Wer solche Fans hat, braucht keine anderen Feinde
Ich bin seit 18 Jahren Dauerkarteninhaber beim MSV und habe in dieser Zeit nahezu jedes Heimspiel und zahlreiche Auswärtsspiele gesehen.
Man muß es mal so offen sagen: Da trompeten alleine hier im Forum unglaublich viele über ihre ach so tolle Zugehörigkeit zum Verein und arbeiten in Wirklichkeit kräftig daran, die Stimmung noch mieser zu gestalten, als sie es ohnehin in den letzten Wochen und Monaten war.
Bundesligareif haben sich die Fans ohnehin in den letzten Jahren oft nicht verhalten, aber was derzeit abgeht, ist nur noch peinlich und wird völlig zurecht von vielen Medienvertretern nur noch mit ungläubigem Staunen registriert.
1.) Erlebe ich seit vielen Jahren immer wieder das alte "XY raus!"-Spiel. Es ist den "Raus!"-Rufern völlig egal, um wen es geht, sie sehen sich sowieso als die einzig wahren Zebras, alle anderen sind Söldner und gehören geköpft, wenn wir mit den nach wie vor bescheidenen finanziellen Mitteln nicht mindestens UEFA-Cup-Anwärter sind. Ein anderes Haßopfer namens Norbert Meier ist seinerzeit auch ständig angefeindet worden und bekam erst ein paar Sympathien nach der Kopfstoß-Affäre. Aber auch das paßt zum Geisteszustand einiger Fans.
Wer von den Oberschlauen kann denn tatsächlich beurteilen, worum es hier geht? Der MSV spielt oft unattraktiv, stimmt. Walter Hellmich greift mit seinen Prognosen und Zielsetzungen oft zu hoch, stimmt. Rudi Bommer hat Fehler begangen (siehe den peinlichen Ailton-Transfer), stimmt auch.
Aber welche Mannschaften außer den Betuchteren haben nicht permanent mit Abstiegssorgen, Krisen etc. zu tun. Nürnberg, Kaiserslautern (letzte Saison beinahe aus der 2. Liga abgestiegen!), Bielefeld, Gladbach, Freiburg, derzeit Frankfurt usw. - bei denen sieht es doch auch nicht besser aus, und wenn ja, dann nur vorübergehend.
Und es möge mir mal einer ein Beispiel dafür nennen, bei welchem Verein dieser Kategorie ein Trainerwechsel LANGFRISTIG irgendetwas verändert hat.
Das "Bommer raus!"-Geschrei ist mittlerweile nur noch zum Kotzen, weil es zum Gruppendruck verkommen ist, das alte George Bush-Motto "Wer nicht für mich ist, ist gegen mich", wird hier abgewandelt zu "Wer nicht gegen Rudi Bommer ist, ist kein richtiger MSV-Fan."
Wahrscheinlich wünschen sich die SChreihälse lieber einen Dampfplauderer mit Stammtischcharme wie Peter Neururer sich mal gab. Als würde Dummschwätzen Volksnähe bedeuten und normale Ausdrucksformen Abgehobenheit signalisieren. Ich prophezeie: Bei dem Fan-"Support" will mittlerweile ohnehin kein vernünftiger Trainer mehr zum MSV, und alle anderen haben es nach einer absehbaren Zeit genauso schwer.
2.) Makiadi hat nach dem Aachen-Spiel mit der Wortwahl "Denkzettel" überzogen, in der Sache aber leider Recht.
Natürlich kann man unzufrieden sein und den Trainer ablehnen. Aber die in Mode gekommene Bommer-Hetze ist doch nur noch Selbstzweck, damit neben den üblichen Raus-Rufern, die wahrscheinlich neben diesem Satz nur noch das unsägliche "alles außer Duisburg ist Sch..." (wow, wie intelligent...) zustande bringen, die üblichen Nachplapperer auch einen auf dicke Hose machen können.
Offenbar kommen Trainer und weite Teile der Mannschaft ganz gut miteinander aus. Und wenn die Spieler merken, daß einige Fans so verblendet sind, daß sie nicht einmal mehr den Spielstand bemerken, dann hätte ich an deren Stelle auch keine Lust, mich bei diesen Leuten auch noch zu bedanken - wofür denn auch?
Um es auf den Punkt zu bringen: Ich bin weder ein Bommer-Freund, noch ein Bommer-Feind (und wenn hier Leute von "Haß" sprechen, sollten sie sowieso erst mal in eine Therapie). Aber es geht einigen von den Dauerschreiern doch überhaupt nicht um den Verein, sondern darum, daß sie den Blick für die Realität verloren haben. Der MSV ist seit 25 Jahren ein Durchschnittsverein auf der Grenze zwischen 1. und 2. Liga, und bei dem Gefälle zwischen Spitzen- und Durchschnittsclubs wird sich daran auch in den nächsten 25 Jahren nichts ändern. Wir sind trotz holpriger Spiele noch nicht weg vom Fenster und 'bester' ABsteiger, also erst mal den Ball flachhalten. Bei anhaltender Erfolglosigkeit in der 2. Liga reagiert der Vorstand sowieso; aber der Vorstand darf auch nicht jeden Scheiß mitmachen, nur weil ihn ein Teil des Publikums fordert.
Und Makiadi - so ärgerlich sein verschossener Elfer auch ist - hat uns letzte Woche immerhin drei dringend notwendige Punkte beschert. Wenn ihm wegen seiner Äußerungen jetzt hier die Hölle heißgemacht wird, dann bestätigt das nur den Eindruck, den viele vom MSV haben: Ein Durchschnittsverein mit schönem Stadion und den tendenziell nöligsten Fans des bezahlten deutschen Fußballs. Nur weiter so.