint dagegen die Position des zweiten Innenverteidigers, wobei Robert Huth offenbar leicht vor Jens Nowotny liegt. Die schlechtesten Karten hat momentan Christoph Metzelder, der am Mittwoch aber endlich ins Mannschaftstraining einsteigen konnte.
4-2-3-1 als erste Alternative
Neben der 4-4-2-Grundkonstellation wird intensiv an einer 4-2-3-1-Taktik gearbeitet, bei der sich Ballack bei gegnerischem Ballbesitz neben Frings ins defensive Mittelfeld zurückzieht.
Klose wäre in dem Fall die einzige Spitze, ins Mittelfeld würden entweder Podolski oder Schweinsteiger rücken. Denkbar ist zudem, dass Sebastian Kehl neben Frings defensiv agiert.
„Wir wollen vertiefen, völlig kompakt zu stehen, alle hinter dem Ball und eng beieinander“, erklärt Klinsmann seine Ziele. „Beim 0:0 in Frankreich ist das ideal praktiziert worden.“
Variante mit drei Stürmern gegen defensivere Gegner
Bei einem schwächeren Gegner ist zudem eine Variante mit drei Stürmern angedacht, wobei Gerald Asamoah (etwas defensiver) oder Neuling David Odonkor als Rechtsaußen ins Team rücken könnten.
Defensiv ist das System dagegen recht starr. "Die grundsätzliche Philosophie einer Viererkette in der Abwehr bleibt - und da gibt es auch noch viel zu tun", erklärt Co-Trainer Joachim Löw. „Aber wir wollen variabler werden, damit wir auch im Spiel das System ändern können."
Nach jetzigem Stand soll also auf eine Dreierkette als Alternative verzichtet werden. Ausgeschlossen ist eine Umstellung gleichwohl nicht.
Situationsbedingte Umstellung möglich
"Wir werden einen Was-passiert-wenn-Plan erarbeiten", sagt Löw. „Wenn wir zurückliegen ist es möglich, dass einer der Innenverteidiger ins Mittelfeld vorrückt und der defensive Mittelfeldspieler die Offensive verstärkt.“
Eine Dreierkette mit Mertesacker und Huth sowie Nowotny als zentralem Mann wie in Leverkusen hätte zudem eindeutige Vorteile bei der Absicherung.
Außerdem könnten so die defensiven Schwächen von Lahm und Jansen auf links sowie Schneider auf rechts aufgefangen werden. Friedrich müsste dann auf die Bank, dafür wäre aber im Mittelfeld (3-5-2) oder im Sturm (3-4-3) Platz für einen Mann mehr.
Defensivvariante schließt Klinsmann aus
Eine weitere theoretische Möglichkeit bei einem enorm spielstarken Gegner wäre eine 3-3-3-1-Formation mit drei defensiven Mittelfeldspielern vor der Dreierkette, etwas Schneider, Kehl und Frings, der dann eine Absicherung für seine Vorstöße hätte.
Doch davon will Klinsmann (noch) nichts wissen: „Selbst wenn wir gegen Brasilien spielen, werden wir uns nicht hinten reinstellen. Wir werden versuchen, nach vorne zu spielen.“
- Die Taktik-Varianten mit Viererkette:
4-4-2: Lehmann – Friedrich, Mertesacker, Huth (Nowotny), Jansen (Lahm) – Schneider, Frings, Ballack, Schweinsteiger (Borowski) – Klose, Podolski
4-2-3-1: Lehmann – Friedrich, Mertesacker, Huth (Nowotny), Jansen (Lahm) – Frings, Ballack (Kehl) – Schneider (Asamoah, Odonkor, Neuville), Podolski (Ballack), Schweinsteiger (Borowski) - Klose
4-3-3: Lehmann – Friedrich, Mertesacker, Huth (Nowotny), Jansen (Lahm) – Schneider, Ballack, Frings – Asamoah (Odonkor, Neuville), Klose, Podolski (Schweinsteiger)
- Die Alternativen mit Dreierkette:
3-5-2: Lehmann – Mertesacker, Nowotny, Huth – Schneider, Frings, Ballack, Schweinsteiger (Borowski), Jansen (Lahm, Hitzlsperger) – Klose, Podolski
3-4-3: Lehmann – Mertesacker, Nowotny, Huth - Schneider, Frings, Ballack, Jansen (Lahm, Hitzlsperger) – Asamoah (Odonkor, Neuville), Klose, Podolski (Schweinsteiger)
3-3-3-1: Lehmann – Mertesacker, Nowotny, Huth – Frings, Kehl, Jansen (Lahm) – Schneider, Ballack, Schweinsteiger (Podolski) - Klose
Aus Genf berichtet Martin Volkmar
http://www.sport1.de/de/sport/artikel_91725.html