Beschlüsse der Sicherheitskonferenz

Nach längerer Überlegung möchte ich an dieser Stelle einmal die Vereine in Schutz nehmen. Natürlich ist es dem gemeinen Fan schierer Balsam auf der Seele, wenn beispielsweise Union Berlin standhaft bleibt, andererseits aber auch übelriechender Lebertran wenn der eigene Laden zustimmt. Gut, das ist meinetwegen eine Frage der "Ehre", vor allem insoweit, als daß sich enttäuschenderdings gerade der eigene heißgeliebte Club nicht aus den anderen heraushebt. Im Ergebnis ist es erst einmal egal.

Die Beweggründe zuzustimmen waren aber mitnichten dergestalt, daß die zustimmenden Vereine etwa voll und ganz hinter dem Papier, noch weniger an der Begründung für das Zustandekommen des Papiers, stünden, sondern, wie ich glaube, schlicht und einfach das Bedürfnis diese querbeet als lästig und überflüssig empfundene Angelegenheit endlich vom Tisch zu bekommen.

Der zentrale Punkt dieser Geschichte ist nämlich weder "Sicherheit", noch "Fußball", noch "Fanszene", sondern Politik. Politik im Sinne von Wahlkampf. Aus diesem Blickwinkel ist die Sache auch zu bewerten. Die Politik hat "gehandelt" und "Zeichen gesetzt". Die Vereine haben dies mit ihrer Abstimmung zur Kenntnis genommen, die Politik damit zufriedengestellt und können sich nun wieder, dieser lästigen Sachlage entledigt, ihren eigenen Aufgaben zuwenden. Konkrete Änderungen seitens der Vereine wird es im Bezug auf Kontrollen, Auswärtskontingente und dergleichen weiterhin nicht geben. Nicht nur dieses eine Zitat von einem einzelnen Vereinsfünktionär weist darauf hin.

Also eben auf dem Heimweg im Auto SWR 1 Radio an. Aktuelles Thema, natürlich die heutigen Beschlüsse. Dann u.a. Interview mit dem Präsidenten vom VFb Stuttgart. Frage des Reporters, wie sieht das Erlebnis Fussball ab Sommer beim VFB aus ? Antwort : " Im Prinzip wie vorher, wir werden ausser einer neuen Videoanlage nicht groß verändern! Wozu auch, wir haben hier in Stuttgart keine Probleme, das mag andere Vereine betreffen!"
Frage : Müssen sich bei Ihnen die Fans bei Ihnen ausziehen zur Sicherheitskontrolle?
Antwort : "Im Prinzip nicht, bisher gab es so etwas bei uns noch nicht und ich denke, auch zukünftig werden wir das in nur wirklich begründeten Ausnahmefällen machen"

Damit ist auch die wirkliche Relevanz der diskutablen Beschlüsse als nur sehr gering einzustufen und der "Skandal" bleibt, im Hinblick auf die Vereine selbst, im Grunde doch sehr überschaubar. Die bisher geübte Praxis bleibt dieselbe und wenn nun der eine oder andere Ordner besser geschult wird, wird dies der Fankultur keinen Schaden zufügen.

Der eigentliche Skandal ist natürlich die Gängelung des Sports durch die Politik, verbunden mit der wirklich hetzerischen Suggerierung eines Problems, das, durch eine Vielzahl ernsthafter Studien zweifelsfrei belegt, nie eines war, keines ist und auch ohne "Sicherheits-Charta" keines werden würde. Die Politik, wie auch ihr kleiner Bruder, die Medienlandschaften, glaubt alldies übrigens selbst nicht und wird sich, wie bei Wahlkampfthemen und auf den Wahlkampf gerichteten Schnellschüssen allgemein, für die folgenden 12.12 Jahre komplett aus dem angeblich so hochexplosiven Thema zurückziehen. Und die Medien ziehen dabei mit.

Wenn die Fanszene in den nächsten Wochen nicht überdreht (was ich inständigst hoffe!), wird die Anzahl und intensität der Bürgerkriegsberichte vor Ort rapide schwinden. Selbstverständlich wird dabei auch auf die unerhörte Effektivität des nun beschlossenen Katalogs verwiesen, wohl wissend, daß im Grunde seitens der Vereine gar nichts in die Praxis umgesetzt wurde. Soviel zu den direkten tatsächlichen Folgen.

Die weitere und bereits eingetretene Folge ist dann allerdings das, was mir den puren Zorn zwischen die Ohren treibt, nämlich die Tatsache, daß die Politik aus eigens dafür konstruierten und selbst geschürten Notwendigkeiten sehr fragwürdige bis gesetzwidrige Richtlinien einfordern und ganze Gruppen der Bevölkerung unter Generalverdacht stellen "darf". Ich weiß durchaus, daß ich mit den Begriffen "Reichstagsbrand" und "Notstandsgesetze" bis hin zum "Ermächtigungsgesetz" gewaltig überziehe, sehe aber leider durchaus dennoch tendenzielle Anfangsparallelen.

Nun, der Gefahrenherd "Fußball" ist ja nun vom Tisch. Da bin ich einfach einmal gespannt, welche Pulverfässer nun in das Visier der Staatsmacht geraten. Das Oktoberfest und der Cannstatter Wasen? Die urbane Rush-Hour? Der Winterschlussverkauf?
 
um etwaige Vollkontrollen zügig und ohne unverhältnismäßigen Eingriff in die Persönlichkeitsrechte durchzuführen.

Wenn ich mich richtig erinnere, die Juristen hier dürfen mich gerne korrigieren, dürfen Vollkontrollen nur von der Polizei und auch nur in einem Verdachtsfall durchgeführt werden und an diesen Verdachtsfall sind weitere Hürden geknüpft.

