Wenn man die unvermeidlichen Bayern mal oben abknipst, die ohne Problembär Hoeness vielleicht jetzt endlich zeigen dürfen, wie gut sie wirklich sind, war es eigentlich eine gute Hinrunde, nimmt man es rein vom Sportlichen.
Alle sind noch eng zusammen, ich würde so ab dem zehnen Tabellenplatz einschliesslich schon meinen, dass die konkrete Abstiegszone beginnt. Bei Paderborn ist kaum denkbar, dass sie noch nachlegen, Köln ist eigentlich hinter den Erwartungen nach erfolgter sportlicher Konsolidierung wieder zurückgefallen, dann gibt es die üblichen Verdächtigen, die trotz grosser Sprüche und vielen Ambitionen wieder nicht ansatzweise aus dem Quark gekommen sind:
Stuttgart, Hamburg, Berlin, Bremen. Alles grössere Städte, wo die Stadien eigentlich proppe voll sein müssten, die mehr oder weniger Anziehungskraft für ausländische und inländische Spieler besitzen, wo der Fussball zu Hause wäre, aber nichts vorwärts geht. Endgültig verkehrte Welt dann mit Dortmund, aber diese Rückrunde dürfte genügt haben um auch dem allerletzten einzubläuen, dass dort das Ende der Äera Klopp ganz schnell ganz nah heran gekommen ist. Mehr als drei Niederlagen zu Beginn der Rückrunde wird auch der Shooting Star der deutschen Trainerszene bei denen nicht überstehen; dies darf man prognostizieren, ohne noch als Miesmacher zu gelten.
Ich glaube, dass Stuttgart es noch einmal wuppt, wegen Stevens eben, Bremen auch wegen Frings u. Skripnik, aber Hamburg nicht mehr, trotz Beiersdorfer. Für mich ist bei denen einfach das Chaos insgesamt zu gross und der Trainer-Anfänger Zinnbauer ist an sich sowieso nur eine wenig bestechende Interimslösung für ein Ensemble aus selbstverliebten Fussballdiven gewesen; es wird aber nach der aktuellen Entwicklung mit dem Investorenrückzug kaum noch einen mit ausreichender Erfahrung geben, der seinen guten Namen als Übungsleiter dort ruinieren lässt.
Kaum zu fassen auch, was mit der Hertha gerade wieder geschehen ist: da kriegt man finanziell, wenn auch mit nicht vielleicht ganz astreinen Methoden, wieder Oberwasser und investiert die Kohle in Leute von Vor-Vorgestern wie Johnny Heitinga und Salomon Kalou. Wie gehabt hat Preetz beim Sturmsegeln vor der Steilküste noch einen Treibanker ans Boot gehängt, der einen jetzt langsam aber unerbittlich in das Verhängnis reinzieht. Und alles ist, wie es war: ratlos hochgezogene Augenbrauen und bedrückte, aber insofern auch entrückte Stimmlagen; ein ersichtlich angenervter Trainer, der es sich bestimmt nicht mehr endlos reinziehen wird - irgendwie hat man langsam das Gefühl, diese dafür schon wieder Verantwortlichen bei der Hertha tragen definitiv alle Stachelunterhemden und es geht ihnen erst dann so richtig gut schlecht, wenn die Götterdämmerung über dem leer gespielten riesigen Stadion so frühzeitig wie nur eben möglich ankündigt, weil man dann länger und ausgiebiger was zum Leiden hat. Arme, arme Fans in der Hauptstadt, die keiner fragt, ob sie auch Bock auf diesen neuerlichen Masochistentrip ihrer sportlichen Leitung haben.