Hatten wir auch alles schon: aber jahrelang war es eben auch sozusagen nicht unser "Verein", und eine Fahrt ins Wedaustadion war so geworden, wie ein Besuch im Phantasialand in Brühl. Auch da guckt man ja auf Eintritt und Verzehrbon, hebt die Schultern an und fragt sich und seine Begleitung, ob das jetzt schon alles gewesen ist. Ich bin hingegen immer noch beseelt (erscheint mir tatsächlich das richtigste Wort!) von der Vorstellung eines ganz neues Weges, den wir nach unserer Stunde Null wirklich gemeinsam bestreiten und beschreiten.
Was mich sehr ärgert ist, wenn aus so etwas dann die Schlussfolgerung für einige resultiert, es gäbe in Duisburg neuerdings Demut und eine Unkultur des Speichelleckertums vor einigen Typen, die etwas dickere Autos fahren als die Mehrzahl derjenigen, die sie hauptberuflich jede Woche ins Stadion locken sollen. Das ist für mich eine groteske Umkehrung der Situation und von all dem, was hier in den letzten Jahren passiert ist. Ich finde, man hat die Zusammenhänge, die eigentlich zwingend zu unserem Ende als Profifussballverein hätten führen müssen, doch auch hinreichend genug beleuchtet, um für alle erkennbar zu machen, dass hier gerade in der Äera Hellmich vorwiegend die Anmassung regiert hat, man den Fans das Blaue vom Himmel herunter versprach, man so tat, als wäre dicke Hose die einzige Sprache, die man in Fussballkreisen versteht, etc. Meine Güte, dieser ganze Tullus ist erst vor so kurzer Zeit und unter solch grotesken Zuckungen gescheitert, und jetzt redet man es schon wieder herbei als das, was den Fussball im Pott nunmal eigentlich ausmachen soll.
Jetzt geht es, so schmerzlich das manchmal sein mag, hingegen doch wenigstens realitisch zu. Wenn wir aber diejenigen, die dieses neue Lebensgefühl wesentlich mitgetragen haben, beim allerersten Rückschlag schon wieder mit ätzender Häme überziehen würden, hätte das für mich nichts mit kerniger Fankultur zu tun, sondern mit der Aufforderung, uns in Zukunft nicht mehr mit Realitäten zu behelligen. Sondern uns gefälligst wieder einen neuen Kentsch und einen neuen Hellmich vor die Nase zu setzen. Für mich ist das in letzter Konsequenz gar nicht heldenhaft, sondern das ziemlich genaue Gegenteil davon. Dass manchmal diejenigen am Lautesten rufen, die am wenigsten Selbstvertrauen haben, kennt man ja sowieso.
Ich bin weiter stolz auf diesen Verein, in weiten Teilen sogar auf diese Mannschaft, die es jedenfalls versucht hat. Nichts wird mich davon abbringen, und wenn ich demnächst trauern muss, wird es hoffentlich ein gemeinsames Trauern. Welches ohne Schuldzuschreibungen und Abrechnungen auskommt. So wie ja auch unser Triumpf letzte Saison eine gemeinschaftliche Angelegenheit gewesen ist. Was damals galt, gilt nach wie vor, muss einfach weiterhin gelten. Naja, vielleicht war ich auf ner falschen Fete damals, aber das will ich mal nicht hoffen!