Und das ist verdammt nochmal gut so. Wir leben in einem demokratischen Rechtsstaat und haben an manchen Stellen tatsächlich aus unserer Geschichte gelernt. Schließlich kann man mit solchen Kontrollen auch eine gewisse Demütigung(etwa von politischen Gegnern) erreichen. Hier wird mit den Grundsätzen dieser Republik gebrochen. Wir sind verdammt nochmal kein Polizeistaat und es gilt verdammt nochmal die Unschuldsvermutung. Hier wird dies seitens der DFL und der Proficlubs und damit inbegriffen der MSV, diese Unschuldsvermutung umgekehrt.

Aber jetzt hat der Profifußball bekloppten Sicherheitspolitikern (insb. bei der CSU und insb. in Person von Herrn Ralf Jäger) Tür und Tor geöffnet. Bald wird dies auf andere Bereiche ausgeweitet und das Argument wird dann sein "Beim Fußball war es doch auch nicht so schlimm".

Ach ja, lieber MSV da du ja hier mitliest und zugestimmt hast:
Ich mache mit dir schluss. For Real!
 
Kann mir jemand die genaue Zahl der Verletzten auf dem Oktoberfest nennen und im gleichem Zeitraum die Zahl der Verletzten im gleichen Zeitraum der Bundesliga bzw einer Saison ?

Danke:D
 
Wenn ich all die pflaumenweichgespülten Kommentare zu diesem Papier höre und lese, kommt mir die Galle hoch.

Tenor etwa liebe Fans, nehmt das nicht so ernst, es ändert sich doch nichts für Euch und dient letztlich nur der Förderung der von Euch gewünschten Fankultur. Seid froh, dass alles so gekommen ist, jetzt sind doch immerhin Eure Stehplätze nicht mehr in Gefahr.

Kommentare, die versuchen, die "andere Seite" etwas zu verstehen, bemerken immerhin noch, unter Einbeziehung der Fanbeauftragten wäre das Papier wohl geschmeidiger vom Tisch gegangen und und und.
Mensch merkt ihr eigentlich gar nichts?

Hier wird ohne zwingende Not klammheimlich weiter daran gearbeitet, gewachsene, demokratische Strukturen zu unterhöhlen, Fans zu entmündigen und am Gängelband zu halten, alles unter dem Deckmäntelchen einer imaginären Fürsorgepflicht.

Ich sehe nicht ein, mich irgendwelchen profilierungssüchtigen oder wie auch immer motivierten Aktivisten zu fügen.
 
Rechnet man die Zuschauerzahlen der 1,2 und 3 Liga zusammen kommt man auf ca. 10.000.000 (Zehnmillionen).

Quelle: http://www.transfermarkt.de/de/default/zuschauerstatistik/basics.html

Wenn man dann davon ausgeht, das von den 1142 Verletzten sicherlich 50-70% durch Pfefferspray oder Knüppelhiebe der Cops verletzt wurden, soll noch mal einer von einem Gewaltproblem in deutschen Stadien sprechen... :rolleyes:

Unter den Verletzten waren 235 Polizeibeamte

Auch hier sollet man bedenken, dass die Cops oftmals in ihre eigenen Pfefferwolken rennen oder von ihren eigenen Diensthunden gebissen werden. ^^
 
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Ich finde es einfach nur noch lächerlich auch vom MSV! Die schaffen es anscheinend nicht mal auf ihrer eigenen Internetseite eine Stellungnahme abzugeben und den eigenen Fans zu erklären warum mein seine Zustimmung zu dem Rotz gegeben hat:fluch: shame on you MSV! Ich bin Sonntag da aber ich für meinen Teil werde definitiv keine Stimmung machen. Ich halte es für einen ganz schlechten Stil seine eigenen Leute so zu verarschen.
 
ich weiß nicht ob ich es irgendwo überlessen, falls ja sorry, aber was passiert denn jetzt mit den Vereinen wie Union die dagegen gestimmt haben? Hat das jetzt irgendwelche Konsequenzen für die? MÜSSEN die jetzt die Maßnahmen durchführen und umsetzen die verabschiedet wurden? Und was passiert wenn sie das nicht tun?

Angenommen man stimmt gegen diesen Maßnahmenkatalog ist aber rechtlich verpflichtet die ganzen Maßnahmen jetzt umzusetzen. Dann hätte man zumindest ein Zeichen gesetzt und zeigen können: Fans wir wollten nicht, das haben wir auch so kommuniziert, aber wir sind rechtlich jetzt dazu verpflichtet.

So hätte man doch ein Zeichen gesetzt, bisschen Ars... in der Hose gehabt und könnte noch in den Spiegel gucken bzw. den Fans ins Gesicht. Tja schade MSV, da hat man wohl wieder eine Chance verpennt. Wobei ich langsam nicht mehr dran glaube das man sowas verpennt. Verpennen würde bedeuten das man es vertrödelt hat aber sonst gemacht hätte. Ich unterstelle den Verantwortlichen das es denen am Ar... vorbei geht, die hätten zu allem zugestimmt.

Also auf ihr blödes Klatschvieh, gebt uns die Kulisse fürs Fernsehn aber dann macht euch auch bitte wieder vom Acker, hört auf so nervige Fragen zu stellen und lasst uns in Ruhe, wir haben wichtigerse zu tun als Fußball zu leben und zu lieben.
 
Es wäre wirklich schön, wenn mir jemand einmal erklären könnte, inwiefern die Vereine die jeweiligen Fans verraten, verkauft, .... usw. haben, indem sie ein Papier abgesegnet haben, dessen Umsetzung in die Praxis doch ebendiesen Vereinen obliegt und auch das nur dann, wenn es diese Vereine auch wollen. :nunja: ICH käme mir jedenfalls erst DANN verraten, verkauft, .... usw. vor, wenn die Vereine das "Papier" tatsächlich aus freien Stücken in die Praxis umsetzen. Dann aber gewaltig.

Und was wäre denn die Alternative gewesen? Abgesehen von einem endlosen Pseudokampf gegen Politik und Presse, sowie gegen einen Großteil der absolut uninformierten, unbetroffenen und auch sonst nach Strich und Faden belogenen Bevölkerung, wäre nichts erreicht und nichts wirklich verhindert worden.

Mit der Zeit hätte sich das Ganze auf jeden Fall mehr oder weniger gegenseitig hochgeschaukelt. Politik und Presse hätten dann dankbar zugegriffen, um das bisherige Kunstprodukt "Gefahrenquelle Stadion" noch wirkungsvoller als Tatsache zu verkaufen und letztenendes wäre, auf welchem fragwürdigen Weg auch immer, die jetzt noch immer bestehende Freiwilligkeit einzelner Maßnahmen seitens der einzelnen Vereine zur rechtlichen Pflicht geworden.

Die Vereine haben dies wohl ähnlich gesehen, deshalb notgedrungen ihre Zustimmung gegeben und lassen dafür nun dem "Papier" die Aufmerksamkeit zukommen, die ihm gebührt. Für mich der eindeutig bessere Weg.

Mit entsprechenden Argumenten lasse ich mich aber gerne von einer anderen Sichtweise überzeugen. :zustimm:
 
Wenn ich mich richtig erinnere, die Juristen hier dürfen mich gerne korrigieren, dürfen Vollkontrollen nur von der Polizei und auch nur in einem Verdachtsfall durchgeführt werden und an diesen Verdachtsfall sind weitere Hürden geknüpft....Aber jetzt hat der Profifußball bekloppten Sicherheitspolitikern (insb. bei der CSU und insb. in Person von Herrn Ralf Jäger) Tür und Tor geöffnet.

Beispielsweise nach § 39 Abs. 1 Ziffer 2. Polizeigesetz NRW kann die Polizei Personen durchsuchen, wenn Tatsachen die Annahme rechtfertigen, dass diese Personen Sachen bei sich führen, die sicher gestellt werden dürfen. "Der sieht nach Pyro aus", ist sicher keine Tatsache.

Das Attribut bekloppt würde ich nicht den Politikern zuordnen. Die waren clever, müssen sie doch jetzt keine restiktiveren gesetzlichen Grundlagen, die schon wegen der Frage der Verhältnismäßigkeit juristische Angriffsfläche par excellence geboten hätten, erlassen. Das haben die Proficlubs mit ihrem Sicherheitskonzept für die Politik erledigt. Einer polizeilichen Durchsuchung kann man sich schlecht entziehen, einer Durchsuchung durch proficlubeigenes Ordnungspersonal schon. Wenn die Fans mit den "Teilnahmebedingungen" eines privaten Veranstalters nicht einverstanden sind, sollen sie dem Event doch fern bleiben. Fußball ist ja schließlich kein Akt monopolistischer staatlicher Daseinsvorsorge. Nicht so einfach, dagegen anzuargumentieren. Manchmal sind Politiker doch sclauer als man denkt.
 
Ich werde es mir künftig auch ganz einfach machen:

Fahre zum Heim- oder Auswärtsspiel unseres MSV, und dann gibt es zwei Möglichkeiten:

1.) alles läuft ab wie immer und ich werde weiter ins Stadion gehen

oder

2.) ich werde willkürlich zu einer Ganzkörperkontrolle gebeten.

In letzterem Fall verweigere ich diese Demütigung meiner Person, drehe auf der Stelle um, verlasse das Stadion und habe damit zum letzten Mal ein Fussballstadion unter DFL-Kontrolle betreten.

In diesem Zusammenhang würde ich dann auch meine Vereinsmitgliedschaft kündigen sowie meinen bisherigen Konsum von Fanartikeln komplett einstellen.

So einfach ist das.
 
Es wäre wirklich schön, wenn mir jemand einmal erklären könnte, inwiefern die Vereine die jeweiligen Fans verraten, verkauft, .... usw. haben, indem sie ein Papier abgesegnet haben, dessen Umsetzung in die Praxis doch ebendiesen Vereinen obliegt und auch das nur dann, wenn es diese Vereine auch wollen.

Trotzdem darf man von einem Profiverein spätestens am Tag nach so einer Entscheidung einen Stellungnahmen erwarten oder? Der MSV könnte ja z.B. sagen man hat dem Papier zugestimmt nur sieht man in Duisburg keinen Grund dafür die möglichen Maßnahmen auch so in Anspruch zu nehmen.
 
erst einmal abwarten,.

Und genau dieses abwarten ist ein großes, gesellschaftliches Problem in Deutschland (in allen belangen).
Abwarten, bis es zu spät ist.
Lieber mal agieren als hinterher reagieren zu müssen, wenns zu spät ist.

Denn dann sind es in der Regel diejenigen die am lautesten schreien, die vorher abgewartet haben.
 
Vorhin kam ein unfassbarer beitrag von dieter nuhr auf wdr 2 zu diesem thema. Hat bengalos mit schusswaffen gleichgesetzt und dumme thesen aufgestellt das es bei den strengeren kontrollen nur darum geht mal in die tasche zu gucken. Hat dieser spinner eigentlich je ein fussballspiel ausserhalb der vip loge gesehen? Hätte am liebsten ins radio geboxt... Was für ein spinner. Ich gucke mal ob ich das finde wenn ich zu hause bin.
 
Ich finde nach wie vor den Oberhammer, dass über die Medien die Politik eingeschaltet wird und durch die Blume gesagt wird, dass die Vereine gefälligst dieses Papier zu unterschreiben haben, ansonsten wird es teuer. Welche Möglichkeiten haben denn da die ärmeren Vereine u.a. unser MSV? Wie sollte man denn als klammer Verein entsprechenden Sicherheitsstandard gewährleisten? Wenn man jetzt so argumentieren möchte, dass das ja mehrhetlich von den Clubs so angenommen wurde, hat das ja bestenfalls scheindemokratische Strukturen.

PS: Um die Zahlen vom Oktoberfest mal etwas zu relativieren. Dieses Event dauert 16 Tage (grad gegoogelt) und findet an einem Ort statt, wohin gegen eine Fußballsaison ungefähr 300 Tage andauert und auf 36 Spielstätten in Deutschland verteilt ist. Mit Hinblick auf die Kontrollierbarkeit des Oktoberfestes sehe ich diese Zahlen als unverhältnismäßig hoch an. Nächstes Jahr Nacktscanner und bleifreies Bier nach München. Und wenn dann trotzdem mal einer der Schützenbrüder querschießt, wird direkt der ganze Schützenverein vom Fest ausgeschloßen. Erlebniswelt Oktoberfest nach dem Motto: Wir könne auch ohne Drogen (Bier). :D
 
Der MSV könnte ja z.B. sagen man hat dem Papier zugestimmt nur sieht man in Duisburg keinen Grund dafür die möglichen Maßnahmen auch so in Anspruch zu nehmen.

Das ist natürlich richtig und ich würde eine baldigste Stellungnahme auch sehr begrüßen.

Mike Oldmann hat ja oben den Präsidenten des VfB Stuttgart zitiert und ich bin mir sehr sicher, daß dessen Stellungnahme nicht exklusiv ist, sondern daß sie wohl stellvertretend für den weit überwiegenden Großteil aller Vereine genommen werden kann.

Aber klar: Es wäre dringend erforderlich dies auch als MSV Duisburg eindeutig öffentlich zu sagen.
 
Und genau dieses abwarten ist ein großes, gesellschaftliches Problem in Deutschland

Nun ja, wenn ich schon jetzt wüßte, wie sich die Umsetzung gestaltet, müßte ich natürlich nicht mehr abwarten. Es ist aber entscheidend die konkreten Umsetzungen der größtenteils freiwilligen Theorie in die Praxis abzuwarten, um dann für sich selbst oder insgesamt organisiert irgendwelche Gegenmaßnahmen zu unternehmen oder überhaupt fundierte Kritik an der Praxis zu äußern. Andersherum noch: Was willst DU denn anderes tun, als abwarten, wie sich die Praxis gestaltet? Protestbart tragen? Eine revolutionäre Zelle gründen? Buddhistische Selbstverbrennung?

Ich selbst habe bereits meinen örtlichen MdB und MdL aller in diesen Gremien vertretenen geschrieben, was ich von dem äußerst fragwürdigen Mechanismus, der überhaupt erst zu diesen Beschlüssen geführt hat, halte. Meines Erachtens ist das auch das allererste, was jeder Kritiker der Beschlüsse tun sollte, denn völlig losgelöst vom Fußball, ist die Fragwürdigkeit des Zustandekommens für jeden einigermaßen überzeugten und mehr denn je besorgten Demokraten offensichtlich.

Ich zweifle aber sehr daran, daß bis heute sonst noch besonders viele Beschwerden in diesem Sinne unterwegs waren. ;)
 
Alle Freunde aus den neuen Bundesländern bitte nicht böse sein, aber wer jahrelang wie ich in Westberlin gelebt hat und die Schikanen an den Grenzen vor dem Transitabkommen und danach auch von West-, nach Ostberlin und retoure mitgemacht hat, weiß wovon ich rede.

Ganzkörperkontrollen, völlig unbegründet, aber man hatte keine Chance, sonst keine Einreise bzw. Ausreise !

So etwas möchte ich nie wieder in meinem Leben mitmachen !

Leute, Leute, wo treibt die Politik, über die DFL und letztlich die Vereine die " schönste " Nebensache " der Welt, den Fussball hin !

Im Grunde müsste man die These vertreten, die Liga spielt und keiner geht mehr hin, wenn es nicht so traurig wäre !
 
Ich werde es mir künftig auch ganz einfach machen:

Fahre zum Heim- oder Auswärtsspiel unseres MSV, und dann gibt es zwei Möglichkeiten:

1.) alles läuft ab wie immer und ich werde weiter ins Stadion gehen

oder

2.) ich werde willkürlich zu einer Ganzkörperkontrolle gebeten.

In letzterem Fall verweigere ich diese Demütigung meiner Person, drehe auf der Stelle um, verlasse das Stadion und habe damit zum letzten Mal ein Fussballstadion unter DFL-Kontrolle betreten.

In diesem Zusammenhang würde ich dann auch meine Vereinsmitgliedschaft kündigen sowie meinen bisherigen Konsum von Fanartikeln komplett einstellen.

So einfach ist das.

das ist ein ganz vernünftiger Ansatz

(sorry fürn Fullquote........)
 
Es wäre wirklich schön, wenn mir jemand einmal erklären könnte, inwiefern die Vereine die jeweiligen Fans verraten, verkauft, .... usw. haben, indem sie ein Papier abgesegnet haben, dessen Umsetzung in die Praxis doch ebendiesen Vereinen obliegt und auch das nur dann, wenn es diese Vereine auch wollen. :nunja: ICH käme mir jedenfalls erst DANN verraten, verkauft, .... usw. vor, wenn die Vereine das "Papier" tatsächlich aus freien Stücken in die Praxis umsetzen. Dann aber gewaltig.

Und was wäre denn die Alternative gewesen?

Alternativlos sachse? :eek:

Es wurden die Vorkehrungen getroffen die Unschuldsvermutung und Persönlichkeitsrechte außer Kraft zu setzen. Der Willkür ist somit Tür und Tor geöffnet. Die Kriminalisierung der Fans wird weiter voran getrieben. Reicht dir das nicht?
 
Der Jäger ist einer der härtesten Verfechter für die Verschärfung des Vorgehens gegen Fans.

Aber mal ganz nebenbei:hat gestern jemand Sport 1 geguckt?

Da war der BMI und ein sog "Fananwalt", die sich da heftig beharkt haben.

Wobei der BMI (Bundesinneminister) den Typen mal ganz alt hat aussehen lassen.
Argumentativ wie rhetorisch war der Mann sehr gut gerüstet, einfache auf einander aufbauende Sätze, der Anwalt hat sich nur einen zusammen gestottert, das ging gar nicht.
Übrigens hat er sich klar distanziert von den Parolen der GdP (Kostenübernahme der Einsätze durch die Vereine) sowie der Abschaffung von Stehplätzen (will er nicht), aber auf Pyro hat er Null Bock.
Immerhin.
 
jop, habe ich gesehen!

das war allerdings der bayerische innenminister ;)

er und der wendt habe die beiden anderen ja kaum zu wort kommen lassen.
 
Reicht dir das nicht?

Nein :huhu:

Ich denke, ich habe durchaus nachvollziehbar dargestellt, daß ich 2 verschiedene Probleme sehe. Davon ist eines eins, das andere (noch) nicht oder auch gar nicht.

Problem 1 ist das Zustandekommen inklusive der Stimmungsmache bis hin zur Aufweichung grundlegenster Grundrechte in einem demokratischen Rechtsstaat. Dieses Problem ist nicht auf den Fußball beschränkt und geht von der Politik und deren Helfershelfern (Medien) aus. Was ich davon halte, habe ich erschöpfend dargelegt. Ich meine auch, wir dürften bzgl Problem 1 in etwa derselben Meinung sein.

Problem 2 ist der angebliche (und genau da wünschte ich mir eine plausible Begründung) "Verrat" oder was auch immer, den die Vereine allein durch ihre Stimmabgaben begangen haben sollen. Dabei wurde ein Paket von einzelnen Punkten beschlossen, daß den Vereinen gestattet, freiwillig gewisse Verschärfungen in die Praxis umzusetzen, wenn es diesen opportun erscheint. Oder eben auch nicht. Diese Stimmabgabe erfolgte wiederum einzig und allein auf Druck der Politik (womit das wesentlich gewichtigere Problem bei Problem 1 angesiedelt ist).
 
Vorhin kam ein unfassbarer beitrag von dieter nuhr auf wdr 2 zu diesem thema. Hat bengalos mit schusswaffen gleichgesetzt und dumme thesen aufgestellt das es bei den strengeren kontrollen nur darum geht mal in die tasche zu gucken. Hat dieser spinner eigentlich je ein fussballspiel ausserhalb der vip loge gesehen? Hätte am liebsten ins radio geboxt... Was für ein spinner. Ich gucke mal ob ich das finde wenn ich zu hause bin.

Mit Verlaub, jetzt wird es aber übertrieben. Ich habe den Beitrag zufällig auch gehört und mich schlapp gelacht....( vor allem die Durchsuchung einer Damen Handtasche...:D:D.)
Du weißt schon das es ein Kabarett Beitrag war ( macht der regelmäßig auf WDR 2) und kein journalistischer Beitrag.
Den Beitrag findet der geneigte Hörer auf WDR 2 , dann Dieter Nuhr, da sind alle Beiträge zu finden....
 
Diese Stimmabgabe erfolgte wiederum einzig und allein auf Druck der Politik (womit das wesentlich gewichtigere Problem bei Problem 1 angesiedelt ist).


Nein! :huhu:


"Dein" Problem 2 liegt mit "deinem" Problem 1 auf dem selben Servierteller. Der "Verrat" liegt eben darin, dass sich die Vereine ohne Not der Politik und den Medien gebeugt haben. Und du kannst davon ausgehen, dass nach dem kleinsten Pups von Fanseite aus, so mancher Verein diese "Regeln" anwenden wird. :mad:
 
Ich gebe Dir natürlich dahingehend recht, daß beide Probleme nur sehr schwer verdaulich auf einem gemeinsamen "Papperlapappteller" serviert worden sind. Dennoch liegt mir das eine wesentlich schwerer im Magen als das andere.

Dein zweiter Satz ist ja auch für mich der Knackpunkt, was das zweite Problem angeht. Ich habe ja auch dahingehend eindeutig geschrieben, daß die von Dir prognostizierte Praxis auch für mich der "berühmte Tropfen" wäre. Allerdings (und da bin ich auch etwas weniger schwarzsehend) erst DANN.

Unsere kleine aber feine Diskussion reduziert sich m.E. offensichtlich mehr und mehr auf das alte "Halbvoll-Halbleer", denn ich für mein Teil kann mir schon vorstellen, daß die Vereine mit ihren neuen theoretischen Befugnissen in der Praxis sensibel umgehen werden. Möglicherweise sensibler, als in der Vergangenheit mit den bis vorgestern bestehenden Möglichkeiten.
 
Unsere kleine aber feine Diskussion reduziert sich m.E. offensichtlich mehr und mehr auf das alte "Halbvoll-Halbleer", denn ich für mein Teil kann mir schon vorstellen, daß die Vereine mit ihren neuen theoretischen Befugnissen in der Praxis sensibel umgehen werden. Möglicherweise sensibler, als in der Vergangenheit mit den bis vorgestern bestehenden Möglichkeiten.

Dem stehen jedoch jetzt schon die Äußerungen mancher Verinsfunktionäre konträr gegenüber.
 
Der MSV könnte ja z.B. sagen man hat dem Papier zugestimmt nur sieht man in Duisburg keinen Grund dafür die möglichen Maßnahmen auch so in Anspruch zu nehmen.

Eine Stellungnahme? Tolle Geschichte, aber auf eine aussagekräftige Stellungnahme habe ich schon nach der ersten Version des DFL-Papiers gewartet.

Auch wenn der MSV diese Maßnahmen nicht umsetzen wird, müssen sie sich dafür mitverantworten, dass wir auswärts wie der letzte Dreck behandelt werden können.

noch ein interessanter Artikel:
http://www.altravita.com/ein-lehrstuck-in-sachen-demokratie.php
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Ach ja, der Kind. Den habe ich ja ganz vergessen. :D Womöglich auch Onkel Dietmar. Die beiden waren ja schon immer fleischgewordene Nacktscanner :zustimm:

Wie in fast allen Themen mit gewissem emotionalen Zündstoff, kann man halt eigener und damit auch manchmal ganz anderer Meinung sein. Und insbesondere dann, wenn sich wirklich belastbare Fakten erst aus der Praxis ergeben, sollte man mit Absolutheitsansprüchen einfach vorsichtig sein.

Unsere "Stimmhansel" begründen auf der VfB-Homepage übrigens wie folgt:

"Das war eine lange, aber inhaltlich sehr gute Mitgliederversammlung. Ich denke das Ergebnis ist insgesamt positiv für den deutschen Fußball und seine 36 Profi-Clubs zu werten. Mit den heutigen Entscheidungen ist ein wichtiger Schritt getan, die Unabhängigkeit des Fußballs gegenüber der Politik zu wahren", so VfB Präsident Gerd E. Mäuser. Zu den beschlossen Maßnahmen gehören u.a. die Qualifizierung und Zertifizierung von Ordnungsdiensten, ein verbesserter Austausch von Heim- und Gastverein, sowie die verstärkte Einbeziehung der Fanbeauftragten. Das Bemühen um einen verbindlichen Dialog mit den organisierten Fangruppen wird festgeschrieben, wobei der Verzicht auf Gewalt, Rassismus und politischen Extremismus nicht zur Disposition steht. Für den Einsatz von Pyrotechnik gibt es auch künftig keinen Spielraum. Darüberhinaus kann nun bei infrastrukturellen Defiziten individuell und auf die lokalen Gegebenheiten zugeschnitten nachgebessert werden. Ab der Saison 2013/2014 sollen die statuarischen Änderungen greifen. Nach 3 Jahren werden die beschlossenen Maßnahmen mit Blick auf ihre Wirksamkeit überprüft

Und weiter:

"Wir beim VfB Stuttgart standen während der Phase der Erarbeitung des Sicherheitspapiers in noch engerem Austausch mit unseren Fanvertretern als generell schon bei uns institutionalisiert. Zunächst war unser größter Kritikpunkt der enge Zeitplan und der Umstand, dass die Fanvertreter bei der Erarbeitung des ersten Arbeitspapiers nicht eingebunden waren. Daher war unser Vorschlag, eine zweite Kommission bestehend aus Fanvertretern zu bilden, die ihrerseits einen Maßnahmenkatalog erarbeiten und im Anschluss daran, diese beiden Papiere zu 'verheiraten' und einen Maßnahmenkatalog zu erarbeiten, der auf breiterer Basis steht. Dieser Vorschlag wurde zwar leider nicht umgesetzt, aber durch die Stellungnahmen der Vereine, die wie bei uns mit den Fanvertretern abgestimmt waren, wurde das Arbeitspapier stark verändert und das begrüßen wir ausdrücklich. So wurde beispielsweise aktuell noch der bei den Fans mit Sorge gesehene Punkt hinsichtlich der Möglichkeit der ‚Ticketreduzierung für Gästefans‘ mit deutlichen Auflagen versehen, so dass damit den Fans diese Sorge nun auch genommen sein sollte. Somit gab es für uns beim VfB Stuttgart auch keinen Grund, das Papier abzulehnen. Wir haben allen 16 Einzelanträgen zugestimmt", erklärt Gerd E. Mäuser weiter.

Zwar halte auch ich da einiges für Kokolores, bin aber keineswegs der Meinung, in irgendeiner Form verraten und verkauft worden zu sein. Ich bin mir ziemlich sicher, daß sich rund um das Neckarstadion nichts ändern wird. Und sollte jemals wieder der KSC-Anhang auftauchen, herrscht eben (leider) derselbe Armageddonzustand wie Jahrzehnte vorher auch.
 
Zwar halte auch ich da einiges für Kokolores, bin aber keineswegs der Meinung, in irgendeiner Form verraten und verkauft worden zu sein. Ich bin mir ziemlich sicher, daß sich rund um das Neckarstadion nichts ändern wird.

Dazu dann eine ganz einfache Frage: Wenn sich nichts ändern wird, und die Vereine die Ganzkörperkontrollen und die Reduzierungen des Gästekontingents nicht durchführen werden, warum sollten die Punkte dann eingeführt werden? :nunja:

Wie gesagt, die Aussagen einiger Verinsfunktionäre sprechen da schon eine ganz andere Sprache.

Du willst mir ja nicht erzählen, dass Du an das "Gute im Menschen" glaubst, der die Möglichkeit einer willkürlichen Machtausübung nicht nutzen wird?
 
Der Jäger ist einer der härtesten Verfechter für die Verschärfung des Vorgehens gegen Fans.

Aber mal ganz nebenbei:hat gestern jemand Sport 1 geguckt?

Da war der BMI und ein sog "Fananwalt", die sich da heftig beharkt haben.

Wobei der BMI (Bundesinneminister) den Typen mal ganz alt hat aussehen lassen.
Argumentativ wie rhetorisch war der Mann sehr gut gerüstet, einfache auf einander aufbauende Sätze, der Anwalt hat sich nur einen zusammen gestottert, das ging gar nicht.
Übrigens hat er sich klar distanziert von den Parolen der GdP (Kostenübernahme der Einsätze durch die Vereine) sowie der Abschaffung von Stehplätzen (will er nicht), aber auf Pyro hat er Null Bock.
Immerhin.


Der Fan Anwalt hat sich einen zurecht gestottert??? Fand ich überhaupt nicht, anfangs hat sich eher der BMI einen abgestottert, hat dann extra noch Statistikschwahten gewälzt um die tollen ZIS Zahlen zu presentieren um dann nachher belang und inhaltslose Parolen zu auschweifenden Kommentaren genutzt...Politiker eben...fand den aber bei weitem nicht so schlimm, wie den Wendt...wenn der könnte, wie der wollte...Pfosten!
Und beim Anwalt bin ich mir sicher, dat der auffen Acker geht...der hatte nen Gesichtsausdruck, als wenn der töten wollte...:D
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Die Vereinsfunktionäre sind vor den Politikern eingeknickt. Nicht nur das...

.....wenn ich die Aussagen von Kind, Watzke und Allofs z.B. heranziehe, sind sie in vollem Umfang auf Kurs der Politik.
Sie stellen sich nicht vor ihre Fans und/oder distanzieren sich von der systematischen Kriminalisierung einer Gruppe der Geselllschaft.
Ich nenne das Verrat.

Und die reaktionären Politiker sehen, dass es anscheinend (wieder) möglich ist einzelne Bevölkerungsgruppen einer Sonderbehandlung zu unterziehen.

Gef.ickt eingeschädelt.
 
Politiker und Funktionäre die das Stadionerlebnis nur aus ihrer gewärmten Loge kennen meinen also zu wissen was für den Fan am Besten ist? Von denen stand wohl keiner mal in einer Fankurve oder ist zu einem Auswärtsspiel gefahren. Sicherheitskontrollen kennen die Personen auch nur vom Hörensagen. Aber hauptsache "es muss was getan werden."

Vor allem wie das Papier verabschiedet wird regt mich auf! Fast einstimmig werden alle Punkte von den Vereinen abgewunken, da kann mal sehen wie groß das Interesse für die eigenen Fans ist. Die DFL und die Vereine lassen sich einfach vor den Karren der Politik spannen, die auf Kosten von Fußballfans Populismus und Stimmenfang betreiben. In der heutigen Zeit ist man das ja leider schon gewohnt, das die größten Pfeifen ganz oben auf der Leiter stehen. Haben keine Ahnung, aber davon viel!

Entweder passiert jetzt nichts oder die Sachen werden in der Härte auch so durchgeführt. An dem Tag an dem einer mich auffordert mich zu entkleiden sag ich ":stinkefinger:" und dann geh ich wieder Kreisliga gucken. Bin mal auf meine nächsten Stadionbesuche und Auswärtsfahrten gespannt.
 
Wenn ich mich richtig erinnere, die Juristen hier dürfen mich gerne korrigieren, dürfen Vollkontrollen nur von der Polizei und auch nur in einem Verdachtsfall durchgeführt werden und an diesen Verdachtsfall sind weitere Hürden geknüpft.


Ich zitiere mal aus dem Gedächtnis aus einem Vortrag von RA Udo Vetter, den ich vor ein paar Jahren gesehen habe.

Als Verdachtsbegründung genügt in der Regel die so genannte "kriminalistische Erfahrung". Hier erklärt sich dann, warum Menschen mit Dreadlocks an der niederländischen Grenze oder Dunkelhäutige am Düsseldorfer Hauptbahnhof deutlich häufiger kontrolliert werden, als andere.

Viel Spaß dann beim Tragen von Kapuzenpullis!
 
Der Automatismus, den die politischen Scharfmacher, angeführt durch Bundesminister Friedrich, in Gang gesetzt haben, hätte durch die Vereine unterbrochen werden können. Dann wären die Fragen aufs Tapet gekommen, die eigentlich relevant sind. Zuvorderst, wem dieses "Sicherheitskonzept" eigentlich dient, ausser den Politikern, die es eingefordert haben. Und des weiteren, welcher Notstand eigentlich die erheblichen Eingriffe in das Persönlichkeitsrecht rechtfertigt, die jetzt möglich werden (hier geht es zunächst mal nicht darum, ob sie auch zur Anwendung kommen).

Wichtig auch: zur Bedrohung der Vereine durch die Politiker wurden zum Teil Massnahmen angekündigt, die gar nicht mit den vorliegenden Gesetzen übereinstimmen. Und dies durch die Minister, die zuständig für die Polizei sind. Offenbar ist es schon so weit gekommen, dass man hier mal einen raushauen kann, um den Pöbel zur Raison zu bringen, selbst unter Vortäuschung einer gar nicht bestehenden Rechtslage. Oder man meint, die Leute, die da gemeint sind, sind sowieso Outlaws respektive Abgehängte, bei denen es nicht mehr drauf ankommt.

Schön und gut, dass Politiker, die im Wahlkampf punkten müssen, oder sich, wie Ralle Jäger bei uns, für die bundesweite Zukunft profilieren wollen, hier Grenzen überschreiten. Leider kennt man das zur Genüge. Und daraus kann man ableiten, dass sowas immer weiter funktioniert, bis es als das entlarvt wird, was es ist: sumpfiger Populismus, der Versuch, die Stammtische aufzuwiegeln, sich als durchsetzungsstark verkaufen, indem man selbst erzeugte Scheinriesen erlegt.

Hätten mehr Vereine den Mut von Hamburg oder Köln aufgebracht, statt den "Grossen" hinterherzuhecheln (der Wurstkocher Hoeness hält sich doch sowieso schon für alles zuständig, was die Gesellschaft angeht, weil er mal eine Firma geerbt hat), hätte es jetzt einen Bruch in der Kontinuität dieser selbsterfüllenden Prophezeihung gegeben.

Die Minister wären am Zug gewesen. Können sie Polizeieinsätze den Vereinen überhaupt in Rechnung stelllen? Oder ist dies auch eine illegale Konstruktion? Könnte man ihnen mit unterlassener Hilfeleistung kommen, wenn sie die Polizei weglassen, und es wird tatsächlich jemand verprügelt? Wie ist das mit dem Gleichheitsgrundsatz? Können sie den Sportvereinen Polizeieinsätze in Rechnung stellen, das aber bei anderen Grossveranstaltungen, etwa Wahlkampfkundgebungen oder Schützenfesten, unterlassen?

Durch die breite Zustimmung haben die Vereine nun aber leider die Initiative der politischen Handlungsträger gerechtfertigt, indem sie eingeräumt haben, dass tatsächlich Handlungsbedarf gegeben war. Vielleicht haben sie sich ein bisschen Ruhe verschafft. Aber ab jetzt kann weiteres angemeldet werden.

Man hat nicht dazu beigetragen, Politiker als Rosstäuscher im Regen stehen zu lassen, sondern ihre Sichtweise nachvollzogen, und damit zur Wahrheit erhoben. Dass sich ein Friedrichs hiermit nicht zufrieden gibt, dürfte klar sein. Der steht jetzt da als einer, der dem mit Teleobjektiven herangezoomten Wahnsinn aus den Fanblöcken in seine Schranken gewiesen hat. Sobald es wieder mal kracht, was bei der Heterogenität der ganzen Thematik gar nicht ausbleiben kann, wird er lustvoll nachlegen.

Die Vereine haben alles in allem ihre Verhandlungsposition entscheidend geschwächt und den populistischen Bluthunden eine schöne Spur gelegt.
 
Dazu dann eine ganz einfache Frage: Wenn sich nichts ändern wird, und die Vereine die Ganzkörperkontrollen und die Reduzierungen des Gästekontingents nicht durchführen werden, warum sollten die Punkte dann eingeführt werden? :nunja: Wie gesagt, die Aussagen einiger Verinsfunktionäre sprechen da schon eine ganz andere Sprache.

Warum? Ganz einfach um eine Forderung der Politik zu erfüllen, die Ihrerseits durch dieses publikumswirksame Pseudodurchgreifen im Hinblick auf die kommenden Wahlkämpfe Punkte beim "Recht-so-Anteil" der Bevölkerung sammeln will. Die Hauptsache ist nun, daß die Politik nun behaupten kann, man habe eine entsetzliche innenpolitische Bedrohung abgewendet.

Im Kontext der peinlichen Pleiten rund um die NSU und anderer Pannen, war es doch längst klar, daß gerade in Hinsicht der Sicherheitskompetenz der jeweiligen Regierungslager in Bund und Land schleunigst irgendwelche "Erfolge" her mußten. Was der Sozialpolitik das "Betreuungsgeld", ist eben der Sicherheitspolitik das "Papier". Man muß kein Helmut Schmidt sein, um diese Zusammenhänge zumindest für sehr wahrscheinlich zu halten.

Den Vereinen, die in der Masse weder wirklichen Anlass gesehen haben, noch die Initiative ausgegeben haben, ist das "Papier" mehrheitlich wirklich Jacke wie Hose und die überwiegende Mehrheit ist lediglich froh, die peinliche Angelegenheit endlich vom Tisch zu haben. Und besonders glücklich damit ist da keiner (Ausnahmen bestätigen die Regel).

Die Aussagen einiger Verinsfunktionäre sprechen da schon eine ganz andere Sprache.

Möglich. Ich habe nicht besonders viele gelesen. Für mich zählt der VfB und der MSV. Kind, Hoeness, Hopp............mir egal. Die waren ja schon immer die Elefanten im Fanshop.

Du willst mir ja nicht erzählen, dass Du an das "Gute im Menschen" glaubst, der die Möglichkeit einer willkürlichen Machtausübung nicht nutzen wird?

Tatsächlich bin ich bis in dieses reifere Alter hinein der Überzeugung, daß der mächtige Mensch, wenn schon nicht "gut", so doch besonnen und intelligent genug sein kann, um der Willkür nicht die Zügel schießen zu lassen. ich baue einfach auf die Intelligenz und die Erfahrung der Mehrheit der Vereinsverantwortlichen und da gibt es eine ganze Menge, denen ich eine gehörige Portion Augenmass und Verantwortungsbewußtsein zutraue.

Und wie immer kann man alles auch ganz anders sehen. :zustimm:
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Den Vereinen, die in der Masse weder wirklichen Anlass gesehen haben, noch die Initiative ausgegeben haben, ist das "Papier" mehrheitlich wirklich Jacke wie Hose und die überwiegende Mehrheit ist lediglich froh, die peinliche Angelegenheit endlich vom Tisch zu haben. Und besonders glücklich damit ist da keiner (Ausnahmen bestätigen die Regel).

Mal davon abgesehen, dass der Rest politisch sehr weit hergeholt ist, frage ich mich ob Du da nicht etwas viel in die Reaktion der Vereine hereininterpretierst bzw. hineininterpretieren willst.

ich baue einfach auf die Intelligenz und die Erfahrung der Mehrheit der Vereinsverantwortlichen und da gibt es eine ganze Menge, denen ich eine gehörige Portion Augenmass und Verantwortungsbewußtsein zutraue.

Genau das wurde ja in der ganzen Debatte bereits eindruckvoll bewiesen. :rolleyes:
Ich finde es schade überhaupt darüber diskutieren zu müssen. Es gab einen eindrucksvollen Zusammenhalt gegen das Konzept, doch jetzt ist plötzlich doch alles gut. Die Leute sind einfach noch viel zu satt heutzutage.

Diese ganze Gewalt- und Sicherheitsspirale mit ihren mittlerweile abstrusen Auswüchsen muss doch mal durchbrochen werden. Du stellst es so dar, als wenn die Vereine keine andere Wahl gehabt hätten. Dieses Argument zählt in diesem Zusammenhang in einer demokratischen Gesellschaft nicht, oder ist zumindest schwer kommunizierbar.
 
politisch sehr weit hergeholt ist

In diesem Punkt weiß ich schon ziemlich gut wovon ich rede. Politik ist immer "weit hergeholt". Die Interpretationen im Hinblick auf die Vereine mögen dagegen diskutabler sein. Optimistischere Interpretationen haben aber in jedem Fall erst einmal dieselbe Daseinsberechtigung wie pessimistischere ;)

Du stellst es so dar, als wenn die Vereine keine andere Wahl gehabt hätten

In letzter Konsequenz hatten sie ja auch keine oder glaubst Du etwa allen Ernstes die Politik hätte es bei Ablehnung mit einem "Ihr wollt nicht? Gut, dann lassen wir es" bewenden lassen?

Ich finde es schade überhaupt darüber diskutieren zu müssen

Wer muss? :confused: Niemand muss. Du nicht und ich auch nicht.
 
